Pixmantec
Testbericht: Pixmantec RawShooter essentials 2005
2005-09-15 Der RawShooter essentials (im folgenden kurz RSE) ist ein junger RAW-Konverter, also noch nicht lange am Markt. Er ist jedoch kostenlos für jeden aus dem Internet herunterladbar. Der Autor Michael Jonsson ist kein Unbekannter, hat er doch einst den RAW-Konverter Capture One programmiert. Gewisse Ähnlichkeiten der beiden Programme lassen sich daher auch nicht leugnen. (Benjamin Kirchheim)
Ein
neuer RAW-Konverter ruft Diskussionen um die Bildqualität auf den Plan. Und
um es vorweg zu nehmen: Hier kann RSE glänzen. Viele Experten (z. B. Michael
Reichmann und Uwe Steinmüller) sind der Überzeugung, dass RSE sehr scharfe,
qualitativ hochwertige Bilder erzeugt, was in unserem Test auch
nachvollzogen werden konnte. Einzig die Detailaufbereitung und Schärfung
erscheint recht aggressiv.
RSE ist kostenlos aus dem Internet herunterladbar, läuft allerdings nur auf
Windows 2000 und XP und benötigt eine moderne CPU mit SSE-Einheit (Pentium 3
oder besser). Benutzer von AMD-Prozessoren berichteten öfter von Problemen,
was meistens auf fehlendes SSE zurückzuführen ist. Hier sollte der Benutzer
probieren, ob das Programm stabil läuft. Auf dem Testsystem, einem Notebook
mit Intel Pentium M (Centrino) gab es keine Probleme.
Bevor man RSE herunterladen kann, muss man sich mit Namen und korrekter
E-Mail-Adresse registrieren, dabei abonniert man gleich einen Newsletter
mit. Anschließend erhält man eine E-Mail mit einem Download-Link für RSE.
Dieser Link bleibt gültig und kann auch für Updates benutzt werden. RSE ist
leider nur in Englisch erhältlich, das gilt auch für die Dokumentation. Wer
kein Englisch beherrscht, sollte Google bemühen, um Deutsche Tutorials im
Internet ausfindig zu machen. Empfehlenswert ist z. B. der Artikel in "Foto espresso" 3/2005 (siehe weiterführende Links).
Der Namenszusatz "essentials" von RawShooter heißt ins Deutsche übersetzt
"wesentlich". Und genau so kann das Programm angesehen werden: Es bietet
alle wesentlichen Funktionen, die für den RAW-Workflow nötig sind – aber
auch nicht mehr. Das Programm wirkt dadurch recht aufgeräumt und
übersichtlich. Das Konvertieren von RAW-Dateien kann so ohne Ablenkung und
möglichst effizient (auch vom Zeitaufwand her) erfolgen. Eine
Premium-Version ist für den Herbst in Planung; diese wird mehr Funktionen
enthalten, jedoch auch kostenpflichtig sein.
RSE enthält einen Dateibrowser, der ausschließlich RAW-Dateien anzeigt. In
einem Teil der Arbeitsoberfläche sind Thumbnails der RAW-Dateien zu sehen.
Es ist ratsam abzuwarten, bis alle Thumbnails aufgebaut wurden, da deren
Berechnung den RawShooter merklich ausbremst. Ein Klick auf ein Thumbnail
öffnet eine größere Ansicht des Bildes, die bis auf 800% gezoomt werden
kann. Eine kleine Übersicht des Bildes mit einem roten Rahmen darin zeigt
den aktuell dargestellten Ausschnitt, falls dieser nicht auf den Bildschirm
passt. Rechts im Fenster sind einige Regler, die das Bild beeinflussen –
dazu später mehr. Der Dateibrowser erlaubt es auch, einzelne Bilder zu
drehen und zu markieren, wobei drei Zahlen stellvertretend für Gruppen und
eine Fahne als Markierer dienen. Alternativ können die Bilder auch zum
Löschen markiert werden – die Löschung erfolgt jedoch erst, wenn man auf das
entsprechende Icon in der Toolbar klickt. Mit Hilfe der Markierungen kann
man die Auswahl der Bilder beschränken und im Dateibrowser z. B. nur alle
Bilder der Gruppe 1 anzeigen lassen. Der RawShooter legt übrigens im
Bilderverzeichnis ein Unterverzeichnis an, in dem er die Einstellungen für
alle Bilder speichert.
RSE beschränkt sich bei den Einstellungen zur Konvertierung eines RAWs auf
die wesentlichsten Einstellungen. Diese können praktisch von oben nach unten
als eine Art Workflow abgearbeitet werden. Die ersten beiden Regler
beeinflussen den Weißabgleich, wobei dieser auch über eine Pipette auf einen
neutralen Punkt im Bild gesetzt werden kann. Was hier fehlt, sind
Standardvorgaben wie Tageslicht, bewölkt, Kunstlicht etc. Die nächsten vier
Regler nehmen Belichtungskorrektur, Aufhellen der Tiefen, Tiefenkontrast und
Lichterkontrast vor. Diese vier Regler arbeiten adaptiv, d. h. sie
berücksichtigen für jeden Pixel auch die Umgebung und das menschliche
Sehempfinden. Mit dem Lichterkontrast lässt sich z.B. noch Zeichnung in
hellen Bereichen verstärken, mit dem "Fill Light" lassen sich Schatten
aufhellen, mit dem Tiefenkontrast werden die Bilder knackiger oder weicher.
Für die Belichtungskorrektur gibt es auch eine Automatik, die als
Ausgangspunkt sehr gut funktioniert – das Histogramm sollte man aber immer
im Auge behalten. Mit den vier Reglern muss der Anwender ein wenig
experimentieren, denn sie beeinflussen sich gegenseitig. Verstellt man den
einen, kann es sein, dass man andere etwas nachregeln muss.
Die nächsten beiden Regler beeinflussen die Farbsättigung (Saturation,
bis hin zu SW) und den Farbton (Hue, Richtung Gelb/Grün oder Rot/Magenta).
Die folgenden beiden Regler beeinflussen die Schärfe und die Detailschärfe.
Die Schärfung arbeitet sehr gut, jedoch werden die Bilder bereits bei der
Null-Stellung recht knackig. Mit diesem Regler sollte man vorsichtig
umgehen. Gleiches gilt für die Detailzeichnung. Verstärkt man diese,
verstärkt man auch das Rauschen. Mit den letzten beiden Reglern wird das
Helligkeits- und das Farbrauschen beeinflusst, wobei der Programmierer hier
gute Arbeitet geleistet hat: Die Entrauschregler machen – vorsichtig
eingesetzt – ein extra Entrauschprogramm unter Umständen überflüssig.
RSE besitzt noch viele weitere, nützliche Funktionen. So können
Weißabgleichs- und andere Einstellungen auf andere Bilder übertragen werden,
die Batchkonvertierung findet im Hintergrund statt, während man das nächste
Bild bearbeiten kann, und für jedes Bild lassen sich verschiedene
Konvertierungseinstellungen speichern. Auch der Dateibrowser bietet noch
viele Funktionen, z. B. eine Diashow. Nicht unerwähnt bleiben soll die
hervorragende Geschwindigkeit von RSE, die nicht zuletzt auch auf die
Benutzung von neuesten Prozessortechnologien (z. B. die SSE-Einheit)
zurückzuführen ist. Für seinen Preis (0 Euro) ist der RawShooter in jedem
Fall einen Blick wert!
Kurzbewertung
- Keine unnötigen Funktionen
- Durchdachte Bedienung
- Adaptive Bildkorrekturen
- Schnell
- Hohe Bildqualität
- Preis (kostenlos)
- Während der Thumbnailberechnung langsam
- Registrierung erforderlich
- Nur in Englisch verfügbar
- Momentan nur im Internet verfügbar