HeliconSoft
Testbericht: HeliconSoft Helicon Focus Pro 4.80
2009-11-26 Mit dem Einzug der digitalen Fotografie sind viele technische Möglichkeiten entstanden, welche mit analoger Technik nur schwer bzw. unmöglich umzusetzen waren. So etwa können Bildbearbeitungsprogramme wie PhotoMatix Belichtungsreihen zu einem High-Dynamic-Range-Bild zusammenführen (HDR). Oder im Bereich der Makro-Fotografie kann man mit so genannten "Focus-Stackern" (Fokus-Stapeln) die Schärfentiefe dehnen. Hier gibt es einige Freeware-Programme und auch das nun in Deutsch erschienene Helicon Focus Pro (siehe weiterführende Links) von HeliconSoft. Ob das Programm seinem Namen als anspruchsvolle "Pro"-Anwendung gerecht wird, wollen wir versuchen herauszufinden. (Harm-Diercks Gronewold)
Was bedeutet Focus Stacking? Darunter versteht man das Herstellen einer Reihe von Aufnahmen, die von der Belichtung identisch sind, sich jedoch in der Fokusebene unterscheiden. Das eigentliche "Stacking" übernimmt die Software, diese berechnet mit Hilfe von komplexen mathematischen Formeln, was aus welchem Bild übernommen wird und was nicht.
Das Vertrackte liegt nun in der Fokussierung, denn diese muss von Aufnahme zu Aufnahme leicht verändert werden, damit die Software daraus ein einzelnes, durchgängig scharfes Bild berechnen kann. Dies erfordert immer ein "eingemauertes" Stativ und bei Makro-Aufnahmen am besten einen Einstellschlitten, auf dem die Kamera montiert ist, so dass man den Fokusring nicht drehen muss, sondern nur den Abstand von der Kamera zum Objekt ändert.
Sind die Fotos im Kasten, kommt Helicon Focus Pro ins Spiel. Doch bevor das Programm erstmalig genutzt wird, zeigt es anhand einer Beispiel-Fokus-Reihe, wie genau es arbeitet und was als Ergebnis möglich ist. Dem Nutzer werden zwei unterschiedliche Methoden angeboten, wie die Bilder verrechnet werden. Hier ist dann wieder die übliche "Versuch macht Klug"-Methodik zu verwenden, um die richtige Methode zu wählen. Wie bei einem guten HDR-Programm kann man auch in Helicon Focus Pro einzelne Bilder aus der Berechnung herausnehmen. Natürlich erlaubt das Programm auch die Benutzung von RAW-Daten, diese werden problemlos importiert und verarbeitet. Helicon Focus Pro bietet darüber hinaus noch die Möglichkeit, kleine Retuschen sofort auszuführen, ohne ein extra Bildbearbeitungsprogramm starten zu müssen.
In der Ausgabe der fertigen Datei lässt Helicon Focus Pro dann die Muskeln spielen. So kann man Dateien als JPEG, Tiff, BMP und sogar als Bilderserie in einer HTML-Animation ausgeben. Freunde von 3D können sogar 3D-Objekte ausgeben und betrachten. Ausschlaggebend ist hier allerdings eine hohe Anzahl von Einzelbildern. Um große Datenmengen verarbeiten zu können, ist Helicon Focus Pro in der Lage, Stapelverarbeitungen auszuführen. Auch Panoramabilder können mit dem Programm erstellt werden, hier erzielt das Programm jedoch keine so überzeugenden Ergebnisse wie z. B. das Freeware-Tool Hugin. Dies soll bei mikroskopischen Panoramen jedoch anders sein.
Da die Qualität des Ergebnisses maßgeblich vom Ursprungsmaterial abhängt, muss der Workflow bei der Aufnahme extrem präzise sein, da sonst das Endergebnis nicht überzeugen kann. So hielt die Software (trotz verwendeter Blitzanlage und fester Zeit-Blendenkombination) einige Bilder der Reihe für abweichend belichtet und warnte entsprechend. Im Ergebnis war das Bild in Ordnung, zeigte bei näherer Betrachtung jedoch einige kleine Mängel. So waren die Ränder der Dornen der fotografierten Edelkastanie scharf, der Untergrund jedoch nicht. So bildete sich ein unschönes Koma um einige hervorstehende Teile. Dies ist mit den Schiebereglern noch zu verbessern und ggf. auch durch den Einsatz einer Unterlage, die einen klaren Kontrast zulässt. Alles in allem kann das Programm keine Wunder in Sachen Schärfendehnung vollbringen, bei präzisem Workflow sind die Ergebnisse jedoch ziemlich dicht dran.
Kurzbewertung
- 3D-Ansicht
- Vielfältige Ausgabeformate
- 16-Bit Ausgabe
- RAW-Verarbeitung
- Extreme Genauigkeit gefordert
- Präzise Einhaltung vom Workflow nötig