Plugin für monochrome Bilder
Testbericht: Nik Silver Efex Pro 2
2011-03-07 Silver Efex Pro avancierte seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2008 zu einem der besten, wenn nicht sogar dem besten Schwarz-Weiß-Konverter auf dem Markt. Pünktlich zum ersten Quartal 2011 veröffentlicht Nik Software den Nachfolger Silver Efex Pro 2, der mit frischen Funktionen aufwartet. Sind diese Funktionen tatsächlich ein Update wert? Oder reicht auch weiterhin die alten Version von Silver Efex Pro, um überzeugende Monochrome-Aufnahmen zu erhalten? (Harm-Diercks Gronewold)
Die Installation ist wie üblich bei Nik-Plug-ins sehr simpel. Das Plug-in erkennt kompatible Anwendungen und fügt sich diesen hinzu. Kompatibel sind nicht nur das aktuelle Photoshop CS5, sondern auch die älteren Versionen CS3 und CS4 sowie Photshop Elements 6 bis 9. Natürlich gehört auch Lightroom zu den kompatiblen Programmen und zwar ab Version 2.6.
Benutzer des Vorgängers müssen sich nicht groß umgewöhnen, denn die Arbeitsfläche wurde kaum verändert. Es sind lediglich Kategorien der Voreinstellungen auf der linken Seite hinzugekommen, aus denen man sich nun noch schneller die gewünschte Basis des Bildes aussuchen kann. Hier kann man natürlich wieder eigene Voreinstellungen, zu den enthaltenen 38, abspeichern, beziehungsweise Voreinstellungen im- und exportieren. Eine echte Neuerung gibt es auch auf der linken Seite, hier befindet sich jetzt ein Protokollbrowser. Er zeigt, ebenso wie das Protokoll in Photoshop, alle Änderungen, die im Plug-in vorgenommen wurden. Man kann also einzelne Arbeitsschritte zurückgehen, ohne wieder ganz von vorne anfangen zu müssen.
In der Mitte der Arbeitsfläche hat sich nichts verändert, hier ist immer noch das gerade bearbeitete Foto als Vorschaubild zu sehen. In Silver Efex Pro 2 kann die Vorschau mit mehrfachen Optionen dem persönlichen Geschmack angepasst werden. Doch die Bildgegenüberstellung hat auch Nachteile – dazu später mehr. Rechts neben der Vorschau sind, wie bei Nik-Produkten fast obligatorisch, die Einstellungen für das Bild zu finden. Angefangen von den globalen Anpassungen über selektive Anpassungen (U-Point-Technologie), zu Farbfiltern, Filmtypen und abschließenden Anpassungen. An den globalen Anpassungen hat sich grundsätzlich nichts getan, außer, dass es hier kein ausklappbares Histogramm mehr gibt. Dieses hatte in der Vorgängerversion den Beschnitt der Tiefen und Lichter hervorragend illustriert. Zwar gibt es weiterhin ein Histogramm, das teilt sich jedoch den Platz mit der Vorschaulupe in der unteren rechten Ecke. Dort ist auch die Leiste mit den auswählbaren Belichtungszonen des Bildes zu finden.
Die U-Points in Silver Efex Pro 2 haben neue, hervorragende Funktionen hinzugelernt. So können nun neben Struktur, Kontrast und Helligkeit auch Schwarz und Weiß verstärkt und die Feinstruktur angehoben werden. Letztere setzt der Mikrokontrastanhebung der Struktur-Funktion noch einen drauf. Sie erkennt viel kleinere Kontrastunterschiede und kann bei detaillierten Bildern noch differenzierter arbeiten. Die letzte Neuerung in den U-Points ist die "Selektive Kolorierung", wobei es sich um den seit den 80er Jahren immer noch populären Colorkey-Effekt handelt. Diesen einzusetzen, ist kinderleicht und sehr sicher, ohne dass man eine Maske oder ähnliches pinseln muss.
Der Farbfiltereintrag in Silver Efex Pro 2 ist identisch mit der Funktion des Vorgängers, ebenso wie die Wahl der Filmsimulation. Natürlich ist die gelungene Körnungs-Engine auch mit dabei und immer noch das Werkzeug der Wahl. Darunter finden sich die Farbempfindlichkeiten der Filmsimulation, wo man sich die Farbresorbtion seines "Lieblingsfilmtyps" selber erstellt und die Filmtonwertkurve verfeinert.
Der Menüeintrag "Abschließende Anpassungen" enthält das künstlerische Finish des Bildes. Hier finden sich die erweiterten Tonungs-, Vignetten- und Kanten-Optionen, die es auch im Vorgänger Silver Efex Pro gab. Neu ist die Funktion, zum Einfügen eines Bildrands. Diese Bildränder können sehr unterschiedliche Stile aufweisen, vom Polaroid-Transfer bis zu rauen Kanten. Streuung, Größe und Reinheit lassen sich einzeln steuern und durch einen Button immer wieder zufällig mit den neuen Einstellungen generieren.
Eine interessante Neuerung, die nichts mit der Kreativität des Benutzer zu tun hat, befindet sich unter "Einstellungen". Sie ist unter dem Reiter "GPU" zu finden und per Standard eingeschaltet. Mit diesem Haken wird
die Wandlung auf die Graphic Processing Unit der Grafikkarte, kurz GPU, ausgelagert und entlastet so den Hauptprozessor des Rechners. Dadurch können auch mit weniger leistungsfähigen Systemen selbst große Bilder bequem bearbeitet werden. Denn im Inneren von Silver Efex Pro 2 arbeiten laut Aussage von Nik Software neue Algorithmen, welche die unterschiedlichen Funktionen besser miteinander verbinden als zuvor. Dies hat aber seinen Preis, denn auch auf leistungsfähigen 64-Bit-Systemen mit Mehrkernprozessor und großem Arbeitsspeicher kann es zu Verzögerungen bei der Bearbeitung kommen. Diese Verzögerung nimmt zu, wenn es sich um ein großes Bild handelt, die Vorschau einen hohen Zoomfaktor hat und/oder ein Vorschaubild angezeigt wird.
Fazit Silver Efex Pro 2 hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite stehen die der große Funktionsumfang und die leichte Zugänglichkeit. Auf der anderen Seite hat sich im Vergleich zum Vorgänger oberflächlich nicht übermäßig viel geändert. Der Ressourcenhunger der Software sollte nicht unterschätzt werden. Für Neueinsteiger ist Silver Efex Pro 2 ein glatter Kauftipp, auch wenn es mit knapp 200 Euro nicht gerade ein Schnäppchen ist. Besitzer von Silver Efex Pro sollten dennoch einen Blick auf Silver Efex Pro 2 werfen, denn vielleicht rechtfertigt die eine oder andere Funktion doch den Update-Preis von knapp 100 Euro. Da bietet sich die 15-Tage-Demoversion, die es beim Hersteller als Download gibt, geradezu für einen Blick an.
Kurzbewertung
- Kompletter Workflow in einem Programm
- Überzeugende Ergebnisse