Leistungsmonster

OM System OM-1 im Vergleichstest

2022-08-11 Die OM System OM-1 ist ein Foto-Video-Hybrid für ambitionierte Fotografen und auch Profis. Neben dem sehr robusten und wetterfesten Gehäuse können besonders die unbegrenzte 4K60p-Videofunktion, der schnelle Autofokus und die ebenfalls sehr schnelle Serienbildfunktion überzeugen. Zudem ist auch die äußerst kompakte und ergonomische Bauweise ein echtes Kaufargument.  (digitalkamera.de Redaktion)

Mitte Februar 2022 wurde die OM-1 als erste Kamera von OM System, der Nachfolgefirma der Fotosparte von Olympus, vorgestellt. Die spiegellose Systemkamera ist der spirituelle Nachfolger der Olympus OM-D E-M1-Serie und gehört damit zu den Top-Modellen des Herstellers. Die Kamera richtet sich an Profis und sehr ambitionierte Amateure, die Wert auf eine robuste, gut ausgestattete und gleichzeitig ergonomische Kamera legen und dabei nur wenig Kompromisse bei Foto- und Videofunktionen machen wollen.

Die OM-1 ist mit einem Micro-Four-Thirds-Bajonett ausgestattet und kann auf über 30 Original-Objektive (OM System und Olympus) sowie mehr als 140 Fremdhersteller-Objektive – mit und ohne Autofokus – zurückgreifen. Neben OM System (Olympus) produziert auch Panasonic Micro-Four-Thirds-Objektive, die sich an der OM-1 einsetzen lassen.

Das gegen Spritzwasser und Staub geschützte Gehäuse ist mit der Schutzklasse IP53 zertifiziert. Das ist für das gesamte Testfeld dieses Vergleichstests einzigartig. Ergonomie ist bei kleinen Kameragehäusen immer so eine Sache, die OM-1 liegt dank eines ausgeformten und recht tiefen Griffs sehr angenehm und sicher in der Hand.

Der 7,5 Zentimeter große, 1,62 Millionen Bildpunkte auflösende Touchscreen lässt sich drehen und schwenken, ist also sogar Selfie-tauglich. Seine maximale Helligkeit sorgt mit einer Leuchtdichte von 670 cd/m² für eine ausreichend gute Sichtbarkeit auch bei Sonnenlicht. Der elektronische Sucher löst sehr feine 5,76 Millionen Bildpunkte auf und bietet damit zwei Millionen Bildpunkte mehr als alle anderen Kameras des Testfelds – mit Ausnahme der ebenso hochauflösenden Panasonic S1 – und zeigt damit keine Treppchen mehr in der Bildvorschau. Zudem bietet der Sucher mit einem Faktor von 0,83-fach die stärkste Vergrößerung von allen Kameras des Testfelds, kann dafür aber von Brillenträgern nicht komplett überschaut werden. Immerhin ist ein Dioptrien-Ausgleich vorhanden.

Mit einer Auflösung von etwas mehr als 20 Megapixeln bewegt sich die OM-1 nominell zusammen mit der Canon EOS R6 am unteren Ende des Testfelds. Allerdings ist die Pixeldichte des kleinen Four-Thirds-Sensors viermal so hoch wie bei einem Vollformatsensor mit gleicher Auflösung. Der Sensor ist in einem Magnetfeld beweglich gelagert und bringt damit eine äußerst effektive Stabilisierung für jedes Objektiv. Zudem kann der Sensor-Shift-Stabilisator mit Stabilisatoren in bestimmten Objektiven zusammenarbeiten und damit die Effektivität der Stabilisation weiter verbessern.

Auf dem gesamten Sensor verteilt befinden sich 1.043 Phasen-Autofokus-Messpunkte. Dank eines leistungsstarken Bildprozessors, der Algorithmen mit künstlicher Intelligenz nutzt, erkennt die Kamera erkennt Gesichter, Augen, Fahr- und Flugzeuge sowie Tiere. Die Fokusgeschwindigkeit lag mit Set-Objektiv inklusive Auslösung zwischen 0,13 bis 0,16 Sekunden, was äußerst schnell ist. Die reine Auslöseverzögerung beträgt 0,06 Sekunden.

Auch bei der Serienbildfunktion ist die OM-1 äußerst schnell unterwegs. Bei voller Auflösung von 20 Megapixeln nimmt sie 120 Bilder pro Sekunde für 96 JPEG- oder 91-Raw-Bilder. Das erfolgt zwar ohne Nachführung von Belichtung und Autofokus, aber wenn man diese aktiviert, nimmt sie immer noch 50 Bilder pro Sekunde für 117 JPEG- oder 109 Raw-Bilder in Folge auf. Dafür sind aber kompatible Objektive nötig, mit allen anderen erreicht die OM-1 "nur" 25 Bilder pro Sekunde. Das Sucherbild wird übrigens unterbrechungsfrei weiter angezeigt. Damit ist die OM-1 die mit Abstand leistungsfähigste Actionkamera des Testfelds.

Darüber hinaus bietet die OM-1 Sonderfunktionen bei Langzeitbelichtungen an. Bei Live Bulb kann man sehen, wie sich die Langzeitbelichtung langsam entwickelt, so dass die Belichtung rechtzeitig beendet werden kann. Bei Live Composite geht die Kamera einen Schritt weiter. Sie macht eine Basisaufnahme und danach werden nur noch Änderungen in der Helligkeit registriert. So lassen sich Feuerwerke und auch Startrails ohne Überbelichtung des Hintergrunds aufnehmen.

OM System OM-1 Testbericht als Premium-VersionUnseren ausführlichen Einzeltest zur OM System OM-1 gibt es auch als E-Book mit erweitertem Informationsumfang. Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich eine übersichtliche Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie zwei Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar visualisiert werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der OM System OM-1 haben. mehr …

Mit 4K DCI und maximal 60 Bildern pro Sekunde liefert die Kamera ihre höchste Videoauflösung im 17:9-Seitenverhältnis. Eine Begrenzung der Aufnahmedauer gibt es nur in Form der Kapazität der Speicherkarte. HDR-Videos sind ebenso möglich wie flache Tonwertkurven bei der Aufnahme. Neben einem Clean-HDMI-Ausgang (allerdings nur als Micro-HDMI-Buchse) sind ein Mikrofoneingang und ein Kopfhörerausgang mit von der Partie. Strom gibt es entweder aus dem Akku oder über die UBS-C-Schnittstelle per Power Delivery.

Die USB-C-Schnittstelle kann selbstverständlich auch zum Laden des Akkus verwendet werden. Der Akku liefert genug Energie für 520 Aufnahmen laut CIPA-Testverfahren. Bei Verwendung des optionalen Hochformatgriffs sind über 1.000 Fotos möglich. Außerdem ist die USB-C-Schnittstelle zur schnellen Datenübertragung der beiden Speicherkarten (2x SD, SDHC, SDXC sowie UHS-I und UHS-II) vorgesehen. Auch drahtlos ist die OM-1 mit Bluetooth sowie WiFi unterwegs und bietet von der Datenübertragung bis hin zur dauerhaften Smartphone Verbindung für Geodaten das volle Programm.

Die höchste Bildqualität erreicht die OM-1 bis ISO 200. Bis ISO 1.600 liefert die Kamera hohe Bildqualität und bis ISO 3.200 noch brauchbare. Darüber hinaus nehmen Details und Tonwerte ab. Mit maximal etwa 55 Linienpaaren pro Millimeter löst die Kamera hoch auf und fällt mit dem 12-40 mm F2,8 Set-Objektiv nur um maximal 25 Prozent ab. Farben gibt die Kamera sehr gut wieder, passt aber einige Farbbereiche an, um ein gefälliges Gesamtbild zu liefern.

Das 12-40 mm F2,8 Pro II (24-80 mm Kleinbildäquivalent) ist das lichtstarke, gegen Spritzwasser und Staub geschützte Standard-Objektiv, das hervorragend auf die Kamera abgestimmt ist. Eine Verzeichnung tritt so nur minimal im Weitwinkel auf. Die Randabdunklung von 0,7 EV ist im Weitwinkel am stärksten. Farbsäume sind kaum zu sehen und wenn, dann eher an starken Kontrastkanten. Das äußerst gute Objektiv ist mit verantwortlich dafür, dass die OM-1 es als Gesamtpaket aus Kamera und Objektiv im Preisbereich bis 3.000 Euro mit den Kleinbildkameras aufnehmen kann.

Die OM-1 ist zusammen mit dem 12-40 mm F2,8 Pro II für etwa 2.800 Euro im Handel zu haben. Olympus (bzw. OM System) bietet zwei unterschiedliche Objektiv-Serien an. Die bessere von beiden trägt den Zusatz "Pro" in der Objektivbezeichnung. Die Pro-Objektive sind durchweg gegen Staub und Spritzwasser geschützt, zudem ist die optische Qualität besser als die der "Standard-Objektive". Einen Blick wert sind aber auch die F1,8 bis F2 lichtstarken, sehr kompakten und teilweise recht preisgünstigen Festbrennweiten, die eine gute Bildqualität bieten. Vor allem das 25 und das 45 mm sind sehr günstig, während das 12 mm, 17 mm und 75 mm etwas teurer sind, aber auch ein Metallgehäuse besitzen. Insgesamt gibt es (Stand 08/2022) 33 Objektive von Olympus beziehungsweise der Nachfolgemarke OM System, 31 davon haben einen Autofokus. Zudem gibt es über 110 Fremdobjektive (inklusive denen von Systempartner Panasonic), wobei 43 der 110 Objektive über einen Autofokus verfügen.

Fazit

Kein anderer Hersteller bietet eine derart kompakte Kamera mit einer solchen Robustheit und Leistungsfähigkeit zu einem so niedrigen Preis wie die OM System OM-1, auch wenn sie auf den ersten Blick teuer scheint. Sie leistet sich jedoch keine eklatanten Schwächen und bietet ein überaus gutes Gesamtpaket an Ausstattung. Der neue Sensor bringt zwar nicht unbedingt bei der Bildqualität bahnbrechende Fortschritte, bei der Performance hingegen schon – wenn man diesen Sprung überhaupt noch benötigt, denn schon die Vorgängermodelle waren hier für die meisten Anwendungen mehr als schnell genug.

Kurzbewertung

  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 400, gut bis 1.600
  • Robustes Gehäuse mit IP53-Zertifizierung
  • Sehr gute Ergonomie und Ausstattung
  • Schneller AF, äußerst schnelle Serienbildfunktion
  • Sehr großer, hochauflösender Sucher
  • Keine Touchbedienung im Menü
  • Sucher mit Brille schlecht überschaubar
  • HDMI-Schnittstelle nur Micro-Größe

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