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Sony Alpha 7C II im Test

2023-12-13 Die Sony Alpha 7C II wurde zeitgleich mit der 7C R als Nachfolge-Tandem der kompakten Alpha 7C vorgestellt. Dabei übernimmt die Alpha 7C II im Wesentlichen die Technik der Alpha 7 IV samt ihres 33 Megapixel auflösenden Kleinbildsensors und effektivem Bildstabilisator und Autofokus, nun aber mit dediziertem KI-Prozessor. Ob man dabei Abstriche hinnehmen muss, wie gut die Technik der großen Kamera im kleinen Gehäuse funktioniert und wie es um die Bildqualität bestellt ist, ergründen wir im ausführlichen Test.  (Benjamin Kirchheim)

Sony Alpha 7C II Testbericht als Premium-VersionDiesen Kameratest gibt es auch als E-Book mit erweitertem Informationsumfang. Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich eine übersichtliche Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie zwei Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar visualisiert werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Sony Alpha 7C II haben. mehr …

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)

Ergonomie und Verarbeitung

Die Sony Alpha 7C II fällt mit ihrem Design auf, vor allem in der silbernen Variante, wobei wir die schwarze getestet haben. Auch wenn sie sich ein wenig am Messsucherdesign anlehnt, wirkt sie überhaupt nicht "Retro", sondern ist im Gegenteil modern und etwas minimalistisch gestaltet. Gegenüber ihren großen Alpha-7-Schwestermodellen muss man aber Abstriche beim Bedieninterface, etwa der Zahl der Knöpfe oder Bedienräder, machen, was aber nicht zwangsläufig schlecht ist.

Mit betriebsbereit gerade einmal 515 Gramm fällt die Sony Alpha 7C II so leicht aus, dass man schnell denken könnte, ihr Gehäuse bestünde aus Kunststoff. Dem ist aber nicht so, im Gegenteil besteht es größtenteils aus einer Magnesiumlegierung. Nur auf der Rückseite unter dem Bildschirm sowie unter dem Griffgummi (für die Drahtlosfunktionen) und um die Schnittstellen herum finden sich Kunststoffeinsätze.

Das Gehäuse ähnelt tatsächlich der APS-C-Kamera Alpha 6700, wobei diese über mehr Grifftiefe verfügt als die 7C II. Der Griff ist aber groß genug, um die Kamera sicher zu halten, zumal es eine leichte Mulde für den Mittelfinger und auf der Rückseite für den Daumen gibt. Eher problematisch dürfte für manchen sein, dass es zwischen Griff und Objektiv ziemlich eng zugeht. Apropos Objektiv: Das in Transportstellung 4,5 Zentimeter kurze, 167 Gramm leichte FE 28-60 mm F4-5.6 passt perfekt zum kleinen, leichten Formfaktor der Alpha 7C II.

Ein weiterer störender Faktor, auch wenn das definitiv Geschmackssache ist beziehungsweise von der Handgröße abhängt, dürfte die Griffhöhe sein, denn der kleine Finger findet entweder nur wenig oder gar keinen Halt. Doch dafür gibt es optional Abhilfe: Der knapp 180 Euro teure Griff GP-X2. Er wiegt 73 Gramm, womit die Kamera auf fast 600 Gramm kommt und sorgt für gut 1,7 Zentimeter mehr Griffhöhe.

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Er besteht aus Metall sowie Kunststoff und integriert sich gut ins Design und auch ans Akkufach kommt man noch gut ran, denn der Griffbereich lässt sich nach einer einfachen Entriegelung wegklappen. Nachteilig ist jedoch die recht kleine Stativauflage des Griffs, weshalb man ihn bei Stativverwendung trotz des weiterhin in der optischen Achse angeordneten Gewindes besser demontieren sollte.

Trotz des recht kleinen Gehäuses hat Sony es geschafft, noch den großen Lithium-Ionen-Akku NP-FZ100 in der Kamera unterzugringen, so dass man von einer guten Akkulaufzeit von 560 Aufnahmen nach CIPA-Standard profitiert – das ist fast genauso viel wie beim technischen Schwestermodell Alpha 7 IV (580 Bilder). Selbstverständlich wird der Ladestand prozentgenau auf dem Display angezeigt.

Im Gegensatz zur ersten Alpha 7 dieses Formfaktors (7C) besitzt die Alpha 7C II ein Zeigefingerrad am Griff, hier hat Sony also offensichtlich auf die Kritik gehört. Die bisherigen beiden Bedienräder, die mit dem Daumen gedreht werden, sind weiterhin vorhanden, genauso wie das Belichtungskorrekturrad, das jedoch nun wie bei anderen neueren Sony-Kameras unbeschriftet ist und auch andere Funktionen übernehmen kann.

Der ringförmige Einschalter mit zentralem Auslöser liegt perfekt, so dass die Kamera stets schnell aufnahmebereit ist. Der erste Druckpunkt für die Aktivierung von Autofokus und Belichtungsmessung ist vielleicht etwas schwammig, aber das Auslösen selbst spürt man deutlich mit einem leichten "Klick" im Auslöser. Das Verschlussgeräusch ist nicht allzu laut und klingt angenehm, aber interessanterweise nicht so "Sound-Designt" wie bei der Alpha 7C R; bei letzterer kommt aber auch ein anderer, schnellerer mechanischer Verschluss zum Einsatz (1/8.000 statt 1/4.000 Sekunde kürzeste Belichtungszeit).

Außer dem Auslöser sind auf der Oberseite recht wenige Bedienelemente zu finden. Die einzige Taste ist die Videoaufnahmetaste mit dezenter roter Umrandung. Die zwei Einstellräder und der dreistufige Hebel unter dem Programmwählrad fallen ganz dem Kameradesign folgend sehr flach aus. Sie rasten gut ein, so dass man sie kaum versehentlich verstellt.

Das Programmwählrad bietet neben den klassischen Kreativprogrammen P, A, S und M auch eine Vollautomatik sowie drei Benutzerspeicher, was die Zielgruppe der ambitionierten Fotografen deutlich macht. In den Videomodus sowie den S&Q-Modus (Slow and Quick, also Zeitlupe und Zeitraffer) schaltet man wie beim aktuellen Bediensystem von Sony üblich über einen kleinen Hebel seitlich des Programmwahlrads um.

Minimalismus herrscht auch auf der Rückseite. Manchem wird sofort der fehlende AF-Joystick auffallen, hier bleibt nur der Griff zum Touchscreen. Immerhin ist die AF-On-Taste vorhanden. Das obere Daumenrad ist auf der Rückseite eingelassen und rastet angenehm sanft, es lässt sich gut bedienen. Das zweite Daumenrad ist im Vierwegeregler integriert, was keine optimale Kombination ist. Mit trockenen Fingern muss man etwas Druck ausüben, um es zu drehen – und aufpassen, keine unerwünschte Funktion durch versehentliche Betätigung des Vierwegereglers auszulösen.

Die vier Richtungstasten sind mit Funktionen vorbelegt und beschriftet, lassen sich aber auch umkonfigurieren, was jedoch für die Funktionen nach links (Auslösemodus) und rechts (ISO) weniger empfehlenswert ist. Die einzigen "echten" Funktionstasten sind die C1-Taste zwischen Daumenrad und Menüknopf sowie die Löschen-Taste, die im Aufnahmemodus ja nicht gebraucht wird und dann als C2-Taste fungiert. Des Weiteren lassen sich noch die AF-On-Taste sowie die mittlere und untere Taste des Vierwegereglers individuell belegen. Die Fn-Taste für das – ebenfalls konfigurierbare – Schnellmenü ist selbstverständlich vorhanden.

Beim Sucher ist die Alpha 7C II zwar ein Rückschritt verglichen mit der 7 IV, aber ein Fortschritt gegenüber der originalen Alpha 7C. Die Auflösung fällt mit 2,36 Millionen Bildpunkten zwar nach wie vor etwas mager aus, aber die 0,7-fache statt der 0,59-fachen Vergrößerung sorgt nun für ein anständig großes Sucherbild. An den 0,78-fach vergrößernden Sucher der Alpha 7 IV kommt das aber bei weitem nicht ran und auch nicht an deren höhere Auflösung von 3,69 Millionen Bildpunkten. Irgendwo müssen eben Kompromisse gemacht werden, wenn eine Kamera ohne „Sucherbuckel“ auskommen soll.

Während man den Sucher der Alpha 7C II mit dem bloßen Auge gut überblicken kann, haben Brillenträger am Sucher wenig Spaß. Aufgrund des zwangsläufig größeren Abstands zum Okular kann man den Sucher in keiner Richtung mehr vollständig überblicken. Er schattet also nicht nur in den Ecken sowie links und rechts ab, sondern sogar minimal auch oben und unten.

Immerhin ist der Dioptrienkorrektur-Einstellbereich mit -4 bis +3 dpt. recht groß, wird aber sicher nicht für alle ausreichend sein. Im Menü gibt es leider keine Verkleinerungsfunktion für das Sucherbild – das wäre angesichts der knappen Auflösung wohl auch kontraproduktiv. Obwohl der Sucher so niedrig auflöst, gibt es zwei Qualitätseinstellungen für den Sucher, wobei die höhere Bildqualität nur mit der niedrigeren Bildwiederholrate von 50/60 Hz kombiniert werden kann, bei 100/120 Hz gibt es „nur“ Standard-Qualität (bei PAL beträgt die Bildwiederholrate 50 oder 100 Hz, bei NTSC 60 oder 120 Hz)

Zusätzlich zum Sucher gibt es aber auch den rückwärtigen Touchscreen für die Bildkomposition. Er ist 7,5 Zentimeter in der Diagonale groß und bietet ein Seitenverhältnis von 3:2, geizt aber ebenfalls bei der Auflösung, die nur 1,04 Millionen Bildpunkte beträgt. Dafür kann sich die maximale Helligkeit mit einer Leuchtdichte von 760 cd/m² sehen lassen, wofür man jedoch manuell auf den Sonnig-Modus umschalten muss. Automatisch erfolgt hingen die Umschaltung zwischen Sucher und Bildschirm, dank des Näherungssensors. Man kann ihn auf Wunsch im Menü deaktivieren.

Dank des seitlichen Schwenk- und Drehmechanismus lässt sich der Touchscreen bequem in jede erforderliche Position bringen. So kann man ihn im Hoch- und Querformat für bodennahe Aufnahmen genauso einsetzen wie für Aufnahmen am nach oben ausgestrecktem Arm. Auch Selfies beziehungsweise der Einsatz als Video-Kontrollmonitor für eine vor der Kamera sitzende Person ist möglich. Zudem kann man den Bildschirm zum Schutz verkehrt herum an die Kamera klappen.

Die Touchfunktionalität beschränkt sich nicht nur auf das Setzen des Autofokuspunkts, auch die Menüs und die Wiedergabefunktion verstehen Berührungseingaben. Zudem kann der Touchscreen auf Wunsch als Touchpanel verwendet werden, um den Autofokuspunkt beim Blick durch den Sucher alternativ zum Fokusjoystick über den Touchscreen zu verschieben. Ein einschränkbarer Bildschirmbereich erleichtert dabei die Bedienung. Das funktioniert je nach bevorzugtem Sucherauge besonders gut, wenn der Bildschirm seitlich ausgeklappt ist.

Das Livebild im Sucher und auf dem Bildschirm bietet alle in der Praxis nötigen Einblendungen von den Aufnahmeparametern über verschiedene Hilfslinienmuster und eine 3D-Wasserwaage bis hin zu einer Belichtungsvorschau, einer Schärfentiefevorschau und einem Livehistogramm. So sollten keine Wünsche offenbleiben.

Das Menü der Alpha 7C II entspricht dem aktuellen Sony-Standard. Es ist äußerst üppig gefüllt, die Navigation gestaltet sich aber dank der Aufteilung und farbigen Markierung recht einfach. Die Menüseiten sind logisch sortiert und mit entsprechenden Kategorien versehen. Nur aufgrund der Funktionsfülle ist es nicht immer ganz einfach, bestimmte Funktionen zu finden, wenn man sie gezielt sucht. Praktischerweise lassen sich bevorzugte Menüpunkte aber in einem eigenen Menü zusammenstellen.

Die Individualisierbarkeit setzt sich bei den Funktionstasten fort. Bis zu 36 Funktionen stehen für jede konfigurierbare Taste zur Auswahl bereit, und zwar getrennt nach Foto- und Videomodus. Sogar im Wiedergabemodus können die Tasten individuell belegt werden, wenn auch "nur" mit einem Dutzend Funktionen.

Da das Konfigurieren viel Arbeit macht, lassen sich die Kameraeinstellungen auf die Speicherkarte sichern. Sogar auf andere 7C-II-Kameramodelle lassen sie sich übertragen. Neben den Tasten können auch die vier Einstellräder individuell belegt werden und auch das Funktionsmenü lässt sich individuell anpassen.

Das Stativgewinde auf der Kameraunterseite besteht aus Metall und sitzt in der optischen Achse. Es ist etwas weit vorne angebracht, so dass Schnellwechselplatten hier überstehen. Der Abstand zum Akkufach ist hingegen groß genug für Standardplatten, so dass man stets gut an den Energiespender herankommt. Öffnet man die Klappe, fällt aber auf, dass hier keine Dichtung zum Spritzwasserschutz angebracht ist. Dennoch behauptet Sony, die Kamera verfüge über einen entsprechenden Witterungsschutz. Man sollte also etwas Vorsicht walten lassen. Das 28-60mm-Standardzoom ist übrigens ebenfalls abgedichtet.

Wer die Kamera erstmals in der Hand hält, wird vielleicht ein wenig nach dem Speicherkartenschacht suchen müssen. Auf der Griffseite gibt es keinen und auch im Akkufach befindet sich kein Steckplatz. Fündig wird man auf der linken Gehäuseseite, wo in der Mitte zwischen den Schnittstellen eine Speicherkartenklappe angebracht ist, die nach dem Entriegeln automatisch aufspringt. Hier gibt es sogar eine Dichtung gegen Spritzwasser und Staub. Sony hat zwar nur einen einzigen SD-Steckplatz untergebracht, dieser ist aber wenigstens zu SDHC, SDXC, UHS I und dem schnelleren UHS II kompatibel – und das laut unserer Messung auch mit einer guten Schreibgeschwindigkeit von 229 MB/s.

Trotz des Speicherkartenfachs hat Sony es geschafft, vier Schnittstellen drumherum zu platzieren, auch wenn man hier zumindest beim HDMI-Anschluss einen Kompromiss eingehen muss, denn es handelt sich lediglich um eine mechanisch wenig robuste Micro-HDMI-Buchse. Immerhin gibt es neben dem Mikrofon- sogar einen Kopfhöreranschluss und Clean-HDMI für externe Aufzeichnungen wird auch beherrscht.

Bei der USB-Buchse setzt Sony auf den zeitgemäßen Typ-C. Hierüber lässt sich wahlweise bei ausgeschalteter Kamera der Akku laden oder aber die eingeschaltete Kamera mit Strom versorgen. Große Leistungsansprüche stellt die Sony Alpha 7C II dabei nicht. Ein Netzteil mit 9 V Spannung genügt, zumal der Akku nur im ausgeschalteten Zustand geladen wird, denn eingeschaltet wird der USB-Strom direkt zur Energieversorgung genutzt; eingelegt sein muss der Akku dennoch.

Zudem ist die USB-Schnittstelle zu USB Video und Audio Class kompatibel. Das bedeutet, dass man die Kamera einfach an einen Computer anschließen und sie als Webcam verwenden kann. In Full-HD-Auflösung werden bis zu 60 Bilder pro Sekunde unterstützt, in 4K-Auflösung sind es maximal 30. Dabei wird auch das Kameramikrofon oder ein extern angeschlossenes verwendet. Das Ganze taugt nicht nur als Webcam, sondern auch zum Streamen.

Übrigens hat Sony die Schnittstellenabdeckungen sehr gut gelöst. Wir bevorzugen zwar vernünftige Klappen statt fummeliger Gummistopfen, während andere befürchten, mechanische Klappen könnten abbrechen. Die Sony Alpha 7C II nutzt hingegen an Scharnieren angebrachte Gummiklappen. Diese lassen sich gut öffnen und schließen, bleiben geöffnet schön stehen und können nicht abbrechen.

Dennoch gibt es einen Wermutstropfen: Wenn man den Monitor in Selfie-Stellung als Kontrollmonitor verwendet, wird der linke untere Bereich des Bildschirms verdeckt, wenn man die HDMI-Schnittstelle oder den Kopfhöreranschluss benutzt, selbst bei Verwendung von Winkelsteckern. Die wichtigeren Anschlüsse USB-C und Mikrofonbuchse liegen hingegen knapp oberhalb des Bildschirms, das hat Sony also gut gelöst.

Auch den Blitzschuh auf der Oberseite kann man als Schnittstelle bezeichnen, denn hier lassen sich nicht nur Systemblitzgeräte elektronisch und mechanisch an die Kamera anschließen, sondern sogar ein digitales Mikrofon für Videoaufzeichnungen. Das verspricht bei Verwendung entsprechender Mikrofone eine noch bessere Tonqualität.

Fortsetzung auf Seite 2

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