Realviz S.A.

Testbericht: Realviz S.A. Realviz Stitcher 5

2006-03-07 In der neuen Version Stitcher 5 hat die französische Software-Firma Realviz den Funktionsumfang einerseits um die Automatisierung und andererseits die manuelle Unterstützung der Zusammenfügung von Einzelbildern zu Teil- oder 360°-Panoramen erweitert. Durch die zusätzliche Installation von "Enblend" können die Bilder noch besser miteinander verrechnet und störende Artefakte vermieden werden.  (Dr. Bernd Schäbler)

Realviz empfiehlt für die Aufnahmen die Verwendung eines Stativs und je Einzelbild 15% als Überlappungszone. Es sind alle gängigen Dateiformate, auch solche mit 16 Bit Farbtiefe, möglich. Die Arbeitsoberfläche von Stitcher wirkt so aufgeräumt wie ein Chef-Schreibtisch: Lediglich eine Menüleiste, eine Werkzeugleiste sowie ein Schieberegler, mit dem man die Größe der Vorschau-Bilder verändern kann, sind vorhanden. Wer schnell ein Resultat erzielen möchte, wählt das oberste Symbol der Werkzeugleiste an, lädt die Bilder und geht dann anhand der Werkzeug-Icons die folgenden Arbeitsschritte durch: vollautomatische Bildmontage, automatisches Ausrichten des Panoramas, Ausgleich von Helligkeitsunterschieden und Endverrechnung bzw. Ausgabe des Teil- oder Vollpanoramas. Während der Bearbeitung füllt sich schnell die Arbeitsoberfläche; es erscheint zum einen nach der Montage der Einzelbilder die sphärische (Hohlkugel-) Projektion des vorläufigen Gesamtbildes, und eine kleine, zuschaltbare Echtzeit-Vorschau des Panoramas, mit deren Hilfe man das Gesamtbild besser horizontal justieren kann, erweist sich als nützlich; ebenfalls optional ist eine Bilderleiste unten.
Realviz Stitcher 5 - Verrechnung von zwei fertigen (Teil-)Panoramen bzw. Panorama-Teilen [Screenshot: MediaNord]Lässt man den Cursor auf einem Werkzeugleisten-Icon stehen, erscheinen weitere, und man erkennt, dass es eine ganze Reihe von differenzierten Arbeitsschritten in Stitcher 5 gibt: das Laden fertiger Panoramabilder zur weiteren Bearbeitung, die halbautomatische Verrechnung oder die manuelle Montage über das Setzen von Kontrollpunkten, die manuelle Ausrichtung des Panoramas, der Ausgleich von Helligkeitsunterschieden, das Setzen von Hotspots und die Maskierung von Bildteilen, die vom Programm im ersten Anlauf nicht fehlerfrei verarbeitet werden konnten ("Geisterbilder").

Der Reihe nach: Mit Stitcher 5 kann man Bilder horizontal und vertikal zusammenfügen (lassen) und so auch den vertikalen Blickwinkel erweitern. Realviz schlägt vor, drei 360°-Panoramen mit um je 45° vertikal versetztem Aufnahmewinkel zu verrechnen; so kann man Panoramen mit einem Gesichtskreis von 360° in der Horizontalen sowie 180° in der Vertikalen erreichen.

Manuelle Montage über Kontrollpunkte [Screenshot: MediaNord]Führen voll- wie halbautomatische Bildmontage nicht zum Erfolg – die Bilder wurden vielleicht aus der Hand und nicht mit Hilfe des Stativs aufgenommen –, bietet Stitcher 5 die manuelle Vorbereitung der Bilderverrechnung durch das Setzen von Kontrollpunkten (mind. drei je Bild) in je zwei Aufnahmen mit gemeinsamen Überlappungszonen. Kontrollfenster mit einem justierbaren Vergrößerungsfaktor erleichtern die exakte Bestimmung der Punkte; leider assistiert das Programm nicht beim Auffinden des jeweils korrespondierenden Punkts im "Nachbar-Bild".

Ist auch der Kontrollpunkt-Methode nicht der erwünschte Erfolg beschieden – und dies ist bei sich während der Aufnahmen bewegenden Personen bzw. Objekten gewöhnlich der Fall –, kann man verschwommen oder semitransparent erscheinende Bildsegmente entfernen, indem man das betreffende Einzelbild auswählt, in der Werkzeugleiste das Icon "Stencil/Ausblendung" anklickt und mit der Maus ein beliebig geformtes Polygon-Feld über die kritische Bildpartie legt; mit Mausklick rechts und Markierung von "Bereich erhalten" im Kontextmenü kann das Bild nun neu – und fehlerfrei – zusammengerechnet werden. Vor der Endberechnung und Ausgabe des Teil- bzw. Vollpanoramas kommt noch der automatische Ausgleich von Helligkeitsunterschieden für die gesamte Bildserie und, sollte dies nicht ausreichen, die Nachbearbeitung in einem externen Bildeditor. Stitcher 5 legt vor jeder externen Bearbeitung eine Sicherheitskopie der jeweiligen Bilddatei an, so dass eine "Reparatur" der Reparatur jederzeit möglich ist.

Maskierung und Beseitigung von Montagefehlern [Screenshot: MediaNord]Bleibt noch die Endberechnung bzw. Vorbereitung der Ausgabe des Panoramas. Soll es in eine Website integriert und mit anderen zu einer virtuellen Tour verbunden werden oder soll auf eine externe Web- bzw. Mailadresse verwiesen werden, sind vorher noch so genannte "Hotspots" zu setzen. Stitcher 5 bietet Hilfestellungen für die Einrichtung einer Webpräsentation, die sich des kostenlos zu beziehenden Quicktime-Plugins bedient; die Einbindung von JPEG-Dateiformaten mit Hilfe eines kleinen Javascript-Applets wird hingegen nicht explizit unterstützt – ist aber möglich.

Für die Ausgabe unterstützt Stitcher 5 die gängigen Dateiformate: JPEG, TIFF, PNG, (Photoshop) PSD u. a., daneben das Quicktime-Filmformat (*.mov), VRML und WRL, und man kann zwischen unterschiedlichen Projektionsarten wählen: kubisch, zylindrisch, sphärisch und plan. Die als Patch nachträglich zu installierende Enblend-Funktion wird aktiviert, indem man im Feld Ausgabeoptionen das TIFF-Dateiformat wählt, dann unter Bild/Optionen die Kästchen im Bereich "Ausgabe" zunächst deaktiviert und darauf wieder von oben nach unten aktiviert. Die Integration des Enblend-Moduls ist noch nicht ganz gelungen, und der Benutzer sollte für die Vorbereitung dieses Arbeitsschrittes exakte Informationen und Hinweise im Bedienungsfeld erhalten.

Resümee: Stitcher 5 von Realviz lässt nach der beachtlichen Erweiterung des Funktionsumfangs kaum noch Wünsche offen – das sollte aber auch bei dem nicht gerade niedrigen Preis so sein. Wann immer die vollautomatische Verarbeitung an ihre Grenzen stößt, stehen dem Benutzer alternative Wege zur Verfügung, so dass ein gelungenes und präsentables Resultat in jedem Fall erreicht werden kann.

Kurzbewertung

  • bessere Verarbeitung durch kostenlosen Enblend-Patch
  • zahlreiche Ausgabemöglichkeiten und -formate
  • viele Justier- und Korrekturmöglichkeiten
  • horizontales und vertikales Stitching möglich
  • vollautomatische, halbautomatische und manuelle Verrechnung der Bilder
  • schwerlich geeignet für den kleineren Geldbeutel
  • Präsentation von JPEG-Dateien auf Webseiten mit Java-Applet sollte unterstützt werden
  • Einbindung des Enblend-Moduls sollte verbessert werden
  • eine Unterstützung des Setzens von Kontrollpunkten wäre wünschenswert

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