Handlicher Vollformat-Foto-Video-Hybrid
Panasonic Lumix DC-S9 im Test
2024-10-28 Mit der äußerst kompakten, spiegellosen Vollformat-Hybrid-Systemkamera Lumix DC-S9 möchte Panasonic in erster Linie Einsteiger und Vlogger ansprechen. Für den moderaten Preis gibt es technische Abstriche, die in vor allem Fotografen treffen – Sucher, mechanischer Verschluss und Blitzmöglichkeit fehlen. Ob dafür Vlogger aus dem Vollen schöpfen können und wie es um die Bildqualität bestellt ist, verraten wir im ausführlichen Testbericht. (Benjamin Kirchheim)
Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang.
Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten
Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar
dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären,
welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Panasonic Lumix DC-S9 haben. Der sehr ausführliche Test kann
direkt online gelesen oder als 34-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in
digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw.
1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).
Die Panasonic Lumix DC-S9 besitzt ein kompaktes Gehäuse im "Ziegelsteinformat" aus Metall und Kunststoff. Einen ergonomischen Handgriff gibt es nicht. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Die Panasonic Lumix DC-S9 ist die bisher kompakteste Vollformat-Systemkamera von Panasonic. Gelungen ist das durch Weglassen des Handgriffs und des Sucherbuckels sowie des aktiven Lüfters und des mechanischen Verschlusses gegenüber der technisch sehr ähnlichen Lumix DC-S5II.
Dass der fehlende Handgriff Kompromisse bei der Ergonomie mit sich bringt, dürfte jedem klar sein. Die S9 ist für kompakte Objektive gebaut, am besten das neue 18-40 mm F4.5-6.3, das uns zum Testzeitpunkt allerdings noch nicht zur Verfügung stand. Wir werden diesen Testbericht entsprechend erweitern, sobald uns dieses Objektiv erhältlich ist. Panasonic verkauft die S9 aber nicht nur ohne Objektiv für knapp 1.700 Euro UVP, sondern auch im Set mit dem 20-60 mm F3.5-5.6 für knapp 2.000 Euro UVP. Das 20-60 fällt zwar ebenfalls recht kompakt aus, ist im Verhältnis zur S9 doch schon recht groß.
Das Gehäuse der S9 besteht zum Teil aus einer Magnesiumlegierung und zum Teil aus Kunststoff. Die Verarbeitung ist tadellos, das Gehäuse wirkt robust. Einen Schutz vor Spritzwasser und Staub gibt es hingegen nicht. Mit unter 500 Gramm ohne Objektiv ist die S9 noch recht leicht, selbst mit dem 20-60 sind es nur knapp unter 850 Gramm. Mit dem 18-40 sind es nochmal fast 200 Gramm weniger.
Mit 12,6 x 7,4 x 4,1 Zentimeter ist das Gehäuse zwar sehr kompakt, aber sogar etwas breiter und höher als eine Sony Alpha 7C II. Nur bei der Gehäusetiefe und dem Gewicht wird die Sony geschlagen – kein Wunder, besitzt letztere doch einen Handgriff samt darin sitzendem Akku und sogar einen eingebauten Sucher.
Das Gehäusedesign ohne Handgriff wirkt bei der Lumix S9 modern, zudem gibt es verschiedenfarbige Gummierungen des Gehäuses in Dunkelgrün, Dunkelrot, Dunkelblau oder "Dunkel"weiß als Alternative zum getesteten schwarzen Modell. Die Gummierung ist leicht genarbt, aber insgesamt doch recht glatt, was der Ergonomie neben dem fehlenden Handgriff nicht gerade guttut. Beim Vloggen beziehungsweise Selfie fasst man die Kamera am besten einfach direkt am Objektiv an – das wiederum geht mit dem größeren 20-60 besser als mit dem kleinen 18-40.
Während die Vorderseite sowie linke und recht Seite der S9 sehr klar und glatt wirken und die Oberseite zumindest aufgeräumt, sieht es auf der Rückseite ganz anders aus. Der bewegliche Monitor steht hervor und fügt sich nicht eben in die Rückwand ein. Die Daumenmulde ist integraler Bestandteil des Designs – zumindest das ist gelungen und wirkt modern sowie innovativ. Die Tasten auf der Rückseite sind hingegen mal erhaben, mal bündig eingelassen.
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Neben der Daumenmulde sorgen der gut bedienbare Auslöser und die zwei Räder auf der Oberseite für eine gute Ergonomie und Bedienbarkeit, wohingegen das auf der Rückseite befindliche, zweite Einstellrad sehr mickrig wirkt. Es ist um das Vierwegekreuz angeordnet und man muss beim Drehen achtsam sein, es nicht versehentlich zu stark zu drücken und dadurch unbeabsichtigt eine Funktion auszulösen.
Alle Tasten der S9 besitzen feste, zugewiesene Funktionen, es scheint keine Funktionstasten zu geben. Immerhin lassen sich aber viele der Tasten individuell belegen, wenn man die aufgedruckte Funktion nicht benötigt. Statt ins Menü zu gehen, genügt es, die Taste lange zu drücken und schon landet man bei der Einstellung der entsprechenden Tastenfunktion. Dieses pfiffige Feature kennt man auch von anderen Panasonic-Kameras.
Da die S9 keinen Sucher besitzt, muss man sich voll und ganz auf den rückwärtigen Touchscreen verlassen. Dieser lässt sich dank Schwenk- und Drehgelenk auch wunderbar nach vorne klappen und damit als Kontrollbildschirm verwenden oder zum Schutz verkehrt herum anklappen. Während die 7,5 Zentimeter Diagonale Standardmaß sind, ist die Auflösung mit 1,84 Millionen Bildpunkten des 3:2-Bildschirms hoch.
Auch bei der Helligkeit wird man nicht enttäuscht: Wir haben eine Leuchtdichte von immerhin 1.000 cd/m² gemessen, was für die Verwendung im Sonnenlicht ausreichend ist, zumal die Helligkeit automatisch hochgeregelt wird. Helligkeit, Kontrast und Farben können auch im Automatikmodus angepasst werden. Wer möchte, kann die Helligkeit wahlweise komplett manuell regeln. Die Bildwiederholrate beträgt je nach Einstellung 30 oder 60 Bilder pro Sekunde. Ersteres spart Strom, zweiteres sorgt für eine flüssigere Darstellung von Bewegungen.
Der Touchscreen ist voll in die Bedienung der Lumix eingebunden. Neben der Wahl des Fokuspunkts können auch das Menü sowie das Quick-Menü per Touch bedient werden. Zudem lässt sich seitlich eine praktische Touchleiste (im Menü Touch-Register aktivieren) mit fünf Touch-Funktionstasten sowie weiteren Bedienelementen auf dem Bildschirm einblenden.
Das Hauptmenü ist sehr umfangreich und in 2 Ebenen organisiert. Die 6 Hauptkategorien enthalten jeweils bis zu 12 mit Symbolen gekennzeichnete Unterkategorien, die ihrerseits bis zu 8 Menüpunkte pro Seite umfassen. Vertikal kann man praktischerweise wie bei Menüseiten weiterscrollen, die Unterkategorien wechseln dabei automatisch.
Die Panasonic Lumix DC-S9 bietet lediglich einen schwenk- und drehbaren Touchscreen, aber keinen Sucher. Dafür ist der Bildschirm mit einer Leuchtdichte von 1.000 cd/m² sehr hell. [Foto: MediaNord]
Da man einzelne Menüpunkte so trotzdem manchmal nur schwer findet, kann man sich in einer Hauptkategorie ein Menü mit maximal 28 Einstellungen auf 3 Seiten selbst zusammenstellen. Außerdem kann das Quickmenü angepasst werden und drei Benutzerspeicher erlauben über das Programmwählrad den Zugriff auf häufig verwendete Aufnahmeeinstellungen.
Ober- und unterhalb des Livebilds werden die Aufnahmeparameter eingeblendet. Andere Hilfsmittel, wie etwa Gitterlinien oder eine elektronische 3D-Wasserwaage, werden direkt ins Livebild eingeblendet. Sogar den aktuellen Arbeitsbereich des optischen Bildstabilisators kann man sich visualisieren lassen und damit beurteilen, ob er an seine Grenzen stößt. Das lässt allerdings die Einblendung der Autofokuspunkte etwas in den Hintergrund rücken.