Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Samsung NX10

2010-01-04, aktualisiert 2010-06-14 Mit der NX10 steigt Samsung in das neue Marktsegment der spiegellosen Systemkameras mit Wechselobjektiven ein. Selbstbewusst, d. h. ohne Partner im Boot, hat Samsung eigens dafür ein neues Objektivbajonett kreiert. Ähnlich wie bei Panasonic besteht Samsungs Stärke darin, viele wichtige Komponenten selbst herstellen zu können – etwa den Sensor, Prozessor oder den Bildschirm. Vorteil des Samsung-Systems gegenüber der direkten Konkurrenz Micro Four-Thirds: Man hat den größeren Sensor (APS-C), und das im klassischen 3:2-Fotoformat. digitalkamera.de hatte Gelegenheit, ein Seriengerät zu testen.  (Benjamin Kirchheim)

Samsung NX10 [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Die Samsung NX10 erinnert in erster Linie an das Design der Olympus E-4XX-Serie: flaches Gehäuse mit kleinem Handgriff und einem geschrumpften Sucher/Blitzbuckel. Verglichen mit der Olympus Pen E-P1 wirkt die Samsung dann aber sichtbar größer, gegenüber einer Einsteiger-Spiegelreflexkamera wie der Pentax K-x ist die NX (beide mit 18-55mm-Zoom) nur etwa 2 cm weniger tief, Breite und Höhe nehmen sich dagegen nicht viel. Dennoch gibt es Unterschiede im Detail. Die NX hat von den flachen Kameras den besten Handgriff. Die Gummierung sorgt dafür, dass die Kamera recht sicher in der Hand liegt. Überhaupt macht das Gehäuse – auch wenn es aus Kunststoff ist – einen gut verarbeiteten Eindruck. Nichts knarzt, nichts gibt nach, und Spaltmaße zwischen den Gehäuseteilen sind praktisch nicht auszumachen. Das Stativgewinde auf der Gehäuseunterseite ist – im Gegensatz zur Olympus Pen E-P1 – in der optischen Achse angeordnet und selbstverständlich aus Metall. Das Akkufach wiederum wahrt genügend Abstand, so dass beim Akkuwechsel auch eine Stativplatte montiert bleiben kann. Der Lithium-Ionen-Akku (7,4 V, 1.300 mAh) vom Typ BP1310 hat ca. 30 % mehr Kapazität als der einer Olympus Pen E-P1. Samsung gibt eine Laufzeit von 400 Bildern an, nennt das Messverfahren aber nicht. Ob die Laufzeit also beim standardisierten CIPA-Test auch erreicht werden würde, ist nicht klar, Samsung
 NX10 [Foto: MediaNord]scheint aber angesichts der Akkukapazität und der stromsparenden Komponenten, wie etwa dem OLED-Bildschirm, durchaus glaubhaft.

Bei Samsung heißt die organische Bildschirmtechnologie AMOLED, wobei diese Displays selbst entwickelt und produziert werden. Samsung setzt sie seit einiger Zeit in ausgewählten Digitalkameras ein, die meisten Erfahrungen rühren aber sicher von der Mobilfunkabteilung her, wo man noch mehr auf AMOLED setzt. Die organischen Bildschirme benötigen keine Hintergrundbeleuchtung, da die Pixel selbst leuchten. Das spart Strom, sorgt für eine bessere Bildqualität (Betrachtungswinkelunabhängigkeit) und bietet bei direkter Sonneinstrahlung leichte Vorteile. So hat Samsung auch die Entspiegelung der Bildschirmschutzscheibe nicht vergessen. Die Auflösung des Bildschirms beträgt ungewöhnliche 641.000 Bildpunkte und ist damit in Anbetracht der Größe fein genug.

 Vergleich von Olympus E-P1 zu Samsung NX10 [Foto: MediaNord]
 Vergleich von Olympus E-P1 zu Samsung NX10 [Foto: MediaNord]

Samsung
 NX10 [Foto: MediaNord]Als Speichermedium nutzt die NX10 SD(HC)-Karten, die Anschlüsse umfassen HDMI, AV/USB (kombiniert), Fernauslösebuchse (2,5 mm Klinke) sowie einen DC-Eingang (9 V, 1,5 A). Sie sind allesamt links hinter einer Kunststoffklappe verborgen. Von der Bedienung her lässt sich kaum etwas an der NX10 kritisieren. Zahlreiche Knöpfe sorgen dafür, dass man direkten Zugriff auf die meisten aufnahmerelevanten Einstellungen hat. Weißabgleich, Empfindlichkeit, Abblendfunktion, Serienbildfunktion, Belichtungskorrektur, Belichtungsmessmethode und AF/MF sind direkt wählbar. Für die Blitzfunktion hingegen muss man das Fn-Menü nutzen, wo auch Auflösung und weitere Werte eingestellt werden können. Das optisch ansprechende Hauptmenü besitzt insgesamt sieben Reiter, jeder davon zeigt maximal sechs Funktionen auf einer Bildschirmseite – so entfällt das zusätzliche vertikale Scrollen, und man behält stets den Überblick. Die Menütiefe zeigt aber auch, dass Samsung sich auf die wichtigeren Einstellungen konzentriert hat und nicht jede noch so kleine Funktion individualisierbar ist. Woran sich ein sehr ambitionierter Fotograf vielleicht stört, wird manchen Neu- oder Aufsteiger freuen, weil die Bedienung erlernbar bleibt.

 Samsung NX10 – Menü [Foto: MediaNord]
 Samsung NX10 – Bildwiedergabe [Foto: MediaNord]
 Smasung NX10 – Blitzeinstellungen [Foto: MediaNord]
 Samsung NX10 – Bildbearbeitung [Foto: MediaNord]
 Samsung NX10 – Serienbildmenü [Foto: MediaNord]
Ausstattung Die Einstellungen für Fotoaufnahmen übernimmt die Samsung auf Wunsch automatisch, inkl. der Wahl des Motivprogramms, was bei Samsung Smart Auto heißt. Smart Range hingegen optimiert das Bild bei hohen Kontrasten, sorgt also für mehr Durchzeichnung in Lichtern und Schatten, was in mehr sichtbaren Details resultiert. Eine Gesichtserkennung für bis zu zehn Gesichter ist ebenfalls an Bord. Selbstverständlich kann die Belichtung auch halb- oder vollmanuell eingestellt werden, so dass der Fotograf seiner Kreativität (z. B. mit der Schärfentiefe) freien Lauf lassen kann. Die Bulb-Langzeitbelichtung ist allerdings auf maximal 8 Minuten begrenzt – (Hobby-) Astrofotografen sollten also lieber zu einer etwas professionelleren Kamera greifen.

Die Belichtungsmessung erfolgt über 247 Felder, kann aber auch auf Mittenbetont oder Spot umgestellt werden. Eine Belichtungsreihenfunktion steht genauso zur Verfügung wie eine Serienbildfunktion. Sie schafft aber nur magere 3 Bilder/s, 23 Bilder in Folge bei JPEG, lediglich 3 Bilder bei RAW, wobei Samsung auf ein eigenes RAW-Format namens SRW setzt und sich damit leider wieder von Adobe DNG verabschiedet. Zudem sind die RAW-Dateien mit fast 27 MBytes sehr groß. So ist man vorerst auf die mitgelieferte Konvertersoftware angewiesen. Außerdem gibt es einen Burst-Modus, der bei 1.472 x 976 Pixeln 30 Bilder/s aufzeichnet – nach 30 Bildern ist jedoch auch hier "Schicht im Schacht".

Bei den Blitzeinstellungen gibt es ebenfalls eher Standardkost. In den Automatiken springt der Blitz automatisch hoch, wobei die Kameragröße die Blitzhöhe doch etwas beschränkt. Noch gibt es aber keine voluminösen Objektive, bei denen das zu Einschränkungen führen könnte. Die Leistung geht mit einer gemessenen Leitzahl von 10,5 jedenfalls in Ordnung. Für die Blitzeinstellungen gibt es keine eigene Taste, sie erfolgen über das Fn-Menü oder das Hauptmenü. Die Einstellungen umfassen eine Blitzbelichtungskorrektur, eine Aufhellblitzfunktion, den obligatorischen Vorblitz zur Reduzierung roter Augen und die Möglichkeit, wahlweise am Anfang oder Ende der Belichtung zu blitzen, was besonders bei längeren Belichtungszeiten kreative Effekte ermöglicht. Ein Standard-Blitzschuh mit zusätzlichen Kontakten für ein TTL-Blitzsystem bietet Erweiterungsmöglichkeiten, wobei das Blitzsystem nicht zu Pentax kompatibel ist, denn Samsung hat einen Kontakt mehr. Es passt aktuell nur das Blitzgerät Samsung SEF-42A (Leitzahl 42), das 2005 als Zubehör für die Pro815 eingeführt wurde. Ein kleinerer Blitz mit einer Leitzahl von 20 ist seit März 2010 im Handel erhältlich.

Neben Fotos können auch Videos aufgezeichnet werden. Die maximale Auflösung beträgt dabei 1.280 x 720 Pixel, also HD, kann aber auch auf VGA oder QVGA heruntergeschaltet werden. Die Bildwiederholrate liegt bei jeweils 30 Bildern/s. Gespeichert wird mit MPEG4-Kompression (H.264), wobei die Aufnahme nach spätestens 25 Minuten beendet wird. Die Tonaufzeichnung erfolgt lediglich in Mono über ein integriertes Mikrofon, wobei ein digitaler Windfilter hinzugeschaltet werden kann. Einen Anschluss für ein externes Mikrofon gibt es nicht. Während der Filmaufnahme wird nicht automatisch bzw. nur beim Drücken der Abblendtaste nachfokussiert, eine manuelle Fokussierung ist jederzeit möglich. Da die Objektive keinen mechanischen Fokusring haben, hört man den Fokusschrittmotor bei manueller Fokussierung deutlich. Die Belichtung wird von der Kamera festgelegt, die Blende jedoch kann auf Wunsch vom Videografen eingestellt werden, um so wenigstens ein bisschen kreativ zu werden. Insgesamt bleibt die Videofunktion deutlich hinter den Erwartungen und Möglichkeiten einer solchen Kamera zurück und bietet eher Standardkost auf Kompaktkameraniveau.

Fotos können mit der NX10 im Wiedergabemodus bearbeitet werden. Das umfasst eine Gegenlichtkorrektur, die Retusche von roten Augen, eine Gesichtsretusche in drei unterschiedlich starken Stufen (Beseitigung von Pickeln, Hautunreinheiten und Falten) und das Herunterrechnen der Auflösung auf 10, 6 oder 2 Megapixel. Außerdem können Bilder in 90°-Schritten gedreht sowie wahlweise horizontal oder vertikal gespiegelt werden; darüber hinaus sind Bildstile anwendbar, zu denen Natur, Herbst, Weich, Lebhaft, Neblig, Dunkel und Klassisch gehören – Letzteres ist eine nicht konfigurierbare Schwarzweiß-Konvertierung, Sepia oder andere Farbtönungen oder die Simulation von Filtern beherrscht die NX10 nicht. Auch hier konzentriert sich Samsung also auf die vermutlich wichtigsten Funktionen und überfrachtet die Kamera nicht mit Bildbearbeitungsfunktionen. Sie werden über die Fn-Taste aufgerufen, und das Endergebnis wird grundsätzlich in einem neuen Foto auf der Speicherkarte abgelegt – man behält also immer das Original.

Objektiv Samsung führt mit der NX10 ein eigenes, neues Objektivbajonett ein. Sein Auflagemaß (Abstand Sensor–Bajonett) ist mit rund 27 mm zwar deutlich geringer als bei digitalen Spiegelreflexkameras, die es auf rund 43 mm bringen, aber Micro Four-Thirds hat mit 20 mm immer noch die Nase vorn. Während bei Spiegelreflexkameras dieser Platz für den Schwingspiegel benötigt wird, ist die "Luft" zwischen Bajonett und Sensor bei spiegellosen Systemkameras wie der NX10 ungenutzt – einzig der mechanische Verschluss muss hier Platz finden. Das höhere Auflagemaß der Samsung bedingt auch etwas größere Samsung
 NX10 [Foto: MediaNord]Weitwinkelobjektive und eine geringere Flexibilität beim Adaptieren fremder Objektivanschlüsse. Novoflex bietet aktuell (Stand Juni 2010) zehn verschiedene Objektivadapter an, darunter fehlt aber beispielsweise Leica M, das ein zu geringes Auflagemaß zum Adaptieren an die Samsung NX besitzt. Das Auslösegeräusch übrigens ist bei der Samsung NX ähnlich laut wie bei der Olympus Pen E-P1 oder der Panasonic Lumix DMC-GF1; die Samsung klingt aber etwas dumpfer und weniger metallisch als die Olympus Pen. Beim Verschlussgeräusch bzw. dessen Dämpfung könnte sich Samsung aber eine dicke Scheibe bei Pentax abschneiden, wo mit der K-7 ein äußerst leiser Verschluss eingeführt wurde. Unbemerktes, lautloses Fotografieren jedenfalls bleibt leider eine Domäne der Kompaktkameras mit festem Objektiv.

Ganz nebenbei bedeutet der mechanische Schlitzverschluss, der wie bei Micro Four-Thirds im Ruhezustand geöffnet ist, eine schnellste Blitzsynchronzeit von 1/180 s. Zudem muss der Verschluss beim Auslösevorgang erst geschlossen werden, wird dann für die Belichtung geöffnet, anschließend wieder für das Ende der Belichtung geschlossen und dann wieder für das Livebild geöffnet. Außerdem liegt der Sensor beim Objektivwechsel offen, kann aber wiederum so auch leichter gereinigt werden. Schmutz, der auf dem Sensor gelandet ist und fest haftet, soll durch Ultraschallschwingungen "abgeschüttelt" werden. Bei der Testkamera zeigte sich allerdings, dass man mit dem bloßen Auge sichtbare Staubpartikel mit einem Blasebalg besser vom Sensor entfernen kann, als es die Ultraschallreinigung vermag.

Samsung NX10 [Foto: MediaNord]Gleich zur Einführung gibt es ("schon" oder "nur" – je nach Anspruch) drei passende Objektive, dabei das obligatorische 18-55mm-Standardzoom, ein passendes 50-200mm-Telezoom sowie ein lichtstarkes Pancake: F2,0 bei einer Brennweite von 30 mm. Dabei gibt Samsung sich selbstbewusst und verzichtet auf das deutsche Markenlabel Schneider-Kreuznach – ein Schelm, wer dabei denkt, die Objektive würden die Qualitätsanforderungen der deutschen Optikschmiede nicht erfüllen. Anders als bei den DSLRs setzt Samsung auf einen optischen Bildstabilisator im Objektiv, den aber nur die beiden Zooms besitzen, die zudem nur marginal kleiner sind als entsprechende Spiegelreflexobjektive – das liegt mit am Auflagemaß (s. o.). Die Verarbeitungsqualität der Objektive ist eher mäßig. Sie sind komplett aus Kunststoff, wobei der obligatorische blaue "Samsung-Ring" nicht fehlt. Beim 18-55 mm ist sogar das Bajonett aus Kunststoff, bei den anderen Beiden ist es immerhin aus Metall. Samsung hat aber bereits weitere Objektive für 2010 angekündigt: ein F3,5-5,6/18-55 mm ohne OIS-Bildstabilisator, ein F2,8/20 mm, ein F3,5-5,6/20-50 mm sowie ein F3,5-6,3/18-200 mm OIS und ein F2,8/60mm-Makro

Vorteil der Samsung gegenüber Micro Four-Thirds: Der Sensor misst 23,4 x 15,6 mm (MFT = 17,3 x 13 mm) und hat ein klassisches Bildseitenverhältnis von 3:2 (MFT = 4:3), lässt sich per Bildbeschnitt in der Kamera aber auch auf 16:9 umstellen. Der Cropfaktor des APS-C-Sensors beträgt 1,5, die drei Objektive entsprechen also einem 27-82,5 mm, einem 75-300 mm sowie einem 45 mm. Insbesondere mit dem Pancake hat man eine recht lichtstarke und trotzdem kompakte Kamera, mit der sich gut mit der Schärfentiefe arbeiten lässt. Auch das Bokeh, also die "Cremigkeit" des Unschärfebereichs, ist gut.

Samsung
 NX10 [Foto: MediaNord]Beim Autofokus hat Samsung sich Mühe gegeben. Er ist mit 0,4 bis 0,6 s recht flott, bricht aber keine Rekorde. Der Motor (im Objektiv) arbeitet leise, aber hörbar. Von der Geschwindigkeit kann sich die NX10 gut mit Einsteiger-DSLRs messen, die Panasonic Micro-Four-Thirds-Kameras machen aber einen etwas flotteren Eindruck. Wenn es dem Autofokus mal zu dunkel wird, schaltet die Kamera ein grünes Autofokus-Hilfslicht hinzu, das zumindest im näheren Aufnahmebereich (bis ca. 3 m) hilfreich ist. Der Autofokus arbeitet mit 15 Messpunkten, im Nahbereich sogar mit 35. Auf Wunsch kann der Fotograf auf einen einzigen Messpunkt umschalten. Dieser ist dann in vier Größenstufen wählbar und kann über dem gesamten Sucherbild stufenweise verschoben werden.

Beim manuellen Fokus hingegen wird automatisch bei Betätigung des Fokusrings am Objektiv eine 2fach-Lupe aktiviert, die die Bildmitte vergrößert. Mit ihr lässt sich leidlich fokussieren, richtig pixelgenau – wie man das von einem solchen Kamerakonzept erwarten würde – ist das nicht. Glücklicherweise arbeitet der Autofokus äußerst präzise, was bei adaptierten und damit manuell zu fokussierenden Objektiven allerdings nicht hilft. Der Fokusring der Samsung-NX-Objektive ist elektronisch umgesetzt, d. h. der Fokusmotor wird damit schrittweise in Gang gesetzt, mechanisch ist der Ring also entkoppelt. Das machen Olympus und Panasonic genauso, und ein Unterschied zu mechanischen Arbeitsweisen ist für die Praxis vor allem im feinen Fokussieren, bis auf die fehlende Entfernungsskala, kaum auszumachen.

Samsung
 NX10 [Foto: MediaNord]Bildqualität Ergänzend zu diesem Testbericht bieten wir die DCTau-Labortestprotokolle sowohl mit dem 18-55 mm OIS als auch dem 30mm-Pancake gegen geringe Gebühr an (siehe weiterführende Links). Diese enthalten Diagramme, Tabellen sowie Bewertungen der einzelnen Kriterien des Bildqualitätstests und einen Kommentar des Testingenieurs Anders Uschold. Im Labor erwies sich vor allem der manuelle Fokus als unzureichend, so dass der äußerst genaue Autofokus als glückliche Fügung angesehen werden kann, denn sonst wäre der exakte Labortest nicht möglich gewesen. Trotzdem offenbart er einige Merkwürdigkeiten, die sich die Samsung-Ingenieure haben einfallen lassen. Normalerweise verwenden Kamerahersteller allerlei Bildbearbeitungstricks, um Labormessungen zu schönen und die Bildqualität auch subjektiv für das menschliche Auge zu verbessern. Die sehen in der Regel so aus, dass das Rauschen in den Schatten stärker unterdrückt wird als in helleren Bildbereichen. Das steigert die Dynamik, senkt das subjektiv wahrgenommene Rauschen und erhält die Auflösung in den messtechnisch und visuell relevanten mittleren Helligkeiten.

Die Samsung NX10 hingegen macht es genau umgekehrt. Das Rauschen in den Schatten ist fast völlig ungedämpft, womit auch die Eingangsdynamik mit maximal 8,3 Blendenstufen hinter den Möglichkeiten zurück bleibt und bereits bei ISO 800 deutlich unter 8 Blendenstufen fällt. Die Ausgangsdynamik hingegen könnte etwas dunklere Schatten vertragen, während die Tonwertkurve ausgezeichnet linear und damit neutral verläuft. In mittleren Helligkeiten wird das Rauschen stark reduziert, was die Bilder sichtbar weicher macht und auch bei der Auflösungsmessung negativ auffällt. Das einzig Positive dabei sind die relativ gering auftretenden Artefakte, so dass die Kamera feine Details und Strukturen recht neutral wiedergibt. Insgesamt führt diese "entgegengesetzte" Bildaufbereitungsstrategie dazu, dass die NX10 hinter den Möglichkeiten bzw. den Erwartungen an einen APS-C-Sensor zurück bleibt und seine Vorteile gegenüber Micro Four-Thirds bspw. verspielt.

Samsung
 NX10 [Foto: MediaNord]Auch das 18-55mm-Objektiv zeigt sich im Labortest als nicht besonders würdig, es ist für ein Setobjektiv allenfalls unterer Durchschnitt. Das zeigt z. B. der starke Randabfall der Auflösung in allen Brennweiten, ganz besonders aber im Weitwinkel, wo die NX10 nur noch halb so viele Details auflöst wie in der Bildmitte. Abblenden steigert die Auflösung sowohl in der Bildmitte als auch am Bildrand, ändert aber am starken Randauflösungsverlust nichts. Die Verzeichnung wird offensichtlich nicht korrigiert. Sie ist im Weitwinkel stark tonnenförmig und im Tele sichtbar kissenförmig, nur dazwischen ist sie einigermaßen neutral bzw. leicht kissenförmig. Bei der Randabdunklung hat Samsung sich immerhin an einer elektronischen Korrektur versucht, so dass sie im Betrag kaum auffällt. Schaut man etwas genauer hin, so wird das Bild zum Bildrand hin erst leicht dunkler, um dann am Bildrand wieder heller zu werden – ein etwas merkwürdiger Effekt, der aber in der Praxis nicht weiter auffällt.

Besser sind da schon die Belichtungsmessung oder der Weißabgleich, die beide sehr zuverlässig arbeiten. Wie üblich hat der Weißabgleich einen Arbeitsbereich, und so kommt es bei besonders warmem Licht zu einem leichten Farbstich, den man als "stimmungsvoll" umschreiben kann. Wer es lieber neutral mag, kann sich mit den umfangreichen Einstellungen austoben, die die NX10 bietet. Auch wer im JPEG-Modus mal etwas knapp an Speicherplatz ist, kann von den drei Komprimierungsstufen Gebrauch machen. Die Qualität ist bei geringster Komprimierung mit 1:9 tadellos, d. h. visuell verlustfrei. Die anderen Stufen mit etwa 1:16 und 1:25 zeigen zwar zunehmend Komprimierungsartefakte, sind aber in einem Bereich aufgestellt, der das Bild nicht völlig zerstört, dabei aber doppelt bis dreimal so viele Bilder auf der Speicherkarte erlaubt.

Fazit Bisher war Samsung eher etwas halbherzig dabei, wenn es um höherwertige Bridge- oder gar Systemkameras ging. Dass man es diesmal ernst meint, merkt man der NX10 an. Das Konzept wirkt wohl überlegt, die Kamera macht einen durchdachten und vor allem gut verarbeiteten Eindruck. Hier und da merkt man aber auch, dass Samsung eine andere Herangehensweise hat als ein klassischer Fotohersteller, was in Anbetracht der Zielgruppe zu begrüßen ist. Die Kamera wirkt, inkl. der Menüs, frisch, legt ein flottes Arbeitstempo vor, und die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. Schade, dass sie kaum kompakter als eine kleine Einsteiger-DSLR ausfällt. Aber irgendwo sind bei der Zielsetzung Kompromisse einzugehen, wenn man einen großen Bildschirm, eingebauten Blitz und elektronischen Sucher mit einer guten Ergonomie vereinen will. Diesen guten Kompromiss hat Samsung mit der NX10 gefunden. Einzig die Bildqualität entspricht nicht dem, was man von einem relativ großen APS-C-Sensor erwarten würde.

Kurzbewertung

  • Automatische Umschaltung zwischen Sucher und Bildschirm
  • Hohes Arbeitstempo
  • Ausgewogener Ausstattungsumfang inkl. Videofunktion, Bracketing, Abblendfunktion etc.
  • Gut verarbeitetes, ergonomisches Gehäuse
  • (Noch) sehr eingeschränktes Objektivprogramm
  • Gehäuse und Zoomobjektive kaum kompakter als bei (Einsteiger-) DSLRs
  • Bildqualität bleibt hinter den Erwartungen an einen APS-C-Sensor zurück
  • Sucherlupe taugt aufgrund zu kleiner Vergrößerung nicht zum präzisen, pixelgenauen manuellen Fokussieren

Technische Daten

Modell Samsung NX10
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
15,1 Megapixel (physikalisch), 14,6 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.592 x 3.056 (3:2)
Video (max.) 1.280 x 720 30p
Objektivanschluss
Samsung NX
Spiegelreflex-Sucher 20 mm Augenabstand
Sucher vorhanden
Monitor 3,0", 0,614 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (247 Felder)
Belichtungsreihe 3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Samsung, Standard-Mittenkontakt
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienbildfunktion max. 3,0 Bilder/s und max. 10 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus ja
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD
Empfindlichkeit manuell ISO 100 bis 3.200
Abmessungen 123 x 87 x 40 mm (B x H x T)
Gewicht 409 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/QUROT (mit Preisvergleich)
Kommentare

7 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

awerres 2010-01-04

Die Maße des Body der NX sind mit

123x87x39,8 und einem Gewicht von 353g

kleiner und leichter als die der Panasonic Lumix G1/GH1.

Gruß AWE

Benjamin Kirchheim 2010-01-04

[quote user="awerres"]123x87x39,8 und einem Gewicht von 353g

Der Body wiegt betriebsbereit (d. h. mit Akku und Speicherkarte) 410 g. Der Body alleine ist etwas kompakter als die G1 (die misst 124 x 84 x 45 mm und wiegt 430 g), aber ohne Objektiv nützt das auch nichts. Mit Objektiv relativieren sich die Größenunterschiede doch deutlich (die Maße der G1 mit Objektiv habe ich leider nicht), mit 18-55 (bei der NX) bzw. 14-45 (bei der G1) ist das Gewicht mit 610 g (NX) bzw. 620 g (G1) fast identisch.

awerres 2010-01-04

Als Ergänzung die Daten der 3 Samsung-Objektive

30mm F2 18-55mm F3.5-5.6 OIS 50-200mm F4-5.6 ED OIS

Focal length (equiv) 42.6mm 27.7-84.7mm 77-308mm

Elements / Groups 5 elements in 5 groups

(1 Aspherical lens included) 12 elements in 9 groups

(1 Aspherical lens included) 17 elements in 13 groups

(2 Extra-low Dispersion lens included)

Angle of view 50.2° 75.9°- 28.7° 31.4°- 8.0°

Aperture F2 (Min. F22) F3.5 - 5.6 (Min. F22) F4 - 5.6 (Min. F22)

Number of blades 7 7 7

Optical stabilizer No Yes Yes

Minimum focus dist. 0.25m 0.28m 0.98m

Lens hood Optional Included Included

Filter size 43mm 58mm 52mm

Dimensions 61.5 x 21.5mm 63 x 65.1mm 70 x 100.5mm

Weight 85g 198g 417g

Benjamin Kirchheim 2010-01-04

Einige Informationen wurden im Text ergänzt:

– Entgegen der ersten Angabe gibt es doch einblendbare Gitterlinien.

– Dass das Sucherbild bei schwachem Licht stark rauscht, muss nicht zwangsläufig auch im Seriengerät so sein, worauf nun noch einmal explizit hingewiesen wird.

– Beim Blitzsystem handelt es sich wie beim Objektivbajonett um eine Eigenentwicklung, wobei es sich um das mit der Pro815 im Jahre 2005 eingeführte System handelt. Es gibt momentan nur einen Blitz mit Leitzahl 42, ein weiterer mit Leitzahl 20 wird in Kürze vorgestellt.

Benjamin Kirchheim 2010-01-04

Die Objektive sind jetzt mit Bild und technischen Daten in der Objektiv-Marktübersicht zu finden.

Benjamin Kirchheim 2010-06-10

Der Testbericht ist nun anhand eines Serienmodells sowie des Bildqualitäts-Labortests aktualisiert.

pietrocameroni 2010-12-13

Darf man flashes x Pentax benutzen ?

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