Kleine DSLR mit Klappmonitor

Testbericht: Canon EOS 200D

2017-11-06 Mit der EOS 200D hat Canon die kleinste erhältliche DSLR mit APS-C-Sensor und klappbarem Monitor im Angebot. Ob Canon bei der Konstruktion der kleinen Kamera Kompromisse eingehen musste, decken wir in diesem Testbericht auf. Auch die Bildqualität der Kamera und des Objektivs wurden für diesen Test in unserem eigenen Testlabor ermittelt. Natürlich haben wir ebenfalls das Handling der Kamera unter die Lupe genommen und sagen, ob die Kamera einen echten “Klebefaktor” besitzt und man sie nicht mehr aus der Hand geben möchte.  (Harm-Diercks Gronewold)

Ergonomie und Verarbeitung

Nach dem Auspacken der EOS 200D aus dem Karton kann man staunen, dass es Canon geschafft hat, einen APS-C-CMOS-Sensor mit 25,8 Megapixeln in ein Gehäuse mit Abmessungen von 122 x 93 x 70 mm (B x H x T) zu bekommen. Ohne Objektiv liegt das Gewicht der Kamera auch nur bei 453 Gramm inklusive dem Lithium-Ionen-Akku und einer Speicherkarte mit SD-Formfaktor. Natürlich passen auch SDHC und SDXC Speicherkarten in die Kamera, sie sind sogar für Serienbilder und Videoaufzeichnungen empfehlenswert. 

Die EOS 200D sieht aus wie ein übliche Canon EOS Kamera, nur halt etwas kleiner. Wie jede kleine Kamera ist auch die 200D keine ideale Kamera für Fotografen mit sehr großen Händen. Hände mit Handschuhgröße “L” haben trotz der geringen Größe keine Probleme, die Kamera am Handgriff zu packen. Canon hat diesen so designt, dass die oberen Fingerglieder bequem am Griff anliegen. Erst zum Auslöser hin verbreitert sich der Griff in einer Rundung und sorgt für einen erstaunlich guten Halt. Unterstützt wird dies auch von einer echt griffigen Gummierung, die in einem Element den Handgriff umschließt. Für den Zeigefinger ebenfalls bequem zu erreichen ist der Auslöser. Dieser zeichnet sich durch einen angenehmen Druckpunkt aus. Auch das Einstellrad hinter dem Auslöser ist ebenso wie die ISO- und Display-Funktionstaste noch gut zu erreichen.

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Etwas “versenkt” hat Canon das Moduswahlrad. Dieses kann sehr bequem vom Daumen erreicht werden und rastet bei jeder Betriebsart sicher ein. Gleich daneben ist der Ein- und Ausschalter zu finden. Dieser hat neben der bezeichnenden Funktion auch die Umschaltung zur Videofunktion. Der optische Sucher befindet sich unterhalb des TTL-Blitzschuhs und bietet einen guten Überblick, der mit circa 95 Prozent Bildabdeckung noch in Ordnung ist. Technologisch handelt es sich bei dem Sucher um einen Spiegelsucher, bei dem das Bild durch eine Anordnung von Spiegeln “gedreht” und richtig herum angezeigt wird. Brillenträger haben aber Aufgrund der Suchergröße mit Einschränkungen zu leben. Wenn der Sehfehler noch nicht zu groß ist kann stattdessen der Dioptrienausgleich genutzt werden. Wie üblich schützt eine abnehmbare Gummimuschel die Brille und auch das Auge des Fotografen vor dem harten Kameragehäuse. Ebenfalls im “Buckel” der Kamera-Oberseite ist der ausklappbare Blitz untergebracht, der laut unserer Messung mit einer Leitzahl von zehn sogar eine höhere Leistung als vom Hersteller angegeben bietet. Ganz auf der Linken Seite befindet sich der Knopf für alle Drahtlosfunktionen der Kamera. Was die Kamera hier für den Fotografen bietet, klären wir später im Test.

Die Rückseite der EOS 200D wird durch den dreh- und klappbaren 3”-Touchscreen dominiert. Der Touchscreen hat eine Auflösung von 1,04 Millionen Bildpunkten. Durch den Drehmechanismus ist es ein leichtes, die beliebten “Selfies” sowie aus der Frosch- oder Vogelperspektive zu fotografieren. Durch eine Drehung des Monitors zum Kameragehäuse wird dieser hingegen vor mechanischen Belastungen beim Transport der Kamera geschützt. Andere Bedienteile wie das Steuerkreuz sowie dedizierte Tasten für die Wiedergabe, Belichtungskorrektur, Belichtungsmesswertspeicher und Multifunktionstaste finden sich auf der Kamerarückseite. Auch ein Umschalter zwischen Live-View und Sucher ist vorhanden. Der Sucher bleibt dann natürlich dunkel.

Die Benutzeroberfläche auf dem Touchscreen ist kontextuell abhängig von dem Eingestellten Betriebsmodus. Der Touchscreen arbeitet sehr genau und gefühlt ohne große Verzögerungen. Die Menüstruktur ist auf eine Touchbedienung ausgelegt und ist klar strukturiert. Neben der Touchbedienung können auch das Steuerkreuz und das Einstellrad zur Funktionsauswahl beziehungsweise Einstellung von Werten genutzt werden. So tippt der Fotograf beispielsweise auf die Belichtungszeit, nachdem die Funktionseingabe am Touchscreen aktiviert wurde und stellt mit dem Einstellrad die gewünschte Belichtungszeit ein. Dank der Funktionstasten lassen sich wichtige Einstellungen wie Belichtungskorrektur und ISO auch direkt ohne Nutzung des Touchscreens verändern. Während für Zeit- und Blenden- sowie ISO-Einstellung im Live-View-Modus ein Fingertipp reicht, muss der Fotograf für tiefergehende Einstellungen wie beispielsweise der Wechsel der Belichtungsmessart zunächst die “Q” Schaltefläche oder die kombinierte “Q/Set”-Taste betätigen, um danach die gewünschte Funktion zu ändern.

Im DSLR-Sucher-Modus hingegen muss der Fotograf vor der Bedienung mit dem Touchscreen diesen zunächst mit der “Q”-Taste aktivieren. Im Test hat sich gezeigt, dass eine “Mischbedienung” aus Funktionstasten mit dem Einstellrad und dem Touchscreen am leichtesten von der Hand ging, und die Funktions- und Einstellungswahl schnell erlernbar war. Neben den schnell erreichbaren Basisfunktionen steht es dem Fotografen frei, größere Anpassungen in Form von Individualfunktionen vorzunehmen. Änderungen in diesem Bereich haben in den meisten Fällen deutliche Änderungen des Kameraverhaltens zur Folge. So kann der Fotograf beispielsweise eine Spiegelvorauslösung aktivieren oder den Autofokus vom Auslöser entkoppeln und auf eine andere Taste legen.

Etwas umständlich gestaltete sich das Ändern des Bildseitenverhältnisses. Das ist nämlich nur möglich, wenn die Kamera zuvor in den Live-View-Modus versetzt wurde. Ist die Kamera nicht im Live-View-Modus, so taucht der entsprechende Reiter gar nicht im Aufnahmemenü der Kamera auf. Hier hätte Canon einen dezenten Hinweis setzen können, dass das Menü nur im Live-View-Modus sichtbar ist.

Aufgrund der Größer wurden die verschiedenen Anschlüsse der Kamera auf die linke und die rechte Seite verteilt. Während der HDMI-Mini- und der USB-Anschluss auf der rechten Seite der Kamera zu finden sind, kann der Fotograf ein Mikrofon (3,5 mm Klinke) und einen optionalen Kabelfernauslöser auf der rechten Seite anschließen. Auf der Unterseite befindet sich ein ¼” Stativgewinde und die Klappe, die den Zugang zum Akku und zur Speicherkarte freigibt. Das Öffnen der Klappe war mit einer im Stativgewinde befestigten Giottos Schnellwechselplatte von 40 x 40 mm kein Problem. Auf der Vorderseite der Kamera befindet sich neben dem aus Metall gefertigten Objektivbajonett und der Entriegelung für das Objektiv auch eine Abblendtaste, damit der Fotograf den Schärfenbereich optisch im Sucher kontrollieren kann.

Das Gehäuse besteht zwar aus Kunststoff, es erweckt aber zu keiner Zeit den Eindruck, filigran oder minderwertig verarbeitet zu sein. Die Spaltmaße sind gleichmäßig und Weichkunstoffabdeckungen sitzen passend. Der Mechanismus des Monitor ist solide und bietet genügend Widerstand, um versehentliches Aufklappen zu verhindern. Wir haben die EOS 200D mit dem optisch stabilisierten Objektiv EF-S 18-55 mm 4-5,6 IS STM getestet. Nach dem Stabilisator ist der schnelle Schrittmotor das einzige Highlight des Objektivs und lässt sich besonders für Videoaufnahmen präzise von der Kamera ansteuern. Ein Metallbajonett sucht der Fotograf am Objektiv leider vergebens.

Ausstattung

Canon klassifiziert die EOS 200D als Einsteigerkamera und für diesen Zweck wurde ihr vom Hersteller auch alles dazu notwendige mitgegeben. Neben einer Motivautomatik stehen elf Szenenprogramme zur Verfügung, die vom Fotografen selber gewählt werden können. Darunter finden sich dann die “Klassiker” für Porträt-, Nacht-, Sport- und Landschaftsaufnahmen. Das Besondere an den Szenenprogrammen ist, dass der Fotograf zuerst das Programm wählt, sich dann entscheidet, ob das Bild heller oder dunkler werden soll und ob es mit Serienbildern, Einzelaufnahmen oder Selbstauslöser aufgenommen werden soll. Der Fotograf bekommt damit dann eine Art “angeleitete” Fotografie. Eine weitere Hilfe bietet die EOS 200D, wenn die “Erläuterungen” im Menü aktiviert sind. Dann zeigt die Kamera bei jedem Wechsel der Betriebsart am Moduswahlrad eine kleine Erklärung an, wie sich Änderungen im Bild äußern können.

Keine moderne Kamera kommt ohne Spezialeffekte aus. Hier macht auch die EOS 200D keine Ausnahme. Insgesamt zehn verschiedene und ein wenig individualisierbare Spezialeffektfilter stehen zur Verfügung. Darüber hinaus kann der Fotograf die Aufnahmecharakteristik ändern. Insgesamt sieben dieser auch Bildstil genannten Vorgaben stehen dem Fotografen zur Verfügung. Zudem ist ein Automatikmodus vorhanden. Bildstil-Vorgaben können in verschiedenen Parametern wie beispielsweise Kontrast, Farbsättigung und Schärfe angepasst werden. Zudem stehen insgesamt drei Speicherplätze für komplett eigene Bildstil-Vorgaben zur Verfügung. Darüber hinaus kann die Kamera Objektivfehler elektronisch korrigieren. Dies funktioniert allerdings nur, wenn auch ein Canon Objektiv montiert ist. Der Fotograf kann zudem wählen, welche Objektivfehler korrigiert werden sollen. Es stehen eine Korrektur für Farbquerfehler, Vignettierungen, Verzeichnung und Beugung zur Verfügung.

Etwas umständlich zeigt sich der manuelle Weißabgleich. Bei der EOS 200D wird dieser nicht in “Echtzeit” bei der Aufnahme einer Graukarte gemacht, sondern die Graukarte muss zunächst fotografiert werden. Danach muss der Fotograf ins Hauptmenü und den entsprechenden Eintrag für den manuellen Weißabgleich auswählen, das Bild der Graukarte auswählen und die Funktion aktivieren. Danach kann der Fotograf den so gespeicherten Weißabgleich auswählen.

Einsteiger-Kameras auch im Spiegelreflex-Segment besitzen neben den Aufnahmefunktion auch eine Vielzahl von Wiedergabefunktionen. Im Fall der EOS 200D umfassen diese neben den üblichen Beschnitt-, Rotations-, Bewertungs- sowie Suchfunktionen auch Spezial-Effekte. Diese Spezial-Effekte sind die gleichen die dem Fotografen auch im Aufnahmemenü zur Verfügung stehen. Allerdings haben die nachträglichen Spezialeffekte den Vorteil, dass die Aufnahme im Original bestehen bleiben kann und so in beiden Versionen zur Verfügung steht.

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