Micro-Four-Thirds Wachablösung

Panasonic Lumix DC-G9 II im Test

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2023-09-12, aktualisiert 2023-12-21 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Panasonic zielt mit der Lumix DC-G9 II zwar nicht auf das Einsteiger-Segment ab, dafür ist das Moduswahlrad zu sehr mit fortgeschrittenen Funktionen belegt, dennoch wurde Platz für eine Motivautomatik reserviert. Bei dieser hat man nur sehr begrenzte Eingriffsmöglichkeiten wie die Belichtungskorrektur, die Wahl des Seitenverhältnisses sowie den Wechsel des Bildstils. Das volle Programm der Eingriffsmöglichkeit bietet die Programmautomatik und richtig umfangreich wird es bei den beiden Halbautomatiken sowie dem manuellen Modus, in dem man dann Zeit- und Blende selbst einstellen muss, unterstützt von einer visuellen Anzeige, ob man gerade über- oder unterbelichtet.

Wer gerne Fotos mit speziellen Farbeffekten fotografiert, hat bei der DC-G9 II Glück, denn die Kamera hat 17 eingebaute Bildstile, darunter auch der neue Leica Monochrom Stil, der sich durch starke Kontraste auszeichnet. Dazu kommen noch vier Speicherplätze für eigene Bildstile. Doch das ist noch nicht genug, denn die DC-G9 II kann auch mit sogenannten "Look up Tables" (kurz LUT) umgehen. Dafür stehen zehn Speicherplätze bereit, auf die LUTs importiert werden können.

Der Einsatz der LUTs ist nicht auf den Fotomodus der Kamera beschränkt, sie können auch im Videomodus benutzt werden. Der Unterschied zwischen Bildstilen und LUTs ist, dass Bildstile in der Kamera angepasst werden können. Bei LUTs ist das nicht möglich. In einem Fototipp gehen wir genauer auf LUTs ein, er ist am Ende dieses Tests verlinkt. Zusätzlich bietet die G9 II noch acht Filter wie Expressiv, Retro, Bleach-Bypass etc, die "kräftiger" in die Bildaufbereitung eingreifen.

Laut Panasonic ist die Lumix DC-G9 II in der Lage, mit Einzel-AF und dem elektronischen Verschluss 75 Rohdaten-Bilder pro Sekunde für 200 Aufnahmen in Folge aufrechtzuerhalten, also drei Sekunden lang. In unserem Test hat die Kamera auch genau das geschafft. Bei 200 Aufnahmen ist dann aber auch Schluss. Mit mechanischem Verschluss ist die Kamera etwas langsamer, erreicht aber die vom Hersteller angegebenen 14 Bilder pro Sekunde.

Die DC-G9 II teilt die HighSpeed-Aufnahmen (20-75 Bilder pro Sekunde) und die "normale" Serienbildgeschwindigkeit in zwei unterschiedlichen Einstellungen auf dem "Drive"-Wahlrad. Diese sind dann in römisch I und II voneinander getrennt. Man kann aber auch die Zuordnung der Funktion in der Kamerakonfiguration ändern. Zusätzlich zur Serienbildfunktion kann eine Pre-Burst-Funktion zugeschaltet werden, die vor der eigentlichen Aufnahme schon 0,5, 1 oder 1,5 Sekunden unbemerkt Serienaufnahmen durchführt. Das Vorgängermodell DC-G9 konnte das nur für 0,5 Sekunden.

Leider hat es Panasonic versäumt, die Serienbildfunktion zu "entkomplizieren". So sind alle HighSpeed-Funktionen (mit und ohne Pre Burst) nur mit elektronischem Verschluss möglich. Während der kontinuierliche Autofokus (AF-C) nicht mit 75 Bildern pro Sekunde eingesetzt werden kann, ist er problemlos bis 60 Bilder pro Sekunde oder darunter verfügbar. Auch die Pre-Burst-Funktion kann den AF-C bis 60 Bilder pro Sekunde oder weniger nutzen.

Die "langsamen" Serienbildfunktionen können hingegen mit elektronischem, mechanischen und dem ersten elektronischen Verschlussvorhang arbeiten. Immerhin wählt die Kamera bei den High-Speed Aufnahmen automatisch den elektronischen Verschluss. Während des Speicherns bleibt die DC-G9 II benutzbar. Allerdings lassen sich gerade aufgenommene Serien erst betrachten, wenn alle Bilder gespeichert wurden und das kann durchaus einige Zeit dauern.

Neben der Serienbild-Funktion liefert die DC-G9 II auch einiges an Belichtungsreihen-Funktionalität. Neben der klassischen Belichtungsreihe mit maximal sieben Aufnahmen mit 1/3 bis 1 EV-Belichtungsabstand findet sich auch eine Fokus-Belichtungsreihe. Sie arbeitet mit maximal 999 Aufnahmen in Schrittweiten von +1 bis +10. Die Aufnahmen können dann in einer externen Software zusammengefasst werden.

Zudem sind Weißabgleichs-Belichtungsreihen und Blendenreihen automatisch machbar. Während die Belichtungs-, Fokus- und Blendenreihe automatisch als Serienbilder aufgenommen werden und sogar mit dem Selbstauslöser kombinierbar sind, ist die Weißabgleichs-Belichtungsreihe nur mit Einzelaufnahmen erstellbar, der Selbstauslöser funktioniert allerdings auch. Darüber hinaus steht noch eine umfangreich konfigurierbare Intervall-Funktion bereit.

Bei der Verschlusszeit hat sich bei der G9 II gegenüber der G9 nichts getan. Der mechanische Verschluss bietet immer noch 1/8.000 Sekunde als kürzeste Verschlusszeit und der elektronische Verschluss erreicht 1/32.000 Sekunde. Beim elektronischen Verschluss hat sich allerdings die längste Belichtungszeit von einer Sekunde auf 60 Sekunden erweitert.

Die von Panasonic über Jahre gehegte und gepflegte 4K- und 6K-Fotofunktion sucht man bei der DC-G9 II ebenso vergeblich wie die Möglichkeit, HDR-Aufnahmen und Fokusstackings in der Kamera zu verarbeiten. Auch vom modernen HEIF-Format fehlt jede Spur. Immerhin lassen sich Rohdaten in der Kamera verarbeiten und als JPEG speichern.

Der 5-Achsen-Sensor-Shift-Bildstabilisator kann mit optischen Bildstabilisatoren von Panasonic-Objektiven kombiniert werden. Dabei können bis zu 7,5 Blendenstufen ausgeglichen werden. Diese Leistung wurde per CIPA-Testverfahren mit dem 12-60 mm F2.8-4 (H-ES12060) bei 60 Millimeter Brennweite ermittelt. Rechnerisch muss die Kombination dann 1,5 Sekunden Belichtungszeit ausgleichen.

Die duale Bildstabilisation verfehlte im praktischen Test nur ganz knapp die Herstellerangabe von 7,5 EV bei 60 Millimetern Brennweite. Bei 12 Millimetern konnte das Ergebnis die Herstellerangabe zwar nicht bestätigen, verfehlte sie aber nur knapp um etwas mehr als eine Blendenstufe.

Zudem ist dank des Sensor-Shift-Bildstabilisators eine HighRes-Aufnahmefunktion vorhanden. Mit dieser lässt sich die Auflösung virtuell vergrößern. Dazu macht die Kamera bis zu acht Aufnahmen in schneller Folge und verschiebt pro Aufnahme den Sensor minimal. Aus den Einzelbildern erstellt die Kamera dann eine einzelne Aufnahme. Die High-Resolution-Aufnahme kann maximal 11.552 x 8.672 oder 8.192 x 6.144 Pixel groß sein.

Beim Autofokus bricht eine Zeitenwende in Panasonics Micro-Four-Thirds-Kameras an, denn in der Lumix DC-G9 II ist erstmals ein Phasen-Autofokussystem verbaut worden. Der altbekannte, proprietäre DFD-Kontrast-AF kommt nur noch sekundär zum Einsatz. Das System arbeitet mit 779 Messpunkten, die auf 100 Prozent der Sensorfläche verteilt sind.

Die AF-Geschwindigkeit der DC-G9 II haben wir als "gefühlt" hoch im Vorabtest bezeichnet und das konnte die Kamera auch im Labor beweisen. Sie erreichte sogar minimal bessere Ergebnisse als die Vollformat-Systemkamera Panasonic Lumix DC-S5II.

Neben der hohen Geschwindigkeit hat das AF-System aber noch mehr auf Lager. So gibt es eine ganze Reihe von Messpunktauswahloptionen, von breiten Messbereichen bis hin zu schmalen oder punktuellen ist auch eine Verfolgungsfunktion mit dabei. Zusätzlich kann die DC-G9 II noch dazu gebracht werden, Menschen (Gesichter und Körper), Tiere (inkl. Tieraugen) sowie Fahrzeuge (Autos oder Motorräder) zu erkennen.

Ein automatisches Erkennen bietet die Kamera hingegen nicht. Man muss also immer wählen, welche Kategorie erkannt werden soll. Glücklicherweise gestaltet sich das Auswählen der Kategorie mit wenigen Tastendrücken sehr einfach und man muss nicht einmal in das Hauptmenü navigieren. Neben der Erkennung werden die Objekte auch im Bildfeld verfolgt und das funktioniert ganz hervorragend, wenn sich das Objekt mehr oder wenig deutlich von der Umgebung unterscheidet.

Die Videofunktion der DC-G9 II hat uns sehr überrascht, denn sie fischt überraschend stark im Revier der Lumix DC-GH6. Immerhin kann die DC-G9 II Video in 5,8K (5.760 x 4.320) mit 30 Bildern pro Sekunde im NTSC-Modus mit Apple ProRes 422 HQ aufzeichnen und das mit einer Datenrate von 1,9 Gigabit pro Sekunde. Der technisch versierte Leser wird sich jetzt sicher fragen, wie das sein kann, wenn die Kamera doch eher gemächlich beim Speichern von Serienbildern ist.

Panasonic setzt dazu einen technischen Kniff ein und umgeht das Speichern auf der SD-Karte. Vielmehr wird der Videodatenstrom über die USB-C-Schnittstelle an eine entsprechend schnelle SSD übertragen. Diese muss allerdings in exfat formatiert sein. Der CleanHDMI-Ausgang ist keine Alternative zur Aufzeichnung auf SSD, da er nur maximal C4K beziehungsweise FullHD mit ProRes 422 HQ oder geringere Auflösungen und weniger Datenrate übertragen kann.

Nachtrag vom 21.12.2023 Mit dem inzwischen erschienenen Firmwareupdate 2.0 kann die Panasonic Lumix DC-G9 II nun wie die GH6 Raw-Videos via HDMI auf externe Rekorder von Blackmagic Design sowie Atomos aufzeichnen. Unterstützt werden die Auflösungen 5.7K, C4K, 5.8K (4:3) und 4.4K (4:3) mit jeweils einer Farbtiefe von 12 Bit.

Weil die angeschlossene SSD von der Kamera mit Strom versorgt werden muss, geht das natürlich zu Lasten des Akkus. Da die USB-C-Schnittstelle als Stromversorgung ausfällt, kann ein optionales Netzteil (DMW-AC10) mit Dummy-Akku, aka DC-Koppler, mit der Bezeichnung DMW-DCC17 eingesetzt werden. Eine Kabeldurchführung in der Akkufachklappe ist genau für diesen Einsatz vorhanden.

Aber auch abseits des ProRes-Profi-Formates bietet die DC-G9 II ein umfangreiches Auflösungs- und Formatportfolio. So können 5,8K30 Videos in 4:3 mit reduzierter Datenrate genauso aufgezeichnet werden wie Cinema 4K (4.096 x 2.160) im 17:9 Seitenverhältnis. Zudem steht die "normale" 4K (3.840 x 2.160) Aufzeichnung ebenso zur Verfügung wie FullHD (1.920 x 1.080). Für die verschiedenen Auflösungen stehen mannigfaltige Datenraten zur Verfügung. Glücklicherweise zeigt die Kamera immer an, wo das Video gespeichert wird (SD-Karte oder SSD). Gleichzeitig werden nicht verfügbare Videoauflösungen und Formate ausgegraut.

Außerdem unterscheiden sich Auflösungs-Einstellungen durch Long-GOP, All-Intra sowie 10 oder 8 Bit Farbtiefe. Auch HLG ist bei einigen Videoauflösungen zuschaltbar und eine HLG Ansichtshilfe für das Display ist ebenfalls vorhanden. Mit der Möglichkeit, simultan ein 16:9 und 9:16 Video aufzuzeichnen, bietet die G9 II mehr Flexibilität für Content Creator, die für verschiedene Social-Media-Plattformen Inhalte erstellen wollen. Darüber hinaus stehen anpassbare Markierungsrahmen, Farbbalken sowie eine Vektorskop-Anzeige und eine Zebra-Funktion zur Verfügung, um Videografen das Leben leichter zu gestalten.

Im Zusammenhang mit der DC-G9 II wird gerne mit dem Begriff "open Gate" geworben. Das bedeutet, dass die gesamte Sensorfläche für die Videoaufzeichnung verwendet wird. In diesem Fall 5.760 x 4.320 Bildpunkte im 4:3 Format. Aus diesem Format lassen sich dann andere Seitenverhältnisse erzeugen. Darüber hinaus hat man die maximale horizontale Auflösung zur Verfügung, um beispielsweise den Bildausschnitt nachträglich nach oben oder unten zu verschieben. Aber auch Produktionen wie zum Beispiel Zack Snyders "Justice League" nutzen "open Gate".

Die Video-Aufnahmedauer ist zwar unbegrenzt, allerdings schaltet die DC-G9 II bei Überschreitung einer bestimmten Innentemperatur ab. Laut einer Panasonic Service-Notiz können so bei einer Außentemperatur von 23 °C etwa 30 Minuten C4K und 4K Video mit 25 bis 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden. Bei 100 oder 120 Bildern pro Sekunde sind es noch 15 Minuten. Auch bei 1.080p Videos mit 50 oder 60 Bildern pro Sekunde sind nur etwa 30 Minuten lange Videoaufnahme drin. Steigt die Außentemperatur an, so reduziert sich die Aufnahmedauer dementsprechend. Wird die Kamera dann für zehn Minuten abgeschaltet, um abzukühlen, können danach erneut Aufnahmen gestartet werden, dann allerdings nur für etwa zehn Minuten.

Unter den bereits erwähnten LUTs befinden sich spezielle Video-LUTs wie beispielsweise V-Log, Hybrid Log Gamma sowie Cinema Like Video 1 und 2. Volles Programm also, um Videos bereits bei der Aufzeichnung in etwas Besonderes zu verwandeln oder um durch eine flache Tonwertkurve mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung zu haben.

Der duale optische Bildstabilisator ist nicht nur im Fotomodus benutzbar. Auch im Videomodus macht er eine gute Figur und wird noch von zwei weiteren Systemen, dem Boost I.S. und dem elektronischen Bildstabilisator E.I.S. 2 unterstützt. Mit diesen Systemen werden Verwacklungen eliminiert beziehungsweise reduziert, zudem werden perspektivische Verzerrungen korrigiert.

Der Ton gelangt entweder über das interne Stereo-Mikrofon in die Video-Aufnahme oder über ein extern angeschlossenes Mikrofon. Die Kamera ermöglicht es, den Ton auszusteuern, nur einen Kanal zu nutzen oder sogar die Aufnahme stumm zu schalten. Eine über die Monitorbreite reichende Echtzeitanzeige des Pegels hilft bei der Beurteilung der Aussteuerung.

Eine native Webcam-Funktion besitzt die Lumix DC-G9 II überraschenderweise nicht, auch USB-Streaming sucht man vergebens. Abhilfe schafft Panasonic mit der kostenlosen "Lumix Tether" Software, die zum einen die Kamera zur Webcam macht und zum Anderen die Möglichkeit schafft, die angeschlossene Kamera fernzubedienen. Voraussetzung ist natürlich eine Verbindung per USB-C-Schnittstelle.

Dank der S&Q-Funktion (Slow and Quick) lassen sich Video-Zeitraffer und Zeitlupen sehr schnell einrichten. Neben der Auswahl der Auflösung und der Betriebsart (P, A, S, M) wird über einen Schieberegler bestimmt, ob es sich bei der Aufnahme um eine Zeitlupe oder Zeitraffer handelt. Zeitlupen sind mit 4K bis zu 120 Bilder pro Sekunde möglich. Bei FullHD sind sogar 300 Bilder pro Sekunde drin. Möchte man Zeitraffervideos machen, so stehen Intervalle bis zu einem Bild pro Sekunde zur Verfügung.

Im Wiedergabemodus ermöglicht es die DC-G9 II, Rohdaten intern in JPEGs zu wandeln. Zudem können Bilder mit Sternen bewertet, Diashows gestartet, Videos geteilt und Bilder geschützt werden sowie vieles mehr. Doch nicht nur das Teilen der Videodatei ist mit der DC-G9 II möglich. Auch das Teilen von Fotos und Video per WLAN und Bluetooth wird von der Kamera ermöglicht. Dazu lässt sich die Kamera auf verschiedene Arten mit Geräten verbinden.

Für die Verbindung der Kamera zu einem Smartphone muss zunächst die kostenlose Lumix Synch App auf dem Smartphone (iOS oder Android) installiert und in wenigen Schritten eingerichtet werden. Mit der App lässt sich die Kamera inklusive Livebild fernsteuern. Alternativ kann man die Kamera direkt mit einem PC per WLAN oder in ein bestehendes WLAN-Netzwerk integrieren. Mit beiden Methoden lassen sich Daten von der Kamera zu einem Rechner übertragen. Zudem kann die Kamera Fotos (Rohdaten und JPEG) nach der Aufnahme direkt per WLAN an einen Computer senden.

Fortsetzung auf Seite 3

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