Einsteiger-APS-C-Systemkamera mit guter Bildqualität

Fujifilm X-T200 im Vergleichstest

2022-03-08 Die Fujifilm X-T200 geht mit dem üppig proportionierten, beweglichen Touchscreen neue Wege, um vermeintliche Smartphone-Fotografen von einer leistungsstarken, spiegellosen Systemkamera zu überzeugen. Auch wenn das Gehäuse für große Hände etwas klein erscheinen mag, ist es dank gutem Design schön griffig. Im Inneren sorgt ein 24 Megapixel auflösender APS-C-Sensor für Auflösungspotential. Neben dem Display steht ein hochauflösender, elektronischer OLED-Sucher bereit und ein Hybrid-AF-System sorgt für schnelle Fokussierung, Objektverfolgung und mehr.  (digitalkamera.de Redaktion)

Fujifilm brachte die X-T200 im Januar 2020 als Nachfolgemodell der 2018 vorgestellten X-T100 mit einer ganze Reihe von Verbesserungen auf den Markt. Dazu gehören beispielsweise das größere Display und das ergonomischere Gehäuse. Die Kamera richtet sich dabei klar an Neueinsteiger und Umsteiger, die vorher noch keine Systemkamera oder DSLR besessen haben. Doch selbst ambitionierte Einsteiger bekommen genug foto- und videografisches Potential, um langfristig mit der X-T200 glücklich zu werden.

Das nun schon gut zehn Jahre alte X-System wurde 2012 mit der X-Pro1 aus der Taufe gehoben und hat sich seither immer an klassischen, analogen Spiegelreflex- und Sucherkameras orientiert. Erst mit der X-S10 und der X-T200 wurden die geraden Linien etwas aufgeweicht und damit modernisiert. Dabei wurde aber vermieden, den neu-klassischen Stil komplett zu eliminieren. Mit zur Zeit 38 hauseignen Objektiven und mehreren duzend Fremdhersteller-Objektiven bietet das System eine enorme Auswahl für praktisch alle fotografischen Aufgaben.

Die Fujifilm X-T200 ist gut durchdacht und prima verarbeitet. So ist die griffige Gummierung sauber verklebt und vor allem großzügig proportioniert. Auch wenn die Gummierung sich nicht auf der Rückseite fortsetzt, ist ein sicherer Halt durch eine sehr gut ausgeformte Daumenmulde gewährleistet. Große Hände könnten mit dem kleinen Gehäuse aber durchaus nicht ganz glücklich werden.

Mit einer Diagonale von 8,8 Zentimetern bietet der rückwärtige Touchscreen eine beeindruckende Größe. Nicht nur damit, sondern auch mit der enormen Helligkeit von 990 Candela pro Quadratmeter lässt der Bildschirm fast die gesamte Konkurrenz alt aussehen (nur die Panasonic Lumix DC-G110 hat einen noch helleren, aber nicht so großen Bildschirm). Das erlaubt ein bequemes Verwenden auch bei hellem Umgebungslicht. An eine Beweglichkeit wurde ebenfalls gedacht, denn das Display lässt sich um 180 Grad schwenken und um 270 Grad drehen. Dadurch behält man die volle Übersicht in nahezu jeder Perspektive, auch Selfies oder der Einsatz als Video-Kontrollmonitor sind damit kein Problem. Die Touchfunktion ist gut in die Menünavigation integriert und kann auch im Sucherbetrieb als Hilfsmittel eingesetzt werden.

Neben dem Display besitzt die X-T200 auch einen OLED-Sucher. Dieser löst 2,36 Millionen Bildpunkte auf und ist ausreichend groß. Lediglich mit Brille wird der Sucher etwas unübersichtlich, weil das Bild dann in den Ecken abschattet. Dank der einstellbaren Dioptrien-Korrektur können immerhin Sehfehler von -4 bis +2 Dioptrien ausgeglichen werden.

Die Fujifilm X-T200 besitzt im Gegensatz zu den hierarchisch höheren Fujifilm-Modellen einen CMOS-Sensor mit herkömmlichem Bayer-Farbfilter, den auch die Kameras der Konkurrenz haben und keinen X-Trans-Sensor. Mit einer Auflösung von etwa 24 Megapixeln und der APS-C-Größer bietet der Sensor das Potential für eine hohe Auflösung und geringes Bildrauschen. Auf dem Sensor sind 425 Autofokus-Messpunkte verteilt. Die X-T200 setzt dabei auf ein flottes Hybrid-AF-System und in verschiedenen Rastern anpassbare Gruppen von Messpunkten, die sich wahlweise per Touchscreen oder Steuerknüppel verschieden lassen. Zudem stehen eine Gesichts- und Augenerkennung sowie eine Objektverfolgungs-Funktion zur Verfügung. Mit dem Set-Objektiv liegt die Fokusgeschwindigkeit bei flotten knapp über 0,2 Sekunden, die reine Auslöseverzögerung ohne Fokussierung beträgt rund 0,09 Sekunden.

Neben den Basisfunktionen wie Motivprogrammen und der einsteigerfreundlichen Motivautomatik erwarten den fortgeschrittenen Fotografen auch Halbautomatiken und der manuelle Modus. Für den Kreativbereich ist mit den akkuraten Filmsimulationen gesorgt. Mit diesen ist es problemlos möglich, die gute alte Zeit der analogen Fotografie mit klassischem Fujifilm-Filmmaterial wieder aufleben zu lassen, aber auch moderne Interpretationen werden geboten. Der eingebaute Blitz lässt sich leicht aktivieren, ist aber wie üblich nur für reine "Aufhellarbeiten" in kurzer Distanz sinnvoll einsetzbar. Immerhin kann der eingebaute Blitz sogar als Steuergerät eingesetzt werden, um externe Blitzgeräte per drahtlos-TTL auszulösen.

Serienbilder nimmt die Fujifilm X-T200 mit 8,7 Bildern pro Sekunde auf, hält das aber nur für 15 Aufnahmen im Rohdatenformat durch. Bei JPEG Aufnahmen reduziert sich die Frequenz zwar leicht auf 8,5 Bilder pro Sekunde, dafür sind aber 20 Aufnahmen bei dieser Geschwindigkeit möglich. Der Serienbild-"Dauerlauf" ist dann eher ein gemächliches voranschreiten mit maximal 1,6 Aufnahmen pro Sekunde (Raw, bei JPEG sind es immerhin 2,1 Bilder pro Sekunde). Die Kamera speichert die Daten mit lediglich 55 Megabyte pro Sekunde auf eine SD-Karte (SDHC, SDXC und UHS-1 werden unterstützt).

Videos zeichnet die X-T200 maximal mit 4K-Auflösung für 15 Minuten am Stück bei 30 Bildern pro Sekunde auf. Erst in Full-HD verlängert sich die Aufnahmezeit auf 29 Minuten und die Bildwechselfrequenz kann auf Wunsch flüssige 60 Bilder pro Sekunde erreichen. Dank des 6K-Oversamplings fällt nicht nur die lästige Bildwinkelverengung weg, sondern vor allem wird dadurch die Detailwiedergabe verbessert. Zudem bietet die Fujifilm eine HDR-Videofunktion, allerdings nicht in 4K.

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Die Anschlussoptionen der X-T200 sind umfangreich. So steht für die Videoaufzeichnung ein Audio-Ausgang via USB-C-Schnittstelle bereit und für den Anschluss eines Mikrofons (als Alternative zum eingebauten Stereomikrofon) ist eine kleine 2,5mm-Klinkenbuchse vorhanden. Dazu kommt noch eine MicroHDMI-Schnittstelle, die sogar ein "sauberes" 4K Videosignal (für externe Aufzeichnung) mit 30p ausgibt. Die USB-C-Schnittstelle ist außerdem für die Akkuladung in der Kamera verantwortlich und kann Daten auf einen Rechner übertragen. Eine USB-Dauerstromversorgung wird allerdings nicht geboten. Außerdem kann die Kamera, dank eines Firmwareupdates, ohne Zusatzsoftware als USB-Webcam eingesetzt werden.

Zusätzlich zum Anschlussterminal bietet X-T200 Bluetooth und WLAN. Neben einer Live-View-Fernbedienung und einer Datenübertragung kann eine dauerhafte Bluetooth-Verbindung aufgebaut werden, mit der Positionsdaten vom Smartgerät bei der Aufnahme in die Metadaten des Fotos übertragen werden. Auch Firmwareupdates sind über die Fujifilm-App kein Problem.

Mit 65 Linienpaaren pro Millimeter erreicht der 24-Megapixel-Sensor der X-T200 eine sehr hohe effektive Auflösung. Bis ISO 800 ist die Bildqualität sehr gut mit einer hohen Detailwiedergabe und wenig Rauschen. Über ISO 3.200 zeigt sich zwar leichtes Bildrauschen, aber dennoch sind die Fotos sogar bis ISO 6.400 noch brauchbar, auch wenn hier die Rauschunterdrückung feinste Details eliminiert. Die Farbwiedergabe der X-T200 ist okay, liegt in einigen Bereichen wie gelbgrün aber ziemlich daneben.

Die Auflösung des Setobjektivs XC 15-45 mm F3.5-5.6 OIS PZ ist in der Bildmitte zwar in Ordnung, fällt zum Bildrand aber teilweise um bis zu 50 Prozent ab. Optische Fehler wie die Randabdunklung, Farbsäume und Verzeichnung sind dagegen bei dem Dreifachzoom gut unter Kontrolle. Das Motorzoom des Objektivs reagiert flott und verkürzt das Zoom beim Ausschalten von 6,5 auf nur noch 4,4 Zentimeter. Damit wird die Kombination aus X-T200 und 15-45 mm F3.5-5.6 OIS PZ besonders kompakt, denn sie ist dann weniger als zehn Zentimeter tief, gut zwölf Zentimeter breit und 8,4 Zentimeter hoch. Das Gesamtgewicht beträgt weniger als 600 Gramm.

Das Objektivangebot für das Fujifilm-XF-Bajonett unterteilt sich in zwei unterschiedliche Serien. Während die XC-Serie die günstigen Objektive darstellt, bilden die XF-Objektive das Mittelklasse- und Top-Segment mit professionellen Ausstattungsmerkmalen wie Blendenringen, teilweise hohen Lichtstärken und, je nach Modell, auch einen Spritzwasser- und Staubschutz. Fujifilm bietet zur Zeit 32 Objektive aus der XF-Serie und sechs der XC-Serie an. Bei Fremdherstellern sieht es ähnlich gut aus, denn davon gibt es insgesamt 77, allerdings sind davon nur 15 mit einem Autofokus ausgestattet.

Die Fujifilm X-T200 ist in zwei Sets mit dem XC 15-45 mm F3.5-5.6 OIS PZ erhältlich. Das Basis-Set in Silber, Grau oder Gold kostet etwa 750 Euro. Das Vlogger-Kit enthält zusätzliches Zubehör wie ein Mikrofon, eine Speicherkarte sowie ein Gorilla-Pod-Stativ und kostet etwa 900 Euro in Grau und Silber.

Fazit

Mit der X-T200 hat Fujifilm erneut eine gelungene Einsteigerkamera mit Potential auf den Markt gebracht und auch viele der Kritikpunkte des Vorgängers X-T100 beseitigt. So überzeugt die X-T200 durch einen flotten Autofokus, eine gute AF-Verfolgungsfunktion und eine brauchbare 4K-Videofunktion. Leider ist das Setobjektiv XC 15-45 mm OIS PZ ein reines Basisobjektiv, das die optische Leistung der Kamera nicht voll ausnutzt.

Kurzbewertung

  • Sehr heller, großer Touchscreen
  • 6K Oversampling bei 4K Video
  • Native USB-Webcamfunktion
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 800 mit guter Detailwiedergabe bis ISO 6.400
  • Unglücklich platziertes Stativgewinde
  • Magere Serienbildfrequenz im Dauerlauf
  • 4K Video mit nur 15 Minuten am Stück
  • Etwas umständliches Quick-Menü

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