Jasc
Testbericht: Jasc Paint Shop Pro 8
2003-09-22 Wenn man Paint Shop Pro als "Photoshop für Arme" bezeichnet, schwingt oft ein leicht arroganter Unterton mit. Was kann aber falsch sein an einer Bildbearbeitungssoftware, die mit professionellen Mitteln gute Bildergebnisse liefert, und das zu einem erschwinglichen Preis? (Kirsten Hudelist)
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Mit Paint Shop Pro bleiben eigentlich keine Wünsche offen. Der Hersteller
selbst definiert drei große Nutzungsbereiche: Digitale Fotografie, kreative
Grafiken und Web-Design. Alle Bereiche sind integriert in einer
ansprechenden und funktionalen Oberfläche. In der Menüleiste sind Befehle
und Funktionen sowohl in Wort- als auch in Symbolform vorhanden. Auf der
rechten Seite der Arbeitsoberfläche liegt die Werkzeugleiste. Hier liegen
Befehle zum Bearbeiten von Fotos und Grafiken, wie Beschneidungs-, Auswahl-,
Belichtungs- und Textwerkzeuge. Links liegen verschiedene Paletten, wie die
Ebenen- und die Übersichtspalette. Letztere ermöglicht eine Miniaturansicht
des Bildes, das gerade bearbeitet wird, sowie diverse zu dem Foto gehörende
Bilddaten, wie Bildbreite, Bildhöhe, Pixelformat und genutzter Speicher.
Außerdem wird die aktuelle Cursorposition angegeben. Die Paletten lassen
sich beliebig an die Bedürfnisse des Anwenders anpassen. Sie lassen sich
minimieren, maximieren, ein- und ausblenden. Darüber hinaus gibt es die
Möglichkeit, Paletten aneinander "anzudocken" oder frei stehen zu lassen,
beides durch simples Drag and Drop auf die Arbeitsfläche.
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Bei aller Nutzerfreundlichkeit ist Paint Shop Pro dennoch kein Programm,
das man sich mal eben zwischendurch komplett aneignen kann. Funktionen wie
Masken und Ebenen erfordern einige Beschäftigung mit dem Thema. Sich dieses
Wissen anzueignen, hilft ein in die Software integriertes Learning Center,
das sich über F10 schnell starten lässt. Hier sind alle wichtigen Themen in
fünf verschiedenen Hauptbereichen gespeichert. So kann man im Ordner
"Grafikprojekte" lernen, wie nahtlos gekachelte Bilder erstellt werden
können. Diese Art Bilder dienen der Speicherplatzreduzierung bei Webseiten
und sind ebenso praktisch im Einsatz als Desktophintergrund. Neben
Step-by-Step-Erklärungen und der Möglichkeit, die Kachelung per Mausklick
automatisch zu vollziehen, bietet das Programm noch eine reizvolle
Zusatzvariante. Viele der vorgestellten Projekte können anhand eines
Kurzfilmes noch leichter nachvollzogen werden. Die Filme zeigen die Vorgänge
so, als würde man sie von jemandem erklärt bekommen. Erläuterungen werden
eingeblendet und bleiben zum Lesen auch lange genug stehen. Bei Bedarf kann
der Film auch angehalten und "zurückgespult" werden. Der Mauszeiger im Film
führt dann die einzelnen Schritte vor. Ungeübte User können die Bewegungen
mit der eigenen Maus nachvollziehen und so ebenfalls einüben. Es macht aber
auch Spaß, sich die Filme einfach nur mal anzuschauen, um ein Gefühl für die
gebotenen Möglichkeiten zu bekommen. Eine andere gute Anleitungsquelle
bietet das beiliegende, über 500 Seiten starke Benutzerhandbuch. Aber auch
ohne derartige Hilfen lassen sich Arbeiten wie Helligkeit und Kontrast
leicht erledigen. Durch die Nutzung von automatischen Abläufen wie der
Farbbalancekorrektur gerät die Software zum Kinderspiel.
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Ein wunderbares Werkzeug ist das "Automatic Productivity Script". Was
sich erst einmal fürchterlich kompliziert anhört, ist in Wirklichkeit eine
echte Zeitersparnis und leicht zu erlernen. Hinter diesem Begriff verbirgt
sich nämlich die Möglichkeit, beliebige Arbeitsschritte zu speichern, was
sich besonders bei ständig wiederkehrenden Arbeiten lohnt. Plant man
beispielsweise einen Kalender mit Fotos in Wasserfarboptik mit
Weichzeichnereffekt, so aktiviert man lediglich den Button, der die
Skriptaufzeichnung startet und führt die erforderlichen Schritte einmal aus.
Nun klickt man lediglich noch auf "Skript speichern", gibt dem Vorgang einen
passenden Namen und die Aktion ist immer wieder abspielbar. Neben den
persönlich erstellten Aktionen gibt es eine Vielzahl bereits vorgefertigter
Abläufe – Infrarotkamera, Pointilist oder Vollbildschatten – um nur einige
zu nennen. Es gibt allerdings auch Vorgänge, die nicht als Skript
gespeichert werden können. Dazu zählen u. a. das Anpassen der
Benutzeroberfläche und das Bearbeiten von CMYK-Profilen. Dafür gibt es eine
Menge andere Wege und Mittel, PSP dauerhaft an die persönlichen Bedürfnisse
anzupassen. So kann man beispielsweise eigene Symbolleisten benennen und mit
den gewünschten Befehlen ausstatten. Zu den Dingen, die das Leben leichter
machen, gehören auch so genannte Batch-Verarbeitungsmechanismen. Dieser,
auch Stapelverarbeitung genannte Vorgang, ermöglicht gleichzeitiges
Umbenennen mehrerer Dateien. Dazu wählt man im Menü "Batch-Umbenennung" die
zu ändernden Bilder aus und klickt das Feld "Ändern" an. Dort kann man
zwischen diversen Optionen wie Folge, Benutzerdefinierter Text oder Datum
wählen. Anhand dieser Kriterien werden dann die Dateinamen geändert. Aber
auch bei den Bildbearbeitungswerkzeugen gibt es eine Fülle interessanter
Hilfsmittel. So gibt es ein Gitterverzerrungswerkzeug, das ein Raster über
das Foto legt. Durch Verschiebung des Rasters durch die Maus verzerrt man
automatisch das Bild. Auch das Hintergrundlöschwerkzeug ist sehr attraktiv.
Mit seiner Hilfe können bequem einzelne Objekte vom Hintergrund getrennt
werden. Von Beginn des Radierens an werden von der Software ähnliche
Farbpixel ausgelöscht. Um dabei eine möglichst gute Qualität zu erzielen,
empfiehlt es sich allerdings, ein wenig mit den Pinsel- und Maloptionen zu
experimentieren. Der Rote-Augen-Filter ist leider dermaßen ausgefeilt, dass
es fast schon schwierig wird, hier auf die Schnelle befriedigende Ergebnisse
zu erreichen. Immerhin hat man die Wahl zwischen Mensch- und Tieraugen,
Pupillenhelligkeit, Irisgröße, Schimmergröße, verschiedenen Augenfarben und
einigem mehr. Filter wie der "Soft Focus Filter" sind eine schöne Neuerung,
um Bilder à la David Hamilton zu zaubern. Über den Effekt-Browser können
alle Effekte am Beispiel des ausgewählten Fotos betrachtet und verglichen
werden. Auf Wunsch kann ein gewählter Effekt gleich übernommen werden. Das
kann allerdings je nach Arbeitsaufwand schon mal einige Sekunden dauern. Der
aktuelle Stand der Ausführung wird in einer Leiste im unteren Arbeitsfeld
eingeblendet, d. h. Angaben dazu, was gerade passiert und wie lange es
dauert. Ein Blick in diese Leiste lohnt vor allem auch dann, wenn man noch
etwas unsicher in Bezug auf die Symbole, Buttons und Werkzeuge ist. Dort
werden nämlich stets kurze erklärende Texte eingeblendet.
Paint Shop Pro 8 ist dermaßen umfangreich, das ein Artikel wie dieser nur
einen kleinen Einblick in die Vielfalt des Programms geben kann. Es lohnt
sich aber in jedem Falle, sich intensiver mit diesem Programm zu
beschäftigen. Die Software ist durch seine didaktische Güte prima geeignet
für Einsteiger. Aber auch fortgeschrittene User lassen sich durch die
praktikablen Tools und guten Bildergebnisse leicht überzeugen.
Kurzbewertung
- viel Qualität für wenig Geld
- umfangreiches Benutzerhandbuch
- Lehrfilme
- integriertes Lernsystem
- Effekt-Browser
- Hintergrundbilder für Websites (Kachelung)
- persönliche Arbeitsoberfläche speicherbar
- Exif-Dateien anzeig- und änderbar
- unterstützt 15 neue und erweiterte Dateiformate
- Arbeitsabläufe unter Umständen etwas langsam