APS-C-Kamera für Einsteiger und Fortgeschrittene

Canon EOS R10 im Vergleichstest

2023-03-01 Ambitionierte Foto- und Videografie-Einsteiger kommen bei der Canon EOS R10 auf ihre Kosten. Angefangen beim ergonomisch geformten, sehr griffigen Gehäuse über den hochauflösenden Sucher bis zum beweglichen Touchscreen ist alles vorhanden. Der 24 Megapixel auflösende APS-C-Sensor liefert eine hohe Bildqualität. Ein Highlight ist das AF-System aus den Canon Profi-Modellen. Eine 4K60-Videofunktion ist im Einsteigersegment ebenfalls nicht alltäglich, auch wenn sie mit Crop arbeitet. Ohne Crop und dafür sogar mit 6K-Oversampling sind 4K30-Aufnahmen möglich.  (digitalkamera.de Redaktion)

Im Mai 2022 läutete Canon unter anderem mit der EOS R10 die APS-C-Ära mit EOS-R-System ein. Die EOS R10 war bei ihrer Vorstellung die günstigste Systemkamera mit APS-C-Sensor im R-System. Im Set mit dem RF-S 18-45 mm F4.5-6.3 IS STM kostet sie knapp unter 1.000 Euro. Die Kamera richtet sich ebenso an ambitionierte Einsteiger wie auch fortgeschrittene Foto- und Videografen. Das Canon RF-System umfasst zurzeit (Stand 02/2023) 33 Original-Objektive (davon drei APS-C-Objektive) und über 50 Objektive von Fremdherstellern, fast alle mit manuellem Fokus.

Die EOS R10 besitzt, wie in diesem Preissegment nicht unüblich, ein Kunststoffgehäuse mit Metallbajonett. Dank eines gut ausgeformten Griffs und einer weichen, genarbten Gummierung liegt die Kamera ausgesprochen gut in der Hand. Dank einer mannigfaltigen Ausstattung von Einstellrädern und Funktionstasten ist die EOS R10 nicht nur bequem zu bedienen, sondern sie lässt sich dank der Funktionstasten auch noch granular individualisieren. Ein besonderes Highlight ist die M-Fn-Taste, mit der sich ein individuelles Schnellmenü aufrufen lässt.

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Der dreh- und schwenkbare, 7,5 Zentimeter große Touchscreen löst mit 1,04 Millionen Bildpunkten auf und liefert eine eher moderate Helligkeit. Die Integration der Touchfunktion in die Kamerabedienung ist sehr gut. Zeitweise hat man das Gefühl, dass man in einem modernen Smartphone navigiert. Dabei ist es egal, ob man in den "Eingeweiden" der Kameraeinstellungen Änderungen vornimmt oder bei der Aufnahme Belichtungsparameter anpasst, der Touchscreen kann das alles.

Wenn man keine Lust hat, die Kamera wie ein Smartphone zu bedienen, geht das über die Drehräder und Tasten ebenso bequem. Als Alternative zum Monitor besitzt die R10 einen elektronischen OLED-Sucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten Auflösung. Leider ist der Sucher, wie oft in dieser Kameraklasse, für Brillenträger schlecht überschaubar. Immerhin lässt sich der Sucher mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde betreiben.

Die Canon EOS R10 besitzt einen 24 Megapixel auflösenden CMOS-Sensor, der mit Dual Pixel II AF-Sensoren ausgestattet ist. Beim Autofokus greift die EOS R10 auf ein mit Deep Learning entwickeltes Autofokussystem zurück, das auch in den Profi-Systemkameras von Canon zum Einsatz kommt. Ein großer Pluspunkt des Systems sind die Motiverkennungs- und Verfolgungsfunktionen.

So kann das System beispielsweise Körper, Gesichter, Köpfe und auch Augen von Menschen und Tieren erkennen. Hat das System das Objekt erfasst, so verfolgt der Fokus dem Objekt, wenn es sich durchs Bildfeld bewegt. Besonders gut an dem System ist, dass es sowohl im Foto- als auch Videomodus funktioniert.

Es verwundert also nicht, dass die reinen Fokussierzeiten über die 651 Dual Pixel Autofokus-Messfelder mit 0,16 und 0,18 Sekunden sehr flott sind. Leider relativiert sich dieses Ergebnis durch die recht lange Auslöseverzögerung von 0,11 Sekunden. Dann kommt man nämlich auf 0,27 und 0,29 Sekunden Fokus- und Auslösezeit. Das ist dann nicht mehr wirklich spektakulär schnell.

Auch abseits der Basisfunktionen wie Programm- und Halbautomatiken bietet die EOS R10 eine reiche Funktionsauswahl, wie zum Beispiel Motivprogramme und eine Motivautomatik. Erstmals hat Canon eine Schwenkpanorama-Funktion implementiert. Bei dieser übernimmt der Bildprozessor der EOS R10 das Zusammenfügen der Fotos. Man muss also nur die Kamera mit gedrücktem Auslöser in die designierte Richtung schwenken und die Kamera erledigt den Rest.

Freunde von HDR-Aufnahmen werden bei der Kamera allerdings nur bedingt glücklich, denn die Belichtungsreihenfunktion bietet gerade einmal drei Aufnahmen mit einer Spreizung von +/- drei Blendenstufen an, hier wäre eine größere Spreizung definitiv sinnvoller gewesen. Bei der Zeitrafferaufnahmen wird es hingegen umfangreicher. Denn bei dieser lassen sich viele verschiedene Parameter des komfortablen Intervall-Timers programmieren.

Um den Schärfebereich zu erweitern, bietet die EOS R10 eine Fokus-Stacking-Funktion an. Mit dieser erstellt die Kamera eine ganze Reihe von Aufnahmen, bei denen sich der Fokus von Aufnahme zu Aufnahme verschiebt. Mit Hilfe einer aufwändigen Berechnung werden die Fotos in der Kamera dann zusammengefügt und als einzelnes scharfes Foto abgespeichert. Für den Fall, dass man das Zusammenfügen der Aufnahmen nachträglich am Rechner selbst machen möchte, speichert die Kamera alle Einzelaufnahmen ab.

Die Serienbildgeschwindigkeit liegt mit 13,6 Raw-Bildern pro Sekunde mit mechanischem Verschluss ordentlich hoch, allerdings kann die EOS R10 diese Geschwindigkeit nur für 27 Aufnahmen in Folge halten. Sind 27 Aufnahmen im Kasten reduziert sich die Aufnahmefrequenz auf 7,5 Bilder pro Sekunde. Werden JPEG-Aufnahmen gemacht, dann hält die Kamera die Serienbildgeschwindigkeit bis der Akku leer oder die Speicherkarte voll ist, je nachdem was eher der Fall ist. Wird der elektronische Verschluss verwendet, steigt die Serienbildgeschwindigkeit sogar auf 22 Bilder pro Sekunde bei 22 Aufnahmen in Folge.

Als Speichermedium kommen Speicherkarten mit SD-Formfaktor zum Einsatz. Gespeichert werden Daten mit maximal 177 Megabyte pro Sekunde. Wenn man also die maximale Serienbildgeschwindigkeit und das optimale Video-Erlebnis haben möchte, dann empfiehlt es sich, auf jeden Fall in eine flotte Speicherkarte mit UHS II zu investieren.

Die höchste Videoauflösung von 4K mit 60 Bildern pro Sekunde ist nur mit horizontalem Beschnitt möglich. Die volle Sensorbreite gibt es erst bei 4K30, dann sogar mit 6K Oversampling. Das macht sich in verbesserter Detailwiedergabe und besserer Farbdifferenzierung bemerkbar. Zudem kann die Kamera HDR-PQ Videos mit erhöhtem Dynamikumfang aufzeichnen. Darüber hinaus bietet die Kamera eine Clean-Micro-HDMI-Ausgang und eine Time-Code-Funktion.

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Für die Tonaufzeichnung nutzt die EOS R10 drei Mikrofone. Eines der Mikrofone ist allerdings nur dafür zuständig, die Innengeräusche der Kamera aufzunehmen, damit Eigengeräusche der Kamera reduziert werden. Alternativ kann auch ein externes Mikrofon mit der Kamera verbunden werden, dann funktioniert die interne Rauschunterdrückung natürlich nicht mehr.

Auch drahtlos ist die EOS R10 mit Bluetooth und WLAN gut aufgestellt und bietet damit schnelle Datenübertragung, Live-View-Fernsteuerung und die Möglichkeit, Positionsdaten bei Aufnahme in Echtzeit zur Kamera zu übertragen. Als kabelgebundene Datenschnittstelle besitzt die EOS R10 eine USB-C-Schnittstelle, die mit USB 2.0 betrieben wird. Über sie ist auch eine externe Dauerstromversorgung möglich und auch das Laden des Akkus in der Kamera wird über die Schnittstelle ermöglicht. Der Akku (LP-E17) hat eine Reichweite von etwa 430 Aufnahmen laut CIPA-Standardtestverfahren.

Neben dem TTL-Blitzschuh mit besitzt die R10 auch einen eingebautes Blitzgerät zum aufklappen. Dieser hat eine Leitzahl von 6,2 bei ISO 100 und einem Aufnahmeabstand von einem Meter. Das reicht für Nahaufnahmen im Notfall aus, für höhere Reichweiten und erweiterte Blitzfunktionen muss man allerdings zwangsläufig auf externe Systemblitzgeräte zurückgreifen.

Der Blitzschuh besitzt neben den herkömmlichen TTL- und Mitten-Kontakten auch elektrische Kontakte, die ihn zum Canon Multifunktions-Zubehörschuh machen. Dank dieses Anschlusses kann man verschiedenes Zubehör an die Kamera anschließen. Neben einem Mikrofon ist auch ein Smartphone-Adapter erhältlich. Damit können Bilddaten noch schneller von der Kamera auf das Smartphone übertragen werden.

Bei der Bildqualität liefert die EOS R10 gute Ergebnisse in Bezug auf das Bildrauschen, den Dynamikumfang und Ausgangs-Tonwerte ab. In Kombination mit dem RF-S 18-150 mm Set-Objektiv (der Setpreis liegt bei knapp unter 1.300 Euro) lieferte der Sensor eher suboptimale Auflösung. Das RF-S 18-150 mm F3.5-6.3 IS STM zeigte sich nur wenig beeindruckend und machte der Bezeichnung Set-Objektiv "alle Ehre".

Neben einer der höchsten Auflösung von 54 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) zeigte sich ein mäßiger Auflösungs-Randabfall von bis zu 27 Prozent. Problematischer ist jedoch die bei maximaler Brennweite sehr schwache Auflösung von unter 30 lp/mm. Die Randabdunklung ist gut auskorrigiert. Dasselbe gilt für Farbsäume. Weniger gut korrigiert ist die Verzeichnung. Sie wird im Weitwinkel mit 2,5 Prozent Tonnenform sichtbar, bei mittlerer und langer Brennweite hingegen mit 1,5 beziehungsweise einem Prozent Kissenform. Immerhin lässt sich eine Korrektur in der Kamera aktivieren, die jedoch Auflösung kostet.

Im Set mit dem RF-S 18-45 mm F4.5-6.3 IS STM ist die Canon EOS R10 für knapp unter 1.000 Euro erhältlich. Zusammen mit dem Test-Objektiv RF-S 18-150 mm F3.5-6.3 IS STM liegt die Kamera bei gut 1.300 Euro. Glücklicherweise ist das RF-Objektivsystem schon sehr gut ausgebaut. So bietet Canon insgesamt 33 Objektive an. Von Fremdherstellern kommen nochmals mehr als 50 Objektive hinzu. Es ist anzumerken, dass bislang kaum Fremdhersteller Autofokus-Objektive für das RF-System anbieten, denn das verhindert Canon mit Patentschutzklagen erfolgreich.

Alternativ können Canon EF-Objektive über gleich drei Bajonettadapter an das RF-Bajonett adaptiert werden. Während der Standardadapter (EF-EOS R) für etwa 110 Euro zu haben ist, kostet der Adapter mit konfigurierbarem Steuerring etwa 220 Euro. Der dritte und letzte Adapter besitzt die Möglichkeit, Filter einzuschieben. Er wird im Set im einem zirkularen Polfilter für etwa 330 Euro angeboten.

Fazit

Die Canon EOS R10 ist mit einem 24-Megapixel-Sensor im APS-C-Format ausgestattet, der in einem handlichen Gehäuse mit vielen konfigurierbaren Bedienelementen untergebracht ist. Überzeugen konnten uns das gute Rauschverhalten, die schnelle Autofokus-Nachführung sowie die hohe Serienbildgeschwindigkeit. Auch für die Videografie bietet die EOS R10 ein hohes Potential und zwar nicht nur, weil die Firmware der Kamera die maximale Aufnahmedauer nicht mehr auf knapp 30 Minuten limitiert.

Kurzbewertung

  • Ergonomisches Gehäuse
  • Hohe Serienbildgeschwindigeit
  • Schneller Profi-Autofokus
  • Vorbildliche Touchbedienung
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • 18-150 mm Set-Objektiv bleibt hinter Erwartungen zurück
  • Leistungsschwacher Blitz
  • Mechanischer Verschluss klappert

Alternative

Canon EOS R50

Die Canon EOS R50 ist das neuere, kleinere Schwestermodell der R10 und soll theoretisch 170 Euro günstiger sein, aufgrund der späteren Markteinführung ist der Preisabstand jedoch kleiner. Die R50 ist noch kompakter und leichter als die R10, was jedoch auch eine schlechtere Ergonomie bedeutet. Dafür ist sie dank Assistenzfunktionen noch einfacher zu bedienen. Der Autofokus der R50 ist mit der automatischen Motiverkennung sogar noch etwas besser, ihre Serienbildgeschwindigkeit ist jedoch etwas langsamer und der Puffer viel kleiner – reicht jedoch für die eine oder andere Action-Aufnahme. Videos werden maximal mit 4K30 statt 4K60 aufgenommen, dafür gibt es eine elektronische Korrektur des Fokus-Atmens und eine eingebaute USB-Webcam-Funktion in Full-HD sowie einen Produkt-Präsentations-Modus für Content-Creatoren.

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