Hochauflösende Vollformat-Systemkamera
Canon EOS R5 Mark II im Test
2024-09-23 Knapp über vier Jahre mussten Canon-Fans auf ein Nachfolgemodell der EOS R5 warten. Im Sommer 2024 war es dann endlich soweit: Die Canon EOS R5 Mark II ist das neue Auflösungs-Flaggschiff im EOS-R-System und soll nicht nur neueste KI-Technologien bieten, sondern auch die Hitzeprobleme des Vorgängermodells lösen. Doch nicht nur fürs Fotografieren ist die R5 II ein Auflösungs-Flaggschiff, sondern auch für Videoaufnahmen. Was die Canon EOS R5 Mark II alles zu bieten hat und wie sie sich bei der Bildqualität sowie in der Praxis schlägt, verrät unser ausführlicher Testbericht. (Benjamin Kirchheim)
Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang.
Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten
Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar
dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären,
welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Canon EOS R5 Mark II haben. Der sehr ausführliche Test kann
direkt online gelesen oder als 36-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in
digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw.
1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).
Canon EOS R5 Mark II besitzt im Gegensatz zum Kunststoffgehäuse des Vorgängermodells Gehäuseteile (oben und hinten) aus einer Magnesiumlegierung, um die Wärme besser ableiten zu können. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Im Grunde genommen hat Canon am Gehäuse der EOS R5 Mark II gegenüber dem Vorgängermodell nur an einigen Details gefeilt – aber die haben es in sich. War die R5 mit ihrem Kunststoffgehäuse noch ein ziemlicher Hitzkopf, wenn man sie mit Videoaufnahmen oder vielen Serienbildern gestresst hat, behält die R5 Mark II einen kühleren Kopf beziehungsweise verfügt über ein besseres Wärmeableitungskonzept.
So ist das Gehäuse einige Millimeter dicker geworden, um in die Rückwand einen Lüftungskanal einzuziehen. Allerdings sitzt hier im Gegensatz zu einigen Panasonic-Modellen kein aktiver Lüfter, denn der steckt im CF-R20EP, einem der drei Multifunktionsgriffe, die Canon optional anbietet. Damit sollen sich beispielsweise bis zu 120 statt 30 Minuten lange 8K30-Videos aufnehmen lassen.
Des Weiteren bestehen nun die Rückseite sowie die Oberseite aus einer Magnesiumlegierung statt Kunststoff, was ebenfalls für eine bessere Wärmeableitung und auch ein hochwertigeres Gefühl sorgt. Betriebsbereit wiegt die Canon EOS R5 Mark II 743 Gramm und ist damit 5 Gramm schwerer als das Vorgängermodell. Zusammen mit unserem 2.500 Euro teuren Testobjektiv RF 24-70 mm 2.8 L IS USM sind es 1.639 Gramm.
Die Verarbeitung der 4.800-Euro-Kamera ist erstklassig. Das Gehäuse ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, das schließt die Klappen am Akku- sowie dem Speicherkartenfach mit ein, die entsprechende Dichtungen besitzen. Auch die Gummikappen auf den Schnittstellen halten diese trocken, solange sie nicht in Verwendung sind.
Dank der großzügigen Belederung und dem angenehm ergonomisch geformten Griff liegt die R5 II exzellent in der Hand. Eine kleine Änderung fällt auf der Oberseite auf: Statt der Lock-Taste gibt es nun vor dem Daumenrad einen Off-Lock-On-Schalter, der laut Canon ein einhändiges Anschalten der Kamera ermöglichen soll. Dafür benötigt man allerdings einen sehr gelenkigen Zeigefinger. Der ehemalige On-Off-Schalter links des Suchers schaltet jetzt zwischen Foto- und Videomodus um. Das bringt den Vorteil, Bedienelemente und Benutzerspeicher für den jeweiligen Modus unabhängig individualisieren zu können.
Die EOS R5 II bietet für eine direkte Bedienung neben zahlreichen Tasten auch einen Fokus-Joystick und gleich drei Einstellräder: eines hinter dem Auslöser, eines auf der Oberseite hinten und eines auf der Rückseite. Selbst in der Defaultbelegung werden alle drei Räder konsequent genutzt, um etwa ISO-Empfindlichkeit, Belichtungszeit und Blende gleichzeitig einstellen zu können.
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Dank der drei Bedienräder navigiert man auch sehr schnell durch das Menü: Ein Rad ist für die Hauptkategorien zuständig, eines für die Unterkategorien und das dritte scrollt durch die Menüpunkte. Hat man sich erstmal daran gewöhnt, gelingt die Menünavigation flüssig und in rasender Geschwindigkeit. Zählt man das Objektiv-Einstellrad mit, sind es sogar vier Einstellräder, mit denen sich schnell und direkt Aufnahmeparameter anpassen lassen. Zudem gibt es viele Tasten, deren sinnvolle Vorbelegungen sich weitreichend an die eigenen Bedürfnisse anpassen lassen.
Canon setzt beim Sucher auf ein 5,76 Millionen Bildpunkte hochauflösendes OLED, das nun doppelt so hell sein voll wie beim Vorgängermodell (das ist eine Blendenstufe heller). Das Sucherbild vergrößert 0,76-fach. Dank der Dioptrienkorrektur kann man ihn mit nicht zu starker Fehlsichtigkeit gut ohne Brille verwenden. Mit Brille auf der Nase kann man nämlich das Sucherbild nicht vollends überblicken. Notfalls kann man das Sucherbild kleiner schalten.
Das Sucherokular steht ein gutes Stück nach hinten über, sodass man nicht gleich mit der Nase am Touchscreen klebt und diesen noch bequem mit dem Auge am Sucher bedienen kann. Durch die feine Auflösung und hohe Aktualisierungsrate von 120 Bildern pro Sekunde vergisst man zuweilen, dass man durch einen Videosucher blickt.
Die größte Neuerung dürfte aber die aus der EOS R3 bekannte Autofokus-Augensteuerung sein, die aber in einer verbesserten Version zum Einsatz kommt. Im Sucher sitzen nun mehr Sensoren auf einer größeren Fläche, zudem wurden die Algorithmen verbessert. Das soll zu einer präziseren, schnelleren Reaktion und einem größeren Erkennungsfeld führen. Die Augen- beziehungsweise Pupillenerkennung muss man anlernen, bevor die Markierung im Sucherbild exakt dem eigenen Blick folgt.
Sobald man den Auslöser antippt oder die AF-On-Taste drückt, wird der Fokus an der Markierung des Auges fixiert und man hat das Auge wieder frei, um den Bildausschnitt zu kontrollieren oder auf neue Motive zu lauern, die ins Bildfeld kommen. Ein erneuter Druck auf die AF-On-Taste fixiert bei Bedarf den Autofokus neu, denn der Doppelkreis des Eye-Control-AF ist stets im Sucher zu sehen. Das Eye-Control-System steht übrigens nur während Fotoaufnahmen zur Verfügung.
Auch bei der Bedienung hilft der elektronische Sucher. So kann man nach Betätigung der M-Fn-Taste mit dem oberen Daumenrad durch verschiedene Einstellungen scrollen. Hier kommen im Gegensatz zum Vorgängermodell nun alle drei Einstellräder zum Einsatz, sodass immer zwei Einstellungen gleichzeitig angepasst werden können: Eine mit dem Zeigefingerrad und die andere mit dem hinteren unteren Daumenrad. Durch die Einblendung im Livebild verliert man sein Motiv dabei nicht aus dem Auge und kann je nach Option die Auswirkungen, beispielsweise beim Weißabgleich, direkt im Sucherbild beobachten.
Der rückwärtige, 8 Zentimeter große Touchscreen ist identisch zum Vorgängermodell. Er lässt sich schwenken und drehen, sodass er für Aufnahmen aus allen erdenklichen Blickwinkeln inklusive Selfies taugt. Er arbeitet mit LCD-Technik und löst feine 2,1 Millionen Bildpunkte auf. Seine maximale Helligkeit ist mit einer Leuchtdichte von knapp 510 cd/m² allerdings nicht besonders hoch, was die Ablesbarkeit bei Sonnenlicht nicht gerade fördert.
Die Touchbedienung setzt Canon löblicherweise konsequent um, auch im Menü funktioniert sie. Man kann aber komplett darauf verzichten, denn alle Funktionen lassen sich auch mit physischen Bedienelementen verwenden. Statt des Fokusjoysticks kann der Touchscreen zur Platzierung des beziehungsweise der Autofokusfelder benutzt werden, von denen die Kamera knapp 6.000 bis an den Randbereich verteilt besitzt.
Die Rückseite der Canon EOS R5 Mark II ist unverändert, der Touchscreen ist identisch zum Vorgängermodell. Der Sucher hat aber die doppelte Helligkeit und eine neue Augensteuerung für die AF-Punkte. [Foto: MediaNord]
Auch beim Blick durch den Sucher erlaubt der Touchscreen die Verschiebung der Autofokusfelder. Dabei kann man auswählen, welcher Bildschirmbereich dafür verwendet wird und ob die Positionierung relativ oder absolut erfolgen soll. Das funktioniert unserem subjektiven Eindruck nach sogar besser, schneller und präziser als der AF-Joystick.
Über den Touchscreen kann auf Wunsch auch das komplette Menü bedient werden. So entfällt das teils lästige Durchscrollen der Menüregisterkarten, denn mit einem Fingertipper springt man direkt in den gewünschten Menübereich. Auch beim Bestätigen oder Anwählen von Einstellungspunkten bewährt sich der direkte Tipper auf die gewünschte Option, ohne erst den Cursor hinbewegen zu müssen.