Micrografx
Testbericht: Micrografx Picture Publisher 10 Professional
2002-02-05 Die Struktur von Picture Publisher 10 zeigt, welche Absichten man im Hause Micrografx verfolgt: Während die großen Pixel-Programme mehr darauf abzielen, dem professionellen Desktop-Publishing, also dem Print-Gewerbe zuzuarbeiten, will Micrografx dem weniger fachkundigen Hobby-Fotografen ein Werkzeug an die Hand geben, das es ihm ermöglicht, mit wenigen Schritten zu einem (aus)druckfertigen Ergebnis zu kommen. (Max Hellmig)
Bei den Systemvoraussetzungen will Micrografx natürlich niemanden
verschrecken und gibt lediglich Mindestvoraussetzungen an. Das Programm ist ausführbar
mit einem Prozessor der 586er-Generation (Pentium, K5 oder Cyrix), aber die
Bearbeitungs-Grenzen sind damit früh gesteckt. Wer den Funktionsumfang des
Picture Publisher 10, insbesondere die Filter, in zufriedenstellendem Maße
durchprobieren möchte, sollte schon über eine 400 MHz-Maschine mit 128 MByte
RAM verfügen – nach oben hin nähert man sich dann der wirklich Spaß
machenden Echtzeit-Bearbeitung.
Auch die Bearbeitungswerkzeuge und Menüs weisen auf den genannten Zweck hin:
Mit wenigen Handgriffen ist man in der Lage, populäre Bildmanipulationen
anzubringen, einem Schnappschuss originelle Effekte zu geben oder eigene Logos
zu erstellen. Ganz nach dem Motto: Reduziere die Komplexität, fasse einzelne
Schritte zusammen und du hast schnell ein Ergebnis. Das schränkt zwar die Menge
der möglichen Ergebnisse ein, aber für das Heimfotostudio ist es mehr als
genug. Micrografx hat dabei nicht versäumt, diverse Variationsmöglichkeiten
einzubauen, die sich erst bei tieferer Beschäftigung offenbaren und dann
durchaus an professionelle Studio-Möglichkeiten heranreichen. Insbesondere die
Filter, (vorgefertigte Effekt-Berechnungen) bieten eine Fülle von Gestaltungsmöglichkeiten
– das allerdings nicht erst mit der zehnten Version.
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Kommen wir damit zum wesentlichen Unterschied gegenüber den Vorgänger-Versionen.
Der Picture Publisher schließt mit der Version 10 zu den Anforderungen des
modernen Internet-Nutzers auf, der über eine eigene Homepage verfügt oder
solche gar privat für andere erstellt. Mit den neuen Web-Werkzeugen kann der
Anwender sein mit dem Publisher erstelltes Bilder-Album für das World Wide Web
aufbereiten. Das erfolgt in bekannter Manier, d. h. mit wenigen
standardisierten Schritten. Dazu gehören Rollover-Effekte (plus
Phasenbild-Manager) und die Erzeugung von Teilbildern zum schnellen
Herunterladen; in einer Vorschau lassen sich die Zwischenergebnisse begutachten
und variieren, bis dann im letzten Schritt eine automatische Web-Optimierung
erfolgt, die in einer HTML-Diapräsentation endet. Neu im Programm sind auch
einige Text-Werkzeuge: Grafischer Text lässt sich jetzt an einer frei gesetzten
Kurve ausrichten, nachträglich formatieren und ändern. Auch das
Effekt-Repertoire wurde erweitert: Flammen und Blitze lassen sich applizieren
und das in mannigfaltigsten Formen. Ähnliches gilt für das Malstudio, auch
hier kann der Anwender auf ein umfangreiches Gestaltungsangebot zurückgreifen.
Fazit: Nicht zuletzt die komfortable Datei- also Bilderverwaltung, die
direkte Einbindung eines mitgelieferten Album-Programms und die
zweckorientierten Speicher-Optionen mit Voransicht bei unterschiedlichen
Datei-Größen, die zahlreichen populären Effekt-Applikationen sowie die
Web-Aufbereitungs-Tools der neuen Version machen den Publisher im
Preis-Leistungs-Verhältnis zu einem interessanten Pixel-Worker der gehobenen
Mittelklasse. Eine kleine kritische Bemerkung oder besser ein Gedanken-Anstoß
am Ende sei erlaubt: Das Ausschneidewerkzeug gehört neben den anderen
Grundfunktionen einer Bildbearbeitung zu den meist gebrauchten! Hier muss der
Anwender höllisch aufpassen, was er mit dem Zeigewerkzeug tut, denn kaum hat
man die Maus losgelassen, wird man schon mit dem Ergebnis konfrontiert. Nachträgliche
Anpassungen sind nicht möglich – es sei denn, man greift ständig auf die Rückgängig-Option
zurück und wiederholt. Micrografx täte gut daran, sich hier an dem genialen
Tool von Photoshop zu orientieren – anwenderfreundlich wäre es allemal.
Kurzbewertung
- viele Effekte
- komfortable Dateiverwaltung
- wenige Schritte führen zum Ergebnis
- einige Werkzeuge sind nicht optimal bedienbar