New House Internet Services B.V.
Testbericht: New House Internet Services B.V. PTGui 4.1
2005-07-05 Wer mit der Verwendung von Panotools und PTGui zur Erstellung von Panoramabildern Handwerkerfleiß und Werkzeuggeklapper verbindet, liegt nicht richtig, denn PTGui 4.1 stellt für die Panotools von Prof. H. Dersch eine grafische Benutzeroberfläche zur Verfügung, deren Bedienelemente nach einem auch bei anderen Panorama-Stitchern eingespielten Workflow ausgerichtet sind. Zudem können mit diesem Programm Situationen bewältigt werden, die sonst nur wenige – und wesentlich kostspieligere – Stitcher beherrschen: die Weiterverarbeitung von Einzelbildern, die mit einem Kamera-Neigungswinkel <> 90° aufgenommen wurden, und das Zusammenrechnen so genannter Multi-row Panoramen. (Dr. Bernd Schäbler)
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Zunächst muss man von der Website des Herstellers die Panorama Tools
(kostenlos) und PTGui herunterladen, auf seinem Rechner installieren und den
PTStitcher sowie ein externes Viewer-Programm per Pfadangaben einbinden. Die
grafische Oberfläche ist den Usancen anderer Programme für PC/Windows
angepasst: eine Menüleiste mit Dialogfeldern, eine Funktionsleiste und eine
mit Karteireitern anwählbare Abfolge von Arbeitsblättern, die workflow-artig
gestaffelt sind; gelegentlich befinden sich am Fuß eines Arbeitsblattes
weitere Funktionstasten. Man kann sich nun für den Arbeitsbeginn dieser
Abfolge überlassen oder sich einem Assistenten anvertrauen, der einen
sozusagen auf direktestem Weg zum Ziel führt und vor etwaiger anfänglicher
Unsicherheit bewahrt.
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Der Assistent stellt zunächst die Frage nach dem Ziel: ob man ein
Teilpanorama aus einer einzigen, horizontalen Bildsequenz, ein 360°-Panorama
oder ein aus mehreren horizontalen Bilderfolgen zusammengesetztes, auch
"vertikal verrechnetes" Bild (multi-row) erstellen möchte. Es können Bilder
in den Formaten JPEG, TIFF, PNG und BMP geladen werden. Der nächste wichtige
Schritt ist die Auswahl der Einstellungen im Panorama Editor; man kann
zwischen zylindrischer, sphärischer und planer Projektion wählen und auch im
Editor die Beschneidung der Ränder vornehmen. Bereits an diesem Punkt erhält
man durch manuelles "Übereinanderziehen" der Einzelbilder eine Art Vorschau
des Gesamtbildes; einzelne Bilder werden justiert, gedreht, das Gesamtbild
zentriert; diese Arbeit beeinflusst das spätere Resultat im Vorschaumodus
wie auch im abschließenden Rechenvorgang. Der Assistent
übergeht stillschweigend einige Stufen bzw. Arbeitsblätter, auf denen
ebenfalls wichtige Parameter festgelegt bzw. geändert werden können:
Objektivtyp und Winkel des Sichtfelds (HFOV, VFOV), Spezialbrennweiten (EXIF-Daten
werden erkannt und ausgelesen!), dann Feineinstellungen bei der Verrechnung
und die Auswahl eines Referenzbildes, an das Helligkeits- und Farbwerte
aller anderen Bilder angeglichen werden.
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Im nächsten Arbeitsblatt geht es tatsächlich handwerklich-akribisch zu,
denn es müssen auf jeweils zwei Bildern, die später überlappend
zusammengerechnet werden, sog. gemeinsame Kontrollpunkte per Mausklick
gesetzt werden. Das ist etwas tüftelig, aber das Programm assistiert gut,
die Auswahl der Bildabschnitte wird links und rechts synchronisiert, und
Zoomfenster erleichtern die exakte Positionierung. Bereits ab dem ersten
Punkt sucht das Programm selbständig das Pendant im anderen Bild. Neben gemeinsamen Kontrollpunkten können auch horizontale und
vertikale Linien festgelegt werden, um unschönen Verkrümmungen und
Verbiegungen – z. B. Linien bei Gebäuden – vorzubeugen. Nach einem
Optimierungsdurchgang, bei dem noch einmal auf Wunsch auch einzelne
Parameter wie horizontale bzw. vertikale Verschiebung und Drehung eines
Einzelbilds in Bezug auf ein Referenzbild besonders bearbeitet werden
können, kann man sich ein Vorschaubild oder gleich im nächsten Arbeitsblatt
das Endergebnis zusammenrechnen lassen. Hierfür sind zum einen Angaben wie
Maße, JPEG-Komprimierung/Progressive Mode, vor allem aber das Ausgabe-Format
selbst nötig: JPEG, BMP, PSD, TIFF, PNG und diverse Spezifizierungen für
bestimmte Java-Viewer, die für die Präsentation auf Websites eingebunden
werden können. Sollten beim Endresultat Farb- oder Helligkeitsunterschiede
an den einzelnen „Nahtstellen“ sichtbar sein und stören, kann man über das
Arbeitsblatt "Panorama Settings" und hier den Dialog "Color Correction"
Abhilfe schaffen, indem man ein Referenzbild auswählt und zudem eingibt, ob
Farbe, Helligkeit oder beides angeglichen werden soll; man sollte auch
einmal den Wert des Parameters „Feather Width“ probeweise verändern, der die
Übergangszone beim Zusammenrechnen zweier Bilder beeinflusst.
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Das Resultat kann sich auf jeden Fall sehen lassen, und kleine
Nachbearbeitungen muss man eben – wie bei anderen Stitcher-Resultaten auch –
per Retusche vornehmen. Noch zwei praktische Hinweise am Schluss: 1. Sind
die Ausgangsbilder auf CD/DVD gespeichert, muss man diese zunächst auf die
Festplatte kopieren, sonst ist nach aufwändigeren Vorarbeiten – der
Festlegung der Kontrollpunkte – die ganze Mühe umsonst gewesen. 2. Plant man
die Erweiterung des vertikalen Blickwinkels in einem 180°- oder
360°-Panorama durch ein Multi-row Arrangement, lohnt es sich,
um den Überblick zu behalten, die Bilder von 0 an durchzunummerieren und
durch Buchstaben die Positionen (o=oben, m=Mitte, u=unten) kenntlich zu
machen. Bei der Bearbeitung der Kontrollpunkte müssen nämlich zuerst alle
horizontalen Bilderfolgen und danach alle vertikal zusammenzufügenden
Einzelbilder miteinander verknüpft werden – und das setzt Übersichtlichkeit
voraus.
Kurzbewertung
- Zahlreiche Korrekturmöglichkeiten
- Bilder können horizontal und vertikal verrechnet werden
- Bilder mit Neigungswinkeln 90° können verarbeitet werden
- Ein- und Ausgabe mit zahlreichen Bildformaten
- Auswertung von EXIF-Informationen in Bildern
- Ein Assistent sowie automatisierte Funktionen erleichtern die Arbeit
- Deutschsprachige Version wäre wünschenswert
- Help-Informationen könnten etwas mehr ins Detail gehen