Nik Software
Testbericht: Nik Software Viveza
2008-03-24 Die 1995 auf einer Studentenparty in Lübeck gegründete Entwicklungsabteilung der Nik Software Inc. macht seither unter Leitung von Nils Kokemohr immer wieder als Vorreiterin in der digitalen Bildbearbeitung von sich reden und wurde mehrfach für ihre wegweisenden Technologien ausgezeichnet. Für 2006 hatte Nik Software erstmals ihre so genannte "U-Point"-Technologie angekündigt, die es mit revolutionär einfacher Bedienung erlaubt, ein Bild professionell zu bearbeiten. Das Verfahren wurde zunächst in Nikon Capture NX realisiert. Oft als simpler RAW-Konverter verkannt, leistet Nikon Capture NX dank U-Point Technologie wesentlich mehr. Bisher war Niks U-Point-Technologie auf Nikons Capture NX und somit auf das Rohdatenformat NEF beschränkt. Nun aber hat die Softwareschmiede ein Plug-in namens Viveza vorgestellt, das diese Technologie auch in Photoshop implementiert. Unser Test untersucht, ob Photoshop diese Technologie braucht oder ob auch alles mit Bordmitteln realisierbar wäre. (Harm-Diercks Gronewold)
Die Philosophie hinter Viveza ist, Simplizität mit Professionalität zu koppeln und so "erschrickt" man vielleicht ein wenig, wenn man das erste Mal das Viveza Plug-in aktiviert. Denn die Benutzeroberfläche, in edlem Schwarz gehalten, zeigt nicht sonderlich viel. Am oberen linken Rand befinden sich die Vorschauoptionen: Gesamtbild, geteiltes Bild mit horizontalem bzw. vertikalem Schieber, ein direkter Bildvergleich und die Möglichkeit, die Vorschau ein- bzw. auszuschalten (nur bei dem einzelnen Vorschaubild). Auf der rechten Seite über dem Vorschaubild befinden sich die Werkzeugicons, das Auswahlwerkzeug, die Lupe, die Hand zum Verschieben des Bildes und die Hintergrundhelligkeitssteuerung. Letztere bietet die Möglichkeit zu beurteilen, wie das Bild vor schwarzem, weißem und grauem Hintergrund wirkt. In der rechten Spalte findet sich dann das eigentliche Herz von Viveza, die Kontrollpunktsteuerung U-Point, die Liste der Kontrollpunkte mit der Möglichkeit, diese auszublenden und sich die Maskierung anzeigen zu lassen. Der Begriff U-Point bedeutet ursprünglich soviel wie You oder Your Point, womit die individuelle Auswahlmöglichkeit im Markennamen charakterisiert werden soll. Natürlich fehlen auch nicht die Schaltflächen, um Kontrollpunkte zu duplizieren und zu löschen. Erweitert man die Überschrift "Details", erfährt man die Einzelheiten über den gerade aktiven Kontrollpunkt und hat die Möglichkeit, diesen zurückzusetzen und die Renderingmethode zu wählen. Hinzu gesellen sich als Letztes im unteren Bereich die Hilfe-, Einstellungs-, Pinsel-, Abbrechen- und Bestätigen-Funktion.
Um einen Kontrollpunkt zu setzen, klickt man ganz einfach auf die Schaltfläche "Kontrollpunkt hinzufügen" und setzt diesen Kontrollpunkt dann an geeigneter Stelle ins Bild. Nun hat man auf den ersten Blick vier Schieberegler zur Verfügung: je einen für Helligkeit, Kontrast, Sättigung und Größe des Wirkungsbereiches. Des Weiteren findet sich ein kleiner Pfeil, und dieser offenbart sein Geheimnis nach einem Mausklick. Hier finden sich dann noch weitere Einstellungsmöglichkeiten (R/G/B-Kanaleinstellung und Farbwärme), um die Genauigkeit der Optimierungen nochmals zu steigern und dem Bild den gewünschten Eindruck zu verleihen. Ohne sich um Masken kümmern zu müssen, bestimmt die Position des gesetzten Kontrollpunktes die zu beeinflussenden Bildteile, die Größe des gesetzten Kontrollpunktes bestimmt, in welchem Bereich diese Bildteile – z. B. ein Farbbereich – beeinflusst werden sollen. Viveza ist theoretisch in der Lage, unbegrenzt viele Kontrollpunkte zu verarbeiten. Dennoch macht es keinen Sinn, das Bild mit Kontrollpunkten zu überschütten. Wer das ganze in Aktion sehen möchte – ohne sich die Demo installieren zu wollen –, der kann sich auf der Nik-Website einige Video-Lektionen (in englischer Sprache) ansehen (siehe weiterführende Links).
Wird Viveza zusammen mit Photoshop CS3 eingesetzt, dann offenbart sich der volle Umfang der nicht destruktiven Arbeitsweise von Viveza. In Photoshop CS3 können so genannte "Smart Layer" erzeugt werden, und die darauf angewendeten Filter – somit auch Viveza – bleiben bis zum Schluss voll variier- und kontrollierbar. Da die Auswahl von Viveza eng an den Farbbereich des gesetzten Kontrollpunktes anlehnt, hat Viveza bei Bildern mit einem geringen zu erkennenden Farbumfang Probleme, zu entscheiden, welche Bildteile der Benutzer verändern möchte und welche nicht. Zu diesem – und anderen – Zwecken kann man dann bequem die Pinselfunktion benutzen, um den Effekt auf den Bereich zu begrenzen, den man sich vorstellt. Viveza kommt mit 8- und 16-Bit-RGB- und Lab-Dateien zurecht, wobei die interne Verarbeitung von Viveza immer in 16 Bit vorgenommen wird.
Fazit Viveza kann nichts, was man nicht auch mit Photoshop-Bordmitteln erzielen kann. Allerdings schafft man dies mit Viveza um einiges schneller und wesentlich einfacher. Viveza ist das ideale Werkzeug für Fotografen, die keine Lust oder Zeit haben, sich mit einer komplexen Bildbearbeitung abzugeben, Ihre Bilder aber dennoch elektronisch "nach mehr" aussehen lassen wollen. Der Preis von ca. 250 EUR scheint für den Amateurmarkt etwas hoch angesetzt zu sein, ist aber im Leistungsumfang gerechtfertigt. Um sich von Viveza zu überzeugen, bietet Nik eine Demoversion mit vollem Funktionsumfang an, diese ist 15 Tage funktionsfähig.
Kurzbewertung
- einfache Bedienung
- Smartfilter Unterstützung
- schnelle Ergebnisse