Mittelklasse-APS-C-Systemkamera

Nikon Z50II im Test

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2024-12-14 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Wie bereits eingangs erwähnt, weisen das Programmwählrad und die vielen Tasten darauf hin, dass Einsteiger nicht die primäre Zielgruppe der Nikon Z50II sind. Das heißt aber nicht, dass man mit dieser nicht einsteigen könnte und sie keine Automatikfunktionen bietet. Sie ist somit auch eine gute Kamera für diejenigen, die vielleicht ins Systemkamerasegment einsteigen, aber alsbald mehr möchten, als allein die Automatik bietet.

So verzichtet die Z50II beispielsweise auf eine spezielle Motivautomatik. Die Vollautomatik stellt die Kamera aber natürlich trotzdem optimal auf die Aufnahmebedingung ein, nur eben nicht ganz so motivspezifisch. Hier können Anfänger nichts verkehrt machen, denn Funktionen wie die Belichtungskorrektur oder der Weißabgleich stehen nicht zur Verfügung, wohl aber kann man in Raw statt oder zusätzlich zu JPEG beziehungsweise HEIF fotografieren, wenn man möchte.

Wer zwar automatisch, aber abgestimmt auf das Motiv fotografieren möchte, muss sich ein passendes Motivprogramm selbst auswählen. Die Kamera nimmt dann im Sportmodus beispielsweise Serienbilder auf und der Autofokus verfolgt das Motiv, ohne dass man das speziell einstellen müsste.

Auch wer seinen Bildern gerne einen bestimmten Look geben möchte, kommt bei der Z50II voll auf seine Kosten. Mit der Picture-Control-Taste stehen zahlreiche Bildverfremdungsmöglichkeiten inklusive der Standards wie poppige Farben, Retro- und Schwarzweißmodi, Spielzeugkamera, diverse Bildstimmungen etc. bereit. Es ist zudem möglich, sogenannte Picture Control Rezepte nicht nur auf der Speicherkarte, sondern auch über die Nikon Imaging Cloud zu speichern und zu laden, auch von anderen Fotografen (siehe Fototipp in den weiterführenden Links).

Neben Belichtungsreihen mit breiter Spreizung und vielen Aufnahmen (bis zu neun mit bis zu 1 EV oder bis zu fünf mit bis zu 3 EV) fertigt die Nikon auf Wunsch auch automatisch HDR-Aufnahmen an und verrechnet die Einzelbilder direkt in der Kamera. Eine Panoramafunktion gibt es hingegen nicht. Eine Intervallaufnahmefunktion fehlt dafür genauso wenig wie eine Zeitrafferfunktion (Intervallaufnahmefunktion mit automatischer Erstellung eines Videos). Mit der Z50II lassen sich nun sogar Fokus-Aufnahmereihen, beispielsweise zum Fokusstacking anfertigen – ganz wie bei den Vollformatkameras.

Der integrierte Pop-Up-Blitz bietet eine kleine Leitzahl von etwas über 7 und muss manuell entriegelt werden. In der Automatik empfiehlt die Kamera das Ausklappen des Blitzes, wenn sie der Meinung ist, das sei nötig. Dabei unterscheidet sie sogar zwischen Gegenlicht (Aufhellblitzen) und dunklen Motiven (das ganze Motiv ausblitzen). Der Blitz bietet alle nötigen Funktionen wie das Aufhellblitzen, die Langzeitsynchronisation oder das Blitzen am Ende der Belichtung.

Die kürzeste Synchronzeit beträgt 1/200 Sekunde, mit elektronischem Verschluss kann hingegen nicht geblitzt werden. Auch eine Blitzbelichtungskorrektur sowie eine Möglichkeit zur manuellen Blitzleistungsregelung fehlen nicht. Als TTL-Drahtlosblitzauslöser kann der integrierte Blitz hingegen leider nicht dienen, das ist einem Steuergerät oder Systemblitz auf dem TTL-Systemblitzschuh vorbehalten. Auch Mittenkontaktblitze können verwendet werden, was ja heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Der Autofokus der Nikon Z50II arbeitet mit 209 auf dem Bildsensor integrierten Phasen-AF-Sensoren. Im Gegensatz zum Vorgängermodell, dessen Autofokus nicht der schnellste war, fokussiert die Nikon Z50II im Weitwinkel derart schnell, dass kaum noch ein Unterschied zwischen dem Auslösen ohne und mit Autofokus messbar ist. 0,07 Sekunden dauert es, um von unendlich auf 2 Meter zu fokussieren und auszulösen. Ohne Autofokus dauert es 0,06 Sekunden – geht also kaum schneller. Aber auch im Tele des Setobjektivs dauert es nur 0,14 Sekunden zum Fokussieren und Auslösen, was ebenfalls äußerst schnell ist.

Mit dem Expeed 7 kommt in der Z50II derselbe Bildprozessor zum Einsatz wie bereits in der Z 9, Z 8, Z6III und Z f. Der Prozessor sorgt auch für dieselbe Autofokus-Leistungsfähigkeit samt Deep-Learning-basierter, intelligenter Motiverkennung. Damit werden Menschen, Köpfe, Gesichter, Augen (auch von der Seite), Tiere, Tieraugen, Vögel, Vogelaugen und diverse "Fahrzeuge", etwa Autos, Motorräder, Flugzeuge und Züge erkannt. Man kann einer Automatik die Motiverkennung überlassen oder festlegen, auf welche Motivart fokussiert werden soll.

Für die manuelle Fokussierung fehlt der Z50II ein dedizierter AF-MF-Schalter, stattdessen kann man dafür eine der Funktionstasten oder das Quick-Menü verwenden. Eine Fokuslupe sowie eine Peakingfunktion zur Kantenanhebung helfen bei der manuellen Fokussierung. Auch die Möglichkeit, die Motiverkennung bei manuellem Fokus aktivieren zu können, ist mit an Bord. Die Fokusskala hingegen zeigt nur an, in welchem Fokusbereich man sich befindet, eine Entfernungsanzeige fehlt hingegen völlig.

Die versprochenen 10 Bilder pro Sekunde erreicht die Z50II in unserer Messung für 200 JPEG-Bilder in Folge. Wie bei Nikon üblich sind die Serienbildaufnahmen mit mechanischem Verschluss im Menü auf maximal 200 Aufnahmen begrenzt, auf Wunsch kann diese Zahl heruntergesetzt werden. In verlustfrei komprimiertem Raw konnten wir immerhin 175 Fotos mit 10 Bildern pro Sekunde aufnehmen, die restlichen 24 Bilder bis zur 200-Bilder-Grenze werden mit 6,3 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Die letzten 10 der 24 Bilder werden mit 6,1 Bildern pro Sekunde aufgenommen, was bei 30,8 MB pro Bild eine Schreibgeschwindigkeit von knapp 190 MB/s ergibt. Für Action-Aufnahmen ergibt eine schnelle UHS-II-Speicherkarte also definitiv Sinn.

Die Z50II bietet mit elektronischem Verschluss sogar eine 30 Bilder pro Sekunde schnelle Serienbildfunktion. Hier ist die Anzahl der Bilder nicht begrenzt und wir konnten tausende (bei knapp 9.000 haben wir die Geduld verloren) Bilder ohne jeden Geschwindigkeitseinbruch aufnehmen. Wie das geht? Die Bildqualität ist auf JPEG normal beschränkt, das sorgt für genügend kleine Dateien, die dauerhaft so schnell auf die Speicherkarte geschrieben werden können. Raw-Bilder lassen sich damit nicht aufnehmen.

Wer möchte, kann übrigens HEIF statt JPEG-Bilder aufnehmen. Die haben 10 statt 8 Bit Farbtiefe und damit eine bessere Nuancierung der Tonwerte, obwohl die Dateien eine ähnliche Größe wie in JPEG haben. Zudem sind mit dem großen Tonwertumfang entsprechend "HDR"-Fotos möglich, die sich auf kompatiblen Fernsehern (HLG) direkt wiedergeben lassen. Auf Computern braucht man entsprechende Software, die das Bildformat unterstützt. Alternativ nimmt man einfach Raw mit 14 Bit Farbtiefe, das noch bessere Bildbearbeitungsmöglichkeiten bietet.

Im Gegensatz zu den Z-Vollformatkameras besitzt die Nikon Z50II keinen zur Bildstabilisierung beweglich gelagerten Bildsensor. Stattdessen setzt Nikon auf den "klassischen" optischen Bildstabilisator im Objektiv, der ebenfalls sehr effektiv arbeitet. Die aktuell 4 APS-C-Zoomobjektive (12-28, 16-50, 18-140 und 50-250 mm) besitzen einen optischen Bildstabilisator. Viele der verwendbaren Z-Vollformat-Objektive und die bisher einzige APS-C-Festbrennweite verzichten hingegen darauf, vor allem die Festbrennweiten. Das ist ein klarer Nachteil der Z50II gegenüber den Vollformatkameras.

Die Videofunktion der Z50II arbeitet wahlweise in Full-HD oder 4K-Auflösung. In 4K sind maximal 60 Bilder pro Sekunde möglich, in Full-HD bis zu 60 oder im Highspeed-Modus bis zu 120 Bilder pro Sekunde (die dann ohne Ton). Die Videofunktion arbeitet bis 4K30 mit einem 5,6K-Oversampling für eine höhere Bildqualität. Bei 4K60 hingegen wird auf 1:1 Pixel gecropt.

Die Aussteuerung des integrierten Stereomikrofons, das links und rechts des Blitzes auf der Gehäuseoberseite sitzt, wird auf dem Bildschirm angezeigt und lässt sich auf Wunsch manuell regeln. Auch ein digitaler Windfilter kann zugeschaltet werden. Dank der beiden 3,5mm-Klinkenanschlüsse können aber auch ein externes Mikrofon und ein Kopfhörer zur Tonkontrolle verwendet werden. Wer möchte, kann Videos auch über die HDMI-Schnittstelle aufnehmen. Sogar USB-C-Streaming ist möglich. Die Z50II verhält sich dabei wie eine Webcam. Während über HDMI 4K60 möglich ist, beschränkt sich die USB-Schnittstelle auf FullHD 60p. Der Ton wird ebenfalls übertragen.

Der optische Bildstabilisator wird von einem verbesserten digitalen Video-Bildstabilisator unterstützt. Der Fokus kann während der Aufnahme per Fingertipper auf den Touchscreen verlagert werden. Die AF-Motiverkennung steht auch während Videoaufnahmen zur Verfügung. Damit diese beim Präsentieren von Produkten nicht auf dem Gesicht bleibt, sondern auf das Produkt verlagert wird, kann man einen entsprechenden Modus aktivieren. Praktisch ist die neue rote Rec-Lampe an der Kameravorderseite.

Neben MP4 mit H.264-Kompression kann auch in MOV mit H.265-Kompression bei 10 Bit Farbtiefe aufgezeichnet werden. HLG für HDR-Videos und N-Log für eine spätere Gradation stehen ebenfalls zur Verfügung. Die Video-Aufnahmelänge ist zudem nicht mehr auf knapp 30 Minuten beschränkt.

Drahtlos nimmt die Nikon Z 50 per Bluetooth sowie WLAN Kontakt mit einem Smartgerät (Tablet oder Smartphone) auf. Die von Nikon Snapbridge getaufte Funktion verbindet sich dauerhaft per energiesparendem Bluetooth, womit nicht nur Standortdaten fürs Geotagging auf die Kamera übertragen werden können, sondern auch kleine Vorschaubilder mit immerhin zwei Megapixeln im Hintergrund auf das Smartgerät gelangen. Das ist fürs Teilen in sozialen Netzwerken völlig ausreichend.

Für alles, was eine höhere Datentransferrate benötigt, wird WLAN zugeschaltet. Es dient nicht nur der Übertragung hochauflösender Bilder auf das Smartphone, sondern auch zur Kamerafernsteuerung via App samt Livebildübertragung. Dabei sind umfangreiche Kameraeinstellungen möglich. Mehr Details zu Snapbridge und dem Thema Geotagging mit Snapbridge sind in den über die weiterführenden Links erreichbaren Fototipps beschrieben. Ebenfalls über Snapbridge sind Firmwareupdates möglich.

Zudem können Fotos drahtlos an Computer übertragen werden. Sogar im Studio ist eine drahtlose Fernbedienung der Nikon Z50II vom Computer aus möglich, was selbstverständlich auch kabelgebunden funktioniert (sogenanntes Tethering). Des Weiteren unterstützt die Z50II als zweite Kamera nach der Z6III den neuen Nikon-Cloud-Dienst, auf den wir in einem Fototipp in den weiterführenden Links genauer eingehen.

Die Nikon-Cloud erlaubt das automatische Hochladen von Fotos (jedoch keine Videos) im Hintergrund via WLAN, wobei die Fotos kostenlos 30 Tage lang in der Cloud gespeichert werden. Man muss sie also von dort selbst sichern, was auch auf andere Cloud-Dienste, etwa von Google, Microsoft, Dropbox oder Adobe, möglich ist. Das wiederum kann automatisiert werden. Damit bietet Nikon tatsächlich eine sehr einfach zu bedienende, praxisgerechte Lösung an.

Ebenfalls nicht lumpen lässt Nikon sich bei den Möglichkeiten, Fotos direkt in der Kamera bearbeiten zu können. Das reicht vom einfachen Bildbeschnitt bis hin zur Rohdatenentwicklung sowie der nachträglichen Anwendung von Filtereffekten. Die Originalbilder bleiben dabei unangetastet.

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