HDR-Software
Testbericht: Pixxsel HDR Darkroom 5
2011-12-28 Das Programm HDR-Darkroom 5 aus dem Franzis Verlag zur Erstellung von HDR-Bildern liegt aktuell in der Version 5 vor. Es ist für Windows ab XP sowie für den Mac ab 10.4 geeignet und läuft unter 32 Bit oder nun auch in der 64-Bit-Version. Ein besonderes Merkmal von HDR Darkroom 5 ist das Erstellen eines HDR-Bildes aus nur einer einzigen RAW-Aufnahme. Inwieweit das Versionsupdate überzeugen kann, soll dieser Praxistest zeigen. (Jens Scheppler)
Die Softwarebox wird mit einer knappen Installationsanleitung ausgeliefert, auf der Programm-CD sucht man eine Hilfe zumindest zum Erklären der Benutzeroberfläche leider vergeblich. Auf der Herstellerwebsite (siehe weiterführende Links) findet man jedoch eine Darkroom-Tour, um sich mit den Programmfunktionen vertraut zu machen. Die Benutzeroberfläche von HDR 5.0 Darkroom ist dafür aber auch sehr übersichtlich gehalten und ähnelt seiner Vorgängerversion sehr. Doch hätte man sich zumindest erklärende mouse-over-Einblendungen für die Symbole und Einstellungsoptionen gewünscht. So wird vom Anwender ein Grundwissen als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt. Fragt sich, ob hier nicht an falscher Stelle gespart wurde, denn das Programm richtet sich primär an den Einsteiger in die HDR-Fotografie.
Beim Öffnen der Bilder hat man die Wahl, ob man die Fotos für die HDR-Erstellung anhand der EXIF-Einstellungen einordnen oder "erraten" lassen möchte. Beim ersten Programmstart steht die Auswahl unglücklicherweise auf "erraten". Einmal geändert merkt sich das Programm aber die letzten Einstellungen, so dass die getätigten Selektionen für den nächsten Programmstart geändert bleiben. Außerdem steht zur Wahl, ob HDR 5.0 Darkroom die Bilder automatisch ausrichten soll. Diese Programmfunktion arbeitet nur zum Teil zur Zufriedenheit: Für einen Teil des Bildes sind die Mehrfachbelichtungen durchaus ordentlich übereinander ausgerichtet, doch für den gegenüberliegenden Bildbereich traf dies leider mehrfach nicht zu. Das äußerte sich in Geisterbildern in Form von deutlich versetzten Überlagerungen, je nachdem wie gut oder schlecht man frei Hand mehrere Bilder hintereinander "wegschießt". Hier hilft dann letztendlich doch wieder nur der ohnehin vorteilhafte Einsatz eines Kamerastativs.
Ist das HDR-Bild einmal aus einem oder besser mehreren Fotos erstellt worden, geht es ans Tone-Mapping. Die Einstellungsmöglichkeiten hierbei decken die nötigsten Elemente ab, was aber vermisst wird, ist die Einstellung für die Farbtemperatur. Einmal gemachte Einstellungen beim Tone-Mapping lassen sich als Preset speichern, so dass man zukünftig schnell aus seinen bevorzugten Einstellungen wählen kann. Eine Sammlung an fertigen Presets für den Programmneuling bringt das Programm nicht mit, es lässt sich jedoch eine grobe Voreinstellung für realistische oder surreale Ergebnisse auswählen.
In der Programmoberfläche können die Fotos in drei Ansichtsgrößen dargestellt werden. Klein, mittel und groß stehen dabei zur Auswahl, letztere für die besser ausgestatteten Rechner. Eine Möglichkeit zum weiteren Hineinzoomen oder eine 1:1-Darstellung fehlen hier schmerzlich. Bis man eine moderate Einstellung für seine Bilder gefunden hat, wird man ein paar Fehlversuche in Kauf nehmen müssen, vor allem mit dem Regler für die Farbsättigung sollte man sehr sorgsam umgehen. Selbst bei der Standardeinstellung werden schnell sehr satte Farben erzeugt, vor allem in den Gelb- und Orangetönen, die sich gerade bei Aufnahmen mit Sonnenuntergängen unangenehm auffällig bemerkbar machen. Hier sollte das Finetuning lieber in der Postproduktion erfolgen.
HDR-Ergebnisse, die auf Grundlage von nur einem Foto im RAW-Format in HDR Darkroom erstellt werden, können sich durchaus sehen lassen. Vor allem in den helleren Bereichen wie zum Beispiel den Himmelsstrukturen kann das Programm seine Stärken ausspielen. Diese Bereiche werden soweit abgedunkelt, dass hier die Strukturen bis zu einer gewissen Grenze wieder hergestellt werden. Die Übergänge zum dunkleren Vordergrund werden dabei sauber differenziert und ohne sichtbare Halo-Effekte abgebildet. In den Schattenpartien des Bildes entsteht dafür aber durch das Aufhellen deutliches Rauschen. Hat man aber nur ein einziges Foto zur Verfügung, sind die Ergebnisse akzeptabel. RAW-Formate werden derzeit von über 150 Kameramodellen unterstützt, darunter auch das Adobe-Format DNG.
Die Batchverarbeitung soll eine Arbeitserleichterung und Zeitersparnis für diejenigen sein, die viele Bilder unter ähnlichen Lichtbedingungen und Kameraeinstellungen erstellt haben; einfach den Ordner mit den Originalfotos auswählen, die Tone-Mappingeinstellungen vornehmen, HDR 5.0 Darkroom sucht sich die zusammengehörenden Bilder heraus und erzeugt aus ihnen ein fertiges HDR–Bild, das automatisch im gewünschten Format gespeichert wird. Acht Formate stehen auch hier zur Wahl, neben JPG, TIFF (8 Bit oder 16 Bit) steht unter anderem auch das HDR–Format zur Wahl, für eine spätere Weiterverarbeitung, wenn man noch finetunen möchte. Ergebnisse können jedoch schnell ins Abstrakte geraten, wenn es sich um sehr unterschiedliche Motive handelt. Dann kommt man um eine individuelle Anpassung nicht herum.
Fazit Für Einsteiger in die HDR-Verarbeitung bietet das Programm ausreichende Einstellungsmöglichkeiten, der Einsatz von teuren Bildbearbeitungsprogrammen ist nicht zwingend nötig, es läuft nicht nur als Plug-In, sondern auch Stand-Alone. Soll es als Photoshop-Plugin seine Arbeit verrichten, ist Photoshop ab Version CS2 erforderlich. HDR 5.0 Darkroom selbst setzt unter Windows XP oder höher einen Pentium-Prozessor ab 2 GHz und mindestens 1 GByte RAM voraus, am Macintosh wird 10.4 oder höher verlangt, wobei jeder Intel-Prozessor unterstützt wird, ebenso wie die G4 und G5 Prozessoren, wenn mindestens 512 MByte RAM im Mac verbaut sind.
Hat man sich mit den Auswirkungen der Regler und Einstellungen vertraut gemacht, lassen sich mit HDR 5.0 Darkroom durchaus brauchbare HDR-Bilder erzeugen. Aber auch hier gilt: Die eigentliche Arbeit muss der Fotograf beim Fotografieren leisten, damit die Ergebnisse später überzeugen können. Wer sich vom Funktionsumfang der Software ein genaues Bild machen möchte, der kann eine Testversion auf der Seite des Franzis-Verlages herunterladen und auch dort für 64,99 EUR die Vollversion erwerben.
Kurzbewertung
- Läuft Stand-Alone und als Plug-In
- Speichert TIFF in 16-Bit
- 64-Bit Unterstützung
- Akzeptable HDR-Ergebnisse aus nur einer RAW-Aufnahme
- Für Fortgeschrittene zu wenige Einstellungsmöglichkeiten
- Bilder ausrichten nicht zuverlässig
- Programmfunktionen lassen sich nicht sofort erschließen