Kompakttest
Samsung Galaxy S4 Zoom
2013-10-23 Ist das Galaxy S4 Zoom von Samsung ein Smartphone wie jedes andere, das lediglich eine bessere Kamera an Bord hat? Oder handelt es sich bei diesem Gerät vielmehr um eine Digitalkamera, die zusätzlich mit den Funktionen eines Smartphones aufwartet? Wir meinen letzteres. Denn das Galaxy S4 Zoom bringt alle Zutaten mit, die man von einer modernen Kompaktkamera erwarten kann: Ein 10-fach-Zoom etwa oder die Möglichkeit zur manuellen und halbautomatischen Belichtungssteuerung. Sogar einen Blitz und ein Stativgewinde hat sie an Bord. Also sind wir der Frage nachgegangen, wie sich das Hybridgerät im Fotoalltag schlägt und wie es sich im Testlabor von digitalkamera.de bewährt. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Jedes Ding hat seine zwei Seiten. Das gilt sprichwörtlich für das Kamera-Smartphone Galaxy S4 Zoom. Von hinten präsentiert es sich als klassisches Smartphone, dessen Rücken fast zur Gänze von einem 4,3-Zoll-Display eingenommen wird. Betrachtet man das Galaxy S4 dagegen von vorne, sieht es aus wie eine lupenreine Digitalkamera. Die Front wird von einem üppigen Zoomobjektiv beherrscht, das sich glücklicherweise bei Nichtgebrauch sehr weit zusammenschiebt. Auch den ordentlich ausgeformten Handgriff findet man so nicht bei einem Smartphone, wohl aber bei einer Digitalkamera. Etwas irritiert höchstens, wie üppig die Front bemessen ist. Dafür ist das Galaxy S4 ausgesprochen schlank, es passt mühelos in die Hosentasche. Dort trägt es mit einem Gewicht von rund 200 Gramm nicht sonderlich auf, das Galaxy S4 Zoom kann man also jederzeit mitnehmen.
Wie bei Samsung üblich, ist das Galaxy S4 Zoom in ein glattes Kunststoffgehäuse gekleidet. Das steht ihm gut, insbesondere in Weiß – alternativ ist es aber auch in Schwarz erhältlich. Was schön aussieht, muss indes nicht automatisch praktisch sein. Das gilt leider auch für das Galaxy S4 Zoom, wenn es als Kamera eingesetzt wird: Die Kunststoffhülle ist derartig glatt, dass sich das Smartphone mit einer Hand kaum sicher halten lässt. Und weil das Gehäuse dermaßen schlank ist, lässt es sich einfach nicht fest packen – da hilft auch der Handgriff wenig. Erschwert wird das Handling auch dadurch, dass das Galaxy S4 Zoom nur sehr wenige dedizierte Bedienelemente für die Kamera mitbringt. Es gibt gerade einmal einen klassischen Auslöser sowie einen Zoomring am Objektiv – das war’s dann auch schon. Auf alle weiteren Funktionen greift man über das Touch-Display zu. An sich ist das noch kein Beinbruch – würde nicht der Daumen der rechten Hand unweigerlich auf das Display tippen oder (noch schlimmer) auf die Zurück-Taste, falls man das Galaxy S4 Zoom am Handgriff hält. Sobald man die Zurück-Taste berührt, wird die Kamera-App beendet, das Zoomobjektiv schnurrt zusammen und das Galaxy S4 ist wieder ein Smartphone. Zurück zur Kamera geht’s zwar vergleichsweise einfach – nur den Auslöser einen Moment gedrückt halten und das Objektiv fährt wieder heraus. Aber es vergeht eine gute Sekunde, bis das alles erledigt ist und das Galaxy S4 Zoom Aufnahmebereitschaft signalisiert.
Lässt die Ergonomie des Gehäuses so einige Wünsche offen, weiß das gemessen an einer Digitalkamera riesige Display zu erfreuen. Es zeigt dank AMOLED-Technik ein sehr farbintensives Sucherbild und ist auch von der Seite noch gut einzublicken. In wirklich heller Umgebung reicht allerdings die Leuchtkraft des Displays nicht aus – im strahlenden Sonnenlicht lässt sich kaum noch etwas darauf ausmachen. Störend auch, dass das Display stark spiegelt – da sieht dann der Fotograf schon einmal sein eigenes Konterfei anstelle des Sucherbildes. Immerhin hat das Galaxy S4 Zoom ein Stativgewinde an Bord sowie einen kleinen Blitz. Als Speichermedium nimmt es micro-SD-Karten auf mit einer maximalen Kapazität von 64 Gigabyte.
Anders als eine Digitalkamera, verzichtet das Galaxy S4 Zoom auf ein klassisches Kameramenü. Wie jedes Smartphone ist es eben konsequent auf die Bedienung via Fingertipper und -gesten ausgerichtet. So überlagert es das Sucherbild je nach Aufnahmemodus mit verschiedenen Touch-Feldern, die zu weitergehenden Funktionen führen. Bei der Gestaltung der Bedien- und Eingabefelder hat sich Samsung sehr viel Mühe gegeben – etwa klassische Bedienelemente nachgebildet. Dieses Konzept geht voll auf, nach einer kurzen Einarbeitungszeit lässt sich das Galaxy S4 Zoom lässt sich flott und zielsicher konfigurieren – und das trotz seines beachtlichen Funktionsumfangs.
Ausstattung Kann sich das Äußere des Galaxy S4 Zoom noch nicht so recht zwischen Smartphone und Kamera entscheiden, so macht ein Blick auf die Ausstattungsliste schnell klar: Hier stehen die Aufnahmefunktionen im Vordergrund. Die Kamera bietet im Wesentlichen alles, was man heute von jeder Kompaktkamera auch erwarten würde – vielleicht sogar ein bisschen mehr. Dazu zählt zunächst eine Motivautomatik, die dem Fotografen jegliche Entscheidung über die passende Kameraeinstellung abnimmt. Lediglich das Blitzlicht und der Selbstauslöser lassen sich in der Vollautomatik zu- oder abschalten. Wer mehr Kontrolle über das Aufnahmeergebnis wünscht, wählt im Smart-Modus gezielt das Motivprogramm aus, das zur Szene passt. Mit Smart-Auto bietet die Kamera des Galaxy S4 Zoom eine pfiffige Vorauswahl. Sie präsentiert drei Motivprogramme, die zur Szenerie passen könnten, die endgültige Entscheidung bleibt dabei dem Fotografen überlassen.
Die Automatiken gehen weit über das hinaus, was bei einer Kompaktkamera heute üblich ist. So gibt es zum Beispiel ein Programm, das einen Teil der Aufnahme als Film wiedergibt – damit entstehen auf einfache Weise animierte Fotos. Oder die Kamera blendet eine rasche Serie von Aufnahmen übereinander, so entstehen Fotos mit Bewegungsstudien. Es gibt eine Best-Shot-Automatik, die eine Fotoserie schießt, aus der man dann das beste Bild auswählen kann. Auch an eine HDR-Funktion hat Samsung gedacht, sie verbirgt sich unter dem wenig aufschlussreichen Programmnamen „Farbfülle“. Ein Panorama-Assistent ist ebenfalls an Bord. Er kann zwar ein Breitbild nicht in einem Rutsch per Kameraschwenk aufnehmen, führt einen aber sehr anschaulich zur Aufnahme der Einzelbilder. Schönheitsfehler dabei: Die Bildhöhe der Panorama-Aufnahme beträgt weniger als 500 Pixel – fürs Web mag das reichen, für den großformatigen Ausdruck sind die Aufnahmen jedoch eindeutig zu klein.
Für erfahrene Fotografen, die den Automatik-Funktionen prinzipiell skeptisch gegenüberstehen, hält das Galaxy S4 Zoom den Experten-Modus bereit. Hier finden sich eine klassische Programmautomatik sowie die Möglichkeit zur manuellen Belichtungssteuerung. Im Experten-Modus lässt sich zudem die Gesichtserkennung konfigurieren, die Belichtungsmessung auf diverse Verfahren schalten, die ISO-Empfindlichkeit manuell einstellen sowie Schärfe, Farbsättigung etc. der internen Bildaufbereitung festlegen – um nur einige Beispiele zu nennen. Das Galaxy S4 Zoom nimmt sogar Belichtungsreihen auf, allerdings fix mit drei Fotos bei vorgegebenem Abstand. Dafür bietet es sehr weitreichende Einstellmöglichkeiten für den Weißabgleich.
Freude bereitet der Autofokus der ausgewachsenen Handy-Kamera. Er stellt mit knapp 0,4 Sekunden angenehm flott scharf, so gesehen ist das Galaxy S4 Zoom also durchaus schnappschusstauglich. In Sachen Lichtstärke bietet das 10-fach-Zoom des Galaxy allerdings nur Hausmannskost. F3.1 im Weitwinkel (24 mm bezogen auf Kleinbild) gehen ja noch in Ordnung, aber F6.3 am langen Teleende (240 mm) sind dann doch schon etwas arg duster. Und noch eine Unart macht in der Praxis arg zu schaffen: Die sehr große Naheinstellgrenze. Sie liegt bei voller Telestellung bei knapp zwei Metern – Nahaufnahmen oder gar Makrofotos sind damit nicht möglich. Zwar bietet das Galaxy S4 Zoom einen speziellen Makromodus, bei dem man seinem Motiv buchstäblich zu Leibe rücken kann. Aber der fährt das Zoom in Weitwinkelstellung – auch so kommt Kleines nicht formatfüllend aufs Bild.
Gezoomt wird beim Galaxy S4 Zoom mit einem Steuerring rund um das Objektiv. Bei Fotoaufnahmen funktioniert das gut, die gewünschte Zoomstufe lässt sich sehr fein ansteuern. Bei Filmaufnahmen vermisst man aber dann doch ein klassisches Zoom per Wippe. Der Zoomring lässt sich nämlich kaum bewegen, ohne dass die Kamera verwackelt wird. Da hilft auch der optische Bildstabilisator nicht weiter, mit dem das Samsung Galaxy S4 Zoom ebenfalls aufwarten kann. Davon abgesehen wissen die Videofunktionen zu überzeugen. Beim Filmdreh stehen fast alle Aufnahmefunktionen zur Verfügung, die es auch bei Foto-Aufnahmen gibt. Videos zeichnet das Galaxy S4 Zoom mit maximal in Full-HD-Auflösung auf (also 1.920 x 1.080 Pixel) bei 30 Vollbildern je Sekunde. Und so können sich die Videoclips mit dem Galaxy S4 Zoom durchaus sehen lassen.
Großzügig zeigt sich das Galaxy S4 Zoom bei den Möglichkeiten zur nachträglichen Bearbeitung: Man kann die Helligkeit und Farbsättigung ändern oder das Bild mit einem der zahlreichen Effekte verfremden. Sogar einen kleinen Video-Editor hat das S4 Zoom an Bord. Wem das nicht ausreicht: Das S4 Zoom ist ja ein klassisches Smartphone mit Android als Betriebssystem. Sollte einmal eine Foto- oder Nachbearbeitungsfunktion fehlen, findet sich sicherlich eine entsprechende App bei Google Play, die die Lücke schnell schließt. Von diesen Möglichkeiten zur Erweiterung des Funktionsumfangs kann der Besitzer einer klassischen Digitalkamera nur träumen. Auch wenn es darum geht, Bilder und Videos schnell weiterzugeben, spielt das S4 Zoom seine ganzen Stärken eines Smartphones aus: Aufnahmen per E-Mail verschicken, in einem sozialen Netzwerk posten oder in die Dropbox hochladen – da hält ebenfalls kaum eine klassische Digitalkamera mit.
Bildqualität Ausstattung und Funktionsumfang des Galaxy S4 Zoom können also durchaus mit einer herkömmlichen Kompaktkamera mithalten. Doch wie sieht es mit der Bildqualität aus? Samsung quetscht rund 16 Megapixel auf einen 1/2,3-Zoll-Sensor. Damit ist der Bildwandler zwar deutlich größer, als bei einem Smartphone üblich – für eine kompakte Digitalkamera jedoch nur Hausmannskost. Dennoch wirkten die ersten Aufnahmen bei Tageslicht recht vielversprechend. Letztendlich können indes nur harte Fakten eine unbestechliche Aussage über die Bildqualität machen – und so musste sich das Galaxy S4 Zoom im Testlabor von digitalkamera.de bewähren, wie jede andere Digitalkamera auch. Das detaillierte Testprotokoll gibt es übrigens diesmal kostenlos – siehe weiterführende Links am Ende des Beitrags.
Wie angesichts des kleinen Sensors beim Galaxy S4 Zoom nicht anders zu erwarten, hängt die Bildqualität stark vom Umgebungslicht ab, beziehungsweise den daraus resultierenden ISO-Zahlen. Der Signal-Rauschabstand verläuft bis ISO 400 entlang der kritischen Grenze von 35 dB, bei höherer ISO-Empfindlichkeit fällt er in den roten Bereich. Dass Bildrauschen bis ISO 400 so gerade kein Thema ist, ist vor allem das Verdienst der Rauschunterdrückung. Sie greift derart kräftig ein, dass es bereits jenseits der Basisempfindlichkeit von ISO 100 die Texturschärfe rasch abnimmt. Je höher die Empfindlichkeit, desto detailärmer sind die Aufnahmen. Das lässt sich nicht nur messtechnisch festmachen, sondern auch sehr gut anhand der Testaufnahmen aus dem Labor erkennen (Download der Testbilder: siehe weiterführende Links am Ende des Beitrags). Die Bildaufbereitung des Galaxy S4 Zoom versucht dem etwas entgegenzuwirken, indem sie sehr kräftig nachschärft. Doch Details, die einmal verloren gegangen sind, lassen sich nachträglich nicht mehr reproduzieren. Und so führt das kräftige Nachschärfen vor allem zu deutlich ausgeprägten Helligkeitssäumen an Kontrastkanten. Die sind nicht nur deutlich sichtbar, sondern schlagen sich bei der Labormessung auch in einer ziemlich hohen Artefaktrate nieder.
Eindrucksvoll ist dagegen die Eingangsdynamik des Galaxy S4 Zoom. Die Kamera verarbeitet bis ISO 400 einen Dynamikumfang von zehn Blendenstufen – das kann sich sehen lassen! Auch die Farbwiedergabe ist OK, das Smartphone gibt Farben recht natürlich wieder, der Weißabgleich arbeitet sehr genau. Vom Objektiv kann man das leider nicht in allen Belangen sagen. Zwar glänzt es mit einer nahezu verzeichnungsfreien Abbildung, das Auflösungsvermögen kann aber nicht so ganz überzeugen. Mit rund 37 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) löst es im Zentrum noch ordentlich auf, die Auflösung sinkt jedoch zum Bildrand hin um rund ein Drittel ab. Dieser Auflösungsverlust wird unter Umständen im Druck bereits sichtbar. Das gilt auch für Farbsäume an Kontrastkanten – sie sind in den Randbereichen der Aufnahmen sehr stark ausgeprägt.
Bleibt unterm Strich: Die Bildqualität des Samsung Galaxy S4 ist in etwa auf dem Niveau einer durchschnittlichen Kompaktkamera. Bis ISO 400 sind die Aufnahmen in voller Auflösung brauchbar. Schwindet das Licht, und es werden höhere ISO-Zahlen nötig, verlieren die Aufnahmen sichtbar an Details und verrauschen. Auf Web-Auflösung heruntergerechnet, kann man aber auch Fotos vorzeigen, die bei ISO 3.200 entstanden sind.
Fazit Betrachtet man das Samsung Galaxy S4 Zoom nur als Digitalkamera, glänzt es mit einer guten Ausstattung – vor allem das 10-fach-Zoom wusste sich in der täglichen Fotopraxis in Szene zu setzen. Die Bedienung ist etwas gewöhnungsbedürftig, klappt aber nach einer kurzen Einarbeitungszeit gut. Das Gehäuse folgt dagegen dem Diktat des Smartphones, das Handling der Kamera ist weniger gelungen. Zu den Kritikpunkten zählt auch die lange Gedenksekunde, die sich das S4 Zoom gönnt, bis die Kamera startklar ist. Die Bildqualität geht für eine Kompaktkamera in Ordnung, bis ISO 400 lassen sich Aufnahmen mit der Smartphone-Kamera auch in großen Formaten drucken. Nimmt man allerdings nicht eine Digitalkamera zum Maßstab sondern die üblichen Smartphone-Kameras, überflügelt sie das Galaxy S4 Zoom alle. Wer also bislang zum Handy oder Smartphone häufig zusätzlich eine Kompaktkamera eingesteckt hat, kann die mit dem S4 Zoom getrost zu Hause lassen. Allerdings muss man dann damit leben, dass das Galaxy S4 Zoom als Telefon etwas ungeschlacht daherkommt – aber es funktioniert.
Kurzbewertung
- Großer Funktionsumfang der Kamera
- Optisches 10-fach-Zoom mit Bildstabilisator
- Praxisgerechte Kombination von Smartphone und Digitalkamera
- Extrem lange Startzeit der Kamera
- Als Kamera schlechte Ergonomie, rutscht leicht aus der Hand
- Bildqualität bestenfalls durchschnittlich (aber für Smartphone überragend)