HDR-Software
Testbericht: Franzis HDR projects professional
2013-08-31 Ende 2011 haben wir hier auf digitalkamera.de das vom Franzis-Verlag vertriebene "HDR projects platin" vorgestellt. Nun schickt der Franzis-Verlag mit dem "HDR projects professional" eine weitere noch umfangreichere HDR-Software ins Rennen. "HDR projects professional" soll neben den erweiteren Funktionen auch in Sachen Performance einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht haben. Ob sich die knapp 300 Euro teure Software wirklich so stark von seinem kleinen Bruder abheben kann versuchen wir in diesem "hands on" zu ermitteln. (Harm-Diercks Gronewold)
Der Belichtungsreihenbrowser ordnet Belichtungsreihen wahlweise automatisch oder in vorgegebenen Gruppierungen untereinander an. [Foto: MediaNord]
In der Bildvobereitung kann man neben der Farbraumwahl auch die Farbtemperatur bestimmen sowie verschiedene Methoden zur Reduktion von Geisterbildern aktivieren. [Foto: MediaNord]
Die Arbeitsfläche von HDR projects professional präsentiert sich aufgeräumt und klar strukturiert. [Foto: MediaNord]
Die einblendbare Grenzpixelanzeige in HDR projects professional zeigt die Pixel farblich an, die nahezu über beziehungsweise unterbelichtet sind. [Foto: MediaNord]
Die Luminanzmap zeigt die Helligkeitsverteilung im Bild als farbliche Überlagerung an. Damit hilft sie dem Anwender, die Helligkeitsbereiche richtig einzuschätzen. [Foto: MediaNord]
Neben der Unterstützung für 64-Bit Betriebsysteme kann "HDR projects professional" auch auf GPUs (Graphic Processor Unit) von Grafikkarten zurückgreifen, um die Berechnung der komplexen Prozesse zu beschleunigen, damit der Anwender Bilder bearbeiten kann und nicht lange auf sie warten muss.
Neben den Hauptbereichen HDR-Fusion, HDR-Painter und Tonemapping/Postprocessing wurde ein Belichtungsreihenbrowser implementiert, welcher selbstständig Belichtungsreihen in einem wählbaren Verzeichnisbaum erkennt und zuordnet. Eine manuelle Zuordnung der Bilder ist nicht möglich, lediglich eine Auswahl einer Anzahl von Aufnahmen einer Belichtungsreihe. Der Belichtungsreihenbrowser bietet zudem eine kleine Vorschau neben den Belichtungsreihen an, so dass der Anwender erkennen kann, ob die Aufnahmen korrekt zugeordnet wurden. Sollte eine falsche Zuordnung vorliegen, so können falsche Bilder aus der Belichtungsreihe entfernt oder in eine neue Reihe verschoben werden. Eine manuelle Zuordnung von Bildern zu Belichtungsreihen ist möglich, aber umständlich. Ein großer Nachteil des Belichtungsreihenbrowsers ist, dass er keine Indexierung erstellt, sondern jedes mal aufs neue das angegebene Verzeichnis durchsucht.
In der Vorbereitung der Belichtungsreihe bietet HDR projects professional dem Anwender neben einer manuellen Weißabgleichanpassung und einer Bildentrauschung eine erweiterte Bildausrichtung an. Diese kann auch feinste Objektbewegungen berücksichtigen sowie eine Detailprognose in der automatischen Geisterbildkorrektur anwenden.
Die Arbeitsfläche ist aufgeräumt, übersichtlich und kann farblich angepasst werden. Wie schon bei HDR projects platin kann auch in HDR projects professional die Gewichtung der Einzelbilder einer der wählbaren Voreinstellung überlassen werden. Durch die Schieberegler unter den Einzelbildern können die Einzelgewichtungen der Bilder ebenso verändert werden, wie auch deren Belichtung selbst. Auf der rechten Seite sind die HDR-Algorithmen zu finden, aus welchen sich der Benutzer den gewünschten auswählen kann. Insgesamt elf verschiedene HDR-Algorithmen stehen in HDR projects professional zur Verfügung, vier mehr als in HDR projects platin. Um die Helligkeitsverteilung im Bild zu kontrollieren, kann jederzeit ein Histogramm angezeigt werden. Darüber hinaus bietet HDR projects professional eine sogenannte Luminanz Map. Diese zeigt die Helligkeitsverteilung als farbige Überlagerung im Bild direkt an, so dass der Anwender sofort sehen kann, wo genau welche Helligkeitsverteilung vorliegt.
HDR projects professional stellt dem Anwender ebenfalls die einzigartige Funktion HDR-Paint zur Verfügung. Diese erlaubt es, die Verteilungsmaske mit Pinseln individuell zu bearbeiten, um bei komplexen Bildern ein optimales Ergebnis zu erhalten. Dabei wählt der Anwender die entsprechende Farbe aus, welche dem Bild entspricht, welches mehr Gewichtung erfahren soll. Dabei ist zu beachten, dass die Basisgewichtung aus dem HDR-Algorithmus nicht angetastet wird. Die Pinselgröße kann variabel angepasst werden und Funktionen wie der "Weichzeichner" sowie der "Stanzmodus" erlauben eine exakte Bearbeitung der Gewichtungen.
Im letzten Arbeitsschritt, dem Tonemapping, kann der Anwender seine Kreativität voll ausleben oder auf Voreinstellungen zurückgreifen. Selbstverständlich können Voreinstellungen kopiert, geändert, erweitert und auch zu neuen Voreinstellungen kombiniert werden. Insgesamt stehen dem Anwender neun Tonemappingverfahren und 59 Postprocessing-Effekte zur Verfügung, welche ebenfalls beliebig kombiniert und jeweils individuell angepasst werden können. Eine Im- und Exportfunktion für Voreinstellungen steht auch zur Verfügung. Die zuschaltbare Grenzpixelanzeige unterstützt den Anwender dabei, Bildbereiche zu identifizieren, welche in den Tonwerten zu den Maximalwerten tendieren, damit können "ausbrennende" Lichter und "absaufende" Schatten vermieden werden. Die Software bietet des Weiteren eine 360° Panorama-Anzeige und eine Filterfunktion für Postprocessing-Effekte an, letztere sorgt dafür, dass nur Effekte angezeigt werden, die keine störenden Helligkeitsränder bei 360° Panoramen erzeugen. Zusätzliche Funktionen ermöglichen das Setzen von "Redo"-Punkten, eine automatische Geisterbildkorrektur und einer Stapelverarbeitung. Unter der "Haube" können Experten weitere Einstellungen in Sachen Qualität, Glättungsmodus, Tonemapping und Luminanzkonvertierungen vornehmen.
Fazit Wenn man dachte, dass mit HDR projects platin das Ende der Fahnenstange in Sachen Einstellungsmöglichkeiten und Funktionsumfang erreicht wurde, dann wird man mit HDR projects professional eines Besseren belehrt. Ein riesiger Funktionsumfang bietet größte kreative Vielfalt. Dabei hilft die Software dem Anwender durch sinnvolle Mouse-Over-Texte, umfangreiche und ausblendbare Infotafeln und einer verständlichen Hilfefunktion. Größter Kritikpunkt ist nur der Belichtungsreihen-Browser. Mit knapp 300 Euro ist HDR projects professional sicher kein billiges Vergnügen, aber wer sich ernsthaft mit der gehobenen HDR-Fotografie auseinandersetzt, der sollte sich die Software zumindest in der Demoversion 30 Tage lang ansehen.
Kurzbewertung
- Funktionsumfang
- HDR-Paint-Modus
- Hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit
- Bildbrowser nicht optimal