Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Olympus E-450
2009-10-03 Als kompakteste aller DSLRs und gleichzeitig günstiges Einsteigermodell spricht die Olympus E-450 eine ganz besondere Käuferschicht an. Nicht nur Frauen greifen bei der kleinen DSLR gerne zu, sondern auch Männer, die hohe Bildqualitätsansprüche haben, sich aber nicht abschleppen wollen. Obwohl die E-450 sehr günstig ist, geizt sie nicht mit der Ausstattung, und so kann sie vieles, was bei anderen Herstellern nur große und teure Kameras beherrschen. Ob die Kamera aber auch in der fotografischen Praxis in Bezug auf Bedienung, Geschwindigkeit und Bildqualität überzeugt, haben wir im digitalkamera.de-Kompakttest untersucht. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Durch den einfachen Trick, den Handgriff wegzulassen, ist Olympus das Kunststück gelungen, die kleinste DSLR am Markt zu bauen. Darunter leidet allerdings die Ergonomie etwas. Viel störender ist allerdings die rechte Gurtöse. Entweder drückt der Gurt gegen den Auslösefinger, oder man führt ihn zwischen Zeige- und Mittelfinger hindurch – irgendwie ist der Gurt aber immer im Weg. Keine Kompromisse, zumindest für eine Einsteigerkamera, muss man bei der Verarbeitung machen. Das Kunststoffgehäuse wirkt solide und ist präzise verarbeitet. Genarbte Gummiapplikationen am Handgriff und der Daumenmulde sorgen für etwas sichereren Halt. Für große Teleobjektive eignet sich die E-450 trotzdem eher weniger.
Durch die flache Bauform der Kamera fällt auch der Akku nicht allzu "fett" aus, reicht aber trotzdem für 500 Aufnahmen nach CIPA-Standardmessverfahren – allerdings ohne LiveView. Der vielleicht ärgerlichste Kompromiss an der E-450 ist aber der fehlende Bildstabilisator, zumal die Objektive von Olympus auch nicht stabilisiert sind. Bei allen Abstrichen kann man das Bedienkonzept aber als gelungen bezeichnen. Die E-450 hat schöne Knöpfe, und man kommt gut an die Tasten, die man so braucht. Zwar ist das Menü nicht das Übersichtlichste, das liegt aber vor allem an den vielen Einstelloptionen, bei denen keine Kompromisse gemacht wurden.
Eine kräftige Kunststoffklappe schützt an der rechten Kameraseite die beiden Speicherkartensteckplätze, wo gleichzeitig eine xD- und eine CompactFlash-Speicherkarte Platz finden. Die Umschaltung zwischen den Karten erfolgt im Menü. Vorbildlich in der optischen Achse ist das Metallstativgewinde auf der Kameraunterseite. Es ist knapp weit genug vom Batteriefach weg, um den Zugang hierzu bei angebrachter Stativwechselplatte nicht zu blockieren. Leider besitzt die E-450 keinen Netzteilanschluss. Die rückwärtige Universalbuchse dient gleichzeitig als Videoausgang, Fernauslöse- und USB-Anschluss. Wenn man die Olympus-Studio-Software erwirbt, kann man die E-450 mittels Computer und USB-Kabel sogar fernsteuern – eine echte Profifunktion in einer Einsteigerkamera.
Systembedingt gehört der Sucher nicht zu den Besten, denn durch das kleine Sensorformat der E-450 fällt auch er etwas kleiner aus. Abhilfe schafft die 1,2fach-Lupe, die als Zubehör erhältlich ist. Allerdings sollten Brillenträger darauf verzichten, wenn sie das gesamte Sucherbild überblicken wollen. Man kann aber auch auf den 2,7" (6,9 cm) großen Bildschirm zurückgreifen, der ein Livebild anzeigen kann. Praktisch sind hierbei z. B. das Livehistogramm oder einblendbare Gitterlinien. Die Bildschirmauflösung ist mit 230.000 Bildpunkten gerade noch ausreichend.
Ausstattung Sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene werden von den Einstellmöglichkeiten und Aufnahmeprogrammen der E-450 angesprochen. Es finden sich sowohl Motivprogramme und sogar drei Art-Filter (mit den Effekten Pop-Art, Soft-Fokus und Lochkamera) als auch die klassische Programmautomatik sowie Halbautomatiken und ein manueller Belichtungsmodus. Mit einem Einstellbereich von +/- 5 Blendenstufen ist die Belichtungskorrektur besonders flexibel. Auch wenn sich die Infoanzeige auf dem Bildschirm nicht der Kameraausrichtung (Hoch- bzw. Querformat) anpasst, so verfügt die E-450 doch über einen Orientierungssensor, und die Bildausrichtung wird in den EXIF-Daten abgelegt und bei der Wiedergabe berücksichtigt. Das Praktischste an der Info-Anzeige auf dem Bildschirm ist, dass man nur die OK-Taste zu drücken braucht, um in die angezeigten Einstellungen zu springen. So können die Änderungen direkt dort vorgenommen werden, wo die Parameter auch angezeigt werden. Die Fn-Taste ist hingegen programmierbar, so kann man sich hier etwa den manuellen Weißabgleich drauflegen. Auch wenn die E-450 über keinen Bildstabilisator verfügt, kann man zumindest die vom Spiegelschlag verursachten Verwackelungen verhindern, indem man den Spiegel 1-30 Sekunden vor dem Auslösen hochklappen lässt.
Der große Ausstattungs- und Einstellungsumfang der E-450 wird bspw. beim Blitz deutlich. Er passt sich den Benutzerbedürfnissen regelrecht an. In den Motivprogrammen klappt er bei Bedarf automatisch auf, in den Kreativprogrammen P/A/S/M hingegen muss man ihn manuell aufklappen. Als Funktionen stehen dann eine Langzeitsynchronisation wahlweise mit Synchronisation auf den ersten oder zweiten Verschlussvorhang, ein Vorblitz gegen rote Augen, eine Blitzbelichtungskorrektur und sogar vier manuelle Leistungsstufen von 1/1 bis 1/64 zur Verfügung. Als Steuergerät zum Drahtlosblitzen dient der interne Blitz ebenfalls. Selbstverständlich hat die E-450 auch einen System-Aufsteckschuh für Blitzgeräte.
Weniger gut ist dagegen die Ausstattung des Autofokus-Moduls, das nur drei Messfelder besitzt. Lediglich im LiveView-Modus hat man elf Messfelder, kann hier aber auch die Gesichtserkennung einsetzen. Das Problem ist allerdings, dass sich viele Objektive konstruktiv nicht für den Live-AF eignen, man sollte sich also vorher darüber informieren. Das 14-42mm-Setobjektiv und auch das 25mm-Pancake sind aber geeignet. Manuell fokussiert man dank der frei verschiebbaren Lupe im LiveView sehr präzise. Über ein echtes Autofokushilfslicht verfügt die E-450 nicht, stattdessen kommt der interne Blitz per Stroboskoplicht zum Einsatz – eine eher unschöne Sparlösung.
Bildqualität Zwar löst die E-450 "nur" 10 Megapixel auf, angesichts des kleinen Bildsensors (Verlängerungsfaktor 2 gegenüber Kleinbild) ist das aber für eine DSLR doch schon recht viel. Man sollte die Vorteile des FourThird-Systems jedoch nicht vergessen. So sind die Objektive konsequent auf die Eigenschaften digitaler Bildsensoren abgestimmt, und die effektive Sensorreinigung per Ultraschall ist unerreicht. Der Test der Bildqualität erfolgte nicht nur in "freier Wildbahn", sondern auch unter Laborbedingungen. Die dort gemessenen Ergebnisse (mit zwei Objektiven) sind in den ausführlichen DCTau-Protokollen festgehalten, die Inhaber einer Labortest-Flatrate (ab 4,16 EUR pro Monat) in allen Details einsehen können. Ohne Flatrate kostet der Einzelabruf 1,40 EUR je getesteter Kamera-Objektivkombination. An dieser Stelle gehen wir auf die wesentlichen Laborergebnisse ein.
Auch wenn das getestete 14-42mm-Setobjektiv im Weitwinkel ein paar Schwächen bei der Randauflösung im Weitwinkel zeigt, ist die Abbildungsleistung doch insgesamt gut. Die Auflösung ist hoch, die Vignettierung gering. Sie zeigt ihre stärkste Ausprägung bei Offenblende im Weitwinkel, bei höherer Brennweite oder abgeblendet ist sie hingegen kaum sichtbar. Auch die Verzeichnung des Objektivs ist nur im Weitwinkel erkennbar, wo die leichte Tonnenform von 2,3 % die Eignung für Architektur- und Landschaftsaufnahmen einschränkt. Bei mittlerer und langer Brennweite hingegen ist kaum Verzeichnung auszumachen.
Unerwartet gut fällt das Rauschen aus, das selbst bei höheren Empfindlichkeiten kaum ansteigt. Hier leistet Olympus mit dem Bildprozessor "TruePic III+" hervorragende Arbeit, auch wenn bei höherer Empfindlichkeit die Auflösung etwas leidet. Weniger schön sind da die an feinen Strukturen auftretenden Artefakte, die je nach Motiv schon mal störend auffallen können. Die Scharfzeichnung ist zwar insgesamt gut, neigt aber zu einem leichten Weißclipping, was bei größeren Abzügen negativ auffallen kann. Eher mäßig ist die Eingangsdynamik, die E-450 kommt nicht über 8,2 Blendenstufen hinaus. Die Dynamik fällt mit steigender Empfindlichkeit ab und erreicht mit 7,1 Blendenstufen bei ISO 1.600 ihren niedrigsten Wert. Auch die Ausgangsdynamik ist nicht optimal, hier fällt der zu hohe Schwarzwert auf, wodurch die Bilder mangels tiefschwarzen Tönen etwas flau wirken. Dieser Umstand lässt sich aber per EBV recht leicht beheben. Vorbildlich linear ist hingegen die Tonwertwiedergabe, die nur in den Schatten einen zu weichen Verlauf zeigt.
Vorbildlich gibt sich Olympus bei den Komprimierungsstufen; gleich vier davon werden angeboten, wobei die beiden geringsten Stufen visuell verlustfrei arbeiten. Bei der Farbwiedergabe lässt Olympus nichts anbrennen, sie ist gewohnt gut und bietet mit der Gradationsanpassung im Kameramenü bspw. auch Porträtfotografen eine ausgewogene Einstellung. Gleiches gilt für die Belichtungsmessung – sowohl mit als auch ohne Blitz. Mit 49 Zonen arbeitet sie sehr zuverlässig und lässt sich ganz klassisch an die Vorzüge des Fotografen bzw. die Motivgegebenheiten anpassen. Sogar für Low- und High-key-Fotografie ist je eine Einstellung, versteckt in den Motivprogrammen, dabei. Der Weißabgleich arbeitet weitgehend gut, bei Glühlampenlicht scheiden sich aber die Geister. Soll die Kamera lieber die warme Lichtstimmung einfangen, wie es die Automatik tut, wenn auch etwas zu stark? Möchte man dagegen lieber eine kühl neutrale Wiedergabe, empfiehlt sich der manuelle Abgleich mittels Graukarte.
Fazit Die Olympus E-450 sollte nicht nur als günstige Einsteigerkamera, sondern auch als Spezialistin für besondere Ansprüche begriffen werden. Sie kombiniert einen hohen Ausstattungsumfang mit einem kompakten Gehäuse und einem günstigen Preis. Wer allerdings die Vorgängerin E-420 besitzt, braucht das Portmonee nicht zu zücken, denn die E-450 bietet kaum kaufentscheidende Vorteile – im Gegenteil, sie hinkt bei der Bildqualität insgesamt etwas hinterher. Die Stärken der E-450 liegen beim geringen Rauschen und der hohen Auflösung, Kompromisse muss man bei der Ein- und Ausgangsdynamik und den recht starken Artefakten an feinen Strukturen machen. Mit der E-450 muss man aber auch andere Kompromisse eingehen, so bietet das Gehäuse nicht gerade die beste Griffigkeit, die ungünstig angebrachte rechte Gurtöse stört. Wer es wirklich kompakt mag, sollte sich die zusätzliche Anschaffung des 25mm-Pancakeobjektivs überlegen.
Kurzbewertung
- Gute Auflösung mit geringem Rauschen
- Effektive Sensorreinigung
- Kompaktes, hochwertiges Gehäuse
- Hoher Funktions- und Einstellungsumfang
- Relativ kleiner Sucher
- Kein Bildstabilisator
- Schwächen in der Bildqualität (geringe Eingangs- und Ausgangsdynamik, viele Artefakte)
- Durch fehlenden Griffwulst vom Handling nur für kleine Objektive geeignet
Technische Daten
Modell |
Olympus E-450 |
Sensor |
CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0) 11,8 Megapixel (physikalisch), 10,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 95 % Abdeckung, 14 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt |
Monitor |
2,7", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (49 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 3,5 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: CF (Type I, Type II) Speicherkartenfach 2: xD-Picture Card |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 1.600, manuell ISO 100 bis 1.600 |
Abmessungen |
130 x 91 x 53 mm (B x H x T) |
Gewicht |
400 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/AFWA5 (mit Preisvergleich) |