Spiegellose Vollformat-Systemkamera

Nikon Z6III im Test

2024-07-19 Mit einem neuartigen, teilweise gestapelten Bildsensor sowie aktuellem Bildprozessor verspricht Nikon bei der Z6III einen deutlichen Performancesprung gegenüber dem Vorgängermodell, aber auch viele andere Ausstattungsdetails vom Bildstabilisator über die Videofunktion bis hin zum Sucher wurden verbessert – letzterer setzt sogar eine neue Bestmarke im Z-System. Das Ganze lässt Nikon sich aber auch teuer bezahlen, sodass man sich schon fragen muss, ob sich der Sprung nach oben lohnt. Das und mehr sowie die Bildqualität haben wir ausführlich getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Nikon Z6III Testbericht als Premium-VersionDiesen Kameratest gibt es auch als E-Book mit erweitertem Informationsumfang. Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich eine übersichtliche Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie zwei Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar visualisiert werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Nikon Z6III haben. mehr …

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)

Ergonomie und Verarbeitung

Gegenüber der Z 6 und Z 6II besitzt die Nikon Z6III ein leicht überarbeitetes, etwas größeres und schwereres, aber auch robusteres Gehäuse. Mit gut 14 Zentimeter Breite, zehn Zentimeter Höhe und 7,5 Zentimeter Tiefe ist sie um 5, 1 und 4 Millimeter gewachsen, das Gewicht ist um 54 auf 755 Gramm gewachsen. Viel wichtiger aber ist die neue Griffform, die nicht jedem gefallen dürfte. Größeren Händen bietet die Z6III nun mehr Halt, aber die Kante am Griff Richtung Objektiv spürt man, womit die Z6III nicht mehr ein ganz so schöner Handschmeichler ist wie noch die rundere Form bei der Z 6II.

Auf der Rückseite bietet eine Daumenmulde einen guten Gegenhalt, zudem ist der Griff gerade hoch genug, um auch dem kleinen Finger einer mittelgroßen Männerhand noch etwas Halt zu geben. Man kann die Kamera gut einhändig halten und auch mal locker mit einer Hand tragen, ohne dass sie einem gleich entgleitet. Neben der Griffform trägt auch die gute, mittel-rutschfeste Gummierung dazu bei.

Das Gehäuse der Z6III ist aber nicht nur gewachsen, sondern auch robuster. Es soll jetzt genauso gut gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet sein wie die Profikameras Z 8 und Z 9. Dazu gibt es sogar eine Frostsicherheit bis -10 °C, mit der bisher vor allem andere Hersteller geworben haben. Damit behält der Akku auch bei leichtem Frost noch genügend Leistungsfähigkeit und Sucher sowie Bildschirm arbeiten weiterhin flüssig.

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Mit oder ohne Leerzeichen? Vielleicht wundern Sie sich, dass wir hier die Typenbezeichnung der Z-Kameras mal mit und mal ohne Leerzeichen schreiben. Das ist kein Versehen oder Zufall. Uns ist so etwas durchaus wichtig. Deshalb haben wir uns bei der Einführung des Z-Systems vergewissert wie das korrekt zu schreiben ist und Nikon Deutschland legte Wert darauf, dass alle Z-System-Kameras mit einem Leerzeichen geschrieben werden. Die römischen Ziffern der Mark-II-Modelle wiederum setzte Nikon direkt an die Zahl: also z. B. Z 6II. Auch das haben wir übernommen. International und im Handel wurde das aber nicht so konsequent durchgezogen, da fand und findet man jede erdenkliche Kombination, also auch Z6II und Z6 II.

Bei der Z6III ist Nikon offiziell von der alten Schreibweise abgerückt und schreibt nun alles zusammen. Das ist unter anderem auch für die zweifelsfreie Auffindbarkeit in Suchmaschinen besser. Auch das übernehmen wir gerne, belassen aber alle bisherigen Z-System-Kameras vorerst bei ihrer alten Schreibweise.

Mit Ausnahme des Programmwählrads und der Serienbildtaste liegen alle für die Aufnahme wichtigen Bedienelemente in Reichweite der rechten Hand. Dazu gehören die beiden optimal positionierten und angenehm laufenden Multifunktionsräder, der Vierwegewähler sowie der Fokusjoystick und sogar der Einschalthebel, der wie bei Nikon gewohnt rund um den Auslöser angeordnet ist. Der Auslöser bietet einen gut tastbaren ersten Druckpunkt und lässt sich sanft durchdrücken, ohne die Kamera dabei zu verreißen.

Das Programmwählrad links neben dem Sucher muss mit der ganzen linken Hand bedient werden. Während der Zeigefinger den Verriegelungsknopf zum Entriegeln gedrückt halten muss, lässt sich das Rad mit dem Daumen oder Mittelfinger oder beiden gemeinsam drehen. Eine versehentliche Verstellung ist damit ausgeschlossen. Ansonsten sitzen links vom Sucher nur die Serienbild- sowie die Löschentaste; bei der Z 6II war links noch die Wiedergabetaste zu finden, die sitzt nun aber rechts unten. Diese beiden Tasten haben damit ihre Plätze getauscht, während sonst alles gleich ist – daran muss man sich beim Umstieg erst gewöhnen. Praktisch ist es allemal, denn so kann man die Bilder nach der Aufnahme schneller kontrollieren, ohne mit der linken Hand von der Stützposition unterm Objektiv nach oben umgreifen zu müssen. Dafür ist die Serienbildfunktion jetzt schlechter zu erreichen – das ist sicher Geschmackssache.

Neben diesen beiden Tasten besitzen die AF-On-Funktion, die ISO-Empfindlichkeit, die Videoaufnahme, die Belichtungskorrektur, die Serienbildfunktion und die Vergrößerungstasten aufgedruckte Vorbelegungen. Sie lassen sich aber wie die zwei Funktionstasten zwischen Handgriff und Bajonett, die defaultmäßig den Weißabgleich und den Fokusmodus einstellen, mit anderen Funktionen belegen. Neben einer Vorauswahl an Funktionen kann auch der erste Menüpunkt des Mein-Menüs auf eine Taste gelegt werden, womit jede Menüfunktion direkt aufrufbar ist. Zudem lässt sich der Objektivring alternativ zur manuellen Fokussierung mit einer anderen Funktion belegen, etwa der Blende, der ISO-Empfindlichkeit oder der Belichtungskorrektur.

Das Schnellmenü und das in sieben Bereiche gegliederte Hauptmenü geben Nikon-Kennern keine Rätsel auf. Hier und da gibt es spezifische, teilweise neue Funktionen, aber im Großen und Ganzen findet man sich gut zurecht. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Menü besonders übersichtlich ist. Sieben Menüpunkte passen maximal auf den Bildschirm, zudem kann weit gescrollt werden, sodass man nicht immer gleich das findet, was man sucht. Im Individualmenü bringen eine Zwischenebene und farbliche Kategorisierung etwas Ordnung. Zudem gibt es ein Individualmenü, das man sich selbst belegen kann oder aber man schaltet es um auf eine Übersicht der zuletzt verwendeten Menüpunkte. Das gesamte Menü lässt sich zudem per Touch bedienen, was beim Scrollen sehr nützlich ist.

Eine der zentralen Neuerungen in der Nikon Z6III ist der neue elektronische Sucher, der sogar im ganzen Z-System neue Maßstäbe setzt. Die Auflösung steigt von 3,69 auf 5,76 Millionen Bildpunkte, zudem bietet das OLED mit bis zu 4.000 Nits eine höhere Helligkeit als alle bisherigen Sucher. Die Vergrößerung bleibt mit 0,8-fach gewohnt hoch und es gibt einen Dioptrienausgleich von -4 bis +2 Dioptrien. Wenn das nicht reicht und man seine Brille aufsetzen muss, rückt das Auge weiter vom Sucher weg. Um das zu kompensieren, kann man das Sucherbild im Menü kleiner schalten, sodass man es mit Brille genauso gut überblicken kann wie ohne bei voller Suchergröße. Ein Highlight ist aber auch der große DCI-P3-Farbraum des Sucherbilds, wodurch es sehr realistisch wirkt. Zudem lässt sich die Bildwiederholrate zwischen 60 und 120 Bildern pro Sekunde umschalten, die höhere sorgt für eine flüssige Darstellung, kostet aber auch mehr Strom, daher ist 60 Bilder pro Sekunde die Standardeinstellung.

Auch beim rückwärtigen Touchscreen gibt es eine kleine Änderung: Dieser ist nun nicht mehr nach oben und unten neigbar, sondern seitlich schwenkbar und um die eigene Achse drehbar. Manche werden es begrüßen, andere weniger. Hier geht nach wie vor Sony den Königsweg mit einer Kombination aus beidem. Die technischen Eckdaten bleiben indes identisch und sind nach wie vor gut: 2,1 Millionen Bildpunkte Auflösung tummeln sich auf 8,1 Zentimeter Bildschirmdiagonale. Die Helligkeit ist mit einer Leuchtdichte von 750 cd/m² gut, aber auch nicht überragend, wobei man die Helligkeit des Bildschirms im Gegensatz zum Sucher manuell regeln muss. Automatisch erfolgt hingegen die Umschaltung zwischen Sucher und Bildschirm dank des Näherungssensors.

Das Livebild beherrscht, egal ob im Sucher oder auf dem Bildschirm, die Einblendung von Gitterlinien, einer 3D-Wasserwaage, eines Live-Histogramms und eine Belichtungsvorschau. Das Sucherbild löst sogar fein genug auf, um ohne Vergrößerungslupe oder Fokuspeaking (beides ist selbstverständlich vorhanden) eine Beurteilung der Schärfe zu erlauben. Außerdem sorgt die Lichtverstärkung dafür, dass man selbst dann noch etwas im Sucher erkennt, wenn es für das Auge schon längst zu dunkel ist. Lichtstarke Objektive sind hier natürlich im Vorteil.

Zusätzlich zum rückwärtigen Bildschirm besitzt die Z6III noch ein Informationsdisplay auf der Kameraoberseite. Es zeigt in weißer Schrift die wichtigsten Aufnahmeparameter an. Es gibt nun eine zuschaltbare Beleuchtung und auch bei ausgeschalteter Kamera sind zumindest Informationen zu den Speicherkarten ablesbar (beides gab es bei der Z 6II noch nicht).

Die Schnittstellenausstattung ist mit großem HDMI-A (statt Mini-HDMI bei der Z 6II), Mikrofoneingang und Kopfhörerausgang, USB-C sowie einem Fernauslöser-Multifunktionsanschluss sehr ordentlich. Zudem liegt eine Kabel-Zugentlastung bei, die allerdings die Bewegungsfreiheit des Bildschirms stark einschränkt.

Der mitgelieferte Akku EN-EL15c reicht für 390 Aufnahmen mit Bildschirm beziehungsweise 360 mit Sucher, jeweils gemäß CIPA-Standard (in der Praxis ist es deutlich mehr, bei einem Fototag mit über 120 Aufnahmen war noch nicht mal der erste Balken weg). Laden lässt sich der Akku per USB-C, wobei jedoch mindestens 9 V Spannung zur Verfügung stehen muss; am sichersten fährt man mit einem Netzteil, das den Standard Power Delivery (PD) erfüllt. Nikon legt kein Netzteil bei, sondern nur ein kurzes USB-C-Kabel. Man kann übrigens auch die kleineren, älteren Akkus EN-EL15b und a verwenden, wobei letzterer nicht in der Kamera geladen werden kann. Per USB-C ist außerdem ein Dauerbetrieb der Kamera möglich, alternativ lässt sich aber auch ein Akku-Dummy samt Netzteil einsetzen. Was die USB-C-Schnittstelle hingegen nicht beherrscht, ist die Ausgabe eines Videosignals.

Wem die Akkulaufzeit nicht reicht, der kann mit dem MB-N14 einen optionalen Multifunktionsgriff anschließen, der wahlweise einen oder zwei Akkus aufnimmt und auch einen Hochformatgriff samt Bedienelementen bietet. Der Griff hat eine eigene USB-C-Schnittstelle und kann somit auch als separates Ladegerät für zwei Akkus genutzt werden. Auch das optionale externe Ladegerät MH-34 bietet eine USB-C-Schnittstelle und zwei Ladeschächte.

Das Speicherkartenfach lässt sich wie beim Vorgängermodell an der Seite öffnen und bietet zwei Steckplätze: Einen für CFexpress (auch XQD) und einen für SD/SDHC/SDXC UHS I und UHS II. Dabei haben wir deutlich höhere Schreibgeschwindigkeiten als noch bei der Z 6II erreicht, die mit keiner Karte über 120 MB/s hinaus kam. Auf eine SDHC-Karte mit UHS II konnten wir bei der Z6III 214 MB/s ermitteln, auf eine CFexpress-Karte sogar 453 MB/s.

Fortsetzung auf Seite 2

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