APS-C-Foto-Video-Hybrid-Flaggschiff
Fujifilm X-H2S im Test
2023-07-31 Die Fujifilm X-H2S ist das Video- und Geschwindigkeits-Flaggschiff der X-Serie. 40 Serienbilder pro Sekunde soll sie erreichen und zudem 4K-Videos mit 120 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. Obwohl der Autofokus bereits bei der Vorstellung Ende Mai 2022 sehr gut war, wurde dieser mit dem Firmwareupdate 3.00 erheblich verbessert. Mit der Firmware 5.00 kam zudem die Kompatibilität zur neuen XApp. In diesem Test klären wir, wie gut die Fujifilm X-H2S mit Firmware 5.02 wirklich ist. (Benjamin Kirchheim)
Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang.
Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten
Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar
dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären,
welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X-H2S haben. Der sehr ausführliche Test kann
direkt online gelesen oder als 36-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in
digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw.
1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).
Die X-H2S ist das APS-C-Systemkamera-Video-Hybrid-Flaggschiff von Fujifilm und setzt auf ein ergonomisches, robustes Gehäuse samt modernem Bedienkonzept. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Wie beim Vorgängermodell X-H1, der X-S10 und X-S20 sowie den drei aktuellen Mittelformat-Modellen GFX100, GFX100S und GFX 50S II setzt Fujifilm auch bei der X-H2S auf ein modernes Gehäuse statt den Retro-Look mit "analoger" Bedienung via Belichtungszeitenrad wie bei den restlichen X-Modellen. Daher bietet die X-H2S einen ergonomischen Handgriff, eine moderne Bedienung mit Programmwählrad und Multifunktions-Einstellrädern. Damit ist sie eine Alternative für diejenigen, die es etwas produktiver und ergonomischer statt stilvoller mögen.
Ihr Gehäuse besteht aus einer Leichtmetalllegierung, so dass man es aufgrund der absolut hochwertigen Verarbeitung durchaus auch als stilvoll bezeichnen kann, nicht zuletzt, weil es großzügig mit einer genarbten, rutschfesten Gummierung versehen ist. Die betriebsbereit ohne Objektiv, aber mit zwei Speicherkarten 668 Gramm schwere Kamera wirkt nicht nur robust, sie ist es auch: Zahlreiche Dichtungen sollen das Eindringen von Staub und Spritzwasser verhindern. Eine IP-Zertifizierung gibt es indes bei Fujifilm nicht.
Immerhin sichert der Hersteller noch eine Frostsicherheit bis -10 °C zu. Das ist wichtig für die Displays, denn diese können bei tiefen Temperaturen normalerweise träge werden, die beweglichen mechanischen Teile (etwa der für 500.000 Auslösungen ausgelegte Verschluss und der Bildstabilisator) sowie den Lithium-Ionen-Akku, denn auch Akkus verlieren bei tiefen Temperaturen normalerweise deutlich an Leistungsfähigkeit.
Der ausgeprägte Handgriff bietet einer mittelgroßen europäischen Hand genügend Platz, er reicht sogar knapp für den kleinen Finger, dank einer Mulde sichert der Mittelfinger den Halt extra ab. Zudem wird dadurch der Zugang zu einer der Funktionstasten erleichtert, die zwischen Griff und Bajonett direkt unter dem Mittelfinger liegt. Auf der Rückseite bietet eine Daumenmulde viel Platz für den Daumen, der dabei perfekt über der AF-On-Taste und dem hinteren Einstellrad liegt, bei dem es sich übrigens nicht um ein drückbares Rad handelt, das Fujifilm normalerweise gerne verbaut.
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Auch auf der linken Gehäuseseite kommt eine genarbte Gummierung zum Einsatz. Obwohl die Klappe des Speicherkartenfachs sowie die Schnittstellenabdeckungen ebenfalls genarbt sind, handelt es sich hierbei um Kunststoff, was man aber nur anhand der etwas glatteren Oberfläche fühlt.
Links neben dem Sucherbuckel thront ein großes, aus Metall gefertigtes Programmwählrad, auf dem neben den klassischen Belichtungsprogrammen P, A, S und M auch der Videomodus, die Effektfilter sowie ganze sieben Custom-Positionen Platz finden. Über die mittlere Taste lässt sich das Rad mechanisch ver- und entriegeln, wobei entriegelt ein weißer Ring zum Vorschein kommt. Die anderen beiden Bedienräder (für Zeigefinger und Daumen) lassen sich auf Knopfdruck elektronisch verriegeln, wenn man eine der vielen Funktionstasten dafür "opfert".
Apropos Funktionstasten: 14 davon lassen sich individuell programmieren, wobei auch manche beschriftete Taste dazu zählt. Wer möchte, kann sogar die ISO- oder die Weißabgleichstaste oder die Videoaufnahmetaste mit einer anderen Funktion belegen. Hinzu kommen vier Wisch-Gesten (rauf, runter, links, rechts) auf dem Touchscreen, die ebenfalls eine programmierte Funktion auslösen können.
Das Hauptmenü stellt Fujifilm-Fotografen vor keine Rätsel, es ist bewährt aufgebaut. Links befinden sich die acht Hauptkategorien, die sich ihrerseits über mehrere Bildschirmseiten erstrecken können. Pro Seite finden maximal acht Menüpunkte Platz. Zudem gibt es Untermenüs. Für Unübersichtlichkeit sorgen die verschiedenen Schriftbreiten. Manche sind so eng gestellt, dass man sie kaum entziffern kann. Trotzdem kommen zusätzliche Abkürzungen zum Einsatz.
Zudem macht die Funktionsvielfalt das Menü etwas unübersichtlich, beziehungsweise sie erfordert entsprechende Einarbeitungszeit. Immerhin handelt es sich bei einer der Hauptkategorien um ein My-Menü, das mit favorisierten beziehungsweise häufig benötigten Funktionen gefüllt werden kann, so dass man häufig verwendete Funktionen nicht in den Tiefen der Menüs suchen muss.
Zusätzlich zu den vielen Tasten und dem umfangreichen Hauptmenü gibt es auch noch ein Quick-Menü, das ebenfalls Zugriff auf wichtige Funktionen bietet und sich selbstverständlich individualisieren lässt. 16 Funktionen finden hier Platz. Im Gegensatz zum Hauptmenü kann man hier sogar den Touchscreen zum Einstellen verwenden, aber auch mit den Vierwegetasten, dem Joystick und den beiden Multifunktionsrädern lässt sich das Quick-Menü bedienen, so dass hier jeder seinen bevorzugten Bedienweg wählen kann.
Sucher und Monitor der Fujifilm X-H2S lösen schön hoch auf. Besonders der Sucher beeindruckt mit seiner Größe, was aber bei Brillenträgern zu Einschränkungen führt. Der Touchscreen lässt sich flexibel schwenken und drehen. [Foto: MediaNord]
Wer bereits eine Fujifilm-Kamera besitzt oder auch von manch anderem Kamerasystem umsteigt, wird direkt einen AF-S/AF-C/MF-Schalter vermissen, der bei Fujifilm normalerweise für die linke Hand gut erreichbar vorne neben dem Bajonett sitzt. Bei der X-H2S ist hier jedoch nur eine Taste zu finden. Drückt man diese, kann man mit dem Einstellrad, den Richtungstasten oder dem Joystick die drei vorgenannten Modi durchschalten. Leider nutzt Fujifilm hier nicht, wie manch anderer Hersteller, auf eine Mehrfach-Druckfunktion, um den Wert ohne ein zweites Bedienelement umstellen zu können. Der Grund für die Verwendung einer Taste statt eines Wahlhebels ist laut Fujifilm die bessere Fernbedienbarkeit der Kamera. Man wird sich sicher daran gewöhnen können.
Auf der Kameraoberseite besitzt die Fujifilm X-H2S ein Display, das Statusinformationen anzeigt. Statt festen Symbolen baut das 3,3 Zentimeter große Monochrom-LCD auf eine 128 x 128 Pixelmatrix, was Individualisierungen der angezeigten Werte über das Menü erlaubt. Das Display lässt sich zwischen heller und dunkler Schrift umschalten und ist auch in heller Umgebung hervorragend ablesbar. Selbst bei ausgeschalteter Kamera werden noch einige Informationen darauf angezeigt, wie etwa der Akkuladestand oder der freie Speicher als verbleibende Anzahl der Bilder und Videoaufnahmezeit. Für dunkle Umgebungen lässt sich über eine Taste rechts vom Sucher eine Displaybeleuchtung anschalten. Die Tasten der Kamera sind indes unbeleuchtet.
Der elektronische Sucher der Fujifilm X-H2S ist eine wahre Pracht – jedenfalls solange man kein Brillenträger ist beziehungsweise mit der Dioptrienkorrektur von -5 bis +3 dpt. zurechtkommt, die sich gut erreichbar links über ein kleines Rad verstellen lässt, sobald man es wie bei einer Armbanduhr herauszieht. Der Sucher thront in einem sehr breiten Buckel. Den Platz benötigt er aufgrund seiner hohen Vergrößerung von 0,8-fach im Kleinbildäquivalent. Das ist auch ein Grund, warum er beim Blick mit Brille in den Sucher seitlich abschattet, denn aufgrund der Brille kommt man nicht so dicht ans Okular wie ohne.
Trotz der hohen Vergrößerung wirkt das Sucherbild piekfein, denn das OLED löst hohe 5,76 Millionen Bildpunkte auf. Die Anzeige arbeitet nahezu verzögerungsfrei und ist mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde sehr flüssig. Dank Näherungssensor aktiviert sich der Sucher automatisch, sobald man die Kamera ans Auge nimmt.