Videoschnittprogramm
Testbericht: Magix Video deluxe 16 Plus
2010-01-22 Waren vor einigen Jahren die Videofertigkeiten von digitalen Fotoapparaten noch mehr Gimmick als nutzbare Funktion für echte Videos, so hat sich heute das Bild gewandelt. Keine Kompaktkamera kommt mehr ohne Videofunktion aus, und selbst DSLR-Kameras besitzen oftmals eine Videofunktion. Sogar hoch auflösende Videos mit 720p und sogar 1.080p sind keine Seltenheit mehr. Doch wie bekommt man den "Ballast" aus den Aufnahmen, mischt Musik unter die bewegten Bilder und blendet gekonnt von einer Szene zur anderen? Mit Video deluxe 16 Plus der Berliner Magix AG geht das seit neun Jahren immer wieder verbesserte Video-Bearbeitungsprogramm aus deutschen Landen in die 16. Runde. Ob das große Füllhorn von Funktionen zuviel ist für den Gelegenheitsfilmer oder genau passend, das soll diese Softwarerezension zu klären versuchen. (Harm-Diercks Gronewold)
Die wichtigste Voraussetzung für Videoschnitt und Authoring ist ein leistungsstarker Rechner. Um HD-Videos zu bearbeiten, sollte es dann schon mindestens ein 3-GHz-Pentium oder ein DualCore mit 1,3 GHz und entsprechend viel Arbeitsspeicher (1-2 Gigabytes) sein. Eine moderne Grafikkarte mit DirectX-9.c-Unterstützung und mindestens 128 Megabytes Speicher sollten vorhanden sein. Soll im AVCHD-Format bearbeitet werden, dann dürfen die Mindestvoraussetzungen schon gerne verdoppelt werden, um Videos mit hoher Performanz bearbeiten zu können.
Bei der Installation checkt Video deluxe 16 Plus die Systemleistung und passt automatisch die Voreinstellungen an, so dass möglichst flüssig gearbeitet werden kann. In der Plus-Version sind zusätzliche Effekte, der Foto Designer 6 und u. a. das Xtreme Druckcenter enthalten, eine genauere Auflistung der inkludierten Programme findet man auf der Magix-Produktseite (siehe weiterführende Links).
Nachdem die Installation abgeschlossen ist, wird der Nutzer begrüßt, und ihn erwartet eine aufgeräumte Arbeitsfläche in schickem Schwarz. Hier kann nun entschieden werden, von wo das Videomaterial kommen soll; also ob von der Festplatte, dem Camcorder oder ob eine Aufzeichnung gestartet werden soll. Im Zweifel kann auch ein Einführungsvideo angeschaut werden. In der zweiten Registerkarte "Bearbeiten" schaltet die Benutzeroberfläche dann in den Vollbildmodus um, und der Neueinsteiger dürfte für einen kurzen Moment erschrocken sein, denn neben dem Vorschaubildschirm links oben werden der Media-Pool mit Import-, Blenden- und Effekte-Manager angezeigt. Darunter befindet sich die Spuransicht. Der Nutzer kann bis zu 99 Spuren anlegen, und eine Spur kann Video, Ton oder Text beinhalten. Wurden Videos im ersten Bildschirm importiert, dann sind diese nun in der Timeline zu finden und können per Drag&Drop verschoben und sortiert werden. Natürlich stehen weitere Ansichten zur Verfügung, etwa eine Übersichts- oder die Storyboardansicht. Letztere ist der optimale Anfangspunkt, denn sie erlaubt es, die Szenen so zu sortieren, dass sie zusammenhängen und dramaturgisch passend sind. In der Timelineansicht zeigt sich grafisch, wie lang die verschiedenen Elemente sind. Hier ist dann auch der Ort, wo Überblendungen und andere Effekte angewendet, Tonspuren eingefügt und die Dramaturgie des Films bestimmt wird. Die Dramaturgie in einem Film entsteht durch den Schnitt; war dieser in "echten" Filmzeiten noch ein tatsächlicher physischer Schnitt des Materials, so ist es heute "nur" noch das Setzen eines Markers. Video deluxe bearbeitet Filme nondestruktiv. Das bedeutet, dass das Ursprungsmaterial nicht verändert, sondern das Ergebnis neu angelegt wird. Einen Schnitt kann man in Video deluxe entweder im Media-Pool durchführen und nur das aus einer längeren Szene ins Projekt überspielen, was man wirklich braucht. Natürlich kann man den Schnitt auch direkt im Projekt durchführen, und wenn man sich dort ein wenig vertan hat, dann kann man – dank nondestruktiver Bearbeitung – die Szene ändern, bis es passt.
Damit Szenen dramatisch ruhig oder kreativ ineinander übergehen, gibt es über 1.500 verschiedene Überblendungen, Effekte und Vorlagen, die benutzt werden wollen. Bild-in-Bild-Effekte sind ebenso möglich wie Chromakey-Überblendungen, Zoomfunktion oder klassisches Alphablending. Ein schneller und pfiffiger Titelgenerator ist selbstverständlich auch mit dabei und sorgt für stilvolle Texte während, vor oder nach dem Film.
Die Untermalung mit Musik wird auch wieder via "Drag&Drop" durchgeführt. Und auch hier kann man wieder aus einem Berg von Optionen wählen. So bietet sich oft eine Ton-Normalisierung an, damit der Lautstärke-Pegel bei allen Szenen identisch ist. Auch können Windgeräusche unterdrückt oder Soundclipping behoben werden.
Ergonomische Handhabung steht an oberster Stelle. So sind die Elemente mit kleinen Icons versehen, welche z. B. für Überblendungen, Lautstärke, Transparenz oder einen bestimmten Bereich zuständig sind. Wird ein bestimmtes Element oder eine Gruppe bearbeitet, dann kann diese mit einem Knopfdruck so in der Timeline vergrößert werden, dass sie in Bildschirmbreite angezeigt wird. Ist die Bearbeitung abgeschlossen, dann genügt ein erneutes Klicken auf die Schaltfläche, und die Timeline wird wieder komplett gezeigt. Eine "intelligente" Maussteuerung sorgt bei Aktivierung dafür, dass angrenzende Elemente mit verschoben werden, und sie bietet die Möglichkeit, Elemente in Gruppen anzuordnen und diese zu verschieben. Um Übersicht zu schaffen, kann man einzelne Gruppen auch in den Media-Pool verschieben, um diese Gruppe "zwischenzulagern".
Der letzte Schritt für ein Projekt ist der Export, und hier ist Video deluxe wirklich umfangreich. Es ist möglich, in alle unter Windows registrierten Codecs sein Video zu codieren. Auch stellt Video deluxe Plus einen kostenlosen MPEG-4-Codec zur Verfügung (nur bei der Plus- und Premium-Variante). Natürlich kann das Projekt auch als DVD, BluRay oder AVCHD-Disk mit animierten und individuellen Menüs und Kapiteln gebrannt werden. Um seine Werke als YouTube- oder Vimeo-Videos benutzen zu können, bietet Video deluxe an, diese automatisch hochzuladen, nachdem die Zugangsdaten zu dem eigenen Account eingegeben wurden.
Fazit Magix Video deluxe 16 Plus ist für den kleinen Kompaktkamera-Filmer sicher der Schuss mit einer Haubitze auf Spatzen. Fotografen/Filmer, die sich mit Fotografieren und Filmen die Zeit vertreiben, werden allerdings ihre helle Freude daran haben. Denn das Potenzial der Software ist so hoch, dass einem lange nicht langweilig werden wird. Die Einarbeitungszeit ist recht hoch, was bei einem komplexen Thema wie dem Videoschnitt aber auch nicht verwundert. Die mitgelieferten Assistenten und Hilfen können zwar einen Großteil der Arbeit abnehmen, jedoch gehen schon Stunden ins Land, um einen Film so zu trimmen, wie man ihn sich vorstellt. Für knapp 100 EUR bekommt man ein Softwarepaket, welches optimal auf das Filmen abgestimmt ist, jedoch auch Fotos nicht vernachlässigt. Denn der Clou ist, dass man natürlich auch Bilddateien als Elemente in das Projekt importieren kann und diese dann zu einem Diashow-Video ausgeben lassen kann oder diese mit den selbst gedrehten Videos kombiniert. Ansonsten gibt es natürlich auch eine "kleinere" Version, die sich in einigen Features von der "Plus"-Version unterscheidet z. B. fehlender MPEG-4-Codec (siehe weiterführende Links), dafür aber auch nur mit knapp 70 EUR zu Buche schlägt.
Kurzbewertung
- Effektauswahl
- Direkter Youtube-/ Vimeo-Export
- AVCHD-Support