MeeSoft

Testbericht: MeeSoft Image Analyzer 1.17

2003-08-11 Auch wenn sie nicht an die Produkte großen Softwareschmieden herankommen, glänzen die Programme privater Bastelwerkstätten durch eigenständige Ideen. Sie sind zwar nicht immer aus einem Guss, im Falle einer kostenlosen Software kann man sich ohnehin unbesorgt die Rosinen herauspicken. Mit dem Image Analyzer besitzt man zwar kein perfektes "Rundum-Sorglos"-Paket, doch hat er für manches Problem des Digitalfotografen die richtige Lösung.  (PhotoWorld)

Die Freeware entpuppt sich als Sammlung vielfältiger Anwendungen, die kleinere und größere Bildfehler beheben soll. Eine kleine Auswahl führt die folgende Softwarereview vor.

Rote Augen werden bei ausreichenden Farbunterschieden wieder menschlich  Die Leistungen des Image Analyzers sind bei einigen Filtern abhängig vom jeweiligen Motiv. Das erste Beispiel dafür ist die Entfernung von rotgeblitzten Augen, die zu höchst unterschiedlichen Resultaten führte. Das erste Motiv ist ein rosa angehauchtes Baby mit strahlend blauen Augen. Die Rot-Töne der Pupille kontrastieren daher gut mit dem Rest. Eine grobe Auswahl genügte, um die Vampiraugen zu entfernen, ohne das Kindergesicht in Mitleidenschaft zu ziehen.

Rotgeblitzte Augen vor der Korrektur [Screenshot: Photoworld] Rotgeblitzte Augen nach der Korrektur [Screenshot: Photoworld]

Rotgeblitzte Augen vor der
Korrektur.

Obwohl die Region großzügig
umrissen wurde, ist der Fehler
präzise korrigiert.

Mutiger geworden wurde dem Programm ein rotgesichtiger Mann mit brauner Iris vorgeworfen. Hier scheiterte der Image Analyzer trotz weitaus präziserer Selektion – zu nah lagen die Farben beieinander. Ein erstaunliches Leistungsgefälle, wenn man die Erfolge des ersten Versuchs betrachtet.

Rotgeblitzte Augen mit gescheiterter Korrektur [Screenshot: Photoworld]

Liegen die Farben zu dicht
beieinander, wie bei einer brauen
Iris und roter Haut, werden auch
andere Bereiche in Mitleidenschaft
gezogen. 

Bildentstörung auf Knopfdruck  Durchgängig gute Ergebnisse erzielten die Filter "Median" oder "Adaptive Noise Removal" zum Entrauschen von Fotos. Das Phänomen kommt zustande, wenn eine nächtliche Langzeitaufnahme geknipst wird oder das Bild mit hohem ISO-Wert aufgenommen wurde. Der lästige Fehler äußert sich in Form kleiner bunter Pünktchen, die gleichmäßig über das Bild verteilt sind. Damit sind sie nur schwer wieder zu entfernen.

Verrauschtes Bild [Screenshot: Photoworld] Entrauschtes Bild [Screenshot: Photoworld]

Heftiges Bildrauschen überzieht die
Aufnahme.

Nach der Filterung sind die meisten
Störenfriede verschwunden.

Eines der entscheidenden Kriterien beim Entfernen des Bildrauschens ist, dass zwar Flächen ebenmäßig werden, aber Umrisse und feine Muster deutlich und klar erhalten bleiben. Der "Median"-Filter geht hierbei etwas zu grobschlächtig vor, auch wenn seine Resultate nicht übel sind. Werkzeug der Wahl ist im Zweifelsfall "Adaptive Noise Removal". Mit einer Stärke von 20 und auf 3 mal 3 Pixel angewandt konnte er die meisten der kleinen Plagegeister erfassen und eliminieren. Trotzdem sind die Blattrippen und -ränder noch klar zu sehen.

Manipulationen an Farbe und Helligkeit  Ausgezeichnete Arbeit leisten die Funktionen, um Helligkeit und Farbe zu korrigieren. Zwei Tools sollte man sich dabei näher ansehen. Hat man vergessen, den Weißabgleich richtig einzustellen, kommt es bekanntermaßen zu heftigen Farbverschiebungen – entweder wird das gesamte Foto orange- oder blaustichig. Ähnlich ist der Fall bei alten Aufnahmen aus den Siebzigern gelagert, die im Laufe der Zeit einen rötlichen Ton erhalten. Um das Problem zu lösen genügte ein Klick auf "Special - Auto Color Correction" mit der Auswahl "RGB split planes", um die Farbveränderung wieder loszuwerden.

Älteres Foto mit Rotstich [Screenshot: Photoworld] Älteres Foto mit korrigiertem Rotstich [Screenshot: Photoworld]

Ein Foto aus Kindertagen, das im
Laufe der Zeit rot anlief.

Die Farben wurden mit einem
Mausklick in Richtung Blau
verschoben.

   Digitales Nachbelichten [Screenshot: Photoworld]
     
Feiner lässt sich mit den Werkzeugen in "Image Color Mapper" arbeiten. Das Preset "White/Black Point", mit dem sich der Weißabgleich nachträglich durchführen lässt, ist etwas unhandlich. Zwar sind die beiden Regler sehr einfach zu bedienen, doch die Gradationskurve lässt sich für komplex Arbeiten nur ungenau verbiegen. Professionell dagegen lässt sich mit dem Eintrag "Define Curve" arbeiten, wenn man wie hier den Felsendom aus der Dunkelheit hervortreten lassen will. Das Werkzeug nimmt eine digitale Nachbelichtung vor, die unter- oder überbelichtete Fotos verbessert.

Die drei kleinen Rechtecke dienen als Anfasser für die Maus. Wenn man den unteren auf der Diagonale nach oben bewegt, hellen sich alle dunklen Töne auf. Drückt man ihn nach unten, werden sie noch finsterer. Dasselbe erzielt man mit dem mittleren Anfasser für die Mitteltöne und dem oberen für die hellen Bildelemente.

Weiterhin zu empfehlen sind die Schieberegler "Brightness" und "Contrast", also für Helligkeit und Kontraste. Da – wie bei jeder anderen Aktion auch – eine Vorschau auf das zu erwartende Resultat geliefert wird, lässt sich ein Foto rasch entscheidend optimieren.

Scharfstellen, nachdem das Foto im Kasten ist?  Eine eigenwillige Idee verfolgt "Image - Restoration by Deconvolution". Die Anwendung versucht theoretisch Unmögliches – ein verwackeltes Bild wieder gerade zu rücken. Natürlich kann man nicht erwarten, dass die Prozedur ein schwammiges Foto wieder knackscharf macht. Was möglich ist und was nicht zeigen die Beispielbilder, die nach einigen Experimenten entstanden sind.

Unscharf gestelltes Foto [Screenshot: Photoworld] Unscharf gestelltes Foto - korrigiert [Screenshot: Photoworld]

Der kurzsichtige Fotograf stellte
nicht auf das Motiv scharf.

Das gleiche Bild nach der
Bearbeitung durch "Circular Blur".

Foto mit Schlieren [Screenshot: Photoworld] Foto mit Schlieren - Ergebnis mit Motion Blur [Screenshot: Photoworld]

Während der Aufnahme ging der
Blick nach unten, Schlieren
entstanden.

Manches tritt klarer hervor,
allerdings ist das fokussierte
Resultat auch nicht
unproblematisch – hier hilft nur
probieren.

Körperwelten  Interessante Möglichkeiten besitzen Bastler mit dem Plug-in "3d Model". Einen dreidimensionalen drehbaren Körper zu entwerfen, hat zwar nicht mehr viel mit Fotografie zu tun. Doch kann man beispielsweise eine virtuelle Röhre mit Panoramaaufnahmen bepflastern und sie als VRML-Datei speichern. Das spektakuläre Spielzeug lässt sich danach problemlos auf der Homepage präsentieren.

Dreidimensionales Bild aus zwei Vorlagen [Screenshot: Photoworld] Bewegung im Browser dank VRML-Plug-In [Screenshot: Photoworld]

Aus zwei einfachen Vorlagen
entsteht ein dreidimensionales
Objekt.

Im Browser lässt es sich
dank eines VRML-Plug-ins
frei im Raum bewegen.

Räumliches Objekt mit Panorama überziehen [Screenshot: Photoworld] Räumliches Objekt mit Panorama überzogen [Screenshot: Photoworld]

Panoramafotografen können eine räumliche Oberfläche mit der l
lang gestreckten Aufnahme überziehen – ein ungewöhnlicher Blickfang
für eine Webseite.

Als Ausgangsmaterial benötigt man eine Vorlage für die Umrisse, die als Schwarz-Weißbild (Bitmap) und in Graustufen gesichert ist. Ihr gibt man wie gezeigt eine beliebige Textur und schon hat man einen Körper, der sich in einer von drei gängigen Formaten für 3D-Modelle sichern lässt.

Fazit  Der Image Analyzer ist wie die Wundertüten unserer Kindheit – es kommt zwar nicht immer heraus, was man sich erträumt hat. Aber es ist interessant genug, um zumindest eine Zeitlang damit zu spielen. Allerdings sollte man die Werkzeuge nicht als Kleinkram unterschätzen. Kontraste in Fotos zu verbessern oder die Farben anzupassen, lässt sich mit dem Analyzer sauber und geradlinig durchführen. Und auch gegen das Bildrauschen ist es eine gute Waffe. In den Bereich des Experimentellen kommt man dagegen (zwangsläufig), wenn man verwackelte Fotos nachträglich wieder fokussieren will. Auch rotgeblitzte Augen zu entfernen, birgt manche Unwägbarkeit. Daher ist der Image Analyzer nicht als Standard für jegliche Bildbearbeitung geeignet. Doch wer seine Spezialfunktionen kennt, hat in mancher schwierigen Situationen einen mächtigen Helfer an der Seite.

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