OnOne

Testbericht: OnOne FocalPoint

2009-08-24 Gerichtete Unschärfe ist eine hohe Kunst in der Fotografie. Das Thema "Bokeh", d. h. die kontrollierte Unschärfe im Vorder- und Hintergrund, spielt eine zunehmend wichtige Rolle in der Digitalfotografie. Doch mitunter – besonders auch dann, wenn kein Graufilter zur Blendenreduktion vorhanden ist – bekommt man nicht den Bildeindruck, den man gerne hätte. Dies will der Softwarehersteller OnOne aus Portland im US-Staat Oregon mit seinem Programm FocalPoint, hier vertrieben über Globell, beheben. Ob der erzeugte Effekt überzeugt oder man doch lieber auf "handgemachte" Unschärfe zurückgreift, soll unsere Software-Rezension zeigen.  (Harm-Diercks Gronewold)


Die Oberfläche von FocalPoint ist übersichtlich, wenn auch unspektakulär. Auf der linken Seite ist das Bild in der Vorschau zu sehen und rechts die Einstellungsmöglichkeiten, als Oberstes die kleine Vorschau mit Navigationsrahmen und darunter die Blendeneinstellungen. Hier kann man zwischen einer runden und einer eckigen Blende wählen, um den Schärfenpunkt zu setzten – ähnlich wie bei der Benutzung eines Lensbabies. Um den Punkt im Bild zu setzen, muss lediglich der sogenannte "Focusbug" an die gewünschte Stelle geschoben werden. Dieses Werkzeug hat, wenn es rund ist, sechs Beinchen (vier wenn es eckig ist), von denen vier die Größe in die jeweilige Richtung verändern. Zwei weitere Beine sind zum einen für die Bewegungsunschärfe und deren Deckkraft (Opazität) und zum anderen für die Gaußsche Unschärfe und deren Deckkraft verantwortlich.

Möchte man nicht mit den Beinchen des Focusbugs arbeiten, dann kann man einfach auch mit den Schiebereglern die gleichen Einstellungen vornehmen (außer der Fokuspunktgröße und Ausrichtung). Hier lässt sich sehr genau und schnell der Bereich des Schärfenübergangs definieren sowie die Stärke der Bewegungsunschärfe. Interessant bei der eckigen Blendeneinstellung ist, dass man sogar Tilt/Shift-Objektive simulieren kann.


So ist es möglich, Unschärfe in genau die Bereiche einzufügen, die man unscharf haben möchte und den Rest in homogene, glaubwürdige Unschärfe zu tauchen. Als weiteres Stilmittel ist außerdem eine Vignettierungsfunktion in beide Bereiche enthalten. So ist es kein Problem, helle und dunkle Vignetten zu erzeugen. Die Funktion "Körnung" als Stilmittel einzufügen, ist ebenfalls recht interessant, leider aber sieht das erzeugte Korn nicht sehr überzeugend aus. Ist man nun mit dem Ergebnis zufrieden, dann kann man es für spätere Nutzung abspeichern. Drückt man auf die Schaltfläche "übernehmen" ganz unten rechts auf der Arbeitsfläche, dann ist das Ergebnis sofort verfügbar und muss nicht nachgerendert werden, oder aber man entscheidet sich vorher für die Anlage einer Ebenenmaske, so dass man den Fokuspunkt nachträglich noch bearbeiten kann.

Fazit Trotz einiger Bedenken, ob man nicht auch mit Photoshop die gleichen Effekte in gleicher Zeit erreichen kann, hat unser Test gezeigt, dass man mit FocalPoint die Effekte um einiges schneller, sicherer und vor allem reproduzierbar erstellen kann. FocalPoint ist kein "KlickiKlacki"-Plug-in, um etwa auf Knopfdruck gebrauchsfertige Bilder zu erhalten, es ist vielmehr erneut ein Plug-in, welches als vollwertiges Werkzeug anzusehen ist. So rechtfertigen sich auch die knapp 140 Euro Anschaffungspreis. Wie eingangs erwähnt, ist eine 30-Tage-Testversion erhältlich. Als Tipp für alle Interessenten zur deutlichen Verbesserung der Performance von FocalPoint sei empfohlen, die kleine Navigationsvorschau zu deaktivieren.

Kurzbewertung

  • Flexibel
  • Handhabung
  • Hardwarehungrig

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