Spiegellose Systemkamera mit APS-C-Sensor
Sony Alpha 6400 im Vergleichstest
2023-03-01 Mit einer guten Bildqualität zeigt sich die spiegellose Systemkamera Alpha 6400 als flexibler Begleiter für ambitionierte Foto- und Videografie. Verpackt hat Sony die verschiedenen und mannigfaltigen Funktionen, wie beispielsweise den flotten Verfolgungs-Autofokus, in ein robustes und gleichzeitig griffiges Gehäuse. (digitalkamera.de Redaktion)
Die Sony Alpha 6400 wurde im Januar 2019 als Nachfolgemodell der Alpha 6300 vorgestellt. Ein 24 Megapixel auflösender APS-C-Sensor sorgt in Kombination mit dem Bildprozessor Bionz X für das Einfangen und Verarbeiten der Bilddaten. Die Alpha 6400 richtet sich an ambitionierte Hobbyfotografen, die die zahlreichen Bedienelemente, die hohe Serienbildrate und die umfangreichen Videofunktionen zu schätzen wissen. Bereits seit 2010 existiert das spiegellose Alpha-System von Sony, anfangs umfasste es nur APS-C-Kameras, später auch Kleinbildmodelle.
Das System umfasst inzwischen (Stand 03/2023) 38 Kameras, davon 20 mit APS-C-Sensor und 18 mit Vollformatsensor. Zudem bietet Sony 66 Objektive an, davon 22 speziell für den APS-C-Sensor. Von Drittherstellern ist das Objektivangebot besonders breit: 228 Objektive sind es, davon 81 speziell für den APS-C-Sensor. Zwar müssen viele der Objektive manuell fokussiert werden, aber 98 Stück bieten einen Autofokus, davon 23 speziell für den APS-C-Sensor.
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Das Gehäuse der Sony Alpha 6400 besteht aus einer Magnesium-Legierung. Es besitzt eine "feuchtigkeitsabweisende Doppelstruktur", zusätzlich dazu sind "wichtige" Tasten und Drehräder abgedichtet. Völlig ohne Dichtung kommen das Akku-/Speicherkartenfach und das Anschlussterminal aus. Insgesamt ist es also empfehlenswert, die Kamera so zu behandeln, als wäre sie überhaupt nicht abgedichtet.
Sony Alpha 6400 mit E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ (SELP1650). [Foto: MediaNord]
Die Ergonomie des mit einer griffigen, genarbten Gummierung versehenen Handgriffs ist durch die geringe Gehäusegröße etwas beschränkt. Dennoch lässt sich die Kamera verhältnismäßig gut greifen. Zudem ist Sony die Anordnung der Bedienelemente gut gelungen. Direkt am Auslöser befindet sich der Ein- und Ausschalter der Kamera und daneben eine im Menü belegbare Funktionstaste.
Zudem gibt es neben dem Moduswahlrad noch zwei Multifunktions-Drehräder. Auch die Bedienelemente auf der Rückseite sind sinnvoll platziert und mit eindeutigen Beschriftungen versehen. Nur der Videoauslöser liegt etwas versteckt an der rechten oberen Ecke der Kamera.
Bei den fotografischen Funktionen bietet die Alpha 6400 eigentlich alles, was das Herz begehrt: Neben einer Motivautomatik, Motivprogrammen und einer Programmautomatik gibt es auch eine Blenden- und Zeit-Automatik sowie einen manuellen Modus. Auf Wunsch kann also alles manuell eingestellt werden.
Trotz des kompakten Gehäuses besitzt die Sony Alpha 6400 einen elektronischen Sucher. Der sitzt jedoch nicht in einem klassischen "Buckel" über dem Objektivbajonett, sondern auf der Rückseite ganz links oben über dem Bildschirm. Dank des Näherungssensors aktiviert er sich automatisch und die Augenmuschel schirmt Fremdlicht gut ab.
Mit einer 0,7-fachen Vergrößerung ist der Sucher mittelgroß, für Brillenträger passt jedoch der Einblick nicht besonders gut, so dass die Ecken nicht überblickt werden können. Zum Glück besitzt der Sucher einen Dioptrienausgleich von -4 bis +3 Dioptrien. Mit 2,36 Millionen Bildpunkten bietet der OLED-Sucher im Verhältnis zur Größe eine gute Auflösung, zudem sorgt die maximale Bildwiederholrate von 120 Hz für eine flüssige Darstellung.
Neben dem elektronischen Sucher, besitzt die Alpha 6400 einen 7,5 Zentimeter großen Touchscreen im 16:9-Format. Dadurch bietet er für Fotos in 3:2 etwas wenig Fläche. Der Bildschirm lässt sich nicht nur nach unten klappen, sondern auch um sogar bis zu 180 Grad nach oben, womit er sich auch für Selfies und als Video-Kontrollmonitor eignet. Dank der kräftigen Hintergrundbeleuchtung mit einer Leuchtdichte von gut 770 cd/m² lässt er sich auch bei hellem Umgebungslicht problemlos einsetzen. Leider ist der Touchscreen im Menü funktionslos.
Die Sony Alpha 6400 besitzt sogar einen integrierten Pop-Up-Blitz, auch wenn dieser mit einer Leitzahl von knapp acht nicht sonderlich leistungsstark ist und der maximal 1/4.000 Sekunde schnelle Verschluss nur bis zu 1/160 Sekunde synchronisiert werden kann. Über den Multi-Interface-Blitzschuh lassen sich kompatible Systemblitzgeräte betreiben.
Der Monitor auf der Rückseite der Sony Alpha 6400 besitzt eine präzise Touchfunktion, die leider nicht für die Menünavigation eingesetzt werden kann. [Foto: MediaNord]
Sony Alpha 6400 mit E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ (SELP1650). [Foto: MediaNord]
Das Bajonett der Sony Alpha 6400 ist, wie auch Teile des Gehäuses, aus Metall gefertigt. [Foto: MediaNord]
Die Oberseite der Sony Alpha 6400 präsentiert sich aufgeräumt und elegant. [Foto: MediaNord]
Das Stativgewinde befindet sich bei der Sony Alpha in der optischen Achse und ist weit genug vom Akkufach entfernt. So kann die Speicherkarte problemlos auf einem Stativ gewechselt werden. [Foto: MediaNord]
Auf der rechten Seite der Sony Alpha 6400 ist das Logo zu sehen, das auf die NFC-Antenne hinweist. [Foto: MediaNord]
Die linke Seite der Sony Alpha 6400 zeigt die ungedichtete Klappe, die das Anschlussterminal (für Micro-USB, Micro-HDMI und 3,5 mm Stereoklinken-Mikrofon) abdeckt. Am Objektiv erkennt man den Schiebe-Taster für den Motor-Zoom. [Foto: MediaNord]
Für die Fokussierung sorgt ein Hybrid-AF-System mit 425 auf dem Sensor integrierten Phasen-AF-Sensoren, die fast über das gesamte Bildfeld verteilt sind. In Kombination mit dem Set-Objektiv E 16-50 mm haben wir die Fokusgeschwindigkeit mit 0,25 und 0,46 Sekunden gemessen (Weitwinkel und Tele). Das ist zwar nicht rasend schnell, langsam ist es aber auch nicht.
Die reine Auslöseverzögerung ist dagegen mit 0,03 Sekunden sehr kurz. Der Autofokus besitzt neben einem verschiebbaren AF-Messfeld auch eine Gesichts- und Augenerkennung für Mensch und Tier sowie Verfolgungsfunktionen. Zudem lässt sich die Reaktionsfreudigkeit des AF-Systems bei der Videoaufzeichnung anpassen.
Auch bei der höchsten Serienbildrate von elf Bildern pro Sekunde wird die Autofokus-Motivverfolgung aufrechterhalten. Damit sind wahlweise 107 JPEG- oder 47-Rohdaten-Aufnahmen in Folge möglich. Allerdings dauert es dann fast eine halbe Minute, bis der Puffer mit relativ langsamen gut 40 MB/s auf die Speicherkarte geleert ist. Während dieser Zeit bleibt die Kamera jedoch weiterhin einsatzbereit.
Videos nimmt die Sony Alpha 6400 mit maximal 4K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde auf. Dabei wird die gesamte Sensorbreite genutzt. Das bewegte Bild wird aus einer 6K-Basis heruntergerechnet (2,4-faches Oversampling), was Vorteile in der Farb- und Detailwiedergabe bietet, allerdings nur bei 24 Bildern pro Sekunde. Bei maximaler Bildwechselfrequenz ist es nur noch 1,6-faches Oversampling.
Die Alpha 6400 bietet drei HLG-Profile für einen höheren Video-Dynamikumfang. Zudem lässt sich über den 3,5 mm Klinkenanschluss ein externes Mikrofon statt des internen verwenden. Über die Micro-HDMI-Schnittstelle kann ein 4K-Videosignal für externe Aufzeichnungen in 4:2:2 8 Bit ausgegeben werden. Auch wenn das Setobjektiv E 16-50 mm nicht die beste Bildqualität liefert, lässt es sich dank Motorzoom sogar fernsteuern, sei es per App oder auch mit einem optionalen Vlogger-Griff.
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Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich eine übersichtliche Tabelle mit
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visualisiert werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären welche Vor-
und Nachteile diese gegenüber der Sony Alpha 6400 haben. mehr …
Im Handgriff der Kamera ist neben der SD-Speicherkarte (kompatibel zu SDHC, SDXC und UHS I) auch der Lithium-Ionen-Akku untergebracht. Dieser besitzt eine Reichweite von soliden 410 Aufnahmen nach CIPA-Standard. Aufgeladen wird er über die Micro-USB-Schnittstelle direkt in der Kamera.
Dank WLAN und Bluetooth bietet die Sony Alpha 6400 eine moderne drahtlose Konnektivität. Via Bluetooth kann sie dauerhaft mit einem Smartphone verbunden bleiben und dessen Ortungssysteme zum Geotagging nutzen. Per WLAN kann die 6400 mit der kostenlosen App ferngesteuert werden. Auch eine Übertragung der Bilder auf das Smartphone (oder Tablet) ist möglich.
Die Sony Alpha 6400 ist auch mit dem E 18-135 mm OSS erhältlich, dass an der kompakten Sony Alpha 6400 etwas wuchtig wirkt, aber gut zu handhaben ist. [Foto: MediaNord]
Die Alpha 6400 kann zudem über die USB-Schnittstelle dauerhaft mit Strom versorgt werden, solange ein Akku in der Kamera steckt. Mit einer für Windows und Mac OS erhältlichen Treibersoftware lässt sich die Sony Alpha 6400 als USB-Webcam verwenden, allerdings nur in einer Auflösung von 1.024 x 576 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde und ohne Ton.
Aus dem 24 Megapixel auflösenden APS-C-Sensor holt die Sony Alpha 6400 eine gute Bildqualität heraus. Vor allem die maximale Auflösung von 67 Linienpaaren pro Millimeter ist beeindruckend, was allerdings auch der recht aggressiven Bildaufbereitung zu verdanken ist, die für knackige Details, aber auch Artefakte und starke Kontraste sorgt. Die Farben sind hingegen nahe an der Wirklichkeit.
Über ISO 400 steigt das Bildrauschen zwar langsam an, sehr deutlich wird es aber erst oberhalb von ISO 12.800. Feine Details werden bis ISO 800 am besten wiedergegeben, aber selbst bei ISO 6.400 sind noch genügend Details vorhanden. Darüber jedoch werden die Bilder sichtbar weich.
Etwas problematisch ist das Setobjektiv Sony E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ. Es löst bei Offenblende etwas schwach auf und muss für eine höhere Bildqualität auf F8 abgeblendet werden. Vor allem bei kurzer Brennweite ist die Randauflösung sehr schwach. Zudem zeigen sich hier Farbsäume.
Alternatives Kit-Objektiv Die Sony Alpha 6400 ist auch im Bundle mit dem APS-C-Objektiv E 18-135 mm OSS erhältlich. Das Objektiv hat einen deutlich größeren Brennweitenbereich als das kleine 16-50mm-Motor-Zoom und ist qualitativ einige Nummern besser. Letzteres war der Grund, warum wir uns für unseren ausführlichen digitalkamera.de-Test die Alpha 6400 mit dem 18-135mm bestellt hatten. Das hochwertige Objektiv ist in Relation zur Kamera ziemlich groß und schwer. Dennoch ist es eine sehr schöne, stimmige Kombination, die allerdings die in diesem Vergleichstest gesetzte Preisobergrenze deutlich sprengt.
Kommentar
Von digitalkamera.de-Herausgeber Jan-Markus Rupprecht.
Die Sony Alpha 6400 war nicht nur über einen längeren Zeitraum unsere Test-Kamera für Sony-E-Mount-Objektive (auch von Fremdherstellern), sondern auch eines der Arbeitstiere bei Videoproduktionen in der digitalkamera.de-Redaktion. Durchaus praktisch hat sich dabei der um 180 Grad nach oben schwenkbare Monitor erwiesen (dieser Design-"Kniff" war möglich, weil die Kamera keinen traditionellen "Sucherbuckel" hat). Gerade bei Videos ist auch das eher unübliche 16:9-Seitenverhältnis des Monitors praktisch. Nützlich bei Videoproduktionen sind auch Clean-HDMI-Out, also ein HDMI-Ausgangssignal ohne störende Anzeigen, sowie die völlig problemlose Dauerstromversorgung über die Micro-USB-Buchse.
Für Video-Anwendungen geht auch das Motorzoom-Kit-Objektiv in Ordnung, dessen einziger Vorteil sonst die geringe Bauform ist, d. h. Kamera samt Objektiv sind zusammen schön klein. Für 24-Megapixel-Fotos darf am E-Mount-Bajonett gern ein hochwertigeres Objektiv montiert werden. Dabei kann man ruhig überlegen, ob man ein paar Euro mehr in ein Vollformat-taugliches Objektiv investiert (das allerdings auch größer und schwerer als ein APS-C-Objektiv ist). Ein solches kann man dann nämlich später (oder auch wechselweise) mit einer Sony-Kamera aus der Alpha-7-Serie verwenden.
Fazit
Mit der Alpha 6400 hat Sony eine technisch hochwertige und umfangreich ausgestattete Kamera auf den Markt gebracht. Die Kamera punktet mit ihrem flotten Verfolgungsautofokus, einer hohen Serienbildgeschwindigkeit und umfangreicher Videofunktionen. Auch bei der Bildqualität muss sich die Kamera nicht verstecken. Probleme zeigten sich bei dem sehr schwammig beschriebenen Staub- und Spritzwasserschutz. Zudem ist die Speichergeschwindigkeit recht langsam, was das Leeren des sehr großen Pufferspeichers recht träge macht. Am Ende überwiegt allerdings der positive Eindruck der Kamera.
Kurzbewertung
- Schneller
Verfolgungs-AF
- Umfangreiche
Videofunktion
- Gute Bildqualität bis ISO 3.200
- Schneller und hochauflösender Sucher
- Set-Objektiv mit Bildstabilisator
- Langsame
Speichergeschwindigkeit
- Touchscreen
nicht vollständig in die Bedienung implementiert
- Set-Objektiv mit begrenzter Bildqualität
Alternativen
Die ZV-E10 ist im Grunde eine stark für die Videografie modifizierte Alpha 6100. Sie verzichtet auf einen eingebauten elektronischen Sucher und bietet dafür ein 3-Kapsel-Mikrofon. Die ZV-E10 zeichnet Videos in 6K auf und "rechnet" sie für die Ausgabe in 4K herunter. Dieses Supersampling-Verfahren sorgt für mehr Details im Videobild. Einen Bildbeschnitt (Crop) gibt es selbstverständlich auch bei 4K-Videos nicht. Den für Video-Anwendungen eigentlich praktischen 16:9-Monitor der 6000er-Baureihe hat Sony bei dieser auf Videoanwendungen getunten Kamera lustigerweise nicht verbaut. Dafür lässt sich der Monitor hier frei schwenken und drehen. In Selfie-Position sitzt er dann neben und nicht über der Kamera.
Alle Details zur Sony ZV-E10
Unser Premium-Test zu dieser Kamera
Die Alpha 6100 ist die kleine Schwester der Alpha 6400. Sie bietet wie auch die Alpha 6400 einen Hybrid-AF mit Verfolgungsfunktion sowie einen 24 Megapixel auflösenden APS-C-Sensor. Allerdings besteht das Gehäuse der Alpha 6100 aus Kunststoff und verzichtet auf einen Spritzwasser- und Staubschutz. Zudem zeichnet die Alpha 6100 4K30p-Videos mit Beschnitt auf und ihr Sucher löst etwas niedriger auf. Wer damit zufrieden ist, kann gegenüber der Alpha 6400 etliche Euro sparen.
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