Ultraschnelle Vollformat-DSLM

Sony Alpha 9 III im Test

2024-03-04 Mit ihrem neuen CMOS-Bildsensor mit Global Shutter läutet die Sony Alpha 9 III eine neue Ära in der Digitalfotografie ein. Mit 120 Bildern pro Sekunde ohne Rolling-Shutter verspricht er höchste Performance für Sport- und Action-Fotografie, aber auch beim Blitzen und Videofilmen bringt diese Technologie Vorteile. Ob Sony jedoch auch die Nachteile wie höheres Rauschen und einen geringeren Dynamikumfang in den Griff bekommen hat, zeigt unser Testbericht.  (Benjamin Kirchheim)

Sony Alpha 9 III Testbericht als Premium-VersionDiesen Kameratest gibt es auch als E-Book mit erweitertem Informationsumfang. Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich eine übersichtliche Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie zwei Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar visualisiert werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Sony Alpha 9 III haben. mehr …

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)

Ergonomie und Verarbeitung

Zwar ist die Sony Alpha 9 III von der Designsprache unverkennbar eine spiegellose Vollformat-Systemkamera der 9er-Serie von Sony, doch das Gehäuse wurde gegenüber der Vorgängergeneration in einigen Details überarbeitet und verbessert. Das robuste Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist gegen Spritzwasser und Staub geschützt. Egal ob am Speicherkarten- oder Akkufach, den Knöpfen oder Drehrädern: Überall sieht und spürt man die Dichtungen.

Mit einem betriebsbereiten Gewicht von 703 Gramm ist die Alpha 9 III 25 Gramm schwerer als das Vorgängermodell. Damit ist sie zwar nicht gerade leicht, aber das unterstreicht zusammen mit den zwar gewachsenen, aber nach wie vor kompakten Abmessungen das solide Anfass-Gefühl. Durch die genarbte Gummierung für die bessere Rutschfestigkeit fühlt sich auch der Handgriff sehr sicher an. Dank einer Mulde kann sich der Mittelfinger gut einhaken. Die Höhe des Handgriffs reicht aber nur knapp, um dem kleinen Finger einer durchschnittlichen mitteleuropäischen Hand noch etwas Halt zu geben.

Einschalthebel, Auslöser, vorderes Einstellrad und andere Bedienelemente wie die beiden Funktionstasten lassen sich mit dem Zeigefinger erreichen. Mit einem ausreichend schweren Objektiv lässt sich die Kamera auch mal locker auf den Fingerkuppen der Griffhand tragen, bei leichten Objektiven hingegen stimmt die Balance dafür nicht mehr und die Kamera rutscht aus der Hand, wenn man sie nicht fest greift.

Auch für den rechten Daumen befinden sich viele Bedienelemente in Reichweite, dazu gehören neben den drei hinteren Einstellrädern auch der Fokusjoystick, die Vierwegewippe, das Funktionsmenü und die AEL- sowie die separate AF-On-Taste und die Videoaufnahmetaste. Das Belichtungskorrekturrad ist nun eines der Funktionsräder. Es besitzt keine Beschriftung mehr und kann auch mit einer anderen Funktion belegt werden. Dank einer deaktivierbaren Sicherung lässt es sich vor versehentlichem Verstellen sichern.

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Die Drehsicherung des Programmwählrads ist hingegen immer aktiv, sodass das Rad nur gedreht werden kann, wenn gleichzeitig der zentrale Entsicherungsknopf gedrückt gehalten wird. Der darunter befindliche Wahlhebel für Foto/Video/S&Q besitzt ebenfalls eine Sicherung, die man aber praktisch automatisch löst, denn man ihn mit dem Zeigefinger bedient.

Die Menü- und die C3-Funktionstaste sowie zwei übereinander liegende Einstellräder für den Fokus- und Auslösemodus befinden sich auf der linken Gehäuseseite außerhalb der Reichweite der rechten Hand. Die beiden Räder verfügen ebenfalls über eine permanente Sicherung, die man beim Verstellen drücken muss. Das Auslösemodusrad lässt sich deaktivieren, so dass man den Auslösemodus (Serienbildfunktion, Reihenaufnahmefunktion, Selbstauslöser) auch über die Funktionstasten aktivieren kann.

Der elektronische Sucher wartet mit der neuesten Technik auf und bringt es bei einem enormen 0,9-fachen Vergrößerungsfaktor auf eine äußerst feine Auflösung von 9,44 Millionen Bildpunkten. Damit wird das Vorgängermodell deutlich übertroffen. Es handelt sich um denselben Sucher, der bereits in der Sony Alpha 1 und Alpha 7R V verbaut wurde.

Die aufgrund der hohen Vergrößerung für Brillenträger schlechte Übersicht kann durch eine per Menü aktivierbare Verkleinerung der genutzten Fläche kompensiert werden. Dann schattet der Sucher nicht ab und aufgrund der hohen Auflösung existieren dafür genügend Reserven. Noch besser ist es natürlich, wenn der Dioptrienausgleich von -4 bis +3 dpt. für die eigene Fehlsichtigkeit reicht.

Die Auflösung des OLED-Suchers ist so fein, dass man praktisch keine Pixel mehr ausmachen kann. Auch insgesamt ist die Darstellung sehr gut, kontrastreich, verzögerungsfrei und dank 120 Bildern pro Sekunde sehr flüssig. Man kann die Bildwiederholfrequenz sogar auf 240 Bilder pro Sekunde erhöhen, was jedoch für eine geringere Anzeigequalität sorgt. Sowohl die Helligkeit als auch die Farbe des Suchers lassen sich anpassen, wobei er letzteres genauso wie eine automatische Helligkeitsregelung dem Bildschirm voraushat, den man manuell regeln muss.

Beim Bildschirm handelt es sich um einen Touchscreen mit Vier-Wege-Gelenk – ebenfalls wie bei der Alpha 7R V. Er lässt sich nicht nur hinter der Kamera um knapp 100 Grad nach oben und 40 Grad nach unten neigen, sondern auch um 180 Grad seitlich schwenken und dann um 270 Grad um die eigene Achse drehen. Diese geschickte Beweglichkeit sollte sowohl Fotografen, die gerne mit Bildschirm hinter der Kamera "aus der Hüfte" fotografieren wollen, als auch Hochformatfotografen sowie Videografen zufriedenstellen. Der Neigemechanismus nach oben und unten hat zudem den Vorteil, dass der Bildschirm zum Ausschwenken von der Kamerarückwand wegkommt und somit beim Drehen nicht mit in den seitlichen Schnittstellen steckenden Kabeln ins Gehege kommt.

Die Auflösung ist mit 2,1 Millionen Bildpunkten recht fein, auch die Größe ist mit acht Zentimetern gut, immerhin 655.000 Bildpunkte und ein halber Zentimeter mehr als beim Vorgängermodell. Es handelt sich zudem um ein 3:2-Display, womit die Fläche für Fotos perfekt ausgenutzt wird. Bei Videoaufnahmen muss man hingegen mit schwarzen Balken oben und unten leben, die aber für die Einblendung von Informationen genutzt werden, so dass diese weniger das Videobild verdecken.

Wie bereits erwähnt, muss man die Helligkeit des Bildschirms leider manuell regeln. Er erreicht im Modus "sonnig" nur eine mittelgute Leuchtdichte von 600 cd/m², was für sonnige Umgebungen nur knapp ausreichend ist. Hier hat Sony früher deutlich hellere Displays mit teilweise jenseits der 1.000 cd/m² verbaut.

Die Touchfunktionalität beschränkt sich nicht nur auf das Setzen des Autofokuspunkts, auch die Menüs und die Wiedergabefunktion verstehen Berührungseingaben. Zudem kann der Touchscreen auf Wunsch auch als Touchpanel verwendet werden, um den Autofokuspunkt beim Blick durch den Sucher alternativ zum Fokusjoystick über den Touchscreen verschieben zu können. Ein einschränkbarer Bildschirmbereich erleichtert dabei die Bedienung.

Das Livebild im Sucher und auf dem Bildschirm bietet alle in der Praxis nötigen Einblendungen von den Aufnahmeparametern über verschiedene Hilfslinienmuster und eine 3D-Wasserwaage bis hin zu einer Belichtungsvorschau, einer Schärfentiefevorschau und einem Livehistogramm. So sollten keine Wünsche offenbleiben.

Ansonsten strotzt die Alpha 9 III nur so vor Einstellungen. Das Menü ist äußerst üppig gefüllt, die Navigation gestaltet sich aber dank der gegenüber dem Vorgängermodell neuen Aufteilung (das Menü kommt auch in anderen Alpha-Kameras neueren Datums zum Einsatz) und farbigen Markierung recht einfach. Die Menüseiten sind logisch sortiert und mit entsprechenden Kategorien versehen. Nur aufgrund der Funktionsfülle ist es nicht immer ganz einfach, bestimmte Funktionen zu finden, wenn man sie gezielt sucht. Praktischerweise lassen sich bevorzugte Menüpunkte aber in einem eigenen Menü zusammenstellen.

Die Individualisierbarkeit setzt sich bei den Funktionstasten fort. Fast 40 Funktionen stehen für jede konfigurierbare Taste zur Auswahl bereit, und zwar getrennt nach Foto- und Videomodus. Sogar im Wiedergabemodus können die Tasten individuell belegt werden, wenn auch "nur" mit einem Dutzend Funktionen. Da das Konfigurieren viel Arbeit macht, lassen sich die Kameraeinstellungen auf die Speicherkarte sichern, bis maximal zehn Stück sind möglich. Sogar auf andere Alpha-9-III-Kameramodelle lassen sie sich übertragen. Neben den Tasten kann übrigens auch das Funktionsmenü individuell zusammengestellt werden.

Die insgesamt sieben Schnittstellen der Sony Alpha 9 III befinden sich allesamt auf der linken Gehäuseseite hinter fünf Gummiklappen, die über eine Art Scharnier (das Gummi ist an einer Achse befestigt) bequem geöffnet und geschlossen werden können. Hinter der rechten unteren Klappe befinden sich gleich zwei USB-Schnittstellen, einmal das klassische Micro-USB und einmal ein moderner USB-Typ-C-Anschluss. Über die Micro-USB-Buchse lässt sich ein Fernauslösekabel anschließen, falls man die Kamera nicht per Bluetooth-Fernbedienung oder Smartphone-Fernsteuerung auslösen möchte. Auch für den Computer gibt es eine entsprechende drahtlose Steuerungssoftware für die Kamera.

Die USB-C-Buchse unterstützt nicht nur Power Delivery zum Laden des Akkus und zur Dauerstromversorgung der Kamera, sondern überträgt Daten dank USB 3.2 auch recht schnell. Zudem lässt sich die Alpha 9 III zum Video-Streaming und als Webcam via USB einsetzen. In 4K-Auflösung sind bis zu 30 Bilder pro Sekunde möglich, in Full-HD sogar 60 Bilder pro Sekunde. Auch das Kameramikrofon beziehungsweise ein daran angeschlossenes Mikrofon werden unterstützt.

Die zwei 3,5mm-Klinkenbuchsen für Mikrofon und Kopfhörer sitzen oberhalb der USB-Schnittstellen unter jeweils einer eigenen Klappe. Der Mikrofonanschluss ist oben und verdeckt damit den als Kontrollmonitor genutzten Bildschirm nicht. Hinter der linken, unteren Klappe befindet sich neben dem Blitzsynchronanschluss eine HDMI-Schnittstelle in voller Typ-A-Größe. Hierüber lassen sich auch extern Videos aufzeichnen, immerhin mit bis zu 4,7K-Größe bei 60 Bildern pro Sekunde als 16-Bit-Raw. Unter der darüber befindlichen Klappe befindet sich der LAN-Anschluss für Netzwerkkabel.

Auch den Blitzschuh auf dem Sucher kann man als Schnittstelle bezeichnen, denn hier lassen sich nicht nur Systemblitzgeräte elektronisch und mechanisch an die Kamera anschließen, sondern sogar ein digitales Mikrofon für Videoaufzeichnungen. Das verspricht bei Verwendung entsprechender Mikrofone eine noch bessere Tonqualität.

Auf der rechten Gehäuseseite sitzt das Doppel-Speicherkartenfach, wobei beide Steckplätze zwei verschiedene Kartentypen unterstützen: CFexpress Typ A für höchste Performance (660 MB/s laut unserer Messung) und SD/SDHC/SDXC UHS I und UHS II für ebenfalls recht hohe Performance von immerhin 230 MB/s. Damit lagen beide nur 40-70 MB/s unter der jeweiligen maximalen Performance der Speicherkarten.

Der Lithium-Ionen-Akku wird auf der Kameraunterseite eingelegt. Er bietet eine ordentliche Ausdauer von 530 Aufnahmen nach CIPA-Standard, mit Sucher sinkt die Ausdauer allerdings auf 400 Aufnahmen. Zudem lässt sich statt des Akkus auch der Hochformatgriff VG-C5 anbringen, der dann zwei Akkus aufnimmt und die Ausdauer damit nochmals verlängert. Außerdem bietet Sony einen externen Halter für vier Akkus an, um die Kamera mobil (etwa bei Videoaufnahmen) noch länger mit Strom versorgen zu können (man kann aber genauso gut eine Powerbank mit Power Delivery verwenden). Das Stativgewinde auf der Kameraunterseite sitzt in der optischen Achse und auch der Abstand zum Akkufach ist üppig, so dass selbst recht große Schnellwechselplatten den Zugriff nicht verbauen.

Fortsetzung auf Seite 2

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