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Testbericht: Microsoft Expression Media
2008-06-12 Expression Media ist der Nachfolger von iView MediaPro und eine professionelle Digital Asset Management Software zum Katalogisieren, Verwalten und Archivieren von Fotos, Audiodateien, Videos und sogar Textdokumenten. Die Dateien können bequem mit Schlagwörtern versehen und in Kategorien zusammengefasst werden, um sie schnell und bequem wiederzufinden. Ergänzt wird die Funktionspalette von Expression Media durch Präsentationsmöglichkeiten wie Internet-Galerien, Kontaktbögen oder Diashows sowie einer umfangreichen Stapelverarbeitung. (Michael Hennemannn)
Nach dem Programmstart zeigt sich Expression Media unspektakulär und aufgeräumt. Im Startdialog lässt sich ein Ordner auswählen, aus dem die Fotos importiert werden sollen, anschließend öffnet sich ein Übersichtsbildschirm, auf dem die Miniaturansichten der Fotos präsentiert werden. Expression Media ist aber nicht nur ein einfacher Bildbrowser, sondern eine funktionale und durchdachte Ordnungshilfe, um dem Datenchaos auf der Festplatte Herr zu werden. Unterstützt werden über 100 verschiedene Dateiformate, wie die RAW-Formate vieler Kamerahersteller, Layout-Dateien, Animationen, Filme, Vektorgrafiken und sogar Schriften.
Mit der Schaltfläche "Informationen" können Metadaten wie z. B. Aufnahmeinformationen zum aktuellen Foto ausgewählt werden, mit der Schaltfläche "Organisieren" wird der Dialog "Katalogfelder" eingeblendet, um eine Vielzahl von Fotos und den Katalog zu organisieren. Expression Media arbeitet nicht mit den eigentlichen Dateien, sondern legt beim Importieren Kataloge mit Verweisen zu den Originaldateien an. Für unterschiedliche Projekte können auch mehrere Kataloge angelegt werden. Der Vorteil dieser Vorgehensweise: Aufgrund der geringeren Datenmenge kann der Katalog schnell durchblättert und durchsucht werden, und es werden auch Bilder auf externen Festplatten gefunden, die aktuell nicht an den Computer angeschlossen oder auf Wechseldatenträgern wie CDs oder DVDs gespeichert sind, die sich nicht im Laufwerk befinden.
Die internen Bildbearbeitungsfunktionen von Expression Media sind begrenzt und können denen von Lightroom oder Aperture nicht das Wasser reichen. Die Palette umfasst Basisfunktionen zum Skalieren und Beschneiden, zum Entfernen von roten Augen sowie zur Einstellung von Farbbalance, Rauschen und Tonwertumfang. Wesentlich praktischer sind die leistungsfähigen Stapelverarbeitungsfunktionen z. B. zum Konvertieren in andere Formate oder zum Umbenennen der Fotos. Die Funktionen zum Präsentieren der Fotos finden sich im Menü "Erstellen". Hier bietet Expression Media die Möglichkeit, Fotos, Filme und Audiodateien in verschiedenster Form zu exportieren, und zwar sowohl nach individuellen Vorgaben als auch anhand von Vorlagen. Möglich ist die Produktion u. a. von Diaschau, Kontaktbogen, Webgalerie, Film oder XML-Datei.
Die Hauptaufgabe und Stärke von Expression Media liegt aber weder in der Bildbearbeitung noch in der -präsentation, sondern vielmehr im Verwalten der digitalen Daten. Durch die Erstellung der Kataloge durchsucht Expression Media blitzschnell auch umfangreiche Fotoarchive und bietet zahlreiche durchdachte Hilfestellungen zum Verwalten der Fotos an. Das fängt schon beim Import der Fotos von der Speicherkarte an, und Expression Media bietet selbst bei diesem scheinbar banalen Programmpunkt viele sinnvolle Funktionen. Durch das Anlegen von Metadatenvorlagen können den Fotos beim Import automatisch Copyright- und Kontaktinformationen zugewiesen werden, und die Fotos einer Urlaubsreise können so auf einen Schlag mit den richtigen Ortsangaben und weiteren relevanten Informationen versehen werden.
Zur Anzeige der Fotos bietet Expression Media vier Möglichkeiten, nämlich Listen-, Miniaturen-, oder Medienansicht und den Leuchttisch. Der Leuchttisch zeigt ein Einzelbild im Vollbildmodus und bietet so die beste Möglichkeit, die Qualität der Fotos zu bewerten. Auf einen einfachen Tastendruck lassen sich auch Histogramm oder Spitzlichterwarnung einschalten, und bei Bedarf können mehre Fotos nebeneinander angezeigt werden, um beispielsweise Schärfe und Belichtung im Detail zu vergleichen. Um Ordnung in die Bilderflut auf der Festplatte zu bringen, arbeitet Expression Media mit einer Sterne-Bewertung und farbigen Etiketten. Diese können mit einem einfachen Tastendruck (z.B. "1" für eine rotes Etikett) zugewiesen werden, und die Bearbeitungsgeschwindigkeit ist rasant.
Expression Media bietet zahlreiche Suchmöglichkeiten, um Digitalfotos gezielt und schnell zu finden. Sehr effektiv ist z. B. die Suche über die Metadaten, die – mit etwas Fantasie angewendet – ein mächtiges Werkzeug ist, um auch Bilder zu finden, denen keinerlei weitere Informationen von Hand zugewiesen wurden. Z. B. wird die Suche nach Fotos, die mit einer mittleren Brennweite bei weit geöffneter Blende und im Hochformat aufgenommen wurden, mit hoher Wahrscheinlichkeit viele Porträtaufnahmen als Ergebnis liefern.
Sehr effektiv zum Organisieren der Fotos sind auch die so genannten Stichwörter, mit denen Fotos beschrieben werden können. Neue Stichwörter können problemlos angelegt und den Fotos über die Stichwortpalette zugewiesen werden. Durch einen einfachen Klick in den kleinen weißen Kreis neben dem Stichwort werden schlagartig nur die Bilder mit dem entsprechenden Foto angezeigt.
Fazit Microsoft Expression Media ist ein professionelles und Plattform übergreifendes Verwaltungs- und Organisierungssytem für Mac und PC, das sehr schnell und zuverlässig arbeitet und sich besonders für umfangreiche Fotoarchive eignet. Nutzer von iView MediaPro werden aber, abgesehen von einigen optischen Änderungen, nur wenige funktionelle Unterschiede finden. Auch wenn das Programm intuitiv bedienbar ist, ist es – zumal in dieser Preisklasse – unverständlich, dass es weder ein PDF-Handbuch noch eine Hilfefunktion gibt. Einzig ein englischsprachiger Quick-Start-Guide und einige Videotutorials werden auf der Microsoft-Website angeboten.