Kai Brendel

Testbericht: Kai Brendel Bilderdatenbank

2002-09-04 Software, um Fotos zu archivieren, gibt es im Dutzend. Doch ist sie selten von aktiven Fotografen produziert, so dass sie manchmal an den realen Bedürfnissen vorbeigeht. Mit der "Bilderdatenbank" hat man den Glücksfall, dass ein programmierender Fotograf sich eine funktionale Datenbank gebastelt hat, die aus der Praxis schöpft. Die Einordnung und die Suche hat dadurch ein eigenständiges Profil entwickelt, das kaum Wünsche offen lässt.  (PhotoWorld)

   Bilderdatenbank [Screenshot: Photoworld]
 

Das "Gläserne Foto" kann nichts verbergen  Um den Fotos eine neue Heimat zu geben, legt man zuerst eine neue Datenbank mit „Datei – neu“ an. In diese werden die Fotos nach Filmen geordnet einsortiert. Da die Aufnahmen physisch einem Film zugeordnet sind, wurde auch hier diese Einteilung gewählt – auch wenn die Bilder aus einer Digitalkamera kommen. Unzählige Felder stehen bereit, um die mannigfaltigen Angaben aufzunehmen, die zur exakten Identifizierung eines Fotos dienen. Einige kann man bereits im Vorfeld über das Menü „Stammdaten“ definieren. Die eingetragenen Filmtypen, Tiergattungen oder Qualitätsstufen lassen sich danach bei Bedarf aus Listen auswählen, die die Eingabe vereinfachen. Die Daten werden so mit einem engen Netz aus Schlagworten überzogen, um auch komplexe Suchanfragen an die Datenbank stellen zu können.

Wenn man sich im Labyrinth der Schlagworte verirrt, hilft in vielen Fällen die deutschsprachige Hilfe weiter. Sie ist zwar nicht besonders ausführlich, verhilft aber in jedem Fall zu einem erfolgreichen Start mit dem Programm.

Bilderdatenbank - Arbeitsoberfläche [Screenshot: Photoworld]
  
  

Das Archiv wird aufpoliert  Auf einige der Kategorien kann man in der Baumansicht in der linken Seite des Browserfensters direkt zugreifen, so dass man etwa alle Tieraufnahmen auf einen Blick versammelt hat. Die Aufnahmen selbst werden unter „Fotoarchiv – Bilder einlesen“ einem virtuellen Film zugewiesen.

In einem Atemzug kann man sogleich einige grundlegende Verbesserungen vornehmen. Wenn man mit der rechten Maustaste ein Foto anklickt, erscheint ein Kontextmenü, über das man die Helligkeit verändert, das Foto in Graustufen umwandelt, die Bildanzeige auf einen Ausschnitt reduziert oder eine Uhrzeit zuweist. Die Originale werden durch die Manipulationen nicht beeinträchtigt, da die Bilder in einer Extra-Datei mit der Endung .pix aufgenommen werden.

Bilderdatenbank - drei Fotos wurden in einen virtuellen Film verfrachtet [Screenshot: Photoworld]    Bilderdatenbank - nachträgliche Bildkorrektur [Screenshot: Photoworld]    Bilderdatenbank - Belichtungskorrektur [Screenshot: Photoworld]
Jedes Foto lässt sich ausgiebig
beschreiben, kategorisieren und
mit Details seiner
Entstehungsgeschichte versehen.
 
    Das Kontextmenü bietet
Anwendungen zur Nachbearbeitung.
    Misslungene Fotos erhalten hier
eine neue Chance, im besten Licht
zu erscheinen.
 

Die Datenströme fließen ins Netz  Nach jeder Menge Fleißarbeit hat man schließlich das Bildmaterial fein säuberlich untergebracht. Nach dieser Pflichtübung kann man sich an die Kür wagen. Mittels der Exportfunktion sollen sie auf den Datenhighway verfrachtet werden, um sie der Netzgemeinde zur Verfügung zu stellen.

Der lange Weg ins Netz beginnt, indem man Bilder über das Menü "Bearbeiten – zu einem Export hinzufügen" reisefertig macht. Über "Datenbank – Liste exportieren" dagegen hat man direkten Zugriff auf geöffnete Filme, ohne dass man sie gesondert dem Export zuweist.

  

Bilderdatenbank - für jedes Bild wird eine eigene HTML-Datei angelegt [Screenshot: Photoworld]
Die Anwendung legt für jede
Aufnahme eine eigene HTML-Datei
an ...
  

 

Bilderdatenbank - fertige HTML-Datei [Screenshot: Photoworld]
... die so aussieht
  

In der einfachsten Variante werden nur JPEGs wahlweise mit oder ohne Vorschaubildchen erzeugt. Hierfür braucht man die Optionen für HTML nicht weiter zu beachten. Die Umwandlung kann weitgehend intuitiv durchgeführt werden und wird mit einem Klick auf den Button „Exportieren“ abgeschlossen.

Als zweite Möglichkeit aktiviert man im Reiter „Hauptbild“ die Checkbox „In HTML einbetten“. Freundlicherweise wurde vom Programmierer bereits eine HTML-Vorlage mitgeliefert, die als „embed.html“ oberhalb des Installationsverzeichnisses von „Bilddatenbank“ im Verzeichnis „html“ auf Bilderschmuck wartet. Für die Gestaltung der HTML-Seite empfiehlt es sich, das entsprechende Kapitel in der Hilfe nachzuschlagen. Wer halbwegs fit in der Sprache HTML ist, besitzt eine große Gestaltungsfreiheit, alle anderen müssen auf die Vorlage zurückgreifen.

Vermutlich will man auch einen Bildindex hinzufügen, um alle Fotos als Thumbnails auf einen Blick zu haben. Hierzu aktiviert man in den Ausgabeoptionen das Kästchen „Vorschaubilder erzeugen“ und geht zu der gleichnamigen Registerkarte. Dort setzt man ein Häkchen für "Indexdatei erzeugen". Als Minimum muss man nur wieder die Vorlage "index.html" im Verzeichnis „html“ angeben und dem Kind einen Namen geben.

Bilderdatenbank - Übersichtsindex erzeugen [Screenshot: Photoworld]
  
  

Ähnlich funktioniert das Programm, wenn man eine Textdatei voranstellen will, die mit den Thumbnails verlinkt ist. In diesem Fall wählt man zusätzlich die Checkbox "Übersichtsindex erzeugen". So werden die Besucher der Online-Galerie nicht durch langsame Ladezeiten abgeschreckt, wie sie selbst kleine Bildchen in entsprechender Masse verursachen.

Eine global zugängliches Archiv entsteht  Das Organisationstalent der „Bilderdatenbank“ erreicht aber seinen Höhepunkt, wenn es seine Fähigkeiten aufs Internet ausdehnt. Zu diesem Zweck steht das Kästchen "Für Internet-Datenbank" in den Ausgabeoptionen parat. Die verwendete Datenbanksprache mySQL ist sowohl eine der schnellsten als auch beliebtesten Werkzeuge im Internet. Doch besitzt sie von Haus aus keine Benutzeroberfläche, die aber die kluge Software automatisch mit Hilfe von PHP erzeugt. Dafür müssen zuerst einige Details in „Datenbank – Internet-Datenbank“ ausgefüllt werden. Die dazu notwendigen Angaben erhält man normalerweise von seinem Provider. Um die Felder korrekt auszufüllen, benötigt man etwas Basiswissen. Doch kommen dem Benutzer die Einstellungen so weit entgegen wie nur möglich. Die generierte Arbeitsoberfläche und das mySQL-File müssen danach nur noch ihren Platz im Webverzeichnis finden.

Fazit  Während viele Archivprogramme sich nur um einfache Verschlagwortung kümmern, dokumentiert die "Bilderdatenbank" jedes Detail, das für einen Fotografen von Belang ist – vom Kamerahersteller bis zum Lagerort von ausbelichteten Fotos. Auch der Zugriff auf sie ist so schnell und komfortabel wie man es sich nur wünschen kann.

Die Stärke der Anwendung ist die Einsatzfähigkeit für das Internet. Für den Bau einer Online-Galerie muss man sich aber ganz dem Design der Vorlagen beugen, wenn man nicht wenigstens über Grundkenntnisse in HTML verfügt. Ähnlich ist der Fall mit der Online-Datenbank gelagert. Die Kombination aus mySQL und PHP ist unschlagbar gut, doch wird man mit völliger Unkenntnis der Materie manche Hürde nehmen müssen. Doch rechtfertigen die fantastischen Möglichkeiten die Zeit, die man für die Einarbeitung benötigt.

Anmerkung  Seit Anfang 2004 wird das Programm unter dem Namen "Imabas" vertrieben. Es ist in vier verschiedenen Lizenzmodellen (Freeware bis "Kaufware") erhältlich. Ausführlichere Informationen finden Sie in unserer Meldung vom 31.03.2004 (siehe weiterführender Link).

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