Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Canon EOS 5D Mark III
2012-06-03 Im Profisegment der beiden Großen tut sich etwas. Nikon verblüfft die Fotografen mit einer 36-Megapixel-Kamera, deren hohe Auflösung man eher von Canon erwartet hätte. Überraschenderweise kontert Canon nicht mit noch mehr Pixeln, sondern mit einer gründlich modellgepflegten 5D. Verkehrte Welt möchte man sagen, denn die dritte Generation der 5D hat nur moderat auf etwas mehr als 22 Megapixel zugelegt, dafür liegt sie im Preis deutlich über der Konkurrentin. Welche inneren Werte die 5D Mark III zu bieten hat, untersuchen wir in diesem ausführlichen Praxistest und mit einer gründlichen Messreihe in unserem hauseigenen Labor mit gleich zwei interessanten Objektiven. (Stefan Meißner)
Ergonomie und Verarbeitung Ein richtiger Brocken ist die Canon EOS 5D Mark III eigentlich nicht. Berücksichtigt man nämlich, dass hier ein Sensor in Kleinbildgröße verbaut ist und das Gehäusegewicht von fast einem Kilo die meisten Kameras aus der Profiliga auf die Waage bringen, relativiert sich ihre Größe. Verglichen mit der Olympus E-5, deren Sensor bei ähnlicher Gehäusegröße und ähnlichem Gewicht nur ein Viertel der Fläche der Canon hat, kann die neue 5D sogar als kompakt bezeichnet werden. Dennoch, 960 Gramm plus 700 Gramm Objektiv wollen gestemmt werden. Erleichtert wird das durch ein ergonomisch hervorragend gestaltetes Gussgehäuse. Griffwulst, Daumenmulde und Gummierung sind tadellos, die Kamera klebt förmlich in der großen Hand, alle wichtigen Bedienelemente und natürlich auch der Auslöser sind gut zu erreichen.
Nicht weniger als 24 Tasten und Schalter verteilen sich über die Ober- und Rückseite der Kamera. Die meisten Aufnahmeparameter können damit ohne Umwege über das Menü direkt eingestellt werden. In einer Reihe oberhalb des Status-Displays geben drei Taster direkten Zugang zu Weißabgleich/Belichtungs-Messfeldern, Autofokus-/Verschlusssteuerung und ISO-Einstellung/Belichtungskorrektur. Ein kurzer Druck auf eine der Tasten und ein Dreh am vorderen oder hinteren Rädchen genügen, um die gewünschte Einstellung vorzunehmen. Als vierter Taster in der Reihe muss der ins Zwielicht geratene "Lichtschalter" erwähnt werden, der unter Umständen wegen Streulichts die Belichtungsmessung beeinflussen kann. Bei unserem Testgerät haben wir allerdings nichts dergleichen festgestellt.
Neben dem Auslöser gibt es eine Funktionstaste, die im Auslieferungszustand zur Auswahl der AF-Messfelder dient. Hinzu kommen noch das für Canon typische Schnellwahlrad, das mit dem Daumen gut zu bedienen ist und ein kleiner Joystick direkt darüber. Damit kann durch die Menüs geblättert oder bei Bildwiedergabe schnell der Ausschnitt verschoben werden. Mit dem von Canon "Hauptwahlrad" genannten Rändel, das griffgünstig über dem Auslöser platziert ist, können Blende, Verschlusszeit und weitere Parameter abhängig vom gewählten Programm eingestellt werden. Der Schalter für Live-Bild befindet sich neben dem Sucherokkular und hat eine Doppelfunktion: Einmal gedrückt klappt der Spiegel hoch und das Sucherbild erscheint vollständig auf dem sehr brillanten und detailreichen aber leider fest verbauten Display. Sollen Videos aufgenommen werden, muss der Schalter nach links gedrückt werden. Der Spiegel klappt ebenfalls nach oben, aber der Sucher zeigt nun den Bildausschnitt für Videoaufnahmen, die per Druck auf dieselbe Taste gestartet beziehungsweise gestoppt werden. Diese Unterscheidung hat den Vorteil, dass der Fotograf schon vor der Videoaufnahme den korrekten Bildausschnitt sieht. Fotos können aber dennoch aufgenommen werden, allerdings im Seitenverhältnis der Videofilme.
Der Betriebsartenwähler sitzt auf der linken Gehäuseseite und ist nun durch eine auf der Drehachse liegende Entsperrtaste vor versehentlichem Verstellen geschützt. Was zunächst umständlich anmutet, geht nach kurzer Zeit mit der linken Hand wie von selbst: Zeigefinger auf die Entsperrung, drehen zwischen Daumen und Mittelfinger. In der Profiliga sind zu viele Automatik-Programme verpönt und so beschränkt sich die 5D scheinbar auf das Nötigste: Programm-, Zeit- und Blendenautomatik, manuelle Steuerung und Bulb-Langzeitbelichtung. Es stehen außerdem drei benutzerdefinierte Einstellungen zur Verfügung und eine "A+" genannte Automatik, bei der der Fotograf alle Einstellungen der Kamera überlassen kann. Da der Schalter mit diesen Funktionen aber nur halb belegt ist, wünscht man sich doch mehr Funktionen. Zumindest ein oder zwei zusätzliche "Custom"-Speicherplätze wären denkbar und wünschenswert.
Der Hauptschalter unterhalb vom Moduswähler ist ein mächtiges Teil und benötigt einen deutlichen Schaltimpuls. Das verhindert versehentliches Ein- oder Ausschalten und unterstreicht den Anspruch an Solidität und Robustheit der 5D Mark III. Die Einschaltzeit erscheint wegen einer Animation, die die Sensorreinigung begleitet, etwas lang. Das täuscht aber, denn man kann nahezu sofort nach Umlegen des Hebels das erste Foto machen. Der Auslöser hat einen kaum fühlbaren Druckpunkt und ist sehr leichtgängig. Deshalb drückt man zunächst tiefer als nötig und löst versehentlich aus. Egal, nach kurzer Gewöhnung passiert das nicht mehr und dafür ist der Auslöser butterweich. Der Spiegelschlag wiederum ist es nicht, deutlich hörbar schwingt der Spiegel nach oben. Aber auch dafür weiß die 5D eine Lösung: Im Leise-Modus klappt der Spiegel spürbar ruhiger aber auch langsamer hoch. Mit Live-Bild fotografiert man bei Bedarf sogar nahezu ganz geräuschlos, denn der Spiegel bleibt oben und nur der Verschluss meldet mit einem überraschend dezenten Klacken den Belichtungsvorgang. So sollten das alle DSLR-Kameras machen.
Links neben dem Display sind alle Schalter, die mit bereits aufgenommenen Fotos zu tun haben. Wiedergabe, Informationen, Lupe und Löschen aber auch eine Taste zur Bewertung der aufgenommenen Bilder. Die Bewertung wird in die Metadaten des Bildes hineingeschrieben und steht dann auch im Bildarchiv des Fotografen zur Verfügung. Das umfangreiche Menü wird mit einer Taste ganz oben auf der linken Seite aufgerufen. Trotz der Vielfalt der Einstellmöglichkeiten präsentiert es sich recht aufgeräumt und übersichtlich. Während der Fotograf mit dem Fingerrädchen in den Menüseiten blättert, wählt er mit dem Daumenrad die gewünschte Option aus. Mit der Set-Taste muss die Auswahl dann nur noch bestätigt werden. Das geht sehr schnell von der Hand, allerdings muss teilweise recht lang durch die umfangreichen Menüs geblättert werden. Abhilfe schafft da "MyMenu", in dem man sich die häufig benötigten Optionen zusammenstellen kann. Die Menüeinträge sind gut lesbar und zu manchen lässt sich ein ausführlicher Hilfetext einblenden. Für viele Einstellungen kann auch mit der Quick-Menütaste eine Auswahl an Bildparametern auf dem Display angezeigt, mit dem kleinen Joystick angesteuert und bei Bedarf direkt verändert werden.
Ein Hauptgrund, der für die Spiegelreflextechnik spricht, ist der optische Sucher. Eine wahre Freude ist dieser bei der 5D Mark III. Er ist groß und hell, beinahe zu groß. Manchmal verirrt sich der Blick auf der großen Fläche und das Auge muss schon etwas springen, um das ganze Bildfeld zu erfassen. Am unteren Bildfeldrand werden die wichtigsten Informationen wie Blende, Belichtungszeit, Empfindlichkeit, Belichtungskorrektur und Anzahl möglicher Serienaufnahmen angezeigt, die aktiven AF-Messfelder erscheinen direkt im Bild. Auf Wunsch kann mit Hilfe der AF-Felder auch eine Wasserwaage simuliert werden, was aber etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die Canon EOS 5D Mark III ist eine sehr robuste Kamera, die selbst bei strömendem Regen und in staubiger Umgeben klaglos ihren Dienst verrichten soll. Daher sind auch die Klappen für Akku und Speicherkarten und die Abdeckungen der Anschlussbuchsen gut verarbeitet und erwecken den Eindruck eines zuverlässigen Schutzes. Insgesamt wirkt die Canon sehr robust, liegt ausgezeichnet in der Hand und lässt sich hervorragend bedienen.
Ausstattung Spartanisch erscheint die Canon EOS 5D Mark III verglichen mit den Amateurmodellen des Herstellers. Das Modusrad ist nur halb mit Funktionen gefüllt, es gibt weder eine Szenenerkennung noch ein Sportprogramm oder gar eine Vollautomatik für Baby- oder Hundeportraits. Scheinbar jedenfalls, denn Canon hat in der 5D Mark III die "A+"-Automatik untergebracht. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine Vollautomatik mit Motiverkennung und entsprechender Wahl der AF-Messfelder und des AF-Modus. Der Bildstil wird automatisch gewählt und viele individuelle Einstellungen werden ignoriert, damit es nicht zu Fehleinstellungen kommt. Wer also völlig unbelastet drauflos knipsen möchte, kann das mit dieser Profikamera getrost tun. Für alle anderen stehen vielfältige Individualisierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Sieben voreingestellte Bildstile, die jeweils in den vier Eigenschaften Schärfe, Kontrast, Farbsättigung und Farbton angepasst werden können, dazu drei Speicherplätze für eigene Kreationen. Genug Potential für ausgedehnte Experimente und Optimierungen. Mit der "Custom"-Steuerung können bis zu zehn Tasten mit individuellen Funktionen belegt werden, wobei uns die Standardbelegung recht praxisnah erschien.
Unter optimalen Bedingungen, das heißt bei entsprechend kurzen Belichtungszeiten und vollem Akku, schafft die 5D Mark III knapp sechs Bilder in der Sekunde. Wenn ausschließlich JPEGs aufgenommen werden, geht das bei entsprechend schneller CompactFlash-Speicherkarte so lange, bis diese voll ist. Werden JPEG und RAW aufgenommen, packt der Bildspeicher etwa acht Fotos mit dieser Bildrate, danach geht es mit knapp zwei Bildern pro Sekunde unregelmäßig weiter. RAW alleine füllt den Speicher nach rund 14 Bildern. Der gleiche Test mit einer schnellen SD-Karte (Panasonic SDHC Class 10, 4 GB, 25 MB/s schreiben) brachte das gleiche Ergebnis bis der interne Speicher voll war, danach brach die Geschwindigkeit dramatisch ein. Für höchste Performance empfiehlt sich also eine sehr schnelle CF-Karte.
Für RAW-Fotografen bietet die 5D reichlich Entwicklungsmöglichkeiten, denn nicht nur Belichtung, Weißabgleich, Rauschen und Objektivkorrekturen können angewendet werden, sondern auch jeder der elf Bildstile inklusive Feinabstimmung. Natürlich fällt die Beurteilung des Ergebnisses auf dem im Vergleich zum Computer kleinen Display etwas schwer, dennoch ist die Rohdatenbearbeitung recht umfangreich und brauchbar. Wer zwei Bilder miteinander vergleichen will kann auch das einfach per Tastendruck.
In Sachen Video hat die 5D in der dritten Version noch einmal zugelegt, was besonders professionelle Filmer freuen wird. Man kann den Videostream jetzt wahlweise als I-Frame only für die bessere Schnittfähigkeit oder lieber für geringe Datenmenge aufzeichnen. Bei auf 720p verminderter Auflösung sind nun 60 Frames pro Sekunde und damit auf die Hälfte verlangsamte Szenen möglich. Die Kamera zeichnet den SMPTE Timecode auf, so dass Filme aus verschiedenen Kameras synchronisiert werden können. Neu ist auch der Leise-Modus, bei dem durch Berühren des Daumenrades wie bei einem berührungsempfindlichen Bildschirm Zeit, Blende und auf Wunsch der Tonaufnahmepegel manuell eingestellt werden können. Besser hätte uns allerdings ein echter Touchscreen für diese Funktionen gefallen. Zudem verfügt die 5D über Anschlüsse für ein externes Mikrofon und einen Kopfhörer, sie lässt sich auf diese Weise deutlich in Richtung Videokamera ausbauen.
Objektiv Der Autofokus wird auch am Objektiv eingeschaltet, die Feinheiten regelt man aber über das Kamera-Menü. Natürlich stellt die 5D Einzel-AF und kontinuierlichen AF zur Verfügung. Bei Canon heißt das One-Shot und AI Servo AF. Darüber hinaus gibt es einen "AI Fokus AF" genannten Modus, der die beiden vorgenannten Modi verbindet: Ein zunächst ruhendes Motiv wird mit Einzel-AF scharfgestellt. Beginnt es sich zu bewegen, wird die Schärfe nachgeführt. Welche der 61 AF-Felder dabei zum Einsatz kommen, kann der Fotograf entweder der Kamera überlassen oder selber sinnvolle Kombinationen festlegen. Aber die Möglichkeiten gehen noch viel weiter. Die 5D Mark III liefert für die Schärfeverfolgung neben dem Standardmodus fünf weitere für verschiedene Motivsituationen optimierte Einstellungen. Zum Beispiel kann das Fokusmodul für Aufnahmen von sich schnell und unstetig bewegenden Motiven optimiert werden oder für Motive mit starken Geschwindigkeitsänderungen. Jeder dieser fünf vorgegebenen "Cases" kann zusätzlich in drei Eigenschaften angepasst werden. Wer hier wirklich das Optimum für spezielle Motivsituationen herausholen will, sollte das Handbuch gründlich studieren und viele eigene Versuche durchführen. Bei der Aufnahme eines in voller Jagd herannahenden (allerdings schwarzen) Hundes gelang die Schärfenachführung bei knapp sechs Bildern pro Sekunde im Standardmodus "Case 1"nur für jedes zweite oder dritte Bild. Gerade für solche Situationen bietet die 5D viel Potential für Optimierungen.
Sitzt der Fokus mit dem 24-105 1:4 L schon recht flott, so wird man bei Verwendung des 70-200 1:2,8 richtig begeistert. Offensichtlich bringt die höhere Lichtstärke auch den Autofokus auf Trab. Der gesamte Fokusbereich von 1,2 Meter bis Unendlich wird in nicht einmal einer Sekunde durchfahren und die Schärfe sitzt! Ein kurzes Zögern ist höchstens im Nahbereich feststellbar. Gerade am langen Ende eine tolle Leistung. Anders sieht es bei der Kontrast-Messung aus. Im Live-Bild dauert die Suche schon mal bis zu knapp zwei Sekunden, in denen die Kamera um den Fokuspunkt herumirrt. Dieses Pumpen kann man mit manuellem Fokussieren umgehen. Hilfreich ist dabei die Sucherlupe, die durch drücken der Lupentaste zunächst aktiviert werden muss. Weil dafür die linke Hand zum Einsatz kommt, die gerade die bisweilen etwas schwere Optik stützt, ist das etwas umständlich. Eleganter wäre eine Lösung, bei der der Griff zum Schärfering diese Funktion übernimmt.
Das 70-200 mm 1:2,8 ist ein gewaltiges Teil. Mit Sonnenblende misst es fast 30 Zentimeter und bringt über 1.700 Gramm auf die Waage. Zum Glück wird es weder beim Fokussieren noch beim Zoomen länger. Die Handhabung solch eines Trumms will geübt und trainiert sein. Einfach so über der Schulter am Kameragurt trägt es sich auf Dauer schlecht. Daher empfiehlt sich ein Stativ, auch wenn der Bildstabilisator ausgezeichnet arbeitet. Bei der Naheinstellgrenze von 1,2 Metern wird eine Postkarte am langen Ende übrigens formatfüllend abgebildet, das Objektiv eignet sich hervorragend für Nahaufnahmen. Neben dem stattlichen Gewicht und der Größe hat es aber auch einen stattlichen Preis. Für die hier getestete Kombination aus Kamera und zwei Objektiven sind rund 5.300 Euro zu bezahlen.
Bildqualität Von einer Kamera dieser Preis- und Leistungsklasse erwartet man Spitzenergebnisse in der Bildqualität. Bei der für die Sensorgröße moderaten Auflösung – eine Kompaktkamera hätte bei entsprechendem Sensor gerade einmal 1,2 Megapixel – sollte die 5D sehr rauscharm sein und trotzdem eine hohe ISO-Einstellung ermöglichen. Unsere Messungen bestätigen dann auch weitestgehend diese Annahme: Die Mark III rauscht bis ISO 3.200 so gut wie überhaupt nicht, ab ISO 6.400 wird Helligkeitsrauschen sichtbar, erst jenseits von ISO 50.000 das viel störendere Farbrauschen. Dabei liegt die Canon bei allen Empfindlichkeiten um etwa eine Fünftel Blende über dem Nominalwert. Auch bei der Eingangsdynamik bleibt sie recht konstant bei über zehn Blendenstufen und sackt erst über ISO 6.400 mehr und mehr ab. Rauschen, Signal-Rauschabstand, Texturschärfe und Eingangsdynamik liegen bei den extremen ISO-Einstellungen 51.200 und 102.400, die Canon wohlweislich als "High ISO" kennzeichnet, im deutlich ungünstigen Bereich. High-ISO sollte deshalb auch nur in Notsituationen verwendet werden wenn es heißt: besser ein mäßiges Bild als keines. Bei Testaufnahmen im dunklen Moor-Museum überzeugte die Bildqualität sogar bei ISO 8.000. Nur selten hatten wir eine Kamera, die so gut für Available-Light-Aufnahmen taugt. Die Canon 5 D Mark III ist eine echte Nachteule!
Zweifellos kommen für den 5D-Body nur Objektive aus der Oberklasse in Frage. Die reinen Messergebnisse unserer beiden Testkandidaten können da durchaus überzeugen. Die vollständigen Ergebnisse mit ausführlichen Protokollen und Diagrammen können gegen eine geringe Gebühr über die weiterführenden Links abgerufen werden.
Theoretisch müsste eine Kamera mit 5.760 Pixeln in der Breite des Kleinbildformats 80 Linienpaare pro Millimeter (Lp/mm) auflösen können. Voraussetzung dafür ist natürlich ein entsprechendes Objektiv. Das als Set-Objektiv mitgelieferte EF 24-105 mm 1: 4 L IS USM schaffte in unserem Testlabor immerhin fast 70 Lp/mm, ein ausgezeichneter Wert. Allerdings war diese Höchstleistung nur bei 24 Millimeter Brennweite und Blende 5,6 und auch nur in der Bildmitte möglich. Zum Rand hin sank der Wert bis auf etwa zwei Drittel des Maximums. Auch zur langen Brennweite hin lag die Auflösung deutlich niedriger bei knapp 50 Lp/mm mit noch stärkeren Verlusten am Rand. Abblenden über F11 hinaus brachte keine Verbesserung, lediglich der Unterschied wurde auf Kosten des Maximalwerts geringer. Es scheint tatsächlich schwierig zu sein, Objektive für das Vollformat zu bauen, die bis zum Rand ohne Auflösungsverluste auskommen. Das ist sicherlich ein Nachteil des großen Sensors. Nicht ganz so extrem verhält sich das zweite Testobjektiv. Die maximale Auflösung liegt zwar "nur" bei 66 Linienpaaren pro Millimeter in der mittleren Brennweite und Blende 5,6, ist aber in allen Brennweiten bis zum Rand recht gleichmäßig und sinkt nie unter 40 Lp/mm. Die optimale Blende ist bei diesem Objektiv F8.
Chromatische Aberration und Randabdunklung sind bei beiden Objektiven offenbar wegen der elektronischen Korrektur kein Thema, wohl aber die Verzeichnung. Besonders das Standardzoom zeigt am kurzen Ende schon im Sucher deutlich sichtbar tonnenförmige Verzeichnung. In der Mitte ist es neutral, am langen Ende wiederum sichtbar kissenförmig. Besser ist da, wie bei einem Telezoom zu erwarten, das 70-200er: Die Verzeichnung fällt deutlich moderater aus: Bei 70 Millimeter Brennweite mäßig tonnenförmig und etwas störender kissenförmig bei 200 Millimeter.
In der Praxis zeigt die 5D Mark III bei normalen Empfindlichkeiten derart glatte Bilder, dass fast keine harten Kanten sichtbar sind. Die Fotos wirken aus diesem Grund leicht weich. Um dem entgegen zu wirken, empfiehlt sich, im verwendeten Bildstil die Schärfe ein paar Stufen anzuheben. Auf jeden Fall lohnt eine nachträgliche Schärfung in der Bildverarbeitung. Für beste Ergebnisse gilt aber nach wie vor die Empfehlung, RAW-Bilder zu verarbeiten. Dennoch kann der 5D eine ausgezeichnete Bildqualität direkt aus der Kamera bescheinigt werden. Die JPEGs wirken brillant, Belichtung und Weißabgleich sitzen perfekt, Farben wirken hauptsächlich in den angenehmen Rot-, Orange-, und Lila-Tönen etwas zu satt. Bei der Auslöseverzögerung unterstreicht die neue 5D noch einmal ihren professionellen Anspruch. Mit dem Phasenkontrast benötigt sie nie mehr als 0,4 Sekunden, fokussiert vergehen nur fünf Hundertstel bis zum Schuss. Nur der Kontrast-AF stolpert da mit über 1,8 Sekunden deutlich hinterher.
Fazit Mit der EOS 5D Mark III ist Canon eine ausgezeichnete Modellpflege gelungen. Wirklich spektakulär erscheinen die Verbesserungen zwar nicht und auch die Bildqualität ist nahezu gleich gut geblieben. Dennoch, die dritte Generation ist noch etwas besser und ausgereifter. Wem also nützt der Umstieg? Allen, die noch mehr Geschwindigkeit und noch umfangreichere Videoaufnahmemöglichkeiten suchen, werden hier fündig. Neueinsteiger bekommen eine hervorragend verarbeitete und griffige Kamera in die Hand, die kaum Wünsche offen lässt. Für den harten Arbeitsalltag auch unter schwierigen Bedingungen erhält der Fotograf eine zuverlässige Begleiterin. Allerdings wird er den geforderten Preis nicht ganz zu Unrecht happig finden.
Kurzbewertung
- Sehr rauscharm bis ISO 3.200
- Sehr weitgehend individualisierbar
- Tolle Haptik
- Hervorragende Verarbeitung
- Sehr teuer
- JPEG-Bilder wirken leicht weich
- Kein eingebauter Blitz
- Kein Klappdisplay
Technische Daten
Modell |
Canon EOS 5D Mark III |
Sensor |
CMOS Kleinbild 36,0 x 24,0 mm (Cropfaktor 1,0) 23,4 Megapixel (physikalisch), 22,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
5.760 x 3.840 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 100 % Abdeckung, 21 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,2" (8,1 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, nicht beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (63 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 7 Aufnahmen (1/3-1/2 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Canon, Standard-Mittenkontakt, Canon-System-Kabel, F-Stecker |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C) Mikrofoneingang, Audioausgang |
GPS |
extern (kabelgebunden oder Aufsteck-Empfänger) |
Serienbildfunktion |
max. 6,0 Bilder/s und max. 16.270 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/8.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich (41 Kreuzsensor(en), 20 Liniensensor(en)) |
Akkulaufzeit |
keine USB-Ladefunktion |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: CF (Type I) Speicherkartenfach 2: SD (SDHC, SDXC, UHS I) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 12.800, manuell ISO 50 bis 102.400 |
Gehäuse |
Spritzwasserschutz |
Abmessungen |
152 x 116 x 76 mm (B x H x T) |
Gewicht |
950 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/3CZLJ (mit Preisvergleich) |