Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Canon EOS 550D
2010-04-23 In einer Familie, so heißt es, haben es die großen Geschwister besonders schwer. Sie müssen erst "durchboxen", was für die Kleinen dann selbstverständlich ist. So sieht es auch im EOS-Clan von Canon aus. Dessen jüngster Spross, die EOS 550D, hat den selben 18-Megapixel-Sensor bekommen, der uns schon bei der EOS 7D so begeisterte. Damit nicht genug, hat der Hersteller der 550D auch noch weitere Ausstattungsmerkmale spendiert, die Canon-Fotografen bislang schmerzlich vermisst haben. Es bleibt nur noch die Frage, ob die "kleine" Canon EOS 550D ihrem Preis von gut 700 Euro (nur Body) gerecht wird, was unser Testbericht klären soll. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Wie eine Baby-Kamera wirkt die EOS 550D, der jüngste Spross aus der EOS-Familie, nicht gerade. Doch sobald man sie aufnimmt, ist man überrascht, wie leicht die neueste Canon-DSLR ist: Gerade einmal 470 Gramm wiegt der nackte Body; betriebsbereit bestückt mit Akku, Speicherkarte und dem Objektiv EF-S 18-55/3.5-5.6 sind nicht einmal 750 Gramm zu schultern. Erreicht hat Canon dieses "Fliegengewicht" mit der konsequenten Verwendung von Kunststoff für das Gehäuse. Das wirkt glücklicherweise nicht mehr so sehr nach "Plaste und Elaste" wie bei früheren EOS-Einstiegsmodellen wie der 300D, sondern einigermaßen robust. Die Verarbeitung ist ordentlich, alle Klappen schließen sauber, störende Grate oder gar Spalten zwischen den Gehäuseschalen gibt es nicht. Die Griffflächen hat Canon zusätzlich mit einer Art rauem Kunstleder überzogen, das für zusätzlichen "Grip" sorgt. Das Stativgewinde ist immerhin aus massivem Metall und sitzt ordentlich in der optischen Achse. Ebenfalls von unten zugänglich ist das Akkufach. Es beherbergt einen Energiespender, dessen Kapazität von 1.120 mAh für maximal 550 Aufnahmen reicht – aber nur, wenn weder LiveView noch der interne Blitz eingesetzt werden. Da haben einige Wettbewerber heute einen deutlich längeren Atem.
Das Anfassgefühl geht insgesamt in Ordnung, der Handgriff dürfte für einen absolut sicheren Halt jedoch gerne noch etwas ausgeprägter sein. Die Bedienelemente drängeln sich wie schon bei der Vorgängerin auch bei der EOS 550D fast alle auf der rechten Seite. Das ist nicht immer praktisch, denn man muss die Kamera in die linke Hand nehmen, um etwas zu verstellen und sie dann wieder mit Rechts in die Aufnahmebereitschaft bringen. Wenigstens mangelt es der Kamera nicht an dedizierten Schaltern und Knöpfen, so dass selten ein Ausflug in die gut strukturierten Menüs nötig wird. Einzig einen Regler für die Display-Helligkeit haben wir vermisst: Um die Leuchtkraft des Monitors an die Umgebungshelligkeit anzupassen, führt kein Weg am Menü vorbei. Sehr praktisch hingegen, dass Canon seinem jüngsten Baby einen "Schnelleinstellungen"-Knopf mit in die Wiege gelegt hat: Wird dieser einmal gedrückt, lassen sich mit der Vier-Wege-Wippe viele der auf dem Monitor angezeigten Parameter (etwa Belichtungszeit, ISO-Zahl, Belichtungskorrektur) bequem ansteuern und einstellen. Zudem hat Canon bei der EOS 550D viele Tasten größer ausgelegt als noch bei der Vorgängerin. Löblich ferner, dass Canon dem allgemeinen Trend entgegen den Hauptschalter bei der EOS 550D nicht um den Auslöser gelegt hat (wo er allzu leicht versehentlich betätigt wird). Der Ein-/Ausschalter sitzt vielmehr griffgünstig und doch vor Fehlbedienung geschützt neben dem Moduswahlrad.
Wie in der Kamera-Mittelklasse leider immer noch üblich, bietet auch die Canon EOS 550D kein zweites Einstellrad. Möchte man also zum Beispiel die Belichtung korrigieren, muss man eine Taste gedrückt halten, während gleichzeitig das einzige Einstellrad gedreht wird. Das gelingt kaum mit einer aufnahmebereit ans Auge gedrückten Kamera. Eine wahre Pracht hingegen ist der Bildschirm der EOS 550D. Erstmals mit dieser Kamera bietet Canon ein 3-Zoll-Display im 3:2-Aufnahmeformat, bei der Bildwiedergabe oder im LiveView-Modus wird also die gesamte Monitorfläche genutzt. Gesteigert wird die Freude an diesem schönen Monitor noch durch dessen immense Auflösung von 1.040.000 Bildpunkten – so viele gab es noch nie auf einem DSLR-Display! Hat der jüngste Spross der EOS-Familie in Sachen "Display" den großen Schwestern also einiges voraus, so bietet die EOS 550D beim Sucher bestenfalls "Hausmannskost": Die einfache Pentaspiegel-Konstruktion erzeugt nur ein mäßig helles Sucherbild, das zudem mit nur 0,87-facher Vergrößerung gerade noch nicht den gefürchteten "Tunnelblick" hervorruft. Als Alternative zum Sucher bietet sich prinzipiell der LiveView-Modus an, bei dem das Sucherbild auf dem Display erscheint. Leider lässt sich der Monitor weder klappen noch schwenken, so dass bei LiveView-Aufnamen und beim Video-Dreh die Kamera meist starr und unbequem an den ausgestreckten Händen gehalten werden muss.
Ausstattung Wirkt die EOS 550D mit ihrem schlichten Äußeren noch eher wie eine klassische Einsteigerkamera, empfiehlt sie sich mit ihren inneren Werten durchaus für Fotografen mit höheren Ansprüchen. Knapp auf den Punkt gebracht, könnte man sagen: Was die Canon-Ingenieure kostengünstig per Software realisieren konnten, haben sie der EOS 550D mitgegeben, gespart wurde an der Hardware. Erstmals bei einer Kamera aus der EOS-Familie lässt sich nun an der EOS 550D für die ISO-Automatik eine Obergrenze einstellen, und zwar zwischen ISO 400 und ISO 6.400. Das ist umso praktischer, als die EOS eine maximale Empfindlichkeit von ISO 12.800 erlaubt. Ein dickes Lob hat die Kamera zudem dafür verdient, dass sie die aktuell eingestellte bzw. von der Automatik gewählte ISO-Zahl im Sucher anzeigt. Einzigartig in dieser Kamera-Klasse ist ferner, dass sich die Belichtung um bis zu +/- 5EV-Schritte korrigieren lässt. Belichtungsreihen nimmt die EOS 550D auf Wunsch ebenfalls auf. Allerdings ist hier die maximale Spreizung auf 2 EV beschränkt, und eine Belichtungsreihe besteht immer (nur) aus drei Aufnahmen. Nicht gegeizt hat Canon beim Selbstauslöser, er kann sogar für Serienaufnahmen programmiert werden.
Ganz im Sinne ambitionierter Fotografen bietet die EOS 550D gleich vier Messmethoden für die Belichtung. Neben der üblichen Mehrfeld-, Selektiv- und mittebetonten Integralmessung wartet sie mit einer echten Spotmessung auf, bei der nur die zentralen vier Prozent des Bildausschnitts berücksichtig werden. Mit rund 3,7 Bildern pro Sekunde bei "Dauerfeuer" zählt die Canon EOS 550D allerdings nicht zu den schnellsten Kameras ihrer Klasse, dafür hält sie diese Geschwindigkeit durch, bis die Speicherkarte voll ist.
Videos kann Canons jüngster Spross natürlich auch aufzeichnen – theoretisch sogar in einer atemberaubenden Qualität: Die EOS 550D speichert Movies mit einer Auflösung von bis 1.920 x 1.080 Pixeln bei maximal 30 Bildern pro Sekunde (FullHD). Im Gegensatz zur Vorgängerin kann man an der EOS 550D beim Filmen auch die Blende vorwählen, muss dann aber manuell belichten. In der Praxis leidet ein Video-Dreh mit der Kamera aber weiterhin darunter, dass es nur den schneckenlahmen Kontrast-AF gibt, das automatische Nachführen der Schärfe auf ein Motiv in Bewegung ist so nahezu unmöglich. Und eine am langen Arm vom Körper weg gehaltene Kamera ist alles andere als ein Garant für wackelfreie Filmaufnahmen. Wer vorzeigbare Filme drehen möchte, für den wird der Einsatz eines Stativs Pflicht, möglichst mit gedämpftem Videoneiger. Für den guten Filmton bietet die EOS 550D – anders als ihre Vorgängerin – eigens eine Buchse (Miniklinke) zum Anschluss eines externen Mikrofons, für einen schnellen Videoschnappschuss reicht aber auch das eingebaute Mikro. Videos und Fotos bringt man in feinster Qualität via HDMI-Kabel zum TV-Gerät, die EOS 550D hat einen entsprechenden Anschluss an Bord.
Reicht das Licht für eine Fotoaufnahme nicht aus, klappt die EOS 550D in einigen Motivprogrammen automatisch ihren Bordblitz aus. Der ist mit einer gemessenen Leitzahl von 12,5 stark genug, um eine kleine Szene in Innenräumen zu beleuchten oder bei allzu hartem Sonnenlicht die Schattenpartien aufzuhellen. Im Zusammenspiel mit einem Systemblitzgerät bietet die EOS 550D fast den kompletten Komfort und die Zuverlässigkeit von Canons E-TTL-II-System, einzig zur drahtlosen Steuerung externer Blitze lässt sich der Bordblitz der Kamera nicht nutzen – schade! Ebenso fehlt eine Anschlussmöglichkeit für Studio-Blitze (PC-Synchron-Buchse).
Keine Selbstverständlichkeit bei Mittelklasse-Kameras ist eine elektronische Korrekturfunktion für durch das Objektiv hervorgerufene Vignettierungen – die EOS 550D bietet sie. Die Korrekturdaten von rund 25 Linsen sind bereits im Speicher der Kamera hinterlegt, die Daten weiterer Objektive lassen sich, sobald verfügbar, via mitgelieferter PC-Software hinzufügen. Beim Ausschalten lässt die EOS 550D kurz den Sensor vibrieren und schüttelt so etwaigen Sensordreck weg. Flecken in den Aufnahmen, die durch hartnäckige Verschmutzungen hervorgerufen werden, kann man außerdem nachträglich automatisch per mitgelieferter Software eliminieren lassen. Eine Abblendtaste zur Kontrolle der Schärentiefe im Sucherbild bietet die EOS 550D ebenfalls.
Objektiv Canon ist einer der größten Kamerahersteller, und so lässt das "hauseigene" Angebot an Objektiven für das EF-Bajonett kaum Wünsche offen. Wir haben die EOS 550D hauptsächlich mit dem EF-S 18-55mm F3,5-5,6 IS getestet, das im Set mit der Kamera für 100 Euro Aufpreis auf den nackten Body angeboten wird. Canon-typisch hat der Sensor der EOS 550D einen "Crop-Faktor" von 1,6, ist als also etwas kleiner als ein echter APS-C-Sensor. Und so entspricht die Brennweite des "Kit"-Zooms, bezogen auf das Kleinbildformat, etwa 29-88 Millimeter. Das (abgesehen von den Linsen) komplett aus Kunststoff gefertigte Zoom vermittelt ein wenig den Eindruck, als wäre es für "Toys’R’Us" gefertigt worden. Mit etwas mehr als 200 Gramm Gewicht ist es immerhin äußerst transportabel. Positiv auch, dass Canon diesem "Einstiegs-Objektiv" einen Bildstabilisator implantiert hat, denn einen Verwacklungsschutz im Body via Sensor-Shift kennen die EOS-Kameras nicht. Ein Autofokusantrieb ist in das Objektiv integriert, dieser fährt flott, aber mit vernehmbarem Surren in die korrekte Fokusposition. Sowohl der Autofokus als auch der Bildstabilisator lassen sich direkt am Objektiv mit zwei kleinen Schiebeschaltern ein- bzw. ausschalten. Eine Anzeige im Sucher über die aktuell gewählte Betriebsart hat Canon der EOS 550D indes vorenthalten. Als Einstiegsobjektiv geht das EF-S 18-55mm F3,5-5,6 IS gerade noch so in Ordnung, mehr Spaß macht die Kamera aber ohne Zweifel mit dem wuchtigen EF-S 15-85 mm F3.5-5.6, das wir ebenfalls an der EOS 550D im Einsatz hatten.
Der Autofokus begnügt sich mit neun Messfeldern, wobei das zentrale Feld besonders lichtempfindlich ausgelegt ist. Für Action-Fotografen interessant: Die EOS 550D bietet einen Nachführ-AF (bei Canon "AI Servo AF" genannt), bei der sich bewegende Motive im Fokus gehalten werden. Bei den halbautomatischen Programmen (Zeit- oder Blendenautomatik zum Beispiel) kann zudem das gewünschte AF-Feld manuell vorgegeben werden. Am Autofokus der EOS 550D gab es im Praxiseinsatz nichts auszusetzen, er fand auch unter schwierigen Lichtbedingungen stets zuverlässig sein Ziel. Schade nur, dass Canon bei der EOS 550D auf ein separates AF-Hilfslicht verzichtet hat. Stattdessen klappt die Kamera (abhängig vom gewählten Programm) das Blitzlicht auf und unterstützt den Autofokus mit bisweilen lästigen Blitzsalven.
Mit der EOS 550D ist man bei der Bildkomposition nicht alleine auf den Blick durch den Sucher angewiesen, im LiveView-Modus zeigt ihr Monitor das Sucherbild. Allerdings ist LiveView DSLR-typisch (mit Ausnahme der DSLRs von Sony) auch bei der EOS 550D mit Einschränkungen beim Autofokus verbunden: Wählt man den an sich komfortableren Kontrast-AF, dauert es quälend lange, bis die Kamera einen Schärfepunkt gefunden hat. Entscheidet man sich für den blitzschnellen Phasen-AF, klappt die Kamera beim Fokussieren den Spiegel kurz in den Strahlengang, während dieser Zeit gibt es jedoch kein Sucherbild. Glücklichweise fällt das "Spiegelklappern" bei der EOS 550D sehr dezent aus, Canon hat für einen wirklich leisen und sanften Spiegelschlag gesorgt. Wer lieber manuell scharf stellt, wird dabei vom exzellent auflösenden Display sowie einer elektronischen Sucherlupe mit fünf- oder zehnfacher Vergrößerung aufs Beste unterstützt. Ließe sich jetzt noch der Monitor wenigstens klappen (vom Schwenken gar nicht zu reden), könnte man die EOS 550D fast wie eine althergebrachte Schachtkamera benutzen und bodennahe Fotos auch im Sonntagsanzug aufnehmen.
Bildqualität Von ihrer großen Schwester EOS 7D hat die EOS 550D den Sensor geerbt, der bei knapper APS-C-Größe rund 18 Millionen Bildpunkte aufzeichnet. Damit setzt sich Canon weit von den Halbformat-Kameras der Mitbewerber ab, die derzeit maximal 14 Megapixel Auflösung bieten. Die sehr hohe Pixeldichte der EOS 550D liefert einerseits große Reserven für Ausschnittvergrößerungen (etwa 60 Prozent der tatsächlich aufgenommen Bildfläche genügen für höchstwertigen Druck in DIN-A4-Größe), lässt anderseits aber Probleme beim Rauschverhalten und der tatsächlichen Auflösung vermuten. Wie gut Canon die hohe Sensorauflösung im Griff hat und vieles mehr haben wir ausführlich im renommierten Labor DCTau getestet – die ausführlichen Testprotokolle stehen wie immer gegen ein kleines Entgelt zum Abruf bereit (siehe weiterführende Links).
Das kostengünstige Set-Objektiv schlägt sich dann doch wider Erwarten ordentlich an der EOS 550D. Zwar nimmt die Auflösung zu den Bildrändern hin bei Offenblende deutlich ab, doch bereits Abblenden um eine Blendenstufe behebt das Problem nahezu. Etwas problematischer ist da schon die ausgeprägte Randabdunklung, die sich, voll aufgeblendet, im Weitwinkelbereich zeigt – hier ist die Helligkeit in den Bildecken um 1,5 Blendenstufen geringer als im Zentrum. Etwas Abblenden verringert dieses Problem zum Glück deutlich, zudem kann die EOS 550D ja via interner Objektivkorrektur den Fehler gleich ausmerzen. Ebenfalls noch in Ordnung geht die Verzeichnung, nur im Weitwinkelbereich fällt sie etwas stark tonnenförmig aus. Problematisch ist allerdings, dass schon moderates Abblenden die Auflösungsleistung insgesamt negativ beeinflusst; bedingt durch die hohe Pixeldichte kommt es auch schon bei relativ großen Blenden zu Beugungsunschärfe. Bleibt also unterm Strich, dass das Kit-Objektiv den hohen Anforderungen, die die EOS 550D stellt, gerade noch so gewachsen ist.
Entwarnung gibt es auch in Sachen "Rauschen" – unser Testlabor attestiert der EOS 550D bis ISO 1.600 Spitzenwerte, und selbst bei noch höheren ISO-Werten bleibt das Rauschen messtechnisch auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Wir haben die EOS 550D aber auch in der Praxis mit hohen ISO-Einstellungen "gequält": Rein visuell gibt es bis ISO 3.200 absolut nichts zu mäkeln, das Rauschen stellt sich als sehr feinkörnige, fast analog anmutende Störung der Helligkeit dar, Farbrauschen ist kaum ein Thema. Bei noch höherer Empfindlichkeit entstehen dann aber großflächige Farbstörungen, die sich wie Wasserfarbenflecken übers Bild legen. Bemerkenswert ist auch, dass in Lightroom 3 Beta 2 entwickelte RAW-Dateien aus der EOS 550D kaum rauschärmer wurden als die Kamera-eigenen JPEGs – hier hat Canon offenbar einen hervorragenden Job gemacht! Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt: Die sehr gute Rauschreduzierung geht sichtbar zu Lasten der Bilddetails. Bereits bei ISO 3.200 wirken daher feine Strukturen, etwa der Haarschopf bei einem Portrait, wie gemalt; Aufnahmen mit sehr hoher Empfindlichkeit machen insgesamt einen kraftlosen, flauen Eindruck.
Das Rauschen hat Canon also bei der EOS 550D erfreulicherweise im Griff. Von der Artefaktbildung kann man das leider nicht sagen, sie fällt durch die ausgeprägte Tiefpassfilterung des Sensorsignals zu kräftig aus. Und auch bei der Scharfzeichnung geht die EOS 550D recht forsch zu Werke: Sowohl an horizontalen wie an diagonalen Kanten kommt es zu sichtbaren Überschwingern und einer dieser Kameraklasse nicht angemessenen Farbverfälschung. Zudem sättigt die EOS 550D die Farben recht kräftig und hat dabei eine meist nicht sehr vorteilhafte Vorliebe für Rot- und Magentatöne, so manche Aufnahme wirkt daher leicht farbstichig. Die Tonwertwiedergabe sorgt für knackige Mitten, Tiefen und Lichter werden weicher abgebildet. Die insgesamt eher aggressive Aufbereitung der Bilddaten ist typisch für Canon-DSLRs, oder besser gesagt: für die Standardeinstellungen bei EOS-Kameras. Für den schnellen Print mag das in Ordnung gehen. Wer jedoch möglichst neutrale Details, Farben und Tonwerte erhalten möchte, sollte tunlichst auf den Bildstil "Neutral" ausweichen. Oder seine Fotos gleich im RAW-Format aufzeichnen.
Spitzenwerte liefert die EOS 550D dann wieder beim Dynamikumfang ab – er erreicht bei niedrigen ISO-Einstellungen bis zu 8,7 Blendenstufen und sinkt erst jenseits der ISO 3.200 auf unter 8 Blendenstufen. Leider patzt die Kamera dann – wie so viele andere auch – bei der Ausgabedynamik, Schwarz wird eher als dunkles Grau dargestellt. Geradezu professionell ist hingegen die Reaktionsgeschwindigkeit der Kamera: Fürs Scharfstellen und Auslösen benötigt sie kaum mehr als 3/10 Sekunden, vorfokussiert ist das Bild bereits nach rund 1/10 Sekunde im Kasten.
Fazit Es ist schon beeindruckend, wie viel "Fotoapparat" man mit der Canon EOS 550D für etwas über 700 Euro erhält. Absolut top sind das hochauflösende Display im 3:2-Format sowie die hohe Sensorauflösung, die in dieser Preisklasse einmalig ist. Insgesamt bietet die EOS 550D eine überdurchschnittlich gute Bildqualität, in höheren ISO-Regionen schneidet sie sogar hervorragend ab. Auch die Videoqualität ist (in technischer Hinsicht) über jeden Zweifel erhaben. Auf der anderen Seite zeigt die Kamera die Grenzen auf, die 18 Megapixel auf einem APS-S-Sensor setzen. Nicht auszudenken, welche Bildqualität die EOS 550D mit einem ähnlich aufgebauten 12-Megapixel-Sensor zu liefern im Stande gewesen wäre! Die Handhabung der Kamera ist gut, die Ausstattung hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck: Softwareseitig leistet sich die EOS 550D keine Schwächen, bei der Hardware hat Canon sichtbar gespart. Das relativ schlichte Kunststoffgehäuse wird nicht jedermanns Sache sein, ambitionierte Fotografen werden zudem ein klappbares Display für LiveView- und Video-Aufnahmen vermissen. Trotz dieser kleinen Schwächen kann die EOS 550D rundum weiterempfohlen werden.
Kurzbewertung
- Videomodus mit FullHD-Auflösung und Anschlussmöglichkeit für externes Mikro
- Hervorragendes Display (wenngleich weder schwenk- noch klappbar)
- Kurze Reaktionszeiten mit insbesondere schnellem Autofokus
- Sehr gute Bildqualität, auch bei hoher ISO-Zahl (aber etwas zu "knackige" Abstimmung)
- Äußerst langsamer Kontrast-AF (LiveView, Video-Aufnahme)
- Wenig robustes Kunststoffgehäuse
- Kleiner, nicht sonderlich heller Sucher
- Akkukapazität unter Klassenniveau
Technische Daten
Modell |
Canon EOS 550D |
Sensor |
CMOS APS-C 22,5 x 15,0 mm (Cropfaktor 1,6) 18,7 Megapixel (physikalisch), 18,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
5.184 x 3.456 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Spiegelsucher, 95 % Abdeckung, 19 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,0", 1,04 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (63 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Canon, Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 3,7 Bilder/s und max. 34 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 6.400, manuell ISO 100 bis 12.800 |
Abmessungen |
129 x 97 x 62 mm (B x H x T) |
Gewicht |
530 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/0QHMQ (mit Preisvergleich) |