Kompaktkamera

Testbericht: Canon PowerShot G1

2001-03-10 Endlich ist er da, der von zahlreichen Besuchern heiß herbeigesehnte digitalkamera.de-Praxistest zur Canon PowerShot G1. Dass die PowerShot G1 seit Monaten in den Verkaufscharts ganz oben steht, zeugt vom Potential dieser Kamera. Doch ganz frei von Kritik ist auch diese Kamera nicht. Elementare Punkte, wie die nicht mehr ganz zeitgemäße mittenbetonte Integralmessung und das zentral arbeitende Autofokus-System, haben Canons Mitbewerber bei ihren Digitalkameras schon besser realisiert. Jedenfalls zeigen wir in unserem PowerShot G1-Praxistest, was an der rechteckigen Kamera so "rund" ist und was nicht.  (Yvan Boeres)

Ergonomie und Verarbeitung  Ein Prachtstück an Kameradesign ist die PowerShot G1 mit Sicherheit nicht. Ihre Architektur ähnelt eher einer Plattenbauwohnung als einer Designer-Villa. Man weiß nicht so richtig, wie man die Kamera in die Hand nehmen soll – das Ziegelstein-Design der PowerShot G1 schmiegt sich in keiner Weise der menschlichen Hand an und einen Handgriff vermisst man sowieso. Mit Außenmaßen von 12 x 7,7 x 6,4 cm und einem ermitteltem Gewicht von rund 500 Gramm (auf das Gramm genau!) im betriebsbereiten Zustand ist die G1 etwa so groß wie eine Olympus C-3030/C-3000, aber erheblich schwerer. Das trägt deutlich zu der hochwertigen Anmutung bei, die die Kamera vermittelt, wenn man sie in die Hand nimmt. Die Frontpartie der G1 besteht aus titanfarben eloxiertem Aluminium, die Rückseite aus mattschwarzem Kunststoff. Die Kameraoberseite wird, von rechts nach links, vom monochromen LCD-Anzeigefeld, vom TTL-Blitzschuh, vom zentralen Einstellrad (mit dem Haupt- bzw. Betriebswahlschalter gekoppelt), vom Auslöser (mit der Zoomwippe gekoppelt) und einem Funktionsknopf für den Bildtransport (Serienbildmodus, Selbstauslöser, Fernbedienungsmodus) belegt. An der Kamerarückseite findet man den LCD-Farbmonitor, den optischen Sucher mit Dioptrienregler, acht Funktionsknöpfe sowie den Menü-Navigationsknopf. Seitlich befinden sich, von einer Schutzklappe gegen Staub und Feuchtigkeit abgeschirmt, der Speicherkarten-Einschub und die Schnittstellen (Audio/Video, Datenschnittstelle, Netzeingang). An der Vorderseite ist auch ein Mikrofon angebracht, da die G1 im Videomodus in der Lage ist, Ton aufzunehmen.

Canon PowerShot G1 Rückseite [Foto: MediaNord]Der 1,8" große (Bilddiagonale) LCD-Farbbildschirm löst mit insgesamt 113.578 Bildpunkten auf, kann um 180 Grad nach rechts und nach links sowie um 180 Grad bzw. 90 Grad nach oben und unten bewegt werden und deckt etwa 97 % des tatsächlichen Bildfeldes ab. Wie schon bei der Pro70 kann der Bildschirm frei in alle Richtungen geschwenkt werden. Dadurch kann man aus allen denkbaren Winkeln und Positionen heraus fotografieren; Selbstporträts sind ebenso möglich wie Aufnahmen aus der Froschperspektive. In normaler Position wird der Monitor so geschwenkt, dass dessen Rückseite flach am Gehäuse anliegt. Bei Nichtgebrauch kann man ihn praktischerweise umdrehen, damit das LCD-Feld geschützt bleibt. Durch zwei Schalter merkt die G1, ob der LCD-Bildschirm auf dem Kopf steht – und dreht die Bilder automatisch um – oder mit der TFT-Display-Seite zum Gehäuse liegt (in diesem Fall wird der Bildschirm automatisch ausgeschaltet).

Die Bildqualität des Farbbildschirmes ist von allererster Güte: Die Bildbewegungen werden sehr flüssig dargestellt, der Schärfeeindruck ist sehr hoch und der Bildschirm ist auch bei direktem Sonneneinfall noch halbwegs lesbar. Typisch für die LCD-Technologie ist die Winkelabhängigkeit des Bildschirmes. Betrachtet man den Bildschirm auch nur ein bisschen von der Seite, erhält man die schönsten Solarisationseffekte. Der optische Sucher ist dagegen auf Minimalismus angelegt: Er ist klar und farbneutral, deckt aber lediglich 87 % des anvisierten Bildfeldes und besitzt weder Parallaxenausgleich noch entsprechende Ausgleichsmarkierungen. Der Autofokus-Arbeitsbereich wird durch ein Fadenkreuz angedeutet, dieses ist aber kein Ersatz für eine richtige Autofokus- und Spot-Messfeld-Markierung. Am Kameraboden befinden sich das Batteriefach und das etwas zu weit links platzierte Stativgewinde aus Metall. Bei größeren Stativ-Schnellwechselplatten kann es vorkommen, dass die Platte den Entriegelungsknopf für das Batteriefach abdeckt, so dass ein Wechseln der Batterie bei Stativbetrieb unter Umständen nicht so ohne weiteres möglich ist.

Bedienungsanleitung  Der Kamera liegen zwei schwarz/weiß gedruckte, deutschsprachige Handbücher im DIN-A5-Format bei, eine Bedienungsanleitung für die Kamera und eine für die Software. Eine zusätzliche Online-Dokumentation gibt es nicht. Die Bedienungsanleitung beschreibt auf 144 Seiten ausführlich alle Kamerafunktionen, wobei die Suche nach bestimmten Themen durch Inhalts- und Stichwortverzeichnis erleichtert wird. Auch eine grafische Übersicht aller Kamerakomponenten ist vorhanden und verweist für jede Komponente direkt auf die Seite mit den entsprechenden Erklärungen. Alle Funktionen sind verständlich beschrieben und bei Bedarf durch Illustrationen ergänzt.

Die Softwareanleitung erklärt auf 112 Seiten den Umgang mit der beiliegenden Kamerasoftware, wobei es separate Teile für Windows- und Macintoch-Anwender gibt. Für die Suche nach bestimmten Themen steht in dieser Anleitung lediglich ein Inhaltsverzeichnis zur Verfügung; angesichts des geringen Umfanges fällt dieser Umstand jedoch nicht so stark ins Gewicht. Alle Schritte, von der Installation der Software über den Anschluss der Kamera bis zum Anzeigen und Archivieren der Bilder, sind anschaulich, teilweise durch Bildschirmfotos unterstützt, beschrieben.

Canon PowerShot G1 - Menü 1 von 2 [Foto: MediaNord]
Canon PowerShot G1 - Menü 2 von 2 [Foto: MediaNord]   
Menüführung, Kameraeinstellung

Links unterhalb des Auslösers befindet sich das zentrale Einstellrad. Der untere Kranz wählt die Betriebsart der Kamera (Aufnahme, aus, Wiedergabe, Datenübertragung) aus, während der obere Kranz der Wahl des Belichtungsprogramms dient. Die mittlere Position, hervorgehoben durch eine grüne Druckfarbe, nimmt die Vollautomatik ein. In diesem Modus werden die Einstellungen soweit wie möglich von der Kameraautomatik vorgenommen und die Eingriffsmöglichkeiten auf ein Anfänger-freundliches Minimum beschränkt. Unterhalb der Vollautomatik-Position findet man die Motivprogramme (Pan-Fokus, Porträt, Landschaft, Nachtaufnahme) und die Spezialprogramme (Schwarz-Weiß-Modus, Panorama-Assistent, Videoaufzeichnung), während oberhalb dieser Position die sogenannten "kreativen" Programme (Programmautomatik, Zeiten- und Blendenautomatik, manuelle Belichtungssteuerung) angesiedelt sind. Die wichtigsten Einstellungsdaten sind auf dem kleinen LCD-Monochromdisplay zusammengefasst und werden zusätzlich auf dem LCD-Farbbildschirm angezeigt, wenn dieser eingeschaltet ist.

Canon PowerShot G1 mit Weitwinkelkonverter Olympus WCON-08 [Foto: MediaNord]Objektiv  Das Objektiv der Canon PowerShot G1 besitzt eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Objektiven der Epson PhotoPC 3000 Zoom, der Casio QV-3000EX/Ir und der Sony DSC-S70, so dass der Verdacht nahe liegt, dass das Objektiv aus ein und derselben Schmiede stammt und eventuell klammheimlich ein Technologieaustausch zwischen den drei Marken stattgefunden hat. Wenn man weiß, dass Sony Hauptliefererant für CCD-Bildwandler ist (auch der der PowerShot G1) und wiederum viele Digitalkamera-Hersteller auf die Objektivtechnologie von Canon zurückgreifen (das Objektiv der Casio QV-3000EX/Ir outet sich ganz offen als Canon-Objektiv), kann man sich denken, von wem die Objektive verschiedenster Kameras stammen, die die Aufschrift "7-21 mm/F2,0-2,5" tragen. Umgerechnet auf Kleinbildverhältnisse entspricht der Brennweitenbereich 34 bis 102 Millimeter. Gesteuert wird das Zoomobjektiv von einem Wippschalter, der den Auslöser umgibt. Das Zoomgeräusch ist angenehm leise und die Brennweitenverstellung erfolgt stufenlos – allerdings bedarf es einiges an Fingergefühl, um mehr als neun Zoomstufen hinzukriegen. Wie zu erwarten, liefert das Objektiv der Canon PowerShot G1 bezüglich der optischen Qualität die gleichen Ergebnisse wie im Praxistest der Epson PhotoPC 3000Z und der Sony DSC-S70. Im Weitwinkelbereich ist eine tonnenförmige Verzeichnung mit bloßem Auge gerade eben noch erkennbar; im Telebereich sucht das Auge vergeblich nach Anzeichen irgendeiner Verzeichnung. Die Bildschärfe ist über den gesamten Bild- und Brennweitenbereich tadellos. Vignettierungen (Abschattungen in den Bildecken) treten nicht auf und Farbsäume – bedingt durch chromatische Aberrationen – konnten wir auf unseren Testbildern ebenfalls nicht ausmachen.

   Canon PowerShot G1 - Objektivring [Foto: MediaNord]
  

Erstmals bietet Canon für eine seiner Digitalkameras optisches Zubehör an. Durch Abschrauben des verchromten Objektivringes lässt sich an dessen Stelle der optional erhältliche Objektivadapter LA-DC58 ansetzen. Er verfügt über ein standardisiertes Filtergewinde mit einem Durchmesser von 58 mm, an dem sowohl der 0,8fach-Weitwinkel- (WC-DC58), der 1,5fach-Tele- (TC-DC58) und der Makrokonverter (250D) als auch Zubehör (Filter, Konverter) von Fremdherstellern angeschraubt werden können.  Der Makrokonverter 250D hat eine Vergrößerungsstärke von +4 Dioptrien. Mit dem Weitwinkelkonverter WC-DC58 wird die Verzerrung sichtbar tonnenförmig; eigentlich zu viel für einen Konverter mit einem Brennweiten-Verkürzungsfaktor von lediglich 0,8 und dieser Preisklasse (rund 380 DM). Da schneidet der Telekonverter TC-DC58 schon wesentlich besser ab: Hiermit wird die Verzerrung nur sehr geringfügig in den kissenförmigen Bereich verstärkt; allerdings ist – wie bei vielen Digitalkamera-Telekonverter-Kombinationen – nur rund ein Drittel des gesamten Brennweitenbereiches vignettierungsfrei nutzbar. Chromatische Aberrationen, Unschärfen und sonstige Bildfehler konnten wir aber bei keinem der drei Canon-Konverter entdecken.

 Konverter für Canon PowerShot G1 [Foto: MediaNord] 

Als Alternative zum Canon-Weitwinkelkonverter bietet sich der Olympus WCON-08B-Konverter an, der zwar mit rund 600 DM noch etwas teurer als die Canon-Lösung ist, jedoch viel weniger verzeichnet und mit einem Adapterring (von 58 auf 62 mm) an den Objektivadapter der PowerShot G1 angepasst werden kann.

Belichtungsmessung und -steuerung  Die Canon PowerShot G1 bietet nicht nur eine Vollautomatik und Motivprogramme für den Anfänger, sondern auch eine Programmautomatik, Semi-Automatiken (Zeit- und Blendenautomatik) und eine manuelle Belichtungssteuerung für Fortgeschrittene. In der Vollautomatik bleibt der Zugriff auf den Korrekturknopf für Blitz- und Dauerlicht-Belichtungskorrekturen, für den Weißabgleich und für automatische Belichtungsreihen gesperrt und der Blitz wird auf Automatik geschaltet. Die Blitz- und die Bildtransport-Funktionen (Einzel- oder Serienbilder) können aber weiterhin betätigt werden. Motivprogramme hat der Benutzer insgesamt vier zur Auswahl. Das erste Motivprogramm ist ein so genanntes Pan-Fokus-Programm: Hier wird die Hyperfokale eingestellt, so dass alles in einem Bereich zwischen 65 cm und unendlich scharf abgebildet wird. Die drei restlichen Motivprogramme sind ein Porträt-, ein Landschafts- und ein Nachtaufnahme-Modus.

Die Programmautomatik der PowerShot G1 besitzt keine Shift-Option, d. h. die von der Kamera vorgeschlagene Kombination aus Blende und Belichtungszeit kann vom Benutzer nicht auf eine andere, ebenfalls korrekte Kombination geändert werden. In den Semi-Automatiken sowie im manuellen Modus sind – je nach Belichtungsprogramm und Brennweite – Belichtungszeiten zwischen 1/1.000 und 8 Sekunden (in 40 Stufen) und Blenden zwischen F2 und F8 (in 13 Stufen) einstellbar. Man kann dabei sowohl von Stufe zu Stufe mit jeweils einem Knopfdruck springen als auch die Einstelltaste anhalten, um die Belichtungswerte im "Schnelldurchlauf" zu durchkämmen. Es soll darauf hingewiesen werden (was Canon auch im Benutzerhandbuch der G1 macht), dass in allen Belichtungsmodi bei Verschlusszeiten kürzer als 1/500 Sekunde die einzig verfügbare Blende F8 ist. Laut Canon ist die Ursache dafür der Auslösemechanismus der G1, der gleichzeitig den mechanischen Verschluss und die Irisblende bedient. Canon PowerShot G1 - Oberseite [Foto: MediaNord] Da die Irisblende aber bei größeren Öffnungen als F8 nicht schneller als 1/500 Sekunde schließen kann, zieht das halt diese Einschränkung nach sich. Eine BULB-Langzeitbelichtung gibt es übrigens bei der G1 nicht; Belichtungszeiten über 8 Sekunden hinaus sind also tabu. Im manuellen Modus wird die Belichtungsmessung ganz abgeschaltet – deshalb gibt es dann auch keine Skala, auf der die Abweichung zwischen den eingestellten und den vom Belichtungsmesser ermittelten Belichtungswerten angezeigt wird. Zur Feinkorrektur bietet die G1 noch eine manuelle Belichtungskorrektur (+/- 2 Blenden in Drittelstufen) und eine AEB-Belichtungsreihenautomatik (drei Bilder mit einer Streuung von 0,3 bis 2 Blenden).

Die Belichtung wird bei der G1 von einer mittenbetonten Integralmessung ermittelt; alternativ steht eine Spotmessung zur Verfügung (Messbereich ca. 2 % des Bildfeldes). Dabei ist Canon gemeinsam mit Nikon einer der ersten Kamerahersteller gewesen, der die Matrixmessung bei Kleinbild-Spiegelreflexkameras eingeführt hat. Bei Camcordern beherrscht Canon gar die Flexizone-Belichtungsmessung, bei der die Messung per Joystick-Steuerung überall auf dem Bild erfolgen kann. Doch bei seinen digitalen Fotokameras scheint sich Canon schwer zu tun, ein zeitgemäßes Belichtungsmessverfahren einzuführen. "Erzrivale" Nikon dagegen rüstet seine Digitalkameras der Coolpix-Serie schon seit 1998 mit einer Mehrfeld- bzw. Matrixmessung aus. Im praktischen Betrieb – zumindest bei Dauerlicht – liefert die mittenbetonte Integralmessung der G1 meistens korrekte Ergebnisse. Lediglich bei schwierigen Motiven (hohe Motivkontraste; außerhalb der Bildmitte platzierte Motive oder solche mit ungleichmäßiger Lichtverteilung) zeigt die Integralmessung ihre Grenzen. Canon PowerShot G1 - Rückseite [Foto: MediaNord] Gut, dass man bei Digitalkameras das Belichtungsresultat gleich auf dem LCD-Farbbildschirm kontrollieren kann – was allerdings ein schwacher Trost für die fehlende Matrix-/Mehrfeldbelichtungsmessung ist. Dies wird ganz besonders deutlich bei der Blitzbelichtungsmessung. Der Weißabgleich lässt sich bei der G1 sowohl automatisch als auch manuell steuern. Zur manuellen Steuerung gibt es fünf Voreinstellungen (Tageslicht sonnig/bewölkt, Glühlampenlicht, Leuchtstoffröhrenlicht, Blitzlicht); es kann aber auch der Weißpunkt angemessen werden.

Blitz  Der TTL-Blitzschuh an der Kameraoberseite lässt viel Gutes vermuten; schließlich kann man damit ohne teures Zubehör (wie bei Nikon oder Olympus) einen externen Blitz direkt an die Kamera anschließen. Damit lässt sich – wenn die Leistung des internen Miniblitzes nicht mehr ausreicht – zusätzliches Licht "schaffen". Wir ermittelten die Leitzahl des internen Blitzes auf LZ 8, was mit offener Blende eine maximale Reichweite von 4 Metern ergibt (Werksangabe: maximal 4,5 m (LZ 9). Der interne Blitz kennt vier Betriebsmodi: automatische Zuschaltung bei schwachen Lichtverhältnissen (Gegenlichtsituationen scheint die G1 nicht mit einem automatischen Aufhellblitz zu begegnen), erzwungen, aus und Rote-Augen-Verringerung (keine Blitzsalve, sondern der helle Lichtstrahl des AF-Hilfslichts). Des weiteren gibt es noch eine Blitzbelichtungskorrektur (+/- 2 Blenden in Drittelstufen) und eine Blitzbelichtungsspeicherungs-Funktion. Letztere ist eine E-TTL-spezifische Sonderfunktion, die auch nur mit dieser Technik möglich ist. Bei der Blitzbelichtungsspeicherung (FEL) kann der Benutzer per Druck auf die Belichtungsmesswertspeicherungs-Taste (Stern-Taste) einen Messblitz auslösen, der die Blitzbelichtung für das gerade anvisierte Motiv speichert. Danach kann man das Bild neu gestalten; die Blitzbelichtung für das zuvor angemessene Motiv bleibt erhalten. So kann man genau festlegen, für welche Motivpartie die Blitzbelichtung ausschlaggebend sein soll.

Canon PowerShot G1 mit Blitzgerät Camon Speedlite 420 EX [Foto: MediaNord]Der Hauptvorteil der E-TTL-Blitzbelichtungstechnik ist aber die "Verschmelzung" von Dauerlicht- und Blitzlicht-Messzelle. Während bei der konventionellen TTL-Blitztechnik zwei separate Messzellen (eine für das Dauerlicht und eine für das Blitzlicht) erforderlich sind, erfolgt bei E-TTL die Blitzlichtmessung über dieselbe Messzelle wie für das Dauerlicht. Das garantiert eine bessere Abstimmung zwischen Dauerlicht und Blitzlicht; d. h., dass das Motiv (z. B. eine Person) durch das Blitzlicht richtig ausgeleuchtet wird und die Hintergrundbeleuchtung (z. B. Himmel oder Kerzenlicht) erhalten bleibt. Seine ganze Stärke entfaltet die E-TTL-Technik in Verbindung mit einer Mehrfeld- bzw. Matrixmessung und einem E-TTL-kompatiblen Blitzgerät (Canon Speedlite EX-Reihe oder entsprechend ausgerüstete Fremdblitzgeräte). Leider verfügt die G1, wie oben erwähnt, über keine Matrixmessung, so dass auch die Blitzbelichtungsmessung nicht voll von der E-TTL-Technik profitiert. Das bekommt man hauptsächlich im Nahbereich und bei schwierigen Motiven (z. B. Gegenlicht) zu spüren. In solchen Fällen tendiert der Blitz der G1 zu starker Über- bzw. Unterbelichtung. Da hilft – je nach Situation – nur eine Blitzbelichtungsmesswertspeicherung, eine Blitzbelichtungskorrektur und/oder die Umschaltung auf Spotmessung. Schade, dass der Komfort und die Präzision der E-TTL-Blitzbelichtungstechnik durch das Fehlen einer Matrixmessung beeinträchtigt werden.

Die Blitzausleuchtung mit dem eingebauten Blitz ist einigermaßen gut. An den Ecken kann man einen leichten Lichtabfall (etwa eine halbe Blende) ausmachen; bei Alltagsmotiven dürfte das allerdings nicht auffallen. Bei extremen Nahaufnahmen schattet aber das Objektiv der G1 einen Teil des Bildes ab. Die Blitztemperatur ist zwar neutral, jedoch kämpfen viele Blitzbilder – hauptsächlich bei menschlichen Motiven – mit blassen, grauen Hauttönen. Mit einer anderen Weißabgleich-Stellung lässt sich das zum Teil ausmerzen. Weniger von diesem Problem betroffen sind externe Blitzgeräte. Wer auf den vollen Komfort einer Blitzautomatik nicht verzichten will, ist bei der G1 auf E-TTL-kompatible Blitzgeräte angewiesen. Bei Canon sind dies das Speedlite 220 EX (laut Herstellerangabe Leitzahl 22 bei starrer Reflektorstellung von 28 mm), das Speedlite 380 EX (gemessene Leitzahl: LZ 31), das neue Speedlite 420 EX (gemessene Leitzahl: LZ 33,5) und das leistungsstarke Blitzgerät Speedlite 550 EX (Herstellerangabe: LZ 42). Obwohl Blitzgeräte der Marke Metz mit dem entsprechenden SCA-Adapter (3101 M3, M3101 M4 und 3102) E-TTL-kompatibel sind, funktioniert die Blitzbelichtungssteuerung in Kombination mit der G1 unbefriedigend oder überhaupt nicht. Das Resultat sind schwerwiegende Fehlbelichtungen im Blitzbetrieb. Das Problem ist Metz bekannt und die Firma will sich diesem annehmen, allerdings hat sie – laut eigenen Aussagen – derzeit andere Prioritäten.

Bei manueller Belichtungssteuerung (egal ob mit internem oder externem Blitz) wird bei der G1 wegen der Abschaltung des Belichtungsmessers (siehe Abschnitt "Belichtungsmessung und -steuerung") der Blitz mit voller Leistung abgefeuert. In diesem Modus muss man also auf jegliche Automatik verzichten und die Blitzbelichtung mit einem Blitzbelichtungsmesser per Hand ermitteln. Unterstützte Blitz-Sonderfunktionen mit Speedlite-Blitzgeräten sind lediglich die E-TTL-Blitzmessung, die FEL-Blitzmesswertspeicherung und die Blitzreflektor-Zoomsteuerung. Von der Highspeed-Blitzsynchronisation (die maximale Blitzsynchronzeit bleibt bei 1/250 Sekunde), dem im Blitzgerät eingebauten und dem roten AF-Hilfslicht und profitiert die G1 nicht. Canon PowerShot G1 - linke Kameraseite [Foto: MediaNord]Die Möglichkeit der drahtlosen Steuerung eines oder mehrerer Blitzgeräte mittels eines entsprechend kompatiblen "Master"-Blitzgerätes (420 EX und 550 EX) oder eines ST-E2-Transmitters wird in den offiziellen Canon-Spezifikationen nicht angegeben und wurde uns auch auf Anfrage bei Canon-Repräsentanten nicht bestätigt. Wie allerdings aus einigen E-Mails von digitalkamera.de-Besuchern an die Redaktion hervorgeht, soll dieses Feature dennoch problemlos zu gebrauchen sein. Insofern ist die drahtlose E-TTL-Blitzsteuerung ein "undokumentiertes" Feature. Eine Blitzlangzeitsynchronisation gibt es übrigens bei der PowerShot G1 auch: Dafür wählt man einfach das Motivprogramm "Nachtaufnahmen" aus oder man schaltet die G1 in die Zeitautomatik. Das funktioniert sowohl mit dem eingebauten als auch mit einem externen Blitz.

Scharfeinstellung  Dies ist neben dem Belichtungssystem der zweite Punkt, den Canon bei der PowerShot G1 etwas stiefmütterlich behandelt hat. Canon, Vorreiter beim Mehrpunkt-Autofokus (der nicht nur in Kleinbild-Spiegelreflexkameras, sondern auch in preiswerte Kleinbild- und APS-Kompaktkameras Einzug gehalten hat) und Erfinder des Flexizone-Autofokus-Systems bei Camcordern, stattet die immerhin 2.500 DM teure PowerShot G1 mit einem einfachen, zentral arbeitenden Autofokus aus! Dieser geht zumindest relativ zügig und präzise ans Werk (außer bei Nahaufnahmen) und kann sogar wahlweise im Einzelbild- oder im Schärfenachführungs-Modus betrieben werden – das ist aber das wenigste, was man erwarten darf.  Der Autofokus arbeitet nach dem Prinzip des Kontrastvergleiches (passives Autofokussystem) und wird bei schwachen Lichtverhältnissen bzw. ungenügendem Motivkontrast durch ein scharf gebündeltes Hilfslicht unterstützt. Das Hilfslicht ist grell-weiß und somit nicht besonders diskret. Das Licht ist sogar so hell, dass Personen, die fotografiert werden, regelrecht geblendet werden. Im Normalbetrieb liegt der Arbeitsbereich des Autofokus zwischen 70 cm und unendlich; schaltet man auf Makro um, kann man bis auf 6 cm (in Weitwinkel-Position) an das Motiv herangehen. Durch das Anbringen der optional erhältlichen Nahlinse lässt sich im Nahbereich eine Vergrößerungsstärke von +4 Dioptrien erzielen.

Der Arbeitspunkt des Autofokus wird im optischen Sucher durch ein Fadenkreuz angezeigt. Im Einzelbild-Modus ermittelten wir eine durchschnittliche Reaktionszeit von rund 1 Sekunde. Als einziger Hinweis auf eine erfolgreiche Scharfeinstellung leuchtet eine kleine Leuchtdiode neben dem Sucherokular grün auf. Denn eine Schärfekontrolle über den LCD-Farbbildschirm kann man – trotz guter Abbildungsqualität des LCD-Schirmes – nur annähernd vornehmen. Versagt der Autofokus oder will man die Schärfe voreinstellen, genügt ein Druck auf den MF-Knopf an der linken Kameraseite, um die Scharfeinstellung auf manuell umzuschalten. Allerdings ist die manuelle Fokussiermöglichkeit der G1 auch nicht praxistauglich, da auf dem LCD-Monitor lediglich ein Balken, bestehend aus mehreren Elementen, die die Entfernung symbolisieren sollen, eingeblendet wird. Eine genaue Angabe in Metern oder in Fuß sucht man vergebens. Da helfen einem die etwa 30 Fokussierschritte auch recht wenig, wenn man nicht weiß, welcher Distanz die aktuelle Einstellung entspricht.

Auflösung und Weißabgleich  Die PowerShot G1 gehört der Klasse der 3,34-Megapixel-Kameras an und bietet neben einer nutzbaren Höchstauflösung von 2.048 x 1.536 Pixeln (L-Stellung) noch eine mittlere XGA-Auflösung von 1.024 x 768 Pixeln (M-Stellung) und eine niedrige VGA-Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten (S-Stellung) an. Die Einstellung der Auflösungsstufen erfolgt über das Kameramenü. Vier Empfindlichkeitsstufen (ISO 50, 100, 200, 400) stehen dem Anwender zur Verfügung. Canon PowerShot G1 - rechte Kameraseite [Foto: MediaNord] Sie können entweder automatisch von der Kamera oder manuell vom Benutzer festgelegt werden. Interessanterweise verfügt die G1 über einen ähnlichen Rauschunterdrückungs-Algorithmus wie ihre professionelle Spiegelreflex-Schwester, die EOS D30, der bei Belichtungszeiten über 1,3 Sekunden automatisch in Kraft gesetzt wird. Der Unterschied im Bildrauschen zwischen unbearbeiteten Bildern und vom Rauschunterdrückungs-Algorithmus bearbeiteten Bildern ist deutlich sichtbar, so dass man hier von einem echten, nützlichen Feature reden kann. Einziger Wermutstropfen ist, dass der Algorithmus nur bei Langzeitbelichtungen funktioniert – und nicht generell.  Aber zumindest Freunde von Nachtaufnahmen werden sich über diese Funktion freuen (besonders in Kombination mit der Empfindlichkeitseinstellung von ISO 50), die die Bildqualität sichtbar verbessert. Weitere kamerainterne Bildverarbeitungsfunktionen bietet die G1 in Form einer Bildnachschärfungs-, Farbsättigungs- und Bildkontrastkontrolle, die der Benutzer über einen entsprechenden Eintrag im Kameramenü beeinflussen kann.

Doch die Werkseinstellungen liefern in den meisten Fällen exzellente Resultate: Die Farbsättigung ist hoch genug, um den meisten Motiven zu schmeicheln, aber nicht zu hoch, dass man sie als störend bezeichnen müsste. Wer die Bilder ohne jegliche Bearbeitung von der Kamerasoftware im "Rohzustand" erhalten möchte, kann den RAW-Modus der G1 im Kameramenü (unter "Dateiformat") aktivieren. Mit einem mitgelieferten TWAIN-Softwaremodul lassen sich so die Bilddaten, so wie die CCD der G-1 sie ausliest (d. h. ohne dass die Bilder zuvor in der Kamera optimiert wurden), auf dem Rechner weiterverarbeiten.

Der automatische Weißabgleich der G1 erkennt sehr zuverlässig die gegebene Farbtemperatur und liefert sowohl bei Tageslicht als auch bei Kunstlicht (Glühlampen- oder Leuchtstoffröhrenlicht) sehr gut korrigierte, mit einem Hauch von Warmtönigkeit versehene Bilder. Der Warmton ist alles andere als störend: Er ist sehr diskret und kommt den meisten Motiven zugute. Lediglich beim Blitzen fällt der automatische Weißabgleich total aus der Rolle und verleiht den Motiven (hauptsächlich Personen) einen blassen, gräulichen Hautton. Die Weißabgleich-Voreinstellung für Blitzlicht gleicht dies aus, wenn auch in einigen Fällen zu stark. Bei Kunstlicht-Motiven kann man getrost die Voreinstellungen für Neonröhrenlicht und Glühlampenlicht vergessen – sie bringen dasselbe Resultat wie die automatische Einstellung. Dasselbe gilt für Motive bei Tageslicht: Die Zuverlässigkeit des automatischen Weißabgleichs macht die Voreinstellungen für sonniges und bewölktes Wetter überflüssig; diese Einstellungen braucht man lediglich, wenn man absichtlich die Farbtemperatur verändern will. Absolute Puristen können alternativ noch auf den manuellen Weißabgleich zurückgreifen, der in zwei Schritten (Aktivierung, Speicherung des Weißpunktes) erfolgt.

   Microdrive-Speicherkarte - Vorderseite [Foto: MediaNord]
   Microdrive-Speicherkarte - Rückseite [Foto: MediaNord]
   Microdrive-Speicherkarte - Detail DSCM [Foto: MediaNord]
  

Speicherung  Mit einem Einschub für CompactFlash-Wechselspeicherkarten des Typs I und II versehen, kann die G1 sowohl normale CompactFlash-Karten als auch Typ-II-Karten wie das Microdrive von IBM aufnehmen. Laut Canon ist die G1 mit allen Microdrives (340 und 512 MByte sowie 1 GByte) kompatibel, allerdings haben wir bereits Hinweise von einigen unserer Besucher und befreundeten Händlern bekommen, dass es bei Verwendung von 340-MByte-Microdrives häufig zu Betriebsfehlern kommt. Canon Deutschland ist dieses Problem laut eigener Aussage nicht bekannt. Die Ursache könnte aber darin liegen, dass es zwei Versionen des 340-MByte-Microdrives gibt. Die erste Version des 340-MByte-Microdrives hatte eine Umdrehungsgeschwindigkeit von 4.500 RPM und demzufolge einen höheren Stromverbrauch. Alle neuen Versionen des Microdrives (340 MByte, 512 MByte, 1 GByte) besitzen eine einheitliche Umdrehungsgeschwindigkeit von 3.600 RPM und einheitliche, niedrigere Stromverbrauchswerte. Wir haben bei IBM-Deutschland nachgefragt, wie man das alte 340-MByte-Microdrive von der neuen Version unterscheiden kann. Laut IBM sind die älteren Microdrives mit der Produktbezeichnung DMDM gekennzeichnet, während die neueren Microdrives die Produktbezeichnung DSCM tragen. Das Problem dabei: Die neue 340-MByte-Version scheint derzeit praktisch nur auf dem Papier zu existieren. IBM scheint noch gigantische Mengen des alten 340er Microdrives in den Lagern zu haben, so dass selbst offizielle deutsche Importeure berichten, noch kein einziges 340er mit einer DSCM-Kennzeichnung gesehen zu haben! Um die Verwirrung zu vollenden, gibt es aber auch Erfahrungsberichte von vereinzelten Usern, die das alte Microdrive besitzen und trotzdem keinen Kompatibilitätsproblemen begegnet sind. Offenbar gibt es gewisse Toleranzen bei den Festplatten und den Kameras, so dass es in günstiger Kombination eben doch zusammen funktioniert. Sicher ist aber, dass Besitzer von neueren DSCM-Microdrives allesamt keine negativen Erfahrungen gemacht haben. Wer also den Kauf eines Microdrives für seine bereits gekaufte oder zukünftige PowerShot G1 plant, sollte auf Nummer sicher gehen und vorerst zu der 512 MByte- oder 1 GByte-Variante greifen oder darauf bestehen, ein neues Modell mit der Produktbezeichnung DSCM 10340 zu bekommen.

Canon PowerShot G1 - Steckplatz mit Microdrive-Speicherkarte [Foto: MediaNord]Ihre Bilder speichert die G1 – unabhängig von der eingestellten Auflösungsstufe (siehe Abschnitt "Auflösung") – entweder als unbearbeitete RAW-Datei (CCD-Rohdaten; Dateigröße etwa 2,1 MByte) oder als JPEG-komprimierte Bilddatei ab. Bei der JPEG-Einstellung kann man zwischen drei verschiedenen Kompressionsraten (Superfein, Fein, Normal) wählen. Canon selbst gibt keine Faktoren für die einzelnen Kompressionsstufen an; wir ermittelten die Kompressionsfaktoren mit zirka 1:5 bis 1:7 für Superfein, 1:10 bis 1:13 für Fein und 1:30 bis 1:50 für Normal. Das ergibt in der Praxis bei höchster Auflösung mit der mitgelieferten 16-MByte-Karte eine Ausbeute von 8 (Superfein), 15 (Fein) und 32 Bildern (Normal). Der RAW-Einstellung fällt übrigens die TIFF-Einstellung zum Opfer, was nicht weiter stört, da RAW-Bilddateien üblicherweise in der Dateigröße kleiner ausfallen als TIFF-Dateien. Einzige Einschränkung: RAW-Dateien lassen sich nur mit dem entsprechenden TWAIN-Plugin auslesen. Für die Speicherung eines RAW-Bildes benötigt die G1 etwa 7 Sekunden, für ein JPEG-Bild maximal 4 Sekunden.

Stromversorgung  Die PowerShot G1 zieht ihren Strom aus einem mitgelieferten Lithiumionen-Akkublock, der mit einer Spannung von 7,4 V und einer Kapazität von 1.100 mAh insgesamt 8,14 Wh liefern kann (4 AA-NiMH-Akkus mit 1.600 mAh liefern im Vergleich nur 7,68 Wh). Der Lithiumionen-Akku mit der Bezeichnung BP-511 wurde ursprünglich für  wesentlich stromhungrigere  Camcorder entwickelt und findet erst seit kurzem Verwendung bei digitalen Fotokameras (PowerShot G1 und EOS D-30). Man merkt dem BP-511 schon die erhöhte Kapazität an: Man knipst und knipst und erst nach ca. 2 bis 3 Stunden Dauereinsatz oder rund 250 Bildern mit eingeschaltetem LCD-Bildschirm macht der Akku schlapp. Wer einigermaßen "schonend" mit dem Gebrauch des Farbbildschirmes umgeht und/oder nicht wie wild drauflosknipst, kommt gerne bis zu 3-4 Tagen mit einer Akkufüllung aus. Ist die Batterie erschöpft, erscheint ein entsprechendes Symbol auf dem monochromen LCD-Display; kurz darauf fordert die Anzeige "Lb" (Low Battery) den Benutzer auf,  den Akku mit dem mitgelieferten Netz-/Ladegerät wieder aufzuladen. Innerhalb von 80 Minuten ist dann ein Ladezustand von 90 % erreicht, für eine Aufladung auf 100 % benötigt das Ladegerät weitere 2 Stunden. Eine gleichzeitige Aufladung des Akkus und ein Netzbetrieb der Kamera sind nicht möglich.

   Canon PowerShot G1 - Anschlüsse [Foto: MediaNord]
  

Da der BP-511-Akku – zumindest im Videokamera-Fachhandel – ziemlich leicht zu bekommen ist, kann man im Notfall oder falls man ein Power-User ist, relativ leicht für rund 190 DM einen Zweitakku erwerben. Als Sonderzubehör bietet Canon das Ladegerät CR-560 an, das nicht nur zwei BP-511-Akkus in Folge aufladen kann, sondern auch mit dem mitgelieferten KfZ-Anschlusskabel von einer 12-V-Zigarettenanzünder-Steckdose betrieben werden kann. Das CR-560-Ladegerät ist auch für Benutzer interessant, die einen Ersatzakku besitzen und mit der Kamera während des Ladevorganges weiter fotografieren wollen. Das Original-Ladegerät muss dagegen mit der Kamera verbunden werden, um den Akku aufzuladen.

Einschalt- und Auslösezeiten  Vom Einschalten bis zum betriebsbereiten Zustand braucht die G1 rund 5 bis 6 Sekunden, je nachdem ob der LCD-Farbbildschirm eingeklappt (und somit ausgeschaltet) ist oder nicht. Den Löwenanteil der Einschaltzeit beansprucht das Herausfahren des Zooms. Die Auslöseverzögerung liegt – erfreulich niedrig – bei etwa 0,1 Sekunden. Zusammen mit dem Fokussiervorgang von etwa 1 Sekunde (siehe Abschnitt "Scharfeinstellung") ergibt das eine gesamte Auslöseverzögerung, die nur unter ungünstigsten Aufnahmezuständen 1,1 Sekunden überschreitet. Nach dieser Zeit ist der Auslöser wieder freigegeben, da die Bilder zunächst in einem Pufferspeicher landen und der Schreibvorgang auf die Speicherkarte im Hintergrund verläuft.

Im Serienbildmodus kann die G1 maximal 5 Bilder (bei voller Auflösung, niedrigster Kompressionsstufe und 32-MByte-CompactFlash-Wechselspeicherkarte von Delkin) in Serie bei einer Geschwindigkeit von ca. 1,25 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Unter niedrigeren Auflösungsstufen erhöht sich die Zahl der aufnehmbaren Bilder und die Bildfrequenz steigt geringfügig – unter Umständen kann man so die vom Hersteller angegebenen 1,7 Bilder pro Sekunde schaffen. Der Serienbildmodus funktioniert sogar bei unkomprimierter Speicherung im RAW-Modus, allerdings – erwartungsgemäß – deutlich langsamer. Wenn der Pufferspeicher der Kamera voll ist, dauert es ebenfalls dementsprechend länger, bis er wieder für weitere Aufnahmen freigegeben ist. Die PowerShot G1 hinterlässt insgesamt den Eindruck, sehr schnell zu sein – zumindest nachdem sie den zeitaufwändigen Einschaltvorgang erst einmal überwunden hat.  Sehr schnell ist die G1 auch im Wiedergabemodus und in der Menüführung: Die Bilder erscheinen zügig auf dem LCD-Monitor und die Menüeingaben bzw. die Navigation durch die Kameramenüs erfolgen praktisch ohne Verzögerung.  Zum Beispiel benötigt die Formatierung unserer 32-MByte-Speicherkarte knapp 1 Sekunde.

Ausstattung  Neben den Motivprogrammen bietet die G1 noch einen speziellen monochromen Aufnahmemodus (für die Freunde von Schwarz-Weiß-Fotos) sowie den bei der PowerShot-Kameraserie bereits bewährten Stitch-Modus. Letzterer ist eine nützliche Hilfe bei Panoramaaufnahmen und erleichtert das nachträgliche "Zusammenheften" von Einzelbildern mit der mitgelieferten Panorama-Computersoftware, so dass praktisch nahtlose Übergänge zwischen den einzelnen Bildteilen entstehen. Weiter verfügt die G1 über einen Videomodus, mit dem sich maximal 30 Sekunden lange AVI-Videosequenzen in einer Auflösung von 320 x 240 Bildpunkten und einer Bildfolgerate von 15 Bildern pro Sekunde – und das alles mit Ton im WAV-Format – aufnehmen lassen. Trotz eingebautem Mikrofon und Lautsprecher ist die G1 nicht in der Lage, Ton einzeln aufzunehmen. Im Wiedergabemodus erlaubt die G1 die üblichen Wiedergabefunktionen (Einzel- oder Multi-Bildvorschau, Zoomfunktion bis zu 5facher Vergrößerung, Löschfunktion, Schreibschutz), aber auch eine Dia-Schau, eine Rotierfunktion und das Erstellen von DPOF-Druckaufträgen. Die üblichen Stromspar- und Zeit-/Datumsanzeige-Funktionen (Uhr/Kalender bis 2030) kann die G1 ebenfalls bieten, genauso wie die bereits erwähntenCanon PowerShot G1 - Unterseite [Foto: MediaNord] Belichtungskorrekturen, Belichtungsreihen, kamerainterne Bildverarbeitungsfunktionen und Belichtungseinstellungen.

Beim Auslösen zeigt sich die G1 ziemlich vielseitig: Selbstverständlich kann sie per Druck auf den Auslöseknopf ausgelöst werden, sie besitzt aber auch einen Selbstauslöser (mit 10 Sekunden Vorlaufzeit), eine Fernauslösemöglichkeit (mit dem mitgelieferten Infrarot-Fernauslöser; Reichweite ca. 5 Meter) und eine Fernbedienungsmöglichkeit vom Computer aus. Die entsprechende Remote Capture Software unterstützt neben der Auslösung auch die Zoomfunktion sowie das Setzen und Herunterladen verschiedener Kamera-Parameter. Wie die meisten Digitalkameras ihrer Preisklasse verfügt die G1 über einen Videoausgang, dessen Signal sich im Kameramenü von NTSC auf PAL umschalten lässt.

Lieferumfang  Neben der Kamera selbst findet man in der Verpackung der PowerShot G1 das für den Betrieb nötige Zubehör in Form eines BP-511-Lithiumionen-Akkus, des passenden Netz-/Ladegerätes CA-560 und einer 16 MByte fassenden CompactFlash-Wechselspeicherkarte. Für den Betrieb nicht dringend erforderlich, aber trotzdem sehr nützlich sind die ebenfalls mitgelieferten Accessoires wie der Trageriemen NS-DC100, der Infrarot-Fernauslöser WL-DC100, das AV-Kabel AVC-DC100 und das USB-Verbindungskabel IFC-2000PCU. Ein Objektivdeckel (mit Befestigungsschlaufe) zum Schutze der Kameralinse ist ebenfalls vorhanden. Gedrucktes gibt es in Form einer länderspezifischen Bedienungsanleitung für die Kamera sowie separat für die Software, einer einjährigen europaweit gültigen Garantie und einer Zubehörübersicht. Softwaremäßig geizt Canon nicht: Der G1 liegt nicht nur das Adobe-Bildverarbeitungsprogramm Photoshop 5.0 LE bei, auf einer zweiten CD-ROM findet man auch die Transfer- und Bildverwaltungssoftware ZoomBrowser EX 2.4, die Drucksoftware PhotoRecord 1.2, das Panorama-Gestaltungsprogramm PhotoStitch 3.1 sowie die Fernbedienungssoftware RemoteCapture 1.1 und den Multimedia-Player QuickTime 4.1 von Apple. Canon PowerShot G1 mit Weitwinkelkonverter WC-DC58 [Foto: MediaNord] Alle Programme sind laut Canon mit den Windows-Versionen 95, 98, Millenium (Me), NT 4.0 und 2000 kompatibel; für MacOS-Rechner ab Version 8.1 liegen ebenfalls entsprechende Programmversionen bei.

Ein Faltblatt gibt eine Übersicht über das erhältliche Sonderzubehör. Dazu gehört zum Beispiel die EX-Systemblitz-Produktserie (220EX, 380EX, 420EX und 550 EX), das optische Zubehör (Objektivadapter LA-DC58, Weitwinkelkonverter WC-DC58, Telekonverter TC-DC58 und Nahlinse 250D) und das Batteriezubehör sowie eine passende Weichtasche (SC-PS400), optionale serielle Schnittstellenkabel (IFC-200MC für Macintosh und IFC-200PCS für RS232c) und diverse Lösungen rund um die Speicherung der Bilder (Speicherkarten, externes Schreib-/Lesegerät, PC-Card-Adapter). Für den Ausdruck der Bilder ohne Computer empfiehlt Canon den Einsatz des hauseigenen CD-300-Thermosublimationsdruckers mit eingebautem Speicherkarten-Einschub.

Fazit  Die Canon PowerShot G1 hinterlässt gemischte Gefühle: Auf der positiven Seite begrüßt man den sehr praktischen und von der Abbildungsqualität her sehr guten, dreh- und schwenkbaren LCD-Farbbildschirm, den Blitzschuh mit Mittenkontakt und zusätzlichen elektrischen Kontakten für die E-TTL-Blitzdaten-Übertragung, den fast unerschöpflichen Lithiumionen-Akku und die sehr kurzen Ansprechzeiten (Auslöseverzögerung, AF-Reaktionszeit, Wiedergabezeit). Auf der negativen Seite bemängelt man das Fehlen einer zeitgemäßen Belichtungsmessung und Autofokus-Steuerung, die verbesserungsbedürftige Ergonomie (Griffigkeit der Kamera), die wenig schmeichelhafte Farbwiedergabe im Betrieb mit dem internen Blitz und die in der Praxis total untaugliche manuelle Scharfeinstellung. Canon PowerShot G1 [Foto: MediaNord] Dieser Eindruck begleitet einen bis in die Details: Freut man sich über die Rauschunterdrückungsfunktion bei Langzeitbelichtungen, vergeht einem die Freude, wenn man früher oder später zur Erkenntnis kommt, dass das "versteckte" Potential der E-TTL-Blitzbelichtungssteuerung nicht vollständig zu tragen kommt.

Die PowerShot G1 hat zweifellos das Zeug zu einer Kamera, die selbst dem anspruchsvolleren Fotografen gerecht wird. Mit der G1 erzielt man in den meisten Fällen qualitativ hochwertige Bilder und das Arbeiten mit der Kamera macht auch – bis auf ganz wenige Details – Spaß. Wer aber weiß, welches unausgeschöpfte Potenzial hinter dieser Kamera steckt, über das Canon technologisch in anderen Gebieten (Camcorder, Kleinbild-Spiegelreflexkameras) schon längst verfügt, verlangt nach mehr. Der zentral arbeitende Autofokus ist noch das "geringste Übel"; eine Matrix-Belichtungsmessung – von der (dank E-TTL) auch die Blitzbelichtungssteuerung profitieren würde – täte der G1 sicherlich gut. Mit anderen Worten: Die Canon PowerShot G1 ist eine sehr gute Digitalkamera, aber sie wäre zu mehr fähig.

Detaillierte Informationen über die Ausstattung der Canon PowerShot G1 finden Sie im "Steckbrief" links und im ausführlichen digitalkamera.de-Datenblatt. Testbilder der G1 enthält unsere Rubrik ComputerFoto-Testbilder.

Kurzbewertung

  • (sehr) leistungsfähiger Akku
  • geringe Auslöseverzögerung 
  • Systemblitz-Ansteuerung
  • frei schwenkbarer Monitor
  • keine Matrix-Belichtungsmessung

Technische Daten

Modell Canon PowerShot G1
Sensor CCD-Sensor 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm (Cropfaktor 4,8)
3,3 Megapixel (physikalisch), 3,3 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 2.048 x 1.536 (4:3)
Video (max.) 320 x 240 15p
Objektiv 34-102 mm / F2,0-2,5 (3-fach Zoom)
Sucher optischer Sucher
Monitor 1,8"
Belichtungsmessung Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
Belichtungsreihe automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh Canon, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienaufnahmen max. 1,7 Bilder/s
kürzeste Verschlusszeit 1/1.000 s
Akkulaufzeit keine Angabe
Speicher
CF (Type I, Type II)
Microdrive
Empfindlichkeit Automatik
Abmessungen 120 x 77 x 64 mm (B x H x T)
Gewicht 500 g (betriebsbereit)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/VYNJ4 (mit Preisvergleich)

Artikel-Vorschläge der Redaktion