Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Canon EOS-1D X
2012-08-30 Bisher hatte Canon zwei Profi-DSLR-Linien im Programm, eine für Sportfotografie und eine fürs Studio. Mit der EOS-1D X vereint Canon nun diese beiden Linien und bietet eine zwölf Bilder pro Sekunde schnelle Kleinbild-Vollformatkamera mit 18 Megapixeln Auflösung. Aber auch adäquate Videofunktionen dürfen in einer heutigen DSLR nicht mehr fehlen. Wir haben uns das Profimodell einmal genauer angesehen und untersucht, ob sie auch die eine oder andere kleinere Schwäche aufweist, die Canon noch beheben könnte. Dazu gehört selbstverständlich auch der Labortest der Bildqualität, in diesem Fall mit zwei hochkarätigen Tele-Festbrennweiten. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Die Canon EOS-1D X ist ein echter Brummer und drückt ohne Objektiv schon stolze 1,5 Kilogramm auf die Waage. Zusammen mit dem 100 Millimeter IS Makro sind es dann satte 2,2 Kilogramm, die am Nacken zerren beziehungsweise den Bizeps trainieren. Dafür bietet die DSLR aber auch eine über jeden Zweifel erhabene Verarbeitungsqualität. Das Gehäuse besteht aus einer robusten Magnesiumlegierung, vermutlich könnte man mit der Kamera schadlos Nägel in die Wand hauen. Dabei liegt die EOS-1D X vor allem im Querformat sehr satt in der Hand, dennoch empfiehlt es sich bei dem Gewicht, das Objektiv mit der linken Hand zu stützen. Die Handgriffflächen sind großzügig auf der Vorder- und Rückseite gummiert, so dass einem die Kamera kaum aus den Händen gleiten kann. Im Hochformat ist der Handgriff nicht ganz so gut ausgeprägt, aber immer noch ausreichend, um die EOS sicher zu halten.
Das Metallstativgewinde befindet sich selbstverständlich in der optischen Achse, gleich drei Ösen sorgen dafür, dass man Gurt und Handschlaufe sicher befestigen kann. Der 28 Wattstunden (Wh) starke Linithium-Ionen-Akku lässt sich nach links entnehmen und bietet Saft für 1.120 Aufnahmen nach CIPA-Standardmessverfahren. Der Kamera liegt sogar ein Doppelladegerät bei, so dass man mehrere Ersatzakkus parallel laden kann. LEDs am Ladegerät signalisieren, wie voll die Akkus sind und wie lange die Restladezeit ungefähr ist. Die Speicherkarten werden hingegen auf der Kamerarückseite entnommen. Hinter der großen Klappe verbergen sich gleich zwei CompactFlash-Steckplätze, so dass man die EOS-1D X immer mit ausreichend Speicherkapazität bestücken kann. Dabei bestimmt man im Menü, ob die Karten beispielsweise nacheinander oder parallel gefüllt werden. Die weit verbreiteten SD-Karten oder die neuen besonders schnellen XQD-Karten können hingegen nicht in der Canon verwendet werden. Sowohl das Karten- als auch das Akkufach sowie die Schnittstellen sind wie die gesamte Kamera gegen Staub und Spritzwasser geschützt, so dass man bei Regen etc. unbeirrt weiter fotografieren kann.
Die Schnittstellenausstattung auf der linken Gehäuseseite ist äußerst üppig. Ein LAN-Kabelanschluss erlaubt beispielsweise den Betrieb der Kamera im Netzwerk. Aber auch per USB lässt sich die Kamera mit einem Computer verbinden. Der USB-Anschluss nimmt alternativ auch ein klassisches AV-Kabel auf, im Falle der EOS-1D X sogar mit Stereoton. Wesentlich bessere Bildqualität erhält man jedoch über den HDMI-Anschluss. Eine Blitzsynchronbuchse für den Studiobetrieb sowie eine Kabelfernauslösebuchse und ein Stereomikrofonanschluss in Klinkenform gehören zur weiteren Schnittstellenausrüstung. Abgerundet werden die Anschlüsse mit der herstellerspezifischen Buchse beispielsweise für die Aufnahme eines WLAN- oder GPS-Moduls.
Bei der Bedienung setzt Canon auf viele Knöpfe sowie einen Joystick und zwei Funktionsräder. Gleich zwei LC-Displays (oben und hinten) stehen für die Anzeige der Einstellungen neben dem farbigen Bildschirm zur Verfügung. Letzterer ist mit 3,2 Zoll (rund 8,1 Zentimeter) recht groß und löst mit 1,04 Millionen Bildpunkten sehr fein auf. Hinzu kommt der Vorteil des 3:2-Formats, so dass im LiveView der ganze Bildschirm ohne Trauerränder genutzt werden kann. Viele Funktionen werden per Knopfdruck und anschließendem Dreh an einem der beiden Funktionsräder, eines in Auslösernähe und das andere für den Daumen, eingestellt. Hat man diese Bedienung erst einmal verinnerlicht, lässt sich die Kamera blitzschnell auf die aktuellen Aufnahmeanforderungen einstellen. Auch im Dunkeln wird der Fotograf nicht im Stich gelassen, denn ein eigener Knopf aktiviert eine Beleuchtung für die Displays. Die Tasten hingegen bleiben im Dunkeln.
Damit man die Kamera auch im Hochformat ohne Verrenkungen bedienen kann, sind einige Bedienelemente doppelt aufgeführt, etwa der programmierbare M-Fn-Funktionsknopf, das vordere Bedienrad oder der Joystick. Mit einem separaten Schalter, der kaum versehentlich verstellt werden kann, lassen sich die Hochformatbedienelemente aktivieren oder vor versehentlicher Betätigung schützen. Auch durch die umfangreichen Menüs navigiert man dank der beiden Einstellräder zügig, alternativ kann aber auch der Joystick verwendet werden. Die Menüs geben insbesondere denen, die schon mit Canon vertraut sind, keine Rätsel auf. Sie sind klar gegliedert und bieten umfangreiche Einstellmöglichkeiten. Dazu gehört neben zahlreichen konfigurierbaren Tasten und Funktionen auch ein "My Menü", das vom Fotografen mit den für ihn wichtigsten Menüpunkten belegt werden kann. Zudem startet das Menü stets an der zuletzt verwendeten Position, so dass diese nicht immer wieder mühsam gesucht werden muss.
Auf dem Bildschirm lassen sich per Knopfdruck die wichtigsten Tasten- und Funktionseinstellungen per Knopfdruck direkt einblenden und auch ändern. Außerdem gibt es eine vom LiveView unabhängige elektronische Wasserwaage. Im LiveView selbst ist diese neben einem Live-Histogramm ebenfalls einblendbar. Ein weiterer Vorteil des LiveViews ist das verhältnismäßig leise Auslösegeräusch, da der Spiegel oben bleibt und somit der Spiegelschlag entfällt – sehr praktisch auch für Belichtungsreihen vom Stativ, etwa für HDR-Aufnahmen. Das wichtigste Element an einer Spiegelreflexkamera ist aber nach wie vor der Sucher, denn nur wenn man ihn verwendet, kann man von dem hervorragenden Autofokus (mehr dazu im Abschnitt Objektiv) profitieren. Die Pentaprismakonstruktion bietet ein helles, großes Sucherbild, wobei die Mattscheibe auswechselbar ist. Dank transparentem LCD lassen sich beispielsweise Gitterlinien zur Bildkomposition im Sucher einblenden. Am unteren und rechten Rand werden Aufnahmeparameter angezeigt, eine Bedienung der Kamera ist am Auge für die wichtigsten Aufnahmeparameter problemlos möglich, wenn man die Positionen der Tasten verinnerlicht hat. Für Brillenträger indes ist der große Sucher, der das Bildfeld selbstverständlich zu 100 Prozent abdeckt, nicht vollständig einsehbar, zu den Rändern hin schattet das Bild etwas ab oder wird teilweise verdeckt. Wer kann, sollte den Dioptrienausgleich von -3 bis +1 dpt. nutzen. Die obligatorische Sucherabdeckung fehlt auch bei der EOS-1D X nicht, mit einem Hebel lässt sich der Sucher verdunkeln, so dass die Belichtungsmessung nicht mehr von rückwärtig einfallendem Licht beeinflusst werden kann.
Ausstattung Die Canon EOS-1D X ist als Profikamera für Fotografen gebaut, die etwas von Technik verstehen – eine grüne Vollautomatik oder Motivprogramme sucht man also vergebens. Nicht einmal ein Programmwählrad gibt es, der Aufnahmemodus wird per Knopfdruck und dann mit einem der Einstellräder festgelegt. Programmautomatik (mit und ohne Shift-Möglichkeit), Blendenautomatik, Zeitautomatik, manuelle Belichtung sowie Bulb-Langzeitbelichtung stehen zur Verfügung. Wer möchte, kann die Belichtung also durchaus automatisch festlegen lassen, auch der Weißabgleich und sogar die ISO-Empfindlichkeit kann die Kamera selbstständig einstellen. So gesehen lässt sich also mit der Kamera einfach drauf los knipsen. Die EOS-1D X bietet aber dank der zahlreichen Einstellmöglichkeiten viel Raum, sie an die individuellen Anforderungen des Fotografen beziehungsweise des Motivs anzupassen. Beispielsweise kann können die Ober- und Untergrenze der ISO-Automatik im Bereich von ISO 100 bis 51.200 eingeschränkt werden. Wahlweise stehen dem Fotografen dabei ganze EV- oder sogar Drittelstufen zur Verfügung. Bei manueller Empfindlichkeitseinstellung lässt sich der ISO-Bereich auf 50 bis 204.800 erweitern, falls es in Extremsituationen erforderlich sein sollte.
Umfangreich konfigurierbar und sehr leistungsfähig ist die Serienbildfunktion. Es lassen sich zwei Geschwindigkeitsstufen definieren, wobei zwölf Bilder pro Sekunde die maximale Bildfrequenz ist. Die Serienbildrate H kann man also beispielsweise mit zehn belegen, die Serienbildrate L mit sechs. Die maximale Anzahl der Serienbilder ist auf einen festen Wert begrenzt, maximal schießt die EOS-1D X 99 am Stück. Im JPEG-Modus maßen wir 10,8 Bilder pro Sekunde, und zwar für alle 99 Bilder in Folge. Schade, dass dann schon Schluss ist, aber neun Sekunden Serienbilder sollten für die Praxis ausreichen. Verwunderlich ist indes, dass wir die versprochenen zwölf Bilder pro Sekunde um gut zehn Prozent verfehlten. In RAW maßen wir sogar nur 10,6 Bilder pro Sekunde, wobei diese Geschwindigkeit nur für die ersten 23 Bilder durchgehalten wurde. Danach brach die Serienbildgeschwindigkeit deutlich auf 1,8 Bilder pro Sekunde ein. Die verwendete CompactFlash-Speicherkarte von Lexar hätte eigentlich noch etwas schneller sein müssen. Wie auch immer, 23 Bilder bei RAW sind durchaus nicht üppig, denn nach zwei Sekunden ist die schnelle Serie schon vorbei. Zwar kann man direkt weiter fotografieren, jedoch muss sich der Buffer erst einmal leeren, bevor man wieder 23 Bilder lang die volle Geschwindigkeit nutzen kann. Bei RAW+JPEG sinkt die Serienbildzahl noch etwas weiter ab. Außerdem bietet die EOS-1D X einen Highspeed-Burst-Modus, bei dem weder Belichtung noch Fokus nachgeführt werden und der Spiegel hochgeklappt bleibt. 14 Bilder pro Sekunde sollen dann bei voller Auflösung möglich sein.
Sehr ausgeklügelt ist das Belichtungsmesssystem. Man hat die Wahl zwischen Mehrfeldmessung, mittenbetonter Integralmessung, Selektivmessung sowie Spotmessung. Dabei lässt sich die Belichtungsmessung mit dem Autofokuspunkt kombinieren, so dass das fokussierte Motiv stärker berücksichtigt wird. Der Belichtungsmesser löst 100.000 Pixel auf und ist in 252 Messzonen unterteilt. Er berücksichtigt nicht nur die Helligkeit des Motivs, sonder auch dessen Farbe und vermeidet so Überbelichtungen bei hell strahlenden Farben. Die hohe Pixel-Zahl reicht sogar, um Gesichter zu erkennen oder den Autofokus bei der Objektverfolgung zu unterstützen. In der Praxis zeigte sich die Belichtungsmessung äußerst souverän und zuverlässig.
Neben den Fotofunktionen werden heutzutage aber auch die Videofunktionen immer wichtiger. Einerseits müssen Fotografen immer öfter neben Fotos auch Videoaufnahmen abliefern und andererseits eröffnen DSLRs mit ihren großen Sensoren Hobby- und Profifilmern neue kreative Möglichkeiten in Bezug auf die Objektivauswahl und die Schärfesetzung. Die EOS-1D X filmt maximal in FullHD-Auflösung und bietet dabei Bildwiederholraten von rund 30, 25 und 24 Bildern pro Sekunde. Beschränkt man sich auf HD-Auflösung, so sind 50 oder 25 Bilder pro Sekunde möglich. Gespeichert wird mit H.264-Kompression, die maximale Aufnahmedauer pro Clip beträgt 29 Minuten und 59 Sekunden, um nicht als Camcorder zu gelten, was beispielsweise eine höhere Zollgebühr bedeuten würde. Wird während des Filmens die maximale Dateigröße von 4 GByte erreicht, so legt die Kamera automatisch und nahtlos eine neue Datei an. Die Kompression lässt sich einstellen, etwa für eine hohe Kompression mit Einzelbildern, die sich aufeinander beziehen oder aber mit niedriger Kompression und vielen Einzel-Vollbildern, wie sie in professionellen Produktionen hoher Qualität benötigt werden. Neben der Belichtung kann auch der Tonpegel manuell eingestellt werden. Die maximale Empfindlichkeit von ISO 25.600 erlaubt das Filmen auch bei widrigen Lichtverhältnissen.
Selbst für die Bildwiedergabe hat die EOS-1D X einige Funktionen parat. So können Fotos beispielsweise bewertet, skaliert oder gedreht werden, auch eine Diashow-Funktion fehlt nicht. Beim Anschluss über HDMI lässt sich die Kamera per CEC-Standard über die Fernseher-Fernbedienung steuern. Sollte man einmal ein JPEG-Bild aus einem RAW-Bild benötigen, ist das keine Hürde, denn die Canon besitzt eine Konvertierungsfunktion, bei der man sogar einige Parameter anpassen kann. Auch das Kopieren von Bildern von der einen auf die andere Speicherkarte oder das Drucken von Bildern ist möglich.
Objektiv Mit der EOS-1D X kauft man aber nicht nur die Kamera, sondern steigt in ein ganzes System ein, bei dem vor allem die Objektive wichtig sind. Canon bietet eines der vielfältigsten und größten Objektivprogramme an, noch im Jahr 2012 will man das 80 Millionste EF-Objektiv produzieren. Dabei ist zu beachten, dass EF-S-Objektive nicht an der EOS-1D X verwendet werden können, denn es handelt sich um eine Kleinbildkamera. Anders als bei Nikon, wo man einfach einen APS-C-großen Bereich des Sensors nutzen kann, gibt es bei Canon keine solche Umschaltung, EF-S-Objektive passen schon mechanisch nicht. Es empfiehlt sich außerdem, auf hochwertige Objektive zurück zu greifen, um die beste Bildqualität aus der Kamera heraus zu holen.
Sofern man den Spritzwasserschutz des Gehäuses nutzen möchte, sollte man auch darauf achten, dass das Objektiv ebenfalls geschützt ist. Das gilt bei Canon für viele L-Objektive, aber längst nicht für alle. Auch der eine oder andere Drittanbieter hat spritzwassergeschützte Objektive im Programm. Erkennen kann man das an einem Gummiring am Bajonett des Objektivs. Zum Test standen uns das EF 100mm 1:2.8L IS USM Macro sowie das EF 200mm 1:2.8L II USM zur Verfügung. Letztes besitzt keinen Gummiring am Bajonett, ist also nicht spritzwassergeschützt – das Makroobjektiv hingegen schon. Des Weiteren sollte man für einen schnellen und leisen Autofokus auf einen Ultraschallantrieb, USM bei Canon, achten.
Die EOS-1D X bietet ein modernes Autofokusmodul, das 61 Messpunkte aufweist. Davon sind 41 Stück hochwertige Kreuzsensoren, die auf horizontale und vertikale Kanten gleichermaßen reagieren. Im Zentrum wiederum befinden sich fünf hochempfindliche Kreuzsensoren. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie ab F2,8 lichtempfindlich sind, was eine präzisere Fokussierung bei lichtstarken Objektiven erlaubt. In der Dunkelheit wiederum arbeiten diese Sensoren mit einem lichtstarken Objektiv noch, wenn die anderen schon ausfallen, so dass die EOS-1D X noch bei -2 LW zuverlässig fokussieren können soll.
Eine wichtige Stärke eines Phasen-Autofokus ist es, die Entfernung nicht fokussierter Objekte berechnen zu können und auch Daten darüber liefern zu können, in welche Richtung fokussiert werden muss. Wichtig ist das einerseits für eine schnelle und präzise Fokussierung und andererseits für die Verfolgung sich bewegender Objekte. Unterstützt wird der Autofokus dabei wie erwähnt vom Belichtungsmesssystem, denn dieses kann Objekte mit seinen 100.000 RGB-Pixeln viel besser erkennen und verfolgen, so dass der Autofokus weiß, welcher Autofokuspunkt nun die Schärfe messen sollte. Der Fotograf hat aber auch die Möglichkeit, sich die relevanten AF-Punkte auszusuchen, mit denen die Kamera arbeiten soll. Dabei wird zwischen Hoch- und Querformat unterschieden, die Kamera merkt sich die jeweils gewählten Fokuspunkte und schaltet automatisch um.
Doch die Steuermöglichkeiten des Autofokus gehen noch weit darüber hinaus, so dass Canon dem Autofokus sogar ein eigenes Menü mit mehreren Reitern spendiert hat. Vor allem die Autofokusnachführung, AI Servo bei Canon, lässt sich vielseitig konfigurieren. Beispielsweise, wie schnell zwischen den Fokuspunkten umgeschaltet wird. In manchen Situationen soll nicht plötzlich auf ein kurzzeitig in den Vordergrund ragendes Objekt fokussiert werden, sondern weiterhin auf das Motiv weiter hinten. In einer anderen Situation kann es genau umgekehrt sein und die Kamera soll schnell auf neu auftauchende Motive reagieren. Neben der individuellen Einstellmöglichkeit gibt es auch sechs Grundeinstellungen, die der Fotograf im Menü direkt wählen kann, alle Parameter sind dann schon vorbelegt.
Im Testlabor zeigte sich der Autofokus souverän. Obwohl wir mit dem Makro testeten, das nicht auf Geschwindigkeit ausgelegt ist, dauerte es im Mittel für die Fokussierung von Unendlich auf zwei Meter inklusive Auslösung nur eine drittel Sekunde. Die Auslöseverzögerung mit Vorfokussierung betrug im Test 0,1 Sekunden. Übrigens kann die EOS-1D X auch im LiveView per Kontrastmessung auf dem Sensor fokussieren, hier beträgt die Fokussierzeit inklusive Auslöseverzögerung ungefähr 1,33 Sekunden. Damit lässt sich bei statischen Motiven ganz passabel arbeiten. Gerade im Makrobereich ist LiveView zum Fokussieren sehr sinnvoll, denn mit Hilfe der Vergrößerungslupe lässt sich manuell pixelgenau auf der Sensorebene fokussieren.
Bildqualität Die Canon EOS-1D X musste sich nicht nur in der Praxis, sondern auch im digitalkamera.de-Testlabor bewähren. Der Test erfolgt wie gewohnt im JPEG-Format, da hier der Hersteller und nicht der Anwender entscheidet, ob die Priorität auf Rauscharmut oder Detailreichtum liegt oder wie die Farben wiedergegeben werden sollen. Der Labortest mit allen seinen detailreichen Diagrammen, die außerdem ausführlich erläutert werden, ist gegen ein kleines Entgelt erhältlich, wahlweise statt einem Einzelabruf auch in einer Prepaid-Flatrate, die sich bereits ab wenigen Testabrufen lohnt. Anders als gewohnt erfolgte der Labortest nicht mit einem "Standard-Zoom". Einerseits wird die Kamera sowieso nur ohne Objektiv verkauft und andererseits konnte Canon uns schlicht kein 24-105 zur Verfügung stellen, möglicherweise waren alle Modelle im Leihpool während der Olympia in London im Einsatz. So haben wir uns wie auch bei der Nikon D800E für ein Makroobjektiv mit 100 Millimeter Brennweite entschieden, das EF 100 mm 2.8 L Macro IS USM. Als Zweitobjektiv kam das EF 200 mm 2.8 L II USM zum Einsatz, das im Gegensatz zum Makro über keinen Bildstabilisator verfügt.
Die Auflösung des Makros bei 50 Prozent Kontrast ist schon bei F2,8 mit 47 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Zentrum und 40 lp/mm am Bildrand sehr gut. Um eine Stufe abgeblendet legt es noch einmal deutlich auf 54 lp/mm im Zentrum zu, der Bildrand kommt mit 44 lp/mm nicht ganz mit. Das Maximum im Zentrum schließlich ist bereits bei F5,6 mit 56 lp/mm erreicht, während der Bildrand bis F8 noch zulegen kann auf dann 48 lp/mm. Das Makro erreicht also eine ansehnliche Auflösung, alles andere wäre aber auch enttäuschend gewesen. Die Verzeichnung läuft schnurgerade auf der Nulllinie entlang, für Reproaufnahmen beispielsweise ist es perfekt. Die Farbsäume sind minimal und bleiben selbst im Maximum unter einem Pixel Breite. Die Randabdunklung ist bei Offenblende mit etwas über einer Blendenstufe Lichtverlust am stärksten, fällt durch den sanften Verlauf aber nicht allzu sehr ins Auge. Bereits bei F4 nimmt die Randabdunklung um die Hälfte ab, bei F5,6 liegt sie eher im messbaren als noch im sichtbaren Bereich. Bei F5,6 bis F8 fühlt sich das Objektiv also am wohlsten und man erhält die beste Bildqualität.
Das 200er Tele kann zwar bei der absoluten Auflösung nicht ganz mit dem Makro mithalten, glänzt dafür aber durch eine phänomenal gleichmäßige Auflösung von der Bildmitte bis zum Bildrand. Während bei F2,8 ungefähr 41 lp/mm aufgelöst werden, erreicht das Objektiv bei F8 mit 51 lp/mm sein Maximum. Die Farbsäume liegen ebenfalls unter eine Pixel und fallen damit kaum ins Gewicht. Bei der Verzeichnung ist das 200er hingegen nicht so perfekt, die 0,7 Prozent Kissenform können durchaus etwas unangenehm auffallen, sofern das Motiv am Bildrand zum Bildrand parallele Strukturen aufweist, die dann etwas verbogen wirken. Die Randabdunklung liegt bei Offenblende etwa bei 0,7 Blendenstufen und spielt bereits ab F4 keine Rolle mehr. Auch wenn das 200er bei der absoluten Auflösung nicht ganz mit dem Makro mithalten kann, glänzt es vor allem mit seiner hohen Gleichmäßigkeit der Auflösung bis an den Bildrand.
Die ISO-Empfindlichkeit der EOS-1D X maßen wir durchgehend mit etwa einer Drittel Blendenstufe empfindlicher als eingestellt, was aber im tolerierbaren Bereich liegt. Die EOS belichtet durchaus nicht zu knapp, erreicht aber auch von ISO 100 bis 3.200 einen hohen Dynamikumfang von über zehn Blendenstufen. Selbst bis ISO 25.600 liegt sie nur knapp darunter, bricht bei höheren Empfindlichkeiten aber sehr deutlich ein. Der Signal-Rauschabstand liegt bis ISO 200 im sehr guten Bereich von rund 45 dB, bis ISO 1.600 bei guten über 40 dB. Kritisch wird es über ISO 3.200, denn hier sinkt der Signal-Rauschabstand unter die Marke von 35 dB. Die Rauschstruktur erstreckt sich dabei zumeist über ein bis zwei Pixel, bleibt also recht feinkörnig. Das Luminanzrauschen wird ab ISO 3.200 sichtbar und steigt pro ISO-Stufe deutlich an, ab ISO 51.200 ist es sehr deutlich sichtbar. Das Farbrauschen hat Canon etwas besser im Griff, die Messkurve zeigt aber zwei Knicke, die deutlich auf jeweils höhere Rauschunterdrückungsstufen hinweisen: Einmal ab ISO 1.600 und 3.200 sowie bei ISO 25.600. Hier sinkt das Farbrauschen jeweils gegenüber der niedrigeren Empfindlichkeit, obwohl es normalerweise steigen sollte. Mit der stärker werdenden Rauschunterdrückung wie auch mit dem höheren Rauschen an sich geht naturgemäß die Fähigkeit, feine Motivstrukturen abzubilden, zurück. Diese Messung zeigt bis ISO 1.600 eine perfekte Wiedergabe feinster Details, die bis ISO 400 sogar leicht überschärft wirken. Aber auch bei ISO 3.200 werden Details noch gut wieder gegeben. Darüber gehen Details zunehmend im Rauschen und der Rauschunterdrückung unter. Bereits bei ISO 12.800 ist schon ein deutlicher Verlust sichtbar, der die Bilder weicher erscheinen lässt.
Farben gibt die Canon eigentlich recht präzise wieder, allerdings sind vor allem warme Farbtöne von Violett über Rot, und Orange bis hin zu Gelb teilweise deutlich gesättigt. Feine Farbunterschiede vermag die EOS-1D X vor allem bis ISO 6.400 sehr gut darzustellen. Darüber sinkt die Farbtiefe messbar ab. Der manuelle Weißabgleich ist sehr präzise, ab ISO 51.200 sorgt das stärkere Farbrauschen für einen leicht schlechteren Weißabgleich. Die Tonwertübertragung ist bei ISO 50 recht neutral, bei allen anderen Empfindlichkeiten hingegen stark angesteilt, so dass die Bilder optisch geschönt und kontrastreich wirken. Feine Helligkeitsstufen werden vor allem bis ISO 800 nahezu perfekt wieder gegeben, bis ISO 3.200 sehr gut. Darüber sinkt die Tonwertdifferenzierung pro ISO-Stufe recht deutlich ab.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Canon EOS-1D X vor allem von ISO 100 bis 1.600 sehr knackige und nahezu rauschfreie Bilder abliefert. Ab ISO 6.400 allerdings sinkt die Bildqualität doch recht rapide ab. Sie taugt immer noch für gute Fotos, aber nicht für technisch perfekte. Ab ISO 51.200 hingegen bekommen die Bilder mehr Dokumentarcharakter oder wenn man will auch künstlerischen. Wer Wert auf eine gute Bildqualität auch in großen Formaten legt, sollte die höheren Empfindlichkeiten vermeiden oder sich mit den Feinheiten der RAW-Bildbearbeitung auskennen.
Fazit Mit der EOS-1D X bietet Canon bewährte Profiqualität. Die Kamera besitzt ein grundsolides Gehäuse und eine umfangreiche Ausstattung mit einer kaum menülastigen Bedienung. Wenn es an Spezialfunktionen geht, muss man aber doch das umfangreiche Menü bemühen. Auch die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Kamera wissen durchweg zu überzeugen. Die neue Belichtungsmessung arbeitet perfekt, der 61-Punkt-Autofokus kann Motive selbst bei zwölf Bildern pro Sekunde Serienbildgeschwindigkeit verfolgen. In RAW oder RAW+JPEG ist der Serienbildpuffer allerdings recht schnell voll, in JPEG hingegen kann man immer verzögerungsfrei arbeiten. Die Bildqualität ist mit seinen knackigen JPEGs ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Besonders im Bereich von ISO 100 bis 1.600 ist sie hervorragend und praktisch rauschfrei. Insgesamt eine Profikamera, an der es kaum etwas zu mäkeln gibt, allenfalls der Preis lässt zumindest Hobbyfotografen schwer schlucken.
Kurzbewertung
- Einwandfreie Bildqualität
- Großer Funktions- und Einstellumfang
- Perfekte Ergonomie
- Hervorragende Verarbeitung
- Professionelles Arbeitstempo
- Hoher Preis
- Hohes Gewicht
- Höchstes Serienbildtempo bei RAW nur für zwei Sekunden (23 Bilder)
Technische Daten
Modell |
Canon EOS-1D X |
Sensor |
CMOS Kleinbild 36,0 x 24,0 mm (Cropfaktor 1,0) 19,3 Megapixel (physikalisch), 18,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
5.184 x 3.456 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 29p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 100 % Abdeckung, 20 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,2", 1,04 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (256 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Canon, Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
Serienbildfunktion |
max. 12,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/8.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: CF (Type II) Speicherkartenfach 2: CF (Type II) |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 50 bis 204.800 |
Gehäuse |
Spritzwasserschutz |
Abmessungen |
158 x 164 x 83 mm (B x H x T) |
Gewicht |
1.540 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/REOKS (mit Preisvergleich) |