Der kleine "Phaser"

Praxistest des Camcorders Sanyo Xacti HD1000

2008-03-01 Mit dem Xacti HD1000 bietet Sanyo zurzeit den wohl kleinsten Full-HD-Camcorder im Bereich "Consumer Use". Er erscheint ein wenig futuristisch und wurde deshalb in der digitalkamera.de-Redaktion gerne auch als "Phaser" bezeichnet. Der Umgang mit dem Gerät ist eher spielerisch, was aber nicht heißen soll, dass nicht ernsthafte Aufnahmen damit möglich sind. Getestet wurde ein silberfarbenes Modell mit einer SanDisk Ultra II 4 GByte SDHC-Karte und dem mitgelieferten Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 1.900 mAh. Da dieser Camcorder auch die Möglichkeiten einer normalen Digital-Fotokamera bietet, wollten wir wissen, ob diese "Hybride" auch gleichwertig als solche angesehen werden kann. Das heißt, wir haben den Xacti HD1000 ausschließlich als digitale Stillkamera einem digitalkamera.de-Praxistest unterzogen. Daneben haben wir selbstverständlich auch ein paar Filme in tollem Full HD aufgezeichnet.  (Ralf Germer)

Sanyo Xacti VPC-HD1000 [Foto: MediaNord]] Beim Auspacken der Kamera fällt sofort auf, dass das Objektiv den größten Anteil des Kameragewichtes ausmacht. Das lichtstarke Objektiv mit einer maximalen Blendenöffnung von F1,8 (Weitwinkel) und F2,5 (Tele) lässt das Herz eines jeden Fotografen höher schlagen. Geboten wird ein optisches Zehnfach-Zoom mit einer Brennweite von 6,3 bis 63 mm, was einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 38 bis 380 mm entspricht. Sehr schön ist, dass beim Zoomen keinerlei Geräusch zu hören ist. Insgesamt wirk die Kamera wertig und robust. So wurde durchaus kräftig am aufklappbaren Display hin und her gedreht – es hat gehalten. Das 2,7 Zoll große LCD-Display im 16:9 Format bietet ein helles und kontrastreiches Bild. Nachdem auf der linken Seite des Handgriffs der Lithium-Ionen-Akku eingesetzt und die Speicherkarte unter der Set-Taste eingesteckt ist, kann man sofort loslegen. Die Bedienung ist erst einmal recht intuitiv: Display aufklappen und die darunter verborgene On- bzw. Off-Taste betätigen. An der linken Seite des aufgeklappten Displays befindet sich ein kleiner Schieberegler für den Simple- und den Normal-Modus. Im Simple-Modus können nur Aufnahmeauflösung, Fokusbereich (80 cm bis unendlich oder 1 cm bis 1 m) sowie der gewünschte Blitzmodus eingestellt werden. Dies ist sicherlich die richtige Einstellung für Anfänger oder für Personen, die sich keine großartigen Gedanken über irgendwelche Kameraeinstellungen machen wollen. Der Normal-Modus bietet den Zugriff auf alle Kameraeinstellungen. Außerdem gibt es noch die sogenannte Full Auto-Taste, mit der die Kamera auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt werden kann. Stellt man in diesem Modus etwas anderes ein, dann wird automatisch wieder in den Simple- oder Normal-Modus gewechselt.

Die für die Kameraeinstellungen wichtigen Tasten befinden sich auf der Rückseite des Objektivs und sind kreisförmig angeordnet. Oben bzw. unten befinden sich die Full Auto- und die Menü-Taste, seitlich links der Zoomregler und rechts der Aufnahme-/Wiedergaberegler. Innerhalb dieser Kreisanordnung befinden sich die beiden Auslöse-Tasten für Einzelbildaufnahme (links) und Videoaufnahme (rechts). Grundsätzlich sind alle genannten Tasten leicht mit dem Daumen zu betätigen, allerdings nicht so einfach für Personen mit größeren Händen. Aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen soll sich laut Hersteller Sanyo herausgestellt haben, dass der gewählte Winkel von 105 Grad für den Arm nicht ermüdend sein soll und die Anwendung – im Vergleich zu anderen Modellen – erleichtert. Dies mag beim Videobetrieb durchaus Gültigkeit haben, beim Fotografieren bleibt der Daumen aber möglicherweise längere Zeit in der Auslöseposition, und das kann zu Verkrampfungen führen. Für Personen mit größeren Händen ist der Griff eigentlich zu kurz, daher sollten Interessenten die Kamera zunächst einmal längere Zeit in der Hand halten und aktiv das Handling testen. Für Spiegelreflexfotografen dürfte die Einhandhaltung gewöhnungsbedürftig sein. Man hat das Gefühl, es fehlt die zweite Hand Sanyo Xacti VPC-HD1000 [Foto: MediaNord]] zur Stabilisierung. Dafür gibt es einen digitalen Bildstabilisator, der beim Filmen gute Wirkung zeigt und eine geschmeidige Bildführung ermöglicht. Beim Fotografieren ist er nicht ganz so schnell, dass heißt, man sollte den Auslöser halb gedrückt halten und etwas verzögert durchdrücken. Bei halb gedrücktem Auslöser wird der Autofokus aktiviert und wohl auch die Stabilisierung "geeicht". Nach einigen Probeaufnahmen hat man aber schnell ein Gefühl für die kurze Verzögerung entwickelt.

Das Display präsentiert eine "schöne" Vorschau, insbesondere bei Filmaufnahmen. Standardmäßig ist das Display auf Film, also 16:9, eingestellt. Zoomt man, um den richtigen Bildausschnitt zu finden und um anschließend ein Foto zu machen, wird man anfangs eine Überraschung erleben. So ist z. B. die höchste reale Fotoauflösung von vier Megapixeln nur im 4:3-Format möglich. Beim Betätigen des Fotoauslösers ändert sich der Bildausschnitt beträchtlich: Es fallen nicht einfach seitlich Bildabschnitte weg, sondern zusätzlich wird das Bild auch noch verkleinert und der eingestellte Zoombereich stimmt nicht mehr überein mit dem vorher Gesehenen. Nun nimmt man den Daumen vom Auslöser und muss erneut den Ausschnitt einstellen – dies allerdings wiederum im 16:9-Filmformat. Die richtige Einstellung für Fotos kann so zu einer Geduldsprobe werden und nimmt Zeit in Anspruch, weil unter Umständen mehrere Male korrigiert werden muss. Schnappschüsse sind so nicht besonders gut möglich. Leider gibt es keine Schnelltastenzuordnung für den Bildstabilisator, denn er wird häufig deaktiviert, weil bestimmte Modi diesen nicht unterstützen (Blitz; S-, A- und M-Belichtung; Rauschunterdrückung; Serienbild und nach Videoclipaufnahme). Als praktische Schnelltaste kann die Set-Taste für maximal vier Funktionen eingestellt werden – AF fixieren, Fokusbereich einstellen, Blitz, Belichtungsausgleich, ISO, Belichtungsmodus und Selbstauslöser.

Im Weitwinkel- und Nahbereich verzeichnet die Xacti HD1000 deutlich tonnenförmig, im Telebereich fällt dies nicht besonders auf. Viele von uns gemachte Fotos wiesen in den Bildecken eine deutliche Randlichtabdunklung auf, insbesondere bei Bildern mit hellerem Hintergrund war die Vignettierung sichtbar. Bei normalen Lichtsituationen liefert die Xacti aber recht ansprechende Bildergebnisse, selbstverständlich kommt es auch auf den jeweiligen Anspruch des Fotografen an – Testfotos vor dem Kauf können jedenfalls nicht schaden. Bestanden hat die Xacti den Kältetest – bei minus 5 °C gab es keinerlei Fehlfunktionen, und der 1.900 mAh Lithium-Ionnen-Akku hielt den widrigen Bedingungen locker stand.

Im Normal-Modus bietet die Xacti HD1000 zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, wie andere Digitalkameras auch. Unter anderem sind folgende Einstellungen möglich: Gegenlichtkorrektur, verschiedene Weißabgleichmöglichkeiten (auch manuell), Auto-ISO von 50 bis 200 und manuell bis 3.200, Belichtung (P, S, A, M), Wahl zwischen Spotfokus und 9-Punkt-Mehrfeldfokus, Lichtmessung (Spot, Mittenbetont, Mehrfeld) und Gesichtserkennung. Letztere erkannte die Gesichter schnell und stellte Schärfe und Belichtung gut auf diese ein. Der automatische Weißabgleich funktionierte im Grunde recht gut, wenn auch manchmal etwas kalt. Dafür lieferte er aber in einem mit Holz verkleideten Wohnraum und bei Glühlampenlicht ziemlich neutrale Bilder. Der vorne auf dem Objektiv versenkbare kleine Blitz liegt im ausgefahrenen Zustand sehr nahe am Gehäuse. Dies bedeutet, dass es bei Nahaufnahmen zwangsläufig zu Schattenbildung kommt. Der Makromodus erlaubt zwar eine Einstellung bis zu 1 cm, dann kann es aber passieren, dass zwei Drittel des Bildes von Schatten bedeckt sind. Der hinter dem Blitz angebrachte Zubehörschuh dient nur als Halterung und funktioniert daher auch nur mit einem Slave-Blitzlicht. Der Zubehörschuh ist eher gedacht für eine Videoleuchte oder ein externes Mikrofon. Letzteres kann vorne unter dem Objektiv zusammen mit einem Kopfhörer angeschlossen werden, der kurze Kamerahandgriff wird dadurch aber noch einmal verkürzt. Spätestens jetzt freut man sich über das metallene Stativgewinde, was auf der Unterseite des Handgriffs zu finden ist.

Neben dem Stativgewinde liegt die Anschlussbuchse für die mitgelieferte Dockingstation. Diese beinhaltet f Sanyo Xacti VPC-HD1000 [Foto: MediaNord] olgende Buchsen: DC In, USB 2.0 Highspeed, AV sowie eine HDMI-Buchse. Praktisch ist die mitgelieferte Infrarotfernbedienung, vor allem dann, wenn man filmt und gleichzeitig Fotos machen möchte (DualShot-Funktion). Allerdings steht man als Filmer in der Regel hinter der Kamera, der Infrarotempfänger ist aber an der Kameravorderseite angebracht. So muss man ein wenig testen, in welchem Winkel noch zuverlässig Kontakt möglich ist, jedenfalls sind es mehr als die von Sanyo beschriebenen 15 Grad horizontal. Sanyo bietet mit der Xacti Library eine Möglichkeit, die Daten von der Kamera direkt auf eine externe Festplatte zu überspielen – ein Computer ist dafür nicht notwendig. Für Windows-Rechner werden "Nero 7 Essentials" und "Ulead DVD MovieFactory 5 SE" für Wiedergabe und Bearbeitung mitgeliefert. Als optionales Zubehör gibt es u. a. einen Telekonverter (Faktor 1,6), einen Weitwinkelkonverter (Faktor 0,7) und ein Semi-Fisheye (Faktor 0,4). Für "Wasserratten" steht seit Februar 2008 auch ein Unterwassergehäuse (wasserdicht bis 45 m Tiefe) zur Verfügung, worin die Xacti mit ausgeklapptem Display vor Nässe geschützt wird.

Fazit Die Xacti HD1000 empfiehlt sich eher für Filmer, die auch mal Fotos machen möchten, als für Digitalfotografen, die gelegentlich filmen. Das solide optische 10fach-Zoom läuft geräuschlos, der Lithium-Ionen-Akku ist sehr ausdauernd und hält auch Minusgraden stand, und die DualShot-Funktion – filmen und gleichzeitig fotografieren – ist in einigen Situationen ganz praktisch. Aufgrund ihrer Möglichkeiten eignet sich die Xacti HD1000 hervorragend als Urlaubs-Kamera und mit dem neuen Unterwassergehäuse vor allem auch für Unterwasserfilmer. Die Full-HD-Qualität ist auf entsprechenden Ausgabegeräten beeindruckend, die Fotoqualität weist Schwächen auf.

Kurzbewertung

  • guter Akku, auch bei Kälte funktionstüchtig
  • solide Verarbeitung
  • einfach zu bedienen
  • lichtstarkes Objektiv mit leisem 10fach-Zoom
  • Bildausschnitt auf Display ändert sich beim Fotografieren
  • Handgriff etwas zu kurz
  • kamerainterne Software greift stark in das Bildergebnis ein
  • Bildstabilisator nicht über Schnelltastenfunktion erreichbar

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