Systemkamera mit klassischer Bedienung und super Bildqualität

Fujifilm X-T30 II im Vergleichstest

2023-03-01 Mit der X-T30 II geht die X-T30 in die zweite Runde und bietet sehr gute Bildqualität in einem hochwertigen Gehäuse, auch wenn sie es nur mit dem preisgünstigen Kit-Objektiv XC 15-45 mm in die 1.000-Euro-Preisklasse schafft. Die Bedienung der 26 Megapixel auflösenden APS-C-Kamera ist klassisch gehalten und trotz der geringe Größe bietet das Gehäuse es viele Bedienelemente. Wie alle Fujifilm-Kameras besitzt auch die X-T30 II die typischen Filmsimulationen, um in digitaler Film-Nostalgie aufzugehen.  (digitalkamera.de Redaktion)

Zwei verschiedene Kit-Objektive Die Fotos in diesem Test zeigen die Fujifilm X-T30 II so, wie sie die Labormessungen und den digitalkamera.de-Einzeltest absolviert hat: mit dem deutlich höherwertigeren der beiden möglichen Kit-Objektive, dem XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS. Damit sprengt sie jedoch den für diesen Vergleichstest gesetzten Preisrahmen von 1.000 Euro deutlich. Für diesen Test qualifiziert sie sich, weil es sie auch mit dem deutlich preisgünstigeren Einsteiger-Objektiv Fujifilm XC 15-45 mm F3.5-5.6 OIS PZ gibt, mit dem die X-T30 II nur knapp über dem gesetzten Preisrahmen liegt.

Fujifilm brachte die X-T30 II im Oktober 2021 als leicht verbessertes Nachfolgemodell der 2019 vorgestellten X-T30 auf den Markt. Man könnte sie auch als klassisches Schwestermodell der modernen X-S10 bezeichnen, denn bis auf den fehlenden Sensor-Shift-Bildstabilisator bietet die X-T30 II die Funktionen der X-S10 im klassischen Gehäuse.

Zudem bietet sie mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis die wichtigsten Schlüsselmerkmale der nächsthöheren Kameraklasse X-T4. Dazu gehört etwa der 26 Megapixel auflösenden APS-C-Sensor mit 2,16 Millionen integrierten Phasen-AF-Sensoren und 4K-Videoaufnahme (allerdings nur 30p) sowie der X-Prozessor 4.

Das X-System wurde bereits 2012 mit der X-Pro1 aus der Taufe gehoben und hat sich seither überwiegend an klassischen, analogen Spiegelreflex- und Sucherkameras orientiert. Erst mit der X-S10 und der X-H1 wurden die geraden Linien etwas aufgeweicht und damit modernisiert. Dabei wurde aber vermieden, den neu-klassischen Stil komplett zu eliminieren. Mit zur Zeit 42 hauseigenen Objektiven und über einhundert Fremdhersteller-Objektiven, allerdings nur elf davon mit Autofokus, bietet das System eine enorme Auswahl für praktisch alle fotografischen Aufgaben.

Das Gehäusedesign und die Bedienung der X-T30 II lehnen sich, wie bei fast allen Fujifilm-Systemkameras, an das klassische Design der 80er Jahre an. Besonders deutlich wird das in der Silber-schwarzen Version, die X-T30 II gibt es aber auch etwas unauffälliger komplett in Schwarz.

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Das Gehäuse ist hochwertig verarbeitet und besteht teilweise aus einer Magnesiumlegierung. Großzügige Gummierungen in genarbtem Lederlook unterstreichen nicht nur das Design, sondern sorgen für eine bessere Griffigkeit – so auch der kleine Handgriff. Wem dieser zu klein ist, der bekommt einen Zusatzgriff als optionales Zubehör.

Zur Einstellung der Belichtungszeit und Belichtungskorrektur bietet die X-T30 II eigene Wahlräder auf der Kameraoberseite. Die Blende wird über den Blendenring der XF-Objektive eingestellt. Es gibt aber auch zwei Multifunktionsräder, mit denen ebenfalls Blende und Belichtungszeit sowie andere Aufnahmeparameter gewählt werden können. Beim günstigen Setobjektiv der XC-Serie fehlt der Blendenring. Hier übernimmt eines der Multifunktionsräder die Funktion.

Dank des Auto-Hebels unter dem Belichtungszeitenrad gibt es aber auch Zugriff auf eine Motivautomatik und Motivprogramme. Ebenfalls dem Retro-Design folgend bietet die Kamera 18 Filmsimulationsmodi, von denen einige den digitalen Fotos das Aussehen von analogen Fotos verleihen. Sie beschränken sich aber längst nicht mehr nur darauf, sondern auch andere digitale Looks gehören dazu.

Der moderne und schnelle Autofokus der Fujifilm X-T30 II arbeitet mit einem Hybridsystem. 2,16 Millionen Phasen-AF-Sensoren sitzen über die gesamte Bildsensorfläche verteilt. Zum Glück muss man diese nicht einzeln anwählen, es stehen "übersichtliche" 393 Felder zur Auswahl, die je nach Wunsch weiter zusammengefasst werden können. Dank des Fokus-Joysticks lassen sich die Fokusfelder schnell anwählen, alternativ gelingt das aber auch über den Touchscreen. Gesichter und Augen erkennt der Autofokus ebenfalls und das Verfolgen von Motiven beherrscht er selbst bei hohen Serienbildraten.

Die Serienbildrate erreicht mit mechanischem Verschluss bis zu acht Bilder pro Sekunde, die die Kamera im JPEG-Modus für 102, aber in Raw für nur 19 Bilder durchhält. Das sind über elf Sekunden in JPEG, aber unter drei in Raw. Danach geht es in JPEG mit 4,3 und in Raw nur noch mit 1,9 Bildern pro Sekunde weiter. Obwohl der Fokus nachgeführt wird, ist das bei der Belichtung nicht der Fall. Mit elektronischem Verschluss erreicht die X-T30 II rasante 20 Bilder pro Sekunde, mit 1,25-fachem Crop sogar 30 Bilder pro Sekunde. Selbst dabei führt die Fujifilm den Fokus unbeirrt nach.

Der elektronische OLED-Sucher löst mit 2,36 Millionen Bildpunkte ausreichend auf. Zudem zeigt er einen hohen Kontrast und eine schöne Farbbrillanz. Helligkeit und Farbabgleich lassen sich einstellen, wobei der Sucher in der Standardeinstellung seine Helligkeit automatisch regelt. Der Sucher arbeitet quasi verzögerungsfrei und mit einer hohen Bildwiederholrate, sodass er bei ausreichend Umgebungslicht nicht ruckelt.

Dank des Näherungssensors aktiviert sich der Sucher automatisch. Mit der kleinbildäquivalenten 0,62-fachen Vergrößerung ist er ausreichend groß, lässt sich aber mit aufgesetzter Brille nicht gänzlich überblicken. Die Dioptrienkorrektur ist bequem erreichbar und man sollte sie entsprechend nutzen, sofern der Einstellbereich von -4 bis +2 Dioptrien zur Korrektur der eigenen Fehlsichtigkeit ausreicht.

Darüber hinaus verfügt die X-T30 II über einen nach oben und unten neigbaren, 7,5 Zentimeter großen Touchscreen, der sich jedoch nicht in Selfie-Position bringen lässt. Der 3:2-Bildschirm löst mit 1,62 Millionen Bildpunkten hoch auf und leuchtet mit einer Leuchtdichte von fast 900 cd/m² sehr hell. So lässt er sich auch bei Sonnenschein noch gut abgelesen. Die Touchfunktion steht im Menü nicht zur Verfügung, im Quick-Menü hingegen schon. Die Taste zur Aktivierung des Quick-Menüs wurde allerdings etwas unglücklich platziert, so dass man das Quick-Menü manchmal ungewollt aktiviert.

Fujifilm X-T30 II Testbericht als Premium-VersionUnseren ausführlichen Einzeltest zur Fujifilm X-T30 II gibt es auch als E-Book mit erweitertem Informationsumfang. Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich eine übersichtliche Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie zwei Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar visualisiert werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X-T30 II haben. mehr …

Obwohl die Fujifilm X-T30 II sehr auf die Fotografie ausgelegt ist, bietet sie eine umfangreiche Videofunktion. Deren Aktivierung ist allerdings etwas versteckt über das Drive-Wahlrad möglich, über das auch die Serienbildfunktion oder die äußerst umfangreiche Belichtungsreihenfunktion aktiviert wird.

Die 4K-Videofunktion arbeitet mit 30 Bildern pro Sekunde, in FullHD sind 60 Bilder pro Sekunde möglich. Ein 6K-Oversampling sowie eine hohen Bitrate sorgen für eine ansehnliche Qualität. Dabei wird die gesamte Sensorbreite genutzt, während sich lediglich der optische Bildstabilisator praktisch unhörbar um die Verwacklungen kümmert.

Zudem gibt es einen Mikrofoneingang. Dabei handelt es sich allerdings um eine unpraktische 2,5mm-Klinkenbuchse, weil über diese alternativ das Fernauslösekabel angeschlossen wird. Man muss also einen 3,5mm-Adapter verwenden. Übrigens lassen sich bei der X-T30 II auch klassische Draht-Fernauslöser verwenden, der Auslöseknopf verfügt über ein entsprechendes Einschraubgewinde.

Darüber hinaus bietet die Fujifilm X-T30 II einen Micro-HDMI-Ausgang. Dank Clean-HDMI lässt er sich für externe 4K-Videoaufzeichnungen nutzen, sogar mit 10 Bit Farbtiefe. Auch F-Log zur späteren Gradation der Videos lässt sich (auch für Aufzeichnungen auf die SD-Karte) aktivieren und per Touchscreen kann der Fokus während der Videoaufnahme auf ein anderes Motivdetail verlegt werden.

Obwohl die Fujifilm wie eine Retro-Kamera aussieht, ist sie also modern ausgestattet, was auch auf die weiteren Schnittstellen zutrifft. Über USB-C wird der Akku geladen, der für 390 Aufnahmen nach CIPA-Standard reicht. Alternativ kann die Kamera bei eingelegtem Akku auch im Betrieb über USB-C mit Strom versorgt werden. WLAN und Bluetooth stehen zur drahtlosen Kommunikation zur Verfügung. Auch eine GPS-Datenübertragung vom Smartphone ist möglich und sogar Firmwareupdates lassen sich per App durchführen.

Der APS-C-Sensor der Fujifilm X-T30 II löst 26 Megapixel auf und verfügt über den Fujifilm-eigenen Farbfilter, der für eine bessere Farbzeichnung und weniger Moiré-Effekte sorgen soll, da er dem analogen Filmkorn ähnlicher ist. Nicht nur bei der Auflösung kann die X-T30 II mit bis zu 61 Linienpaaren pro Millimeter im Test überzeugen, sondern auch bei der sehr präzisen und nuancierten Farbzeichnung.

Die Bilder sind knackig-schön, ohne künstlich-überzeichnet zu wirken. Bis in hohe ISO 1.600 ist die Bildqualität sehr gut, aber selbst bei ISO 6.400 lassen sich noch ausreichend Details in den Bildern ausmachen, ohne dass diese im Rauschen oder der Rauschunterdrückung untergehen.

Objektiv-Empfehlung Wie eingangs beschrieben, schafft es die X-T30 II nur mit dem günstigen Einsteiger-Objektiv Fujifilm XC 15-45 mm F3.5-5.6 OIS PZ in die 1.000-Euro-Preisklasse. Damit bekommt man eine hervorragende Kamera mit einem nicht ganz adäquaten Objektiv – eine Situation, die es oft bei "Kit-Objektiven" gibt, weshalb diese preisoptimierten Objektive allgemein keinen so guten Ruf haben. Andererseits besteht so mit der X-T30 II ein erstaunlich erschwinglicher Einstieg in Mittelklasse und man kann später jederzeit ein hochwertigeres Objektiv nach eigenem "Geschmack" hinzukaufen. Oder man nimmt gleich rund 300 Euro mehr in die Hand und kauft die Kamera im ebenfalls erhältlichen Bundle mit dem besseren und lichtstärkeren Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS. Einzeln nachgekauft zahlt man sonst nämlich rund 500 bis 800 Euro für das Objektiv.

Fazit

Die Fujifilm X-T30 II ist eine gelungene, wenn auch nicht perfekte Mittelklasse-Systemkamera mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Sie ist solide verarbeitet, wobei Kompaktheit und Design die Ergonomie übertreffen. Trotz des klassischen Designs bekommt man eine technisch moderne Kamera, praktisch ohne Ausstattungslücken. Ihr gelingt der Spagat zwischen Automatikkamera und manueller Bedienung bravourös. Ohne Rekorde zu brechen ist die X-T30 II allemal flott genug. Vor allem aber überzeugt sie mit einer bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten hervorragenden und bis ISO 1.600 guten Bildqualität.

Kurzbewertung

  • Hochwertiges Gehäuse
  • Gute Kombination aus klassischer Bedienung mit Vollautomatik
  • Pop-Up-Blitz als Drahtlos-Blitz-Master einsetzbar
  • Gute bis sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • Set-Objektiv mit optischem Bildstabilisator
  • Umständliche Aktivierung des Videomodus
  • Ungünstige Position der Q-Menü-Taste (versehentliche Betätigung)
  • Set-Objektiv mit begrenzter Bildqualität

Alternative

Fujifilm X-S10

Die Fujifilm X-S10 ist etwa 100 Euro teurer als die X-T30 II und hat mit dieser technisch sehr viel gemeinsam. Dennoch verfolgt die X-S10 ein ganz anderes Konzept: Sie besitzt ein modernes, sehr ergonomisches Gehäuse mit einem großen, ausgeprägten Handgriff und bietet vor allem Videografen eine höhere Funktionsvielfalt und besseren Zugang. So lässt sich etwa der Bildschirm seitlich schwenken und drehen. Die Videofunktion besitzt im Gegensatz zur X-T30 II einen eigenen Knopf und neben einem Mikrofon, das wie bei der X-T30 II in den 2,5mm-Fernauslösenaschluss gesteckt wird, lässt sich per USB-C-Adapter auch ein Kopfhörer zur Tonkontrolle anschließen. Der größte Vorteil der X-S10 ist aber der zur Bildstabilisierung beweglich gelagerte Bildsensor, von dem auch Fotografen stark profitieren und der den kleinen Aufpreis mehr als wert ist. Dafür ist die Akkulaufzeit der X-S10 jedoch deutlich geringer.

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