Max Lyons’ TawbaWare Software

Testbericht: Max Lyons’ TawbaWare Software PTAssembler 3.4

2006-11-01 Was macht jemand, der selbst hervorragende Weitwinkel-Panoramafotos mit Hilfe der kostenfreien Panorama Tools von H. Dersch erstellt, wenn er mal nicht fotografiert? Richtig, er programmiert eine hilfreiche grafische Benutzeroberfläche wie PTAssembler 3.4, die es Leuten mit kleinem Geldbeutel leichter macht, ihm nachzueifern und eindrucksvolle Bilder zu erstellen – ohne sich in Komplikationen zu verstricken; seit der Version 3.0 sogar mit der Option "auf Knopfdruck erstellen", d. h. vollautomatisch.  (Dr. Bernd Schäbler)

Arbeitsfenster "Kontrollpunkte setzen" [Foto: Dr Bernd Schäbler]Was macht jemand, der selbst hervorragende Weitwinkel-Panoramafotos mit Hilfe der kostenfreien Panorama Tools von H. Dersch erstellt, wenn er mal nicht fotografiert? Richtig, er programmiert eine hilfreiche grafische Benutzeroberfläche wie PTAssembler 3.4, die es Leuten mit kleinem Geldbeutel leichter macht, ihm nachzueifern und eindrucksvolle Bilder zu erstellen – ohne sich in Komplikationen zu verstricken; seit der Version 3.0 sogar mit der Option "auf Knopfdruck erstellen", d. h. vollautomatisch.

Wer sich mit PTAssembler beschäftigt, lernt nicht nur 360°- und Weitwinkel-Panoramen zu erstellen, sondern erhält auch – den Querverweisen folgend – einen Blick auf die "Sonnenseiten" des Internet, wo man nützliche Informationen austauscht, Werkzeuge und Wissen bereitstellt, in Tutorials und Foren Tipps und Hinweise weitergibt, die der praktischen Erfahrung entspringen. Enthusiasmus, Könnerschaft und Hilfsbereitschaft sind wohl auch die treibenden Motive hinter Max Lyons’ Veröffentlichung von PTAssembler, das die Verwendung der Panorama Tools von Prof. H. Dersch für Laien ermöglicht. Statt durch Skripte erfolgt die Steuerung der Objektivtyp, Brennweiten- und FOV-Bestimmung [Foto: Dr Bernd Schäbler]mitgelieferten Kommandozeilen-Programme (PTStitcher, PTOptimizer und PTMender sowie pano12.dll) über Tasten und Eingabefelder, und die grafische Benutzeroberfläche erlaubt durch eine übersichtliche Menüanordnung sowie eine visuelle Repräsentation des Workflows in Form von Tabs über den einzelnen Arbeitsfeldern ein intuitives Navigieren durch den Arbeitsprozess. Wie immer bei den auf Kommandozeilen-Programmen beruhenden GUI-Tools lohnt eine intensive Erkundung des Dialogfelds "Voreinstellungen/Preferences": Hier werden nicht nur die Pfade zu den einzelnen DOS-Modulen (PTStitcher/PTMender und PTOptimizer) sowie zu einem optionalen, externen Bildbetrachter eingegeben, sondern vor allem auch zu Plugins wie "autopano.exe", "enblend.exe" oder "smartblend.exe" – obgleich PTAssembler auch ohne diese lauffähig ist. Die genannten nützlichen Hilfsprogramme gibt es kostenlos auf den einschlägigen Webseiten, und sie beschleunigen die Arbeit ungemein bzw. verbessern deutlich die Qualität der Bildergebnisse.

Automatische und manuelle Kontrollpunkt-Setzung[Foto: Dr Bernd Schäbler]Wer noch tiefer einsteigen möchte, sollte sich die Anhänge zu den genannten Tools sowie kostenlose Tutorials und hilfreiche Beiträge in Diskussionsforen ansehen, weil er dort Angaben zu Steuerungsparametern findet, die im Dialogfeld "Voreinstellungen/Plugins" in die entsprechenden Zeilenfelder einzutragen sind. Wesentlich teurere Stitcher-Programme wie z. B. Realviz Stitcher Unlimited 5.5 nutzen zwar mittlerweile auch "enblend" und "smartblend" zur Veredelung der zusammengerechneten Bilder, bieten aber nicht diese Möglichkeit der Feinsteuerung bzw. Anpassung.

Seit der Version 3.0 ist PTAssembler mit einem Vollautomatik-Modus ausgestattet, der dem Benutzer nach der Einrichtung des Programms und der Zusatzmodule sowie der Wahl des Ausgabeformats (JPG, TIFF, PNG, Mehr-Ebenen-TIFF/-PSD, Blended TIFF u. a.) einiges an Arbeit abnimmt und – genügend Sorgfalt bei der Aufnahme vorausgesetzt (Benutzung eines Stativs, alle Hochformat-Aufnahmen im rechten Winkel zur Horizontlinie, Abschaltung des automatischen Weißabgleichs) – exzellente Ergebnisse liefert. Die Automatik folgt der Logik des manuellen Arbeitsablaufs: Auslesen von EXIF-Daten, um Brennweite und Verbesserungsvorschläge im "Optimizer" [Foto: Dr Bernd Schäbler]FOV ("field of vision") festzulegen, Kontrollpunkte mit autopano.exe setzen, Anker- oder Referenzbild und Horizontalpunkt setzen (für die Justierung von Yaw, Pitch und Roll), Optimierung und Rendering des Endresultats. In der letzten Stufe des Workflows kommen die Module "enblend" bzw. "smartblend" zum Einsatz, sofern "Blended TIFF" als Ausgabeformat gewählt wurde. Alle störenden, sichtbaren Bildsäume und Kanten an den "Nahtstellen" der Einzelbilder sollten dann verschwunden sein. Je nach Rechnerleistung dauert der Vorgang mit "enblend" etwas länger, mit "smartblend" nicht ganz so lange, aber die Geduld wird belohnt. Nicht zu vergessen und bei den Aufnahmen zu berücksichtigen: Smartblend braucht viel "Pixel-Fleisch" an den Überlappungszonen der Bilder für die fehlerfreie Verrechnung. Und noch ein Tipp: Will man an den Nahtstellen zusammengefügte 360°-Panoramen erstellen, sollte man in den Kommandozeilen von "enblend" bzw. "smartblend" den Schalter "-w" einfügen; Max Lyons, der Weitwinkel-Panoramen bevorzugt, hat das schlicht in seinen ansonsten vorzüglichen Tutorial- und Help-Files übersehen.

Sollte das Ergebnis nicht überzeugen, weil etwa die automatische Kontrollpunktsetzung mit "autopano.exe" in einzelnen Bildern nicht genügend Informationen vorfand, bleibt die manuelle Eingabe/Korrektur: Der wichtige FOV–Wert kann in einem mitgelieferten kleinen Programm unter Berücksichtigung von Brennweite und Verlängerungsfaktor leicht errechnet werden; die Kontrollpunkte – fünf bis sechs sollten es pro Bildpaar sein – werden in je zwei parallelen Sichtfenstern gesetzt, Lupenfunktion und automatische Kursorsprung zum jeweils korrespondierenden Punkt im anderen Bild erleichtern die Arbeit, die automatische Setzung ist aber auch in nur einem Bildpaar möglich; danach erfolgt zunächst die "Nagelprobe" im Optimizer, dann optional die Erstellung eines Vorschau-Bildes (zur Kontrolle des horizontalen Verlaufs) und zu guter Letzt wieder die Endverrechnung, nachdem Projektionsart, Bildgröße und Ausgabeformat bestimmt wurden. Hier wieder ein Hinweis: PTMender befindet sich derzeit noch in der Entwicklung und beherrscht daher noch nicht alle im Klappmenü "Output File Format" anwählbaren Ausgabemöglichkeiten; gegebenenfalls muss man den älteren PTStitcher einsetzen.

Wahl von Bildgröße und Format; Vorschaubild [Foto: Dr Bernd Schäbler]Im Arbeitsfeld Optimizer erhält man, nach mehrmaligen schnellen Durchläufen mit je unterschiedlichen Parameterwerten für Yaw, Pitch und Roll – d. h. die exakte Positionierung der Bilder in Bezug auf das gewählte Referenzbild –, erste Hinweise auf Probleme: Der Referenz- bzw. Horizontalpunkt könnte falsch bestimmt worden sein, oder die Kontrollpunkte wurden nicht genau übereinstimmend gesetzt. Hier muss dann so lange nachgebessert werden, bis die Warnhinweise verschwinden und die erlösende Meldung im Textfeld erscheint: "This is low. A good panorama can be created." Anders als im "Editor" des Panorama-Programms PTGui, wo horizontale Kurvenverläufe, Horizontlinie etc. leicht korrigiert und die schwarzen Ränder beschnitten werden können, hat man in PTAssembler leider keine unmittelbare Sichtkontrolle, sondern muss sich in "rekursiven Schleifen" – mit jeweils wechselnden Eingabe-Parametern – voranarbeiten.

Resümee: Wie bereits anklang, ist – unter dem Gesichtspunkt Bedienungskomfort betrachtet – PTAssembler irgendwo zwischen den anderen beiden Panorama-Stitchern, die auf den Panorama Tools basieren, Hugin von Pablo d’Angelo und PTGui von New House, anzusiedeln, mehr wohl in der Nähe von Letzterem. Mit der Möglichkeit der vollautomatischen Bilderstellung punktet das Programm und macht dadurch wett, was man an hilfreichen bzw. nützlichen Funktionen vermisst: z. B. Thumbnail-Bilder, die schnelle Bilderrotation um 90° oder die Steuerung von Yaw, Pitch und Roll auf visuellem Weg in einem Editor. Max Lyons bezeichnet PTAssembler als ein "Windows helper program for Panorama Tools"; das ist zweifelsohne richtig, zugleich aber auch ein gewaltiges Understatement.

Kurzbewertung

  • informative Hilfe-Datei und gute Unterstützung durch Tutorials
  • hilfreiche Verbesserungsvorschläge im Optimizer
  • Einbindung und Parametrisierung von Plugins (Autopano, Enblend, Smartblend)
  • gute Unterstützung manueller Kontrollpunkt-Setzung
  • vollautomatische Erstellung von Panoramen
  • Erstellung von nahtlos zusammengefügten 360°-Bildern sollte besser unterstützt werden
  • Hinweis auf wichtige Schalter/Parameter für Plugin-Programme fehlt in Hilfe-Datei
  • Sichtkontrolle bei Yaw-, Pitch-, Roll-Korrekturen fehlt

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