Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Samsung WB700
2011-09-04 Mit der WB700 baut Samsung sein Superzoom-Segment kontinuierlich weiter aus. Nach dem optischen 15-fach Zoom der WB600 und WB650 wartet der Neuling mit einer Brennweite von 24 bis 432 Millimeter, also einem 18-fach-Zoom auf. Und dabei konnte Samsung das Gehäuse noch einen ganzen Zentimeter in der Tiefe verkleinern. Die WB700 bietet sich also als kompakte Reisebegleiterin an. Ob sie auch hinsichtlich Bedienung und Bildqualität mit ihrem 1/2,33 Zoll kleinen CCD-Sensor und 14 Megapixel Auflösung überzeugen kann, wird der digitalkamera.de-Test klären. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Das aus Metall gefertigte Gehäuse der WB700 überzeugt in der Praxis: es ist solide verarbeitet und nichts knarzt und knackt bei stärkerer Beanspruchung. Für eine 18-fach-Zoomkamera liegt die WB700 mit ihren kompakten Maßen von 105 x 58,9 x 24,9 Millimeter und einem Betriebsgewicht von 225 Gramm gut in der Hand. Schade ist, dass Samsung dem drei Zoll messenden LCD-Monitor nur eine Auflösung von 230.000 Bildpunkten spendiert hat. Darunter leidet die Detaildarstellung, wogegen die Sicht bei grellem Licht relativ gut ist. Die Bedientasten auf der Kamerarückseite neben dem Display sind solide mit gutem Druckpunkt. Dafür sind sie etwas klein geraten, obwohl theoretisch noch Luft für eine Vergrößerung wäre. Der freie Platz oben rechts neben dem Bildschirm kann allerdings gut dazu genutzt werden, den Daumen abzulegen. Eine griffige Riffelung wäre dafür allerdings wünschenswert gewesen. Zu den Tasten selbst gehören eine Videotaste für den Schnellstart von Filmaufnahmen und eine programmierbare Benutzertaste, auf die wahlweise Belichtungskorrektur, Weißabgleich, ISO-Einstellungen, etc. gelegt werden können. Dazu kommen die üblichen Bedienelemente wie Display, Fn für Schnellmenü, Makro, Blitzeinstellungen.
Auf der Kameraoberseite befinden sich neben Lautsprecher und Stereomikrofon der Ein- und Ausschalter, der Auslöser samt Zoomhebel und das Moduswahlrad. Die WB700 benötigt gut viereinhalb Sekunden, um das Zoom vom Weitwinkel in die Telestellung zu fahren – ein eher mittelmäßiger Wert. Noch dazu lässt die Feineinstellung zu wünschen übrig. Sehr positiv anzumerken ist dagegen die Auswahl auf dem Modusrad. Neben der SmartAuto-Funktion besitzt die WB700 eine Programmautomatik, je eine Halbautomatik für Blenden- und Zeitvorwahl und einen manuellen Modus. Außerdem kann man auf Filmen stellen, ein entsprechendes Motivprogramm wählen oder den doppelten Bildstabilisator aktivieren. Den Blitz hat Samsung gefährlich nahe am Auslöser positioniert. Je nach Fingerhaltung wird er leicht verdeckt. Die Klappen für Akku/Speicherkarte und HDMI/USB- und AV-Anschluss lassen sich leicht öffnen, schließen aber gut. Für das Stativ steht ein Gewinde aus Metall zur Verfügung, das abseits der optischen Achse in der Mitte der Kameraunterseite liegt.
Ausstattung Die Ausstattung der Samsung WB700 einerseits sehr viel, wie beispielsweise einen manuellen Modus, Stereoton inklusive Zoomgeräuschunterdrückung für Videofilme, SmartFilter, etc. Andererseits lässt sie aber auch einige Standards wie Panoramafunktion oder schnelle Serienaufnahmen vermissen. Das Highlight der WB700 stellt definitiv das 18-fache optische Zoom mit einem Brennweitenbereich von 24 bis 432 Millimeter dar – genug, um alle alltäglichen Fotosituationen abzudecken. Das Objektiv erreicht eine Lichtstärke von – je nach Zoomstellung – F3,2 bis F5,8. Unverzichtbar ist dabei der optische Bildstabilisator OIS, der mit einer digitalen Stabilisierung (Fast ASR) kombiniert werden kann. Das funktioniert allerdings nur in dem eigens auf dem Wahlrad anwählbaren Modus Dual IS. Sollte der Blitzeinsatz trotz Bildstabilisierung und ISO-Zahlen bis 3.200 doch nötig sein, so offenbart sich eine eklatante Schwäche der WB700: die Blitzladezeit ist so lange, dass die Fotosituation in 70 Prozent der Fälle schon wieder vorbei ist, bevor die Kamera auslösen kann. Hier müsste dringend nachgebessert werden. Nicht meckern kann man bei den vielfältigen Blitzeinstellmöglichkeiten. Von Vorblitz über Rote-Augen-Korrektur per Software und Langzeitsynchronisation bis zur Leistungsregulierung des Blitzes bietet die WB700 alle Optionen. Eine schnelle Serienfunktion wäre von Vorteil, denn die Kamera leistet nur sechs Bilder pro Sekunde in VGA-Auflösung, wenn man den Modus Bewegungsauslöser wählt. Da bietet die Konkurrenz schnellere Bildserien mit höherer Auflösung. Als schnell einsetzbare Schnappschusskamera taugt die WB700 also nur bedingt.
Angenehm zu bedienen sind der manuelle Modus und die Halbautomatiken für Blenden- und Zeitvorwahl. Die auf dem Display einblendbaren Symbole helfen hier gut weiter. Auch in allen anderen Fotosituationen erklärt die WB700 mit kurzen Einblendungen, was der anwählbare Modus bewirkt. Obwohl die Kamera jede Menge Einstellmöglichkeiten bietet, ist sie weit davon entfernt, einer SLR das Wasser reichen zu können. In der stärksten Telestellung sind gerade einmal drei Blendenwerte anwählbar, nach F7,0 ist Schluss. Für eine Kompaktkamera mit großer Brennweite bietet sie dagegen etliche Kontrollmöglichkeiten. So können Sättigung, Kontrast und Schärfe über das Menü nachgeregelt werden. Per Shortcut-Tasten kann beispielsweise in der Programmautomatik die Belichtung korrigiert werden. Über AEB, die Funktion für Belichtungsreihen, lassen sich automatisch drei Bilder in Folge erstellen: unter-, über- und regulär belichtet. Diese Funktion taugt allerdings nicht für bewegte Motive, weil es viel zu lange dauert, bis die Kamera alle drei Bilder im Kasten hat. Ebenfalls benutzerdefiniert einstellbar ist der Weißabgleich, den die WB700 in aller Regel auch im Automatikmodus gut hinbekommt – zumindest bis ISO 400. Sehr viel Selbstbestimmung, beziehungsweise Korrekturmöglichkeiten bietet der Wiedergabemodus. Das Regeln von Sättigung, Kontrast und Schärfe oder SmartFilter-Effekte können im Nachhinein angewendet werden.
Lässt man die Kamera selbst alles einstellen, sei es über SmartAuto oder die Motivprogramme, so gelangt man in aller Regel zu einem brauchbaren Ergebnis. 16 Szenen stehen der Kamera in der SmartAuto-Funktion zur Verfügung. Das ist gegenüber Konkurrenzmodellen ein eher schwacher Wert. Ebenso bietet die WB700 nur ganze acht Motivprogramme im entsprechenden Modus an. Mehr Auswahl hat man unter Einbeziehung der 13 SmartFilter. Die Filter bieten Stilrichtungen an wie Weichzeichner, Miniaturisierung, Negativfilm, Bleistiftskizze, Kino etc. Das ergibt nette Effekte, mehr aber auch nicht. Entscheidet man sich für Gesichtserkennung, so bietet die Kamera viele Optionen. Neben der regulären Gesichtserkennung stehen eine für Selbstporträt, jeweils eine Lächel- und Blinzelerkennung und die Smart-Face-Erkennung (Gesichtswiederkennung) zur Verfügung. Mit SmartFace ist die WB700 in der Lage, auf die am häufigsten fotografierten Gesichter bevorzugt scharf zu stellen. Außerdem lassen sich oft fotografierte Gesichter wie der Ehepartner oder die eigenen Kinder registrieren. Das funktioniert allerdings nicht mit dem internen Bildspeicher, sondern nur, wenn eine Speicherkarte eingelegt ist.
Der Videomodus der WB700 zeichnet Filme bis maximal 20 Minuten in HD-Auflösung (720p) auf. Die Tonqualität über das Stereomikrofon ist gut, denn die Kamera unterdrückt das Zoomgeräusch – ein großer Vorteil bei einer Superzoomkamera. Allerdings kann man das Bewegen des Zoomhebels trotzdem hören und auch eine Windgeräuschunterdrückung gibt es nicht. Das Zoomen selbst, das viele Hersteller für das Filmen angenehm langsam machen, hat Samsung nicht weit genug angepasst. Sie zoomt fast genauso unpräzise wie beim Fotografieren. Sehr praktisch sind die rote Videotaste, mit der jederzeit ein Film gestartet werden kann. Ebenso die Pause-Option, mit der sich die Aufzeichnung vorübergehend unterbrechen lässt, ohne gleich einen neuen separaten Clip zu starten, sprich eine neue Datei zu erzeugen. Die automatische Szeneerkennung funktioniert auch im Videomodus, allerdings stehen hier nur vier Szenen (Landschaft, Sonnenuntergang, klarer Himmel und Waldgebiet) zur Verfügung.
Bildqualität Wie nun bereits zahlreiche Modelle vor ihr, musste sich die WB700 dem Testparcours nach DIWA-Standard in unserem Labor stellen. Das komplette Testprotokoll ist gegen ein geringes Entgelt abrufbar. Nachdem die WB700 zu den Superzoomkameras zählt, lohnt sich ein Blick auf die Optik, die Samsung unter dem Qualitätsnamen Schneider Kreuznach anpreist. In Sachen Randabdunklung schlägt sie sich wacker, das Gleiche gilt für die tonnen- und kissenförmige Verzeichnung. Der Schärfeabfall von der Bildmitte zum Bildrand verhält sich je nach Blendenwert und Brennweite unterschiedlich. Während im Weitwinkelbereich und großer Blende alle in Ordnung ist, gibt es bereits im mittleren Bereich bei F4,4 und 85 Millimeter Einbrüche zu verzeichnen und bei den kleineren Blendenwerten liegt der Schärfeabfall nur bei F5,8 und F7,3 und 24 Millimeter im grünen Bereich und bewegt sich ansonsten an der Grenze zur deutlichen Sichtbarkeit.
Meist nur in Weitwinkelstellung tolerabel zeigt sich die chromatische Aberration und selbst da reißen die maximalen Messwerte schon weit ins stark Sichtbare hin aus. Dazu kommt das Bildrauschen. Der Signal-Rauschabstand weist bereits in den unteren ISO-Regionen einen so geringen Wert auf, dass man von einer starken Überlagerung schwacher Bild- durch Rauschsignale sprechen kann. Feine Bilddetails gehen also im Rauschen unter. Betrachtet man das Farbrauschen, so liegen bereits die Messwerte von ISO 100 und 200 an der Grenze zum Sichtbaren, ISO 400 ist gerade noch akzeptabel, danach kann man aufgrund des Farbrauschens nur noch von der Verwendung der höheren Empfindlichkeiten abraten. Auch beim Helligkeitsrauschen kann die WB700 bestenfalls bis ISO 400 punkten. Darüber hinaus nimmt es deutlich zu und wird vor allem im Blau- und Rotkanal stark sichtbar. Die Grenze ISO 400 ist auch bei der Eingangsdynamik sehr gut erkennbar. Schafft die Kamera bei ISO 80, 100 und 200 noch über 9 Blendenstufen, so sackt die Dynamik bei ISO 400 auf 8,3 und danach in den Bereich um 7 EV – ein zu geringer Wert um Kontraste überzeugend zu meistern. Auch bei der Farbabweichung, der Weißabgleichsgenauigkeit und der tatsächlichen Farbtiefe entpuppt sich ISO 400 als magische Grenze. Danach lässt die Bildqualität spürbar nach und die Messkurven reißen nach oben ins Inakzeptable aus. Der verhältnismäßig kleine CCD-Bildsensor mit 1/2,33 Zoll scheint mit seinen 14 Megapixeln überfordert zu sein. Zusammen mit der nicht allzu großen Lichtstärke des Objektivs lässt sich hier der Ursprung so mancher Probleme ausmachen.
Wacker schlägt sich die WB700 in Sachen Auslöseverzögerung. Mit Werten von je 0,03 Sekunden für Weitwinkel und Tele ist diese quasi nicht messbar. Kommt der Autofokus hinzu, steigert sich der Messwert auf bis zu 0,3 Sekunden. Das liegt gut im Rahmen. Die Auslöseverzögerung nimmt deutlich zu, sobald der Blitz eingesetzt wird. Dessen Ausleuchtung wurde im Labor ebenfalls gemessen, sie fällt von der Bildmitte zum Bildrand hin um immerhin eine ganze Blendenstufe ab.
Fazit Die Samsung WB700 kommt mit großen Ambitionen, entpuppt sich im Detail aber immer wieder als Sparausgabe mit fehlendem Panoramamodus, spärlichen Motivprogrammen und vor allem mangelnder Bildqualität. Der Preis von 250 EUR ist für eine Reisezoomkamera mit 18-fach optischem Zoomfaktor und einer Ausstattung dieser Größenordnung sehr günstig. Damit wäre die Kamera eigentlich ein Schnäppchen für jedermann – vom Einsteiger bis hin zum ambitionierten Hobbyfotografen. Schade, dass Samsung da gerade in Sachen Bildqualität spart.
Kurzbewertung
- Gute Ausstattung mit vielfältigen Kontrollmöglichkeiten
- Sehr klein und leicht für eine Superzoomkamera
- Vollständige Kontrolle der Kamera über manuellen Modus
- Großer Brennweitenbereich von 24 bis 432 Millimeter
- Teilweise deutlich sichtbare chromatische Abberationen
- Starkes Bildrauschen auch schon bei niedrigen ISO-Werten
- Kein Panoramamodus und keine Schnellserie
- Lange Blitzladezeit, als Schnappschusskamera nur bedingt geeignet
Technische Daten
Modell |
Samsung WB700 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 16,4 Megapixel (physikalisch), 14,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.320 x 3.240 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
24-432 mm / F3,2-5,8 (18-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 3.200 |
Abmessungen |
105 x 59 x 22 mm (B x H x T) |
Gewicht |
200 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/J2LOH (mit Preisvergleich) |