Micro-Four-Thirds Wachablösung

Panasonic Lumix DC-G9 II im Test

2023-09-12, aktualisiert 2023-12-21 Bereits im September 2023 hatte Panasonic uns ein Vorserienmodell der Lumix DC-G9 II für einen Vorabtest zur Verfügung gestellt. Nun haben wir ein Serienmodell der üppig ausgestatteten, ersten Lumix-Micro-Four-Thirds-Kamera mit Phasen-Autofokus auf dem 25 Megapixel auflösenden Bildsensor in die Hände bekommen und konnten sie auf Herz und Nieren im Labor und der Praxis testen.  (Harm-Diercks Gronewold)

Panasonic Lumix DC-G9 II Testbericht als Premium-VersionDiesen Kameratest gibt es auch als E-Book mit erweitertem Informationsumfang. Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich eine übersichtliche Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie zwei Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar visualisiert werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Panasonic Lumix DC-G9 II haben. mehr …

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)

Bereits im September 2023 konnten wir ein Vorserienmodell der Panasonic Lumix DC-G9 II testen, auf dem ein Großteil dieses Testberichts beruht. Seit November 2023 ist die Kamera für knapp 1.900 Euro erhältlich, das von uns getestete Set mit dem Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 Asph. (H-ES12060) kostet knapp 2.500 Euro. Damit konnten wir den Autofokus, die Serienbildgeschwindigkeit und die Bildqualität im Labor und der Praxis testen und unseren Vorabtest mit einem Serienmodell vervollständigen.

Ergonomie und Verarbeitung

Bei den Abmessungen ist die Panasonic Lumix DC-G9 II gegenüber dem Vorgänger nur um einige Millimeter geändert worden. So ist die Kamera 134 Millimeter breit, 102 Millimeter hoch und 90 Millimeter tief. Das betriebsbereite Gewicht hat sich mit 658 Gramm hingegen gar nicht verändert. Das Gehäuse darf also gerne weiter als "Klopper" bezeichnet werden. Bei genauer Betrachtung scheint es so, dass Panasonic der DC-G9 II einfach ein leicht modifiziertes Gehäuse der Vollformatkamera DC-S5II verpasst hat.

Der Großteil des Gehäuses besteht aus Metall und es macht einen ziemlich robusten Eindruck. Unterstützt wird das durch die Tatsache, dass viele Dichtungen im Gehäuse platziert wurden, um es gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser zu schützen. Auch kräftige Regengüsse oder frostige Temperaturen bis zu -10 Grad Celsius sind kein Problem für die DC-G9 II.

Voraussetzung ist allerdings, dass ein entsprechend abgedichtetes Objektivs genutzt wird, wie beispielsweise das Set-Objektiv Leica DG Vario-Elmarit 1:2.8-4/12-60 mm Asph. Power O.I.S. Das kam auch in unserem Test zum Einsatz. Es ist ein prima Standardobjektiv, dessen Design zu dem der Kamera passt und dessen optische Abbildungsqualität schon mehrfach positiv bestätigt wurde. Leider ist das Gehäuse der DC-G9 II nicht mit einer IP-Schutzklasse zertifiziert, wie es etwa bei der Konkurrenzkamera OM System OM-1 der Fall ist, die eine IP53-Schutzklasse besitzt.

Trotz des wuchtigen Gehäuses liegt die DC-G9 II dank des gummierten, ergonomischen Handgriffs angenehm und vor allem sicher in der Hand. Der Handgriff hat sogar noch Platz für den kleinen Finger, der ansonsten unnütz ins Leere greifen würde. Die Dreifaltigkeit des angenehmen Anfassens wird durch die ebenfalls gummierte Daumenmulde auf der Rückseite der DC-G9 II komplettiert. Die genarbte Gummierung setzt sich auch abseits der Griffbereiche auf der linken Seite der Kamera fort. Das sieht gut aus, ist in der Praxis aber eher unnütz, weil die linke Hand als Stütze unter das Objektiv gehört.

Hat man immer noch nicht genug "Traktion" am Gehäuse, dann kann man sich mit dem optionalen Batterie-Hochformatgriff DMW-BG1 helfen. Er passt auch an die S5II und S5II X, was die bereits erwähnte Verwandtschaft der Gehäuse unterstreicht. Zum einen erlaubt der Griff eine bequemere Kamerahaltung bei Hochformataufnahmen und zum anderen verdoppelt man die schon sehr üppige Akku-Laufzeit. Der Griff ist für etwa 350 Euro im Fachhandel zu haben und wird einfach an das Stativgewinde der Kamera geschraubt, nachdem man einen kleinen Gummistopfen auf der Kameraunterseite entfernt hat.

Im Sucherbuckel der DC-G9 II ist zwar kein Blitz untergebracht, aber immerhin sitzt darauf ein TTL-Systemblitzschuh zum Anschluss von kompatiblen Blitzen. Der elektronische Sucher hat sich im Vergleich zur G9 nicht weiterentwickelt. Es ist immer noch das sehr gute, 3,68 Millionen Bildpunkte auflösende OLED mit im Kleinbildäquivalent 0,83-fach vergrößernder Optik. Während der Einblick ohne Brille nur mit leichten Abschattungen am Rand verbunden ist, müssen Brillenträger mit einem nicht mehr ganz sichtbaren Sucherbild leben oder man nimmt einfach die Brille ab und stellt den Dioptrien Ausgleich auf seinen Sehfehler ein.

Die pfiffige Umschalttaste des Vorgängers, mit der sich das Sucherbild verkleinern ließ, hat es leider nicht in die DC-G9 II geschafft. Schade eigentlich, denn mit einer minimalen Verkleinerung könnte man vielen Brillenträgern einen besseren Einblick in den Sucher verschaffen. Selbstredend kann der Sucher mit 60 oder 120 Bildern pro Sekunde betrieben werden, letzteres kostet aber etwas mehr Strom.

Das Touchdisplay auf der Rückseite der DC-G9 II ist komplett neu. Es löst mit 1,84 Millionen Bildpunkten auf und ist wirklich sehr hell, so dass es auch in der Sonne problemlos einsetzbar bleibt. Das Display hat eine Diagonale von 7,5 Zentimetern und ist um 180 Grad seitlich klappbar und um 270 Grad drehbar. Frosch- und Überkopf-Perspektiven sind also gar kein Problem. Zudem kann der Monitor für den Transport zum Kamerabody geklappt werden. Der Monitor hat ein natives Seitenverhältnis von 3:2, was ein guter Kompromiss zwischen dem nativen Sensor-Seitenverhältnis von 4:3 und dem 16:9 Videoformat ist.

Die Touchfunktion ist sehr präzise. Auch Multitouch-Gesten wie Wischen und "Kneifen" sind kein Problem für den Touchscreen. Außerdem lässt sich die Touchfunktion bei nach vorne geklapptem Bildschirm nutzen. Das Quick Menü muss allerdings zunächst mit der entsprechenden Taste auf der Kamerarückseite aufgerufen werden, das ist ein wenig umständlich. Eine virtuelle Taste auf dem Display wäre vielleicht hilfreich gewesen.

An Bedienelementen mangelt es der Lumix DC-G9 II nicht. So befinden sich zwei Drehräder in optimaler Nähe zum Auslöser. Eines sitzt direkt unter dem Auslöser und das zweite direkt über der Daumenmulde auf der Oberseite der Kamera. Das dritte Drehrad ist um das Steuerkreuz auf der Rückseite angebracht.

Das LC-Infodisplay des Vorgängers wurde wegrationalisiert und das ist auch gut so, denn so hat Panasonic auf der Oberseite Platz geschaffen, der jetzt für das Moduswahlrad genutzt wird, das sich den Platz nicht mehr mit dem "Drive"-Wahlrad teilen muss. Nur noch der Ein- und Ausschalter ist unter dem Moduswahlrad zu finden. Mit dem separaten "Drive"-Wahlrad lassen sich Serien- und Einzelaufnahmen sowie Mehrfachbelichtungen, Selbstauslöser und auch die Intervall-/Stop-Motion-Funktion wesentlich leichter einstellen. Mit der Teilung der Wahlräder wirkt die Kamera im linken Bereich nicht mehr so überfrachtet.

Bei der Menge an Tasten könnte man meinen, dass Panasonic eine Schreibmaschine bauen wollte. Immerhin stehen zwei Tasten auf der Vorderseite in bequemer Reichweite zu den Fingern am Handgriff zur Verfügung. Drei Tasten und ein knallroter Videoauslöser teilen sich den Raum zwischen Modus- und Daumendrehrad auf der Oberseite. Auf der Rückseite stehen acht Tasten sowie ein Knebelschalter zur Auswahl des Fokusmodus und ein kleiner Joystick bereit.

Dank umfangreicher Konfigurationsmöglichkeiten lässt sich die Kamera individuell anpassen; Foto- und Videomodus getrennt voneinander, versteht sich. Außerdem lassen sich individuelle Menüs anlegen und insgesamt können drei Nutzerprofile zusammengestellt werden, die dann auch auf dem Moduswahlrad direkt erreichbar sind. Doch damit noch nicht genug, denn auch die Sucheranzeige selbst lässt sich nach eigenen Wünschen anpassen. So kann man beispielsweise auswählen, welche Informationen angezeigt werden sollen und welche nicht. So kommen der Minimalist und der Kontrollfreak voll auf ihre Kosten.

Der Nachteil dieser Konfigurationsvielfalt ist, dass das Kameramenü so vollgepackt ist, dass man für eine schnelle Bedienbarkeit keine andere Wahl hat, als das individuelle Menü zu nutzen. Glücklicherweise hat Panasonic der DC-G9 II eine moderne und sehr hilfreiche Menüstruktur mit auf den Weg gegeben und es wird auf allzu wirre Abkürzungen verzichtet. Das Menü geht bis in die dritte Ebene und dann wird in den Einstellungen auf einen Detailbildschirm umgeschaltet, der mit leicht verständlichen Informationen die Einstellungen erklärt.

Einstellungen, die nicht gewählt werden können, sind im Menü ausgegraut und wenn man sie dennoch auswählt, informiert eine Statusmeldung, warum die Funktion nicht ausgewählt werden kann. So hat eine gute Benutzerführung auszusehen! Wer die Touchfunktion des Displays nicht nutzen oder lieber im Sucher die Menüeinstellungen vornehmen möchte, kann das mit dem Steuerkreuz, dem kleinen Joystick oder den Drehrädern erledigen.

Auf der linken Seite der DC-G9 II ist das Anschlussterminal untergebracht. Es umfasst eine HDMI-Schnittstelle (Typ A), also die Standard HDMI-Schnittstelle, die man auch an TV-Geräten findet. Im Gegensatz zu den MicroHDMI (Typ D) Schnittstellen, die sich an vielen anderen Kameras finden, sind Typ A Schnittstellen robuster.

Gleich daneben ist USB-C-Schnittstelle für den schnellen Datenaustausch und zur Stromversorgung beziehungsweise zum Aufladen des 16 Wattstunden fassenden Akkus (DMW-BLK22) zu finden. Sie unterstützt USB 3.2 HighSpeed. Über der HDMI- und USB-C-Schnittstelle sind die beiden 3,5mm-Klinkenbuchsen für Mikrofon und Kopfhörer untergebracht. Der beliebte 2,5 Millimeter Kabelfernauslöser-Anschluss befindet sich hingegen auf der rechten Kameraseite über der Speicherkartenfachklappe. Alle Anschlüsse sind mit Gummiklappen geschützt, so dass kein Staub und Spritzwasser eindringen können.

Beim Blitz hat sich hinsichtlich des Systemblitzschuhs nicht viel getan, dieser ist immer noch mit dem Micro-Four-Thirds-Blitzsystem kompatibel. Allerdings besitzt die Kamera keinen F-Stecker mehr, so dass die DC-G9 II nur noch über einen optionalen Adapter an klassische Blitzanlagen angeschlossen werden kann. Die Blitzsynchronzeit beträgt 1/250 Sekunde.

Das Akkufach ist wie schon beim Vorgänger auf der Unterseite der Kamera zu finden, natürlich mit gebührendem Abstand zum 1/4 Zoll großen Stativgewinde, so dass der Akku auch bei montierter Schnellwechselplatte gewechselt werden kann. Das Stativgewinde ist selbstverständlich in der optischen Achse angebracht.

Auf der rechten Seite der Kamera befinden sich der bereits erwähnte Kabelfernauslöser-Anschluss und die Speicherkartenfach-Klappe. In dieser haben zwei SD-Speicherkarten (SDHC und SDXC) Platz und beide Slots sind zu UHS-I und UHS-II kompatibel. In unserem Vorabtest haben wir geschrieben, dass die Vorserien Lumix DC-G9 II den Eindruck hinterlässt, dass der Pufferspeicher zwar groß ist, die Speichergeschwindigkeit aber keine Rekorde bricht. Genau das hat sich auch im Test der Serienkamera bestätigt. Die Speichergeschwindigkeit ist nur wenig signifikant schneller als beim Vorgänger.

Fortsetzung auf Seite 2

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