Spiegellose Mittelklasse-Systemkamera

Testbericht: Canon EOS M50

Seite 3 von 5, vom 2018-06-20 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Um die Bildqualität der Canon EOS M50 zu testen, haben wir sie nicht nur in der Praxis ausprobiert, sondern auch in unserem Labor getestet. Die gesamten Ergebnisse mit allen Diagrammen können über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt abgerufen werden, was uns im Übrigen auch bei der Finanzierung der kostenlosen Inhalte wie diesem Testbericht hilft. Beim Labortest kam das Standardobjektiv EF-M 15-45 mm 1:3,5-5,6 IS STM zum Einsatz, mit dem die Kamera für knapp 700 Euro erhältlich ist. Es verzeichnet recht stark, vor allem im Weitwinkel mit 2,5 Prozent Tonnenform. Bei mittlerer Brennweite reduziert sich die tonnenförmige Verzeichnung auf weniger sichtbare ein Prozent, bei langer Brennweite ändert sich die Verzeichnung in eine ebenfalls weniger sichtbare 0,5-prozentige Kissenform.

Auch die Randabdunklung ist im Weitwinkel am deutlichsten und beträgt bis zu 1,4 Blendenstufen. Beim Abblenden oder Zoomen reduziert sie sich jedoch deutlich. Farbsäume hingegen spielen praktisch keine Rolle. Wer möchte, kann übrigens eine digitale Objektivoptimierung in der Kamera aktivieren, die auf Wunsch neben der Verzeichnung und Randabdunklung sogar Beugungseffekte auszugleichen versucht.

Bei der Auflösung erreicht die EOS M50 mit dem 15-45 STM bei 50 Prozent Kontrast ein Maximum von 63 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent, was ein sehr guter Wert für einen 24 Megapixel auflösenden Bildsensor ist. Erreicht wird dieser Wert im Weitwinkel bei 15 Millimetern (24 Millimeter entsprechend Kleinbild) in der Bildmitte leicht abgeblendet auf F4. Bereits beim weiteren Abblenden reduziert die Beugung die Auflösung, jedoch wird der Effekt erst jenseits von F8 stärker. Selbst F11 lässt sich noch problemlos einsetzen, denn hier erreicht die Auflösung mit über 50 lp/mm noch einen guten Wert. Am Bildrand hingegen liegt die Auflösung leicht abgeblendet lediglich bei 40 lp/mm, was mehr als ein Drittel weniger ist als im Bildzentrum. Dabei handelt es sich um ein typisches Problem günstiger Zoomobjektive. Am Bildrand wird im Weitwinkel erst bei F8 das Auflösungsmaximum mit 47 lp/mm erreicht. Da die Auflösung hier im Bildzentrum "nur" noch 57 lp/mm beträgt, ist der Randabfall nicht mehr so dramatisch – eine gute Blende für Landschaftsaufnahmen.

Je weiter man zoomt, desto mehr nimmt die Auflösung im Bildzentrum ab. Bei 26 Millimetern (42 Millimeter entsprechend Kleinbild) sind es maximal noch 56 lp/mm, bei 45 Millimetern (72 Millimeter Kleinbildäquivalent) nur noch gut 49 lp/mm. Der Randabfall ist bei mittlerer Brennweite ebenfalls hoch, solange man nicht abblendet. Bei F8 hingegen werden am Bildrand mit 50 lp/mm kaum weniger Details aufgelöst als im Bildzentrum mit 52 lp/mm. Bei langer Brennweite ist sogar kaum noch ein Randabfall der Auflösung zu beklagen.

Obwohl es sich um ein einfaches Setobjektiv mit gewissen optischen Schwächen handelt, sind mit dem 15-45 mm STM und der EOS M50 also hohe Auflösungen möglich. Doch das sagt noch längst nicht alles über die Bildqualität einer Kamera aus. Der Signal-Rauschabstand erreicht bis ISO 200 einen guten Wert von über 40 dB und bis ISO 1.600 einen ausreichenden Wert von über 35 dB. Bei höheren Empfindlichkeit hebt sich das Bildsignal immer schlechter vom Rauschen ab. Entsprechend wird Helligkeitsrauschen ab ISO 3.200 leicht und oberhalb von ISO 12.800 stark sichtbar, das Farbrauschen hingegen hat die M50 gut unter Kontrolle. Die Rauschunterdrückung führt oberhalb von ISO 400 zunehmend zu einem Verlust von Bilddetails. Dieser setzt zunächst sanft ein und wird immer stärker, je weiter man die ISO-Empfindlichkeit erhöht. Bis ISO 1.600 löst die Canon noch ausreichend feine Details auf, aber spätestens ab ISO 3.200 werden die Verluste sichtbar. Oberhalb von ISO 6.400 wird der Detailverlust drastisch, die Bilder wirken eher wie gemalt.

Der Dynamikumfang erreicht mit bis zu 11,5 Blendenstufen sehr hohe Werte, vor allem bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten. Bis ISO 1.600 sind immerhin bis zu elf Blendenstufen messbar, darüber hinaus nimmt der Dynamikumfang jedoch deutlich ab. Bei ISO 6.400 sind es weniger als zehn und ab ISO 25.600 sogar nur noch knapp über sieben Blendenstufen. Helle Bildbereiche fressen deutlich aus, während in den Schatten ebenfalls keine Details mehr erkennbar sind.

Die Tonwertkurve verläuft typisch für eine Kamera mit knackiger Bildaufbereitung sehr steil und betont damit insbesondere Mittenkontraste stark, was zu einem knackigen Bildeindruck führt. Auch die Schärfeartefakte sind mit bis zu über zehn Prozent nicht allzu niedrig und sorgen an starken Kontrasten für leichte Überschwinger, aber an dieser Stelle trägt die Nachschärfung ja auch zum knackigen Bildeindruck bei. Die JPEG-Bilder der M50 sind weniger zum Nachbearbeiten gedacht, sondern eher für Fotografen, die diese direkt betrachten oder drucken möchten. Anspruchsvolle Fotografen mit Bildbearbeitungsambitionen sollten dagegen besser auf das Rohdatenformat zurückgreifen, bei dem man zudem viel feinere Helligkeitsabstufungen bekommt und die Bilder optimal auch für großformatige Drucke, bei denen Schärfeartefakte weniger angebracht sind, optimal aufbereiten kann.

Der Ausgangs-Tonwertumfang nimmt fast linear mit einer steigenden ISO-Empfindlichkeit ab. Bei ISO 100 werden fast alle der 256 im JPEG enthaltenen Helligkeitsabstufungen auch tatsächlich verwendet. Bei ISO 200 sind es ebenfalls sehr gute über 224 Abstufungen, bei ISO 400 noch etwas über 190. Bis ISO 800 ist der Wert mit über 160 Stufen noch gut, kritisch wird es ab ISO 6.400 mit weniger als 100 Helligkeitsabstufungen. Die Farbtreue der M50 ist insgesamt recht gut, die meisten Farben werden sehr exakt wiedergegeben. Abweichungen gibt es hauptsächlich im Gelb-Grün-Bereich mit einer leichten Entsättigung und im Rotbereich mit einer etwas stärkeren Sättigung. Das sorgt für weniger knalliges Gras und anderes Grün in Landschaftsaufnahmen, aber für leuchtendes Rot und subjektiv angenehm warme Farben. Die tatsächliche Farbtiefe ist ebenfalls gut bis sehr gut. Bis ISO 1.600 werden über vier Millionen Farbnuancen aufgezeichnet, bei ISO 100 sind es sogar über acht Millionen.

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