High-End Foto-Video-Hybrid

Panasonic Lumix DC-GH7 im Test

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2024-09-15 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Dass es sich bei der GH7 um keine Einsteigerkamera handelt, merkt man bereits daran, dass keine Motivprogramme zur Auswahl stehen. Dennoch verfügt sie über eine intelligente Automatik, die im Eifer des Gefechts schnell alles automatisch einstellt – dann sogar inklusive einem passenden Motivprogramm.

Wer es dennoch mal verspielt mag, kann einen von acht digitalen Filtern aktivieren, die das Bild stark beeinflussen, etwa Retro, Sepia, Crossentwicklung, Spielzeugeffekt usw. oder einen von 14 weniger aggressiven Bildstilen, auch in Kombination mit den Filtern. Bei den Bildstilen wird bereits die Videolastigkeit deutlich, denn darunter befinden sich für Video gedachte Tonwertkurven wie V-Log, Wie709 und Cinema-like. Es können jeweils noch einige Parameter wie Farbe, Kontrast etc. angepasst werden. Zudem ist es möglich, eigene Lookup-Tables (LUT) auf die Kamera zu spielen, wahlweise per Computer beziehungsweise Speicherkarte oder aber per Lumix LAB App.

Fotografisch kreativ werden kann man aber auch in der Blendenautomatik, der Zeitautomatik und dem manuellen Modus. Letzterer bietet auf Wunsch eine ISO-Automatik, die Belichtungskorrektur bleibt dabei aktiv und bietet einen großen Einstellbereich von +/- 5 EV. Für Videografen gibt es ebenfalls einen manuellen Videomodus, dazu später mehr, es kann jedoch dank des roten Videoauslösers auch in jedem anderen Programm gefilmt werden. Außerdem befinden sich auf dem Programmwahlrad vier Plätze, die mit individuellen Einstellungen vorbelegt werden können, um die Kamera schnell auf die favorisierten Motivsituationen vorbereiten zu können.

Die GH7 bietet weder eine Panoramafunktion noch eine automatische HDR-Funktion. Dafür gibt es aber eine sehr mächtige Belichtungsreihenfunktion. Mit ihr lassen sich bis zu sieben Aufnahmen in JPEG und/oder Raw mit bis zu 1 EV Belichtungsabstand anfertigen, was mehr als ausreichend für eine spätere HDR-Bearbeitung mit Tonemapping am PC ist. Zudem gibt es eine Fokusreihenaufnahmefunktion, mit der sich Stackings erstellen lassen, wozu aber eine externe Software benötigt wird.

Wer möchte, kann auch Intervallaufnahmen anfertigen. Die GH7 lässt sich entsprechend programmieren und macht bis zu 9.999 Aufnahmen, die sie auf Wunsch sogar zu einem Zeitrafferfilm zusammensetzt. Dank des Wetterschutzes und der USB-Stromversorgung sind solche Aufnahmen auch draußen kein Problem.

Beim Autofokus kommt wie bei der G9 II ein Phasen-Kontrast-Hybrid-System zum Einsatz, das damit in der GH-Serie Premiere feiert. Der altbekannte, proprietäre DFD-Kontrast-AF kommt nur noch sekundär zum Einsatz. Das Hybrid-System arbeitet mit 779 Messpunkten, die auf 100 Prozent der Sensorfläche verteilt sind.

Laut unserer Labormessung benötigt die GH7 lediglich 0,13 bis 0,18 Sekunden für die Fokussierung inklusive Auslösung, wobei die reine Auslöseverzögerung bereits 0,07 Sekunden davon beansprucht. Letzteres ist für eine spiegellose Systemkamera kein Rekordwert, denn so lange brauchen normalerweise DSLRs, die dafür beispielsweise noch den Spiegel hochklappen müssen. Spiegellose Systemkameras wie die GH7 sollten eigentlich locker doppelt so schnell sein.

Insgesamt ist der Single-AF im Hybrid-Betrieb nicht schneller als das DFD-System des Vorgängermodells GH6. Der Vorteil kommt erst beim Verfolgen von Motiven zum Tragen, denn der Hybrid-Autofokus erkennt besser, wohin sich das Motiv bewegt, und er muss keine Mikro-Pumpbewegungen mehr dafür machen, was den Videoaufnahmen zugutekommt.

Der Autofokus bietet viele Messpunktauswahloptionen, von breiten Messbereichen bis hin zu schmalen oder punktuellen ist auch eine Verfolgungsfunktion mit dabei. Zusätzlich kann die GH7 Menschen (Gesichter, Augen und Körper), Tiere (inkl. Tieraugen) sowie Fahrzeuge (Autos, Motorräder, Züge und Flugzeuge, dabei jeweils das ganze Fahrzeug oder die Front beziehungsweise den Helm) erkennen. Allerdings muss man vorher auswählen, welches Motiv erkannt werden soll und auf welchem Detail die Priorität liegen soll. Ein automatisches Erkennen bietet die Kamera hingegen nicht.

Neben der Erkennung werden die Objekte auch im Bildfeld verfolgt und das funktioniert ganz hervorragend, wenn sich das Objekt mehr oder wenig deutlich von der Umgebung unterscheidet. Selbst kleinste Insekten kann der Autofokus im Bild verfolgen, obwohl es dafür gar keine spezielle Erkennung gibt.

Für die manuelle Fokussierung gibt es Hilfen von einem Balkendiagramm (allerdings ohne konkrete Werte oder gar eine Schärfentiefeskala) über eine Fokuslupe bis hin zu einem Fokus-Peaking, das kontrastreiche und damit scharfe Bildbereiche farblich markiert. Zudem ist es bei zahlreichen Objektiven möglich, die Steuerung des Fokusrings im Menü der GH7 von nicht-linear auf linear umzustellen, was vor allem Videografen freuen dürfte. Der lineare Fokusweg kann dabei sogar in 30-Grad-Schritten zwischen 90 und 360 Grad eingestellt werden.

Bei der Serienbildfunktion hat die GH7 laut unserer Messung bei der Ausdauer um den Faktor 4 bis 5 kräftig zugelegt. In Raw konnten wir 233 Fotos am Stück mit 14 Bildern pro Sekunde bei mechanischem Verschluss aufnehmen. Bei vollem Puffer sinkt die Serienbildrate allerdings auf etwa 4,7 Bilder pro Sekunde ab, was wiederum langsamer ist als bei der GH6. Dabei haben wir dieselbe CFexpress-Speicherkarte eingesetzt, die 1.480 MB/s schnell schreiben kann. Der Flaschenhals steckt wahrscheinlich beim Bildprozessor und dessen Bildaufbereitung. Bei vollem Puffer werden in Raw allerdings nur magere 202,4 MB/s auf die Karte geschaufelt.

In JPEG haben wir 13,9 Bilder pro Sekunde gemessen, was sogar für 275 Bilder am Stück möglich war. Danach sinkt die Rate auf 6,2 Bilder pro Sekunde ab. Dabei dauert es nach Ende der Serie 25 Sekunden, bis der Puffer fertig auf die Speicherkarte geschrieben wird, in Raw sind es 33 Sekunden. Die Kamera bleibt dabei jedoch bedienbar.

Im zweiten Speicherkartenfach der GH7 lassen sich SD-Karten verwenden. Hier haben wir eine SDHC-Karte von Panasonic mit UHS-II-Interface eingesetzt, die bis zu 250 MB/s schnell schreiben können soll. Bei 14 Raw-Serienbildern pro Sekunde konnten wir 194 Aufnahmen am Stück anfertigen, bevor die Serienbildrate auf unregelmäßige, durchschnittlich 3,3 Bilder pro Sekunde (fps) sank. Das Leeren des Puffers dauerte hier sogar 50 Sekunden. Die Schreibrate haben wir mit 138,4 MB/s ermittelt. In JPEG waren es 272 Bilder mit 14,1 fps, danach noch 6,2 fps. Der Puffer war in 24 Sekunden leer.

Die GH7 bietet mit elektronischem Verschluss aber sogar 75 Bilder pro Sekunde in voller Auflösung. Interessanterweise nimmt sie hier exakt 190 Bilder am Stück auf – unabhängig vom Dateiformat (bei der GH6 waren es noch 200 Bilder). Innerhalb von etwa 2,5 Sekunden werden in Raw 8 GB an Daten produziert, die in 38 Sekunden auf der CFexpress-Speicherkarte liegen, bei unserer SDHC-UHS-II-Karte dauerte das 61 Sekunden. In JPEG war der Puffer unabhängig der Speicherkarte in 24 Sekunden geleert.

Eine schnelle Speicherkarte ist nicht nur für die Serienbildfunktion erforderlich, sondern auch zur Aufnahme von 5,7K-Videos. Hierbei sind bis zu 60 Bilder pro Sekunde möglich, was sehr flüssige Bewegungsabläufe erlaubt. In 4K-Auflösung sind sogar 120 Bilder pro Sekunde möglich und in Full-HD 240 Bilder pro Sekunde. Zudem gibt es einen Modus mit variabler Bildrate mit bis zu 300 Bildern pro Sekunde.

Bei Videoaufnahmen stehen verschiedene Videoformate, Bitraten und Farbabtastungen zur Verfügung. Maximal sind beispielsweise 1.900 Mbit/s möglich, was 237,5 MB/s sind, womit eine CFexpress-Speicherkarte zwingend erforderlich ist. Das ist beispielsweise bei Apple ProRes 4:2:2 der Fall. Die Kombinationen aus Auflösung, Bildrate etc. sind sehr vielfältig, sodass man damit riesige Charts füllen kann. Wir verweisen an dieser Stelle auf die Panasonic-Website.

Je nach Videomodus wird der Sensor größtmöglich ausgenutzt. Am meisten Sensorfläche lässt sich bei anamorphen 4:3-Videoaufnahmen nutzen, nämlich sogar 5,8K. Allerdings benötigt man dafür spezielle Objektive, die das Bild auf das 4:3-Format stauchen. Die Pixel werden hinterher wieder entstaucht, sind also nicht mehr quadratisch.

Zudem lassen sich Videos mit 5,8K30 Open Gate aufnehmen, also unter Nutzung der gesamten Sensorfläche, um das Bildseitenverhältnis später festlegen zu können. Wer möchte, kann die Videos extern via HDMI aufzeichnen, selbstverständlich auch im Rohdatenformat. Zudem ist eine Aufzeichnung auf eine per USB-C angeschlossene SSD möglich.

Panasonic verspricht bei Videos einen hohen Dynamikumfang von zwölf Blendenstufen. Darüber hinaus steht ein Dynamic Range Boost-Modus bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde zur Verfügung, bei dem der Sensor zweimal parallel ausgelesen wird. Die Low-ISO-Schaltung erzeugt ein Bild mit hoher Sättigung, das mit dem rauschärmeren High-ISO-Bild zu einem Bild mit mehr als 13 Blendenstufen Dynamikumfang zusammengerechnet wird. Das soll ein klares, flüssiges, scharfes HDR-Video ermöglichen.

V-Log und V-Gamut sind für eine spätere Gradation direkt vorinstalliert. V-Gamut erzielt sogar einen höheren Farbumfang als BT.2020. Die Farbmetrik der Panasonic VariCam-Reihe an Kinokameras steht ebenfalls zur Verfügung. V709 LUT mit Rec.709 ist standardmäßig in der GH7 verfügbar. Zudem kann mit V-Log View Assist eine LUT in Echtzeit angewendet werden. Der Import von .CUBE- und .VLT-Dateiformaten wird ebenfalls unterstützt.

Den Ton nimmt die Lumix mit dem internen Mikrofon in 48 kHz 24 Bit auf, mit extern per 3,5 mm Klinke angeschlossenen Mikrofon sind es sogar 96 kHz 24 Bit High Resolution. Beim Einsatz des externen XLR2-Adapters, der auf den Blitzschuh geschoben wird, sind sogar 4-Kanal-Tonaufnahmen möglich (2x XLR, internes Mikro und externes Mikro), was mehr Flexibilität bei Interviews oder der Aufnahme von Sprecher und Umgebungsgeräuschen erlaubt. Welche Kanäle über den per 3,5 mm Klinke angeschlossenen Kopfhörer kontrolliert werden soll, kann eingestellt werden. Auf der Kameraoberseite gibt es eine Tonkontrolltaste, womit sich beispielsweise der Tonpegel leicht kontrollieren und einstellen lässt.

Eine Besonderheit und Neuheit des XLR2-Adapters (gegenüber dem XLR1) ist die Möglichkeit, Audio mit 32 Bit aufzunehmen. Mit einer derart feinen Auflösung bedarf es keiner Aussteuerung des Tonsignals mehr, denn von ganz leise bis ganz laut wird alles differenziert aufgezeichnet und kann später in der Nachbearbeitung angepasst werden. Etwa so, wie man bei einem Raw-Foto die Belichtung nachregulieren kann, nur noch viel krasser, denn bei einem Raw-Foto muss man ja grundsätzlich immer noch richtig belichten.

So spezialisiert die GH7 auch bei Videoaufnahmen ist, ausgerechnet eines beherrscht sie nicht: Livestreaming via USB-C als Webcam. Hierfür muss man die GH5 II nehmen. Lediglich die Webcam-Software von Panasonic wird unterstützt, die per USB aber nur eine mickrige Auflösung von 1.280 mal 960 Pixeln liefert und nicht einmal ein Tonsignal bereitstellt. Das professionellere IP-Streaming hingegen beherrscht die GH7, und zwar nicht nur per USB-C, sondern auch per LAN (via USB-C-Adapter) und WLAN. Hierfür ist selbstverständlich eine detaillierte Konfiguration nötig, etwa die Angabe der entsprechenden Streaming-Server.

Die Panasonic Lumix DC-GH7 verfügt über einen zur Bildstabilisation beweglich gelagerten Bildsensor. Damit lassen sich nicht nur optisch bildstabilisierte Objektive mit Bildstabilisator verwenden, sondern alle. Zudem arbeiten die Stabilisatoren in der Kamera und im Objektiv (nur Panasonic) zusammen, was weitere Vorteile bei der Effektivität bringt. Dieser bei Panasonic Dual IS genannte Kombimodus soll bis zu 7,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen. Das zu erreichen, hängt aber sehr vom individuellen "Wackeln" des Fotografen ab. In der Praxis sind fünf Blendenstufen aber in den meisten Fällen kein Problem.

Dank des Bildstabilisators bietet die GH7 zudem eine Sonderfunktion: High-Res-Shot-Aufnahmen mit bis zu 100 Megapixeln Auflösung, die zudem direkt in der Kamera erzeugt werden. Sie liefern deutlich mehr Details als Einzelaufnahmen. Dazu macht die Kamera bis zu acht Aufnahmen in schneller Folge und verschiebt pro Aufnahme den Sensor minimal. Aus den Einzelbildern erstellt die Kamera dann eine einzelne Aufnahme. Die High-Resolution-Aufnahme kann maximal 11.552 x 8.672 oder 8.192 x 6.144 Pixel groß sein. Auch freihand sind solche Aufnahmen möglich. Sollten sich in einigen Bildbereichen Details bewegen, nimmt die Kamera dort nur eine Aufnahme, was punktuell zwar die Auflösung wieder reduziert, aber für scharfe Details sorgt.

Über einen eingebauten Blitz verfügt die GH7 übrigens nicht, es liegt auch kein Aufsteckblitz bei. Der Systemblitzschuh mit Mittenkontakt sowie die Blitzsynchronbuchse erlauben jedoch die Verwendung externer Blitzgeräte. Auch eine Drahtlosblitzsteuerung ist bei Verwendung entsprechender Systemblitzgeräte kein Problem.

Nach der Aufnahme bietet die GH7 einige Bildbearbeitungsfunktionen, etwa die Entwicklung von Raw-Fotos, falls man mal schnell ein JPEG benötigt und keinen Computer zur Hand hat. Auch Dia-Shows spielt die Kamera ab, allerdings schnörkellos ohne zuschaltbare Musik und Überblendeffekte.

Drahtlos nimmt die Lumix GH7 per Bluetooth 5.0 sowie Wi-Fi 5 (AC-WLAN auf 2,4 und 5 GHz) Kontakt zu Smartphones, PCs und WLAN-Netzwerken auf. Über WLAN können die Fotos auf Computer, Fernseher oder Smartphones übertragen werden. Die entsprechende Smartphone-App erlaubt zudem das Fernsteuern der Kamera und auch das Aufspielen von Firmwareupdates. Über Bluetooth ist Geotagging mit Hilfe des Smartphone-GPS ist möglich. Mehr dazu ist in unserem Fototipp in den weiterführenden Links zu lesen. Ebenfalls interessant ist die Möglichkeit, Kameraeinstellungen auf das Smartphone speichern und zurück auf die Kamera spielen zu können. So kann man sich sogar mehrere Kameras identisch konfigurieren.

Fortsetzung auf Seite 3

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