2025-03-08 Die Sony ZV-1F ist ein besonders günstiger Ableger der ZV-1, der sich noch mehr auf das Vlogging spezialisiert und dafür „unnötige“ Ausstattung einfach weglässt. So fehlen ein Zoom, ein optischer Bildstabilisator, ein voll funktionstauglicher Zubehörschuh und sogar ein mechanischer Verschluss. Nicht einmal Rohdatenaufnahmen lassen sich speichern, und selbst der Hybrid-Autofokus wurde durch einen Kontrastautofokus ersetzt. Ob die Kamera dennoch zum Fotografieren und nicht nur zum Vloggen taugt, ob noch mehr Funktionen fehlen und wie es um die Bildqualität der Festbrennweite in Kombination mit dem großen 1"-Sensor bestellt ist, verraten wir im ausführlichen Test. (Benjamin Kirchheim)
Im kompakten Gehäuse bietet die Sony ZV-1F eine 20mm-Festbrennweite mit einer hohen Lichtstärke von F2 sowie einen verhältnismäßig großen 1"-Sensor. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Trotz ihres für eine Kompaktkamera relativ großen 1"-Sensors (13,2 mal 8,8 Millimeter) und lichtstarken Objektivs fällt die Sony ZV-1F geradezu winzig aus. Das Gehäuse misst lediglich 10,5 mal 6 mal 3,1 Zentimeter; hinzu kommt der um 1,5 Zentimeter aus dem Gehäuse ragende Objektivtubus.
Beim Einschalten darf man nicht vergessen, den Objektivdeckel abzunehmen, denn einen automatischen Schutzvorhang gibt es bei der ZF-1F nicht. Dafür bietet sie ein 40,5 mm messendes Filtergewinde, sodass man beispielsweise einen Graufilter verwenden kann, um bei hellem Licht mit Offenblende filmen zu können, denn im Gegensatz zur ZV-1 und ZV-1 II bietet die ZV-1F keinen eingebauten Graufilter.
Das Gehäuse ist modern und schlicht gestaltet und besteht komplett aus sauber verarbeitetem Kunststoff, der sich entsprechend nicht so hochwertig anfühlt wie ein Metallgehäuse. Mit 250 Gramm ist die ZV-1F dafür angenehm leicht. Mit einer UVP von 550 Euro ist die ZV-1F die günstigste Vlogging-Kamera von Sony, was man ihr aber auch anmerkt und was im weiteren Verlauf des Testberichts deutlich wird.
Die ZV-1F verfügt sie über einen kleinen Handgriff sowie eine Daumenmulde, wodurch man sie ganz gut greifen und halten kann, wenngleich vollständig auf rutschfeste Gummierungen verzichtet wird. Dennoch liegt sie mit größeren Händen etwas verkrampft in der Hand. Auch die linke Hand sucht nach Halt, reicht das Display doch fast bis an den Rand, sodass man nur oben und unten am Gehäuse festhalten kann, wie bei einem Smartphone.
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Da die ZV-1F auf der Oberseite über ein großes Drei-Kapsel-Mikrofon sowie einen seitlich daneben liegenden Zubehörschuh verfügt, war weder für einen Pop-Up-Blitz noch einen Pop-Up-Sucher Platz. Vlogger werden das leicht verschmerzen können, wobei jedoch ein wichtiges Detail am Zubehörschuh fehlt: die Multi-Interface-Kontaktleiste. Damit kann man kein elektronisches Zubehör mit entsprechender Schnittstelle verwenden, etwa Mikrofone von Sony. Stattdessen kann man den Schuh nur als reinen mechanischen Halter verwenden, das Mikrofonkabel muss man außen entlang an die entsprechende Buchse an der Seite der Kamera führen.
Der Zubehörschuh dient aber auch als Halterung für den mitgelieferten Puschel. Der wird wie eine Art Socke über eine Plastikhalterung geschoben (dort kann er auch dauerhaft verbleiben), die wiederum mitsamt dem Puschel in den Zubehörschuh gesteckt wird und den Puschel damit seitlich über dem Mikrofon platziert. Der Puschel ist nicht nur nach oben flauschig, sondern auch nach unten Richtung darunter liegendem Mikrofon und dämpft dadurch Windgeräusche gut ab.
Der rückwärtige Bildschirm bietet mit 7,5 Zentimeter Diagonale und 921.000 Bildpunkten Auflösung nur Standardkost, ist im Verhältnis zur Kamera aber groß genug. Die maximale Helligkeit ist mit einer Leuchtdichte von 670 cd/m² allerdings etwas mager, bei hellem Sonnenschein sieht man nicht mehr allzu viel auf dem Display, gerade in den dunkleren Bereichen. Noch dazu muss man diesen „hellen“ Modus „Sonnig“ erst per Menü manuell aktivieren. Automatisch wird die Helligkeit nicht geregelt, da ist man von Smartphones heutzutage eigentlich besseres gewohnt.
Immerhin handelt es sich um einen Touchscreen, der sich um fast 180 Grad zur Seite schwenken und um 270 Grad drehen lässt, wodurch er aus allen Perspektiven betrachtet werden kann, egal ob im Hoch- oder Querformat vor oder hinter der Kamera, darüber, darunter oder daneben. Ein kleines Highlight ist die Möglichkeit, den Bildschirm zum Schutz verkehrt herum anklappen zu können. Dann geht die Kamera sogar automatisch aus. Umgekehrt schaltet sie sich automatisch ein, wenn man den umgedrehten Bildschirm abklappt.
Gut integriert ist die Touchfunktion in die Bedienung als ideale Ergänzung zu den recht klein geratenen Tasten. Auch das Hauptmenü kann per Touch bedient werden, was selbst im Jahr 2025 bisher nicht bei allen Kameraherstellern eine Selbstverständlichkeit ist.
Der rückwärtige Touchscreen der Sony ZV-1F lässt sich um 180 Grad zur Seite schwenken und um 270 Grad drehen, so dass er aus praktisch jeder Perspektive vor oder hinter der Kamera betrachtet werden kann. [Foto: MediaNord]
Ebenfalls schlau ist die Anordnung der Schnittstellen genau gegenüber vom Gelenk des Touchscreens – dadurch sind Kabel und Stecker nie im Weg vor dem Bildschirm. Neben der bereits erwähnten Mikrofonbuchse mit einer 3,5 mm Klinke gibt es eine USB-C-Schnittstelle und einen Micro-HDMI-Anschluss. Die USB-C-Schnittstelle taugt zum Laden des Akkus, aber auch zur Dauerstromversorgung. Dafür ist kein spezielles USB-Netzteil mit Power Delivery nötig, ein einfaches 5 V Netzteil, aber gerne mir mehr als 1 A, genügt. Der Akku muss dabei als Puffer stets eingelegt sein, er wird bei eingeschalteter Kamera allerdings nicht gleichzeitig geladen.
Darüber hinaus kann die Sony ZV-1F per USB-C als Webcam verwendet werden. Dabei wird sie gleichzeitig mit Strom versorgt. Zum Streamen ist die Auflösung mit 1.280 x 720 Pixel allerdings etwas mau, das ist mehr für Videokonferenzen brauchbar. Eine höhere Auflösung bekommt man per HDMI. Theoretisch sollte die ZV-1F wohl sogar 4K via HDMI können, mehr als Full-HD bei immerhin 60 Bildern pro Sekunde konnten wir aber selbst am 4K-Fernseher nicht herauskitzeln.
Für die Gehäusegröße geht die Anzahl an Knöpfen in Ordnung, sie sind sogar teilweise programmierbar. Ein Programmwählrad gibt es nicht. Der Modusknopf ist kein Ersatz dafür, denn er schaltet nur zwischen Foto und Video sowie S&Q (für Zeitlupe und Zeitraffer) um. Das Aufnahmeprogramm stellt man hingegen per Menü oder Quick-Menü ein. Schade ist, dass es nur ein Drehrad auf der Kamerarückseite gibt, nicht aber am Objektiv. Platz dafür wäre gewesen und das hätte die getrennte Einstellung zweiter Belichtungsparameter erlaubt, statt mit einer Taste zwischen diesen wechseln zu müssen, um sie dann per Drehrad einzustellen. Besonders ungünstig ist das beim manuellen Fokussieren, was über einen Objektivring viel intuitiver wäre.
Bei der Menüstruktur erwarten Sony-Kenner keine Überraschungen, bis auf die Tatsache, dass viele Menüpunkte fehlen. Für Neueinsteiger ist das vielleicht sogar positiv, müssen sich angesichts des geringen Funktionsumfangs doch nicht so intensiv einarbeiten wie in umfangreicher ausgestattete Kameras.
Das Menü besteht aus drei seitlich angeordneten Ebenen. Links die übergeordnete Ebene mit 7 Kategorien, in der Mitte die Untermenüs und rechts die einzelnen Menüpunkte. Sobald man nach rechts geht, wird die mittlere Ebene überblendet, sodass man sie nicht mehr lesen kann. Immerhin sieht man oben eingeblendet, wo man sich befindet. Zudem kann durch alle Untermenüs vertikal durchgescrollt werden, man muss also gar nicht zurück in die übergeordneten Ebenen, sondern muss nur lange genug scrollen. Dabei wird oben angezeigt, auf welcher Bildschirmseite man sich im Menü insgesamt befindet, immerhin 46 sind es bei der ZV-1F trotz des stark reduzierten Funktionsumfangs.
Zum Vergleich: Bei der großen Profikamera Sony Alpha 1 II sind es 64 Bildschirmseiten. Der Unterschied zeigt sich aber vor allem darin, dass bei der Sony ZV-1F auf keiner Seite mehr als 6 Menüpunkte sind, obwohl bis zu 7 hinpassen. Viele Menüseiten haben sogar nur zwei Menüpunkte. Bei der Sony Alpha 1 II hingegen haben viele Menüseiten 7 Menüpunkte.
Die Sony ZV-1F besitzt eine 20mm-Weitwinkel-Festbrennweite, ein Objektivring zur Bedienung fehlt im Vergleich zur RX100-Reihe. Dafür bietet sie immerhin einen kleinen Handgriff am Kunststoffgehäuse. [Foto: MediaNord]
Eine der 7 Kategorien ist ein „Mein Menü“, das bis zu 42 Menüpunkte verteilt auf 6 Seiten aufnimmt. Einzig hier ist es also möglich, 7 Menüpunkte auf einer Menüseite zu bekommen. Leider kann man nicht im normalen Menü per Tastendruck den aktuellen Menüpunkt ins Mein Menü speichern, sondern muss das über die Verwaltungsseite des Mein Menüs erledigen, wo alle Menüpunkte auf 40 Seiten zu finden sind. Bei der Ersteinrichtung muss man sich also etwas Zeit nehmen, bekommt dann aber schnelleren Zugriff auf bevorzugte Menüpunkte in individueller Sortierung.
Wie erwähnt, wird der wechselbare Lithium-Ionen-Akku per USB aufgeladen. Er bietet laut Sony genug Energie für immerhin 360 Fotos oder 90 Minuten Videoaufnahme. Letzteres gilt vermutlich für Full-HD, denn in 4K konnten wir mit einer Akkuladung gut 50 Minuten lang am Stück filmen. Hier zeigt sich ein großer Unterschied zur ZV-1 und auch den Kameras der RX100-Serie: Die ZV-1F kann von der Hitzeentwicklung her praktisch unbegrenzt lange 4K-Videos aufnehmen, während die RX100-Kameras wie auch die etwas ältere ZV-1 auf wenige (einstellige) Minuten begrenzt sind. Hier hat Sony also offensichtlich einiges in die Elektronik oder das Wärmemanagement investiert und das erklärt vielleicht auch, warum das eigentliche Gehäuse der ZV-1F zwei Millimeter dicker ist als das der ZV-1.
Auf der Gehäuseunterseite sitzt das Stativgewinde zwar leider außerhalb der optischen Achse, aber immerhin im Gegensatz zur ZV-1 weit genug vom Akku- und Speicherkartenfach entfernt, sodass man die Klappe auch mit kleiner Schnellwechselplatte noch öffnen kann, um den Akku oder die Speicherkarte zu tauschen.
Um die 4K-Videofunktionen nutzen zu können, ist eine entsprechend schnelle Speicherkarte nötig, die am besten die UHS-Speed-Class 3 beziehungsweise Video Speed Class V30 erfüllt. Viel schneller muss die Karte allerdings auch nicht sein, das Speicherinterface schafft nämlich maximal lediglich knapp 38 Megabyte pro Sekunde, was gerade bei Serienbildaufnahmen zu längeren Speicherzeiten führt (dazu weiter unten mehr). Es handelt sich nämlich um einen speziellen Sony-Kartenschacht, der zusätzlich zu SD/SDHC/SDXC UHS I lieber zu MemorySticks statt zum schnelleren UHS II kompatibel ist.