APS-C-Spiegelreflex
Testbericht: Canon EOS 90D
2019-10-22 Mit der 32,5 Megapixel auflösenden EOS 90D haucht Canon dem fast schon totgeglaubten Segment der APS-C-DSLRs neues Leben ein. Doch die hohe Auflösung ist noch lange nicht alles, was die Kamera zu bieten hat. Wir haben die EOS 90D mit dem EF-S 18-135 mm IS USM in unserem Testlabor und in der Praxis unter die Lupe genommen. (Harm-Diercks Gronewold)
Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang.
Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten
Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar
dargestellt werden. Zudem stellen wir vier andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären,
welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Canon EOS 90D haben. Der sehr ausführliche Test kann
direkt online gelesen oder als 34-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in
digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw.
1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).
Canon EOS 90D mit EF-S 18-135 mm IS Nano USM. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Der von Canon unter Anderem für die EOS 90D neu entwickelte APS-C-Aufnahmesensor (22,5 mal 15 Millimeter) besitzt mit seinen 32,5 Megapixeln (effektiv) die Pixeldichte eines 83 Megapixel auflösenden Kleinbild-Sensors. Laut Canon soll das Bildrauschen dank neuer Fertigungstechnologien gegenüber früheren Sensoren nicht gestiegen sein. Ob das zutrifft, ist im Abschnitt "Bildqualität" weiter unten in diesem Testbericht nachzulesen.
Bei der EOS 90D handelt es sich um den Nachfolger der in die Jahre gekommenen EOS 80D. Das Gehäuse misst etwa 141 x 105 x 77 Millimeter (Breite x Höhe x Tiefe) und wiegt etwa 710 Gramm inklusive SD-Speicherkarte und Akku. Das Gehäuse besteht aus Polycarbonat auf einem Aluminiumchassis. Der Kunststoff fühlt sich zwar etwas nach Plastik an, macht aber keinen billigen Eindruck. Der Handgriff ist sehr gut ausgeformt und bietet genug Platz sowie Grip für die gesamte Hand. Die genarbte Gummierung ist an strategischen Punkten wie dem Handgriff und der gut geformten Daumenmulde an der Rückseite sowie auf der linken Kameraseite angebracht. Allerdings ist die Gummierung auf der linken Kameraseite eher unnütz, da sich hier nicht genug Platz bietet, um die Kamera gut festzuhalten. Hier hat die Gummierung wohl eher ästhetische Gründe.
Die Bedienelemente sind mannigfaltig und sehr gut positioniert. Insgesamt besitzt die 90D zwei Drehräder, von denen eines oberhalb des Auslösers zu finden ist, das zweite ist auf der Rückseite um das Steuerkreuz positioniert. Zudem besitzt die Kamera auch noch einen Joystick auf der Rückseite, erstmals bei Canon in dieser Kameraklasse. Die Vorgängermodelle verzichteten auf das Steuerkreuz und hatten an dieser Stelle "nur" ein Drehrad. Er dient nicht nur der Fokusfeldwahl, sondern kann auch statt des Steuerkreuzes zur Menünavigation verwendet werden. Die Bedienelemente liegen optimal in Reichweite von Zeigefinger und Daumen, so dass der Fotograf die Kamera immer sicher im Griff hat.
Strategisch günstig wurde der Umschalter zwischen Foto- und Videomodus platziert. Dieser besteht aus einem kleinen Schaltring. In der Mitte dieses Rings ist ein kleiner Knopf zu finden, der zwei unterschiedliche Aufgaben hat. Im Foto-Modus wird damit das Livebild aktiviert und im Videomodus wird der Knopf zum Videoauslöser. Je nach ausgewählter Betriebsart ändern sich auch die Funktionseinstellungen im Einstellungsmenü der Kamera. Das ist bei der umfangreichen Ausstattung der EOS 90D auch eine recht gute Idee, obwohl man bestimmte Funktionen unter Umständen etwas länger suchen muss, weil man sie nicht exklusiv an ein bestimmte Betriebsart gekoppelt vermutet.
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Der 7,7 Zentimeter (drei Zoll) große Touchscreen ist mit einem Drehgelenk an der Kamera befestigt und lässt sich herausschwenken (maximal 180 Grad) und um maximal 270 Grad drehen. Zudem kann der Monitor so gedreht werden, dass er zur Kamera zeigt und damit optimal geschützt ist vor mechanischen Einflüssen und Nasenabdrücken beim Blick durch den Sucher. Wenn der Monitor eingeklappt ist, kann der Fotograf alle aufnahmerelevanten Einstellungen auf dem LC-Display auf der Kameraoberseite sehen, das funktioniert auch im Dunkeln dank einer aktivierbaren Beleuchtung sehr gut. Apropos Beleuchtung: Die Leuchtdichte des Monitors erreicht maximal 568 Candela pro Quadratmeter. Das ist zwar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Der Einsatz des Monitors bei hoher Umgebungshelligkeit, besonders als Sucher, ist damit etwas eingeschränkt.
Natürlich besitzt die EOS 90D einen Spiegelreflexsucher. Er bildet 100 Prozent des Bildfeldes ab. Als Suchertechnologie wird kein kostengünstiger Spiegelsucher eingesetzt, sondern ein echter Prismensucher. Diese Art Sucher punktet durch ein großes und helles Sucherbild. Der Nachteil ist, dass die Prismen etwas schwerer sind und teurer in der Produktion. Es ist lobenswert, dass Canon trotz der auch auf Einsteiger konzipierten Kamera an diesem Ende nicht gespart hat. Damit kleinere Augenfehler ausgeglichen werden können, bietet der Sucher einen Dioptrienausgleich. Mit diesem kann der Sucher um -3 bis +1 Dioptrien ausgeglichen werden. Der Sucher-Vergrößerungsfaktor beträgt 0,95-fach, das entspricht einer 0,59-fachen Vergrößerung bei einer Kleinbild-Kamera.
Die EOS 90D besitzt mit dem Touchscreen, dem Joystick, dem Steuerkreuz und den beiden Drehrädern verschiedene Hilfsmittel, um durch die Kameraeinstellungen zu navigieren. Aber nichts geht bei den Aufnahmeeinstellungen ohne die Quick-Menü-Taste oder kurz Q-Taste. Diese Taste gibt es virtuell auf dem Touchscreen oder als echte mechanische Taste am Gehäuse auf der Rückseite. Mit der Q-Taste wird es erst möglich, relevante Einstellungen für Aufnahmen vorzunehmen, der Fotograf gibt der Kamera damit den Befehl auf Eingaben zu reagieren. Die Detaileinstellungen werden danach über die Drehräder erledigt und mit dem Joystick beziehungsweise der "Set"-Taste in der Mitte des Steuerkreuzes oder der Q-Taste bestätigt. Ganz ohne die Quick-Menü-Taste kommen hingegen die vorbelegten Funktionen auf den verschiedenen Drehrädern und Knöpfen aus. Diese lassen sich praktischerweise auch noch weitreichend konfigurieren. Auch bei der Kamerabedienung im Live-View zeigt Canon, wie es geht. Durch sichtbare Abgrenzungen der Anzeigen erkennt der Fotograf, in welchen Bereichen Änderungen möglich sind und in welchen eben nicht.