Bridge-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Canon PowerShot G16
2013-11-20 Gäbe es nicht den Schriftzug auf der Vorderseite, man könnte G15 und G16 rein äußerlich kaum unterscheiden. Die großen Neuerungen haben zeitgemäß unter der Haube stattgefunden. So verwendet die G16 den neuen Bildprozessor DIGIC 6, der ihr bei Autofokus und Serienbildern Beine macht, und sie avanciert zur Social-Media-Kamera. Die WiFi-Funktion ermöglicht die Kommunikation mit anderen Endgeräten wie Tablet oder Smartphone und Bilder können direkt bei Facebook & Co. hochgeladen werden. Eine kommunikative Kamera hilft natürlich nicht weiter, wenn die Bildqualität leidet. Ob Canon den Standard der G15 halten oder sogar verbessern konnte, haben wir im Labor und in der Praxis getestet. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Wer die Canon PowerShot G15 kennt, der weiß auch, wie die G16 aussieht. Nach wie vor ist der Begriff Kompaktkamera für die G16 etwas beschönigend, denn sie ist weder leicht noch kompakt. Gut 350 Gramm schwer mit Abmessungen, die so mancher spiegelloser Systemkamera gleichkommen, liegt sie dennoch sehr gut in der Hand. Besonders das Gehäuse fasst sich mit Metallchassis und angerauten Kunststoffteilen sehr edel an. Das fünffache Zoomobjektiv verschwindet im ausgeschalteten Zustand nahezu komplett im Gehäuse. Nach oben etwas mächtiger wird die G16 durch den optischen Sucher – beinahe schon ein Alleinstellungsmerkmal der G16. Der Sucher beschert einem allerdings einen Tunnelblick auf das Motiv und keinerlei Markierungen, weder für Parallaxenfehler noch Orientierungshilfen für die Ausrichtung. Immerhin gibt es einen Dioptrinausgleich. Trotzdem kann man den Sucher nur zum Stromsparen und als Alternative bei schlechtem Licht empfehlen. Über dem Sucher sitzt der Systemschuh, links daneben der versenkbare Blitz. Das Moduswahlrad liegt versetzt über dem Einstellrad für die Belichtungskorrektur. Das wirkt optisch ein wenig plump, hat aber seine Vorteile bei der schnellen Bedienung der Kamera.
Auf der Rückseite hat Canon die Bedienknöpfe etwas verschoben. Die individuell belegbare Direktwahltaste liegt jetzt unter dem Videoknopf, ISO hat einen eigenen Button bekommen, dafür wurde die Taste für die Wahl der Belichtungsmessung eingespart. Gesteuert wird die G16 nach wie vor hauptsächlich über ein Einstellrad für den Zeigefinger an der Vorderseite und das Wahlrad auf der Rückseite, das die Vierwegewippe umschließt. Diese hat wiederum die Wahl- und Kurzmenütaste in ihrer Mitte. Denn eines hat Canon bei der Modernisierung ihres Flaggschiffs noch nicht umgesetzt: der nach wie vor unbewegliche drei Zoll große Bildschirm mit einer Auflösung von 922.000 Bildpunkten ist kein Touchscreen. Das hätte beispielsweise die Eingabe von Passwörtern bei der Verbindung mit Netzwerken einfacher und die Bedienung insgesamt weniger fummelig gemacht. Bei den vielen Funktionen der Kamera muss man sich mit den Knöpfen gut auskennen, um beispielsweise das manuelle Fokussieren oder die Verschiebung des AF-Feldes hinzubekommen. Insgesamt geht die Bedienung jedoch recht flüssig voran und die Menüs sind gut gegliedert. Und wem sie doch zu umständlich sind, der konfiguriert sich die beiden Custom-Modi auf dem Wahlrad nach den eigenen Wünschen, belegt die Direktwahl- und die Movietaste mit häufig genutzten Funktionen und bestimmt selbst die Anzeige der Displayinformationen.
Das Stativgewinde aus Metall sitzt abseits der optischen Achse direkt neben dem Akkufach, was einen Gebrauch der Klappe auf dem Stativ ausschließt. Diese untere Klappe für Akku und Speicherfach schließt gut, was man von dem Kläppchen an Plastikscharnieren für USB, HDMI und Fernbedienung nicht behaupten kann. Federscharniere wären der Kameraklasse angemessener gewesen.
Ausstattung Ganz wie es sich für eine Kompaktkamera der Oberklasse gehört, geizt die G16 nicht mit Ausstattungsdetails. Der hervorragend arbeitenden intelligenten Automatik stellt Canon die Hybrid-Automatik zur Seite, die vor jedem Auslösen ein paar Sekunden Film aufnimmt. Dieses Filmtagebuch soll ein Fotoshooting dokumentieren und liefert auch bei Ausflügen eine unterhaltsame Zusammenfassung des Tages. Auf dem Moduswahlrad lässt sich die HDR-Funktion direkt anwählen, die allerdings in der Praxis nicht immer überzeugt. Besonders helle Hintergründe bleiben meist trotzdem überstrahlt. Auch die Motivprogramme lassen sich auf dem Wahlrad ansteuern. Darunter sind Klassiker wie Porträt, aber auch Perlen wie Nachtaufnahme ohne Stativ, was der G16 sehr gut gelingt. Canon hat auch ein Programm für Unterwasser vorgesehen, weil es für die G16 ein optionales Gehäuse gibt.
Videoaufnahmen können jederzeit über die Schnelltaste auf der Kamerarückseite gestartet werden, es gibt aber auch ein eigenes Programm dafür. Die G16 bietet eine angenehm langsame Zoomfahrt, wobei das Zoomgeräusch nur in sehr ruhigen Umgebungen als Rauschen zu hören ist. Die Autofokusnachführung erledigt die Kamera recht flott und selbst auf einem Trampolin hüpfende Kinder können noch angemessen scharf eingefangen werden. Für die ganz schnellen Bewegungen gibt es den Superzeitlupen-Movie in zwei Geschwindigkeiten. Ein 30-Sekunden-Clip kann so ohne Ton in zwei oder vier Minuten wiedergegeben werden. Für Filmaufnahmen steht die volle HD-Auflösung mit 60 oder 30 Bildern pro Sekunde zur Verfügung. Sehr angenehm verläuft die Nachbearbeitung der Videos direkt in der Kamera. Schneiden funktioniert recht einfach und die neuen Filme lassen sich als eigene Datei speichern. Die Videofunktion der G16 kann insgesamt als sehr gelungen bezeichnet werden.
Über den manuellen Modus gewährt die G16 die volle Aufnahmekontrolle. Aber auch hier nimmt Canon den Fotografen – wenn er möchte – an der Hand und baut Hilfen ein, die die manuelle Kontrolle absichern. Dazu gehören die Fokuslupe oder die elektronische Wasserwaage, aber auch Fokus-Peaking mit farblicher Unterlegung des Schärfebereichs oder Safety MF. Dieser regelt den von Hand eingestellten Fokus nach, sollte man sich über den Monitor doch einmal verzetteln. Aber auch für den Autofokus bietet die G16 eine riesige Auswahl. Der Verfolgungsautofokus reagiert flott und verliert nur bei hektischen Bewegungen den Anschluss. Man kann Autofokusreihen erstellen, Gesichter registrieren und diesen den Vorzug einräumen, den Schärfepunkt speichern oder das AF-Messfeld verschieben und seine Größe ändern. Für die Belichtungsspeicherung bietet die G16 eine eigene Taste und der kleine Bordblitz liefert für seine Größe eine ganz anständige Leistung. Es gibt eine Blitzbelichtungsspeicherung und er beherrscht die Langzeitsynchronisation sowie das Blitzen auf den ersten oder zweiten Verschlussvorhang.
Besonders gewonnen hat die G16 durch den schnelleren Prozessor. Das merkt man beim Fokussieren und ganz besonders bei den Reihenaufnahmen. Bei der Serienaufnahme ohne Fokusnachführung geht die G16 los wie ein Maschinengewehr und wird nach ein paar Sekunden nur unwesentlich langsamer. Mit Fokus geht es etwas langsamer, aber auch hier kann die Geschwindigkeit beinahe beibehalten werden. Mit einer entsprechend schnellen Speicherkarte spielt der DIGIC 6-Prozessor sein volles Potential aus. Denn auch das Speichern der Bilddaten geht angemessen flott. Ebenfalls neu und "Up To Date" ist die WiFi-Konnektivität der G16. So verbindet sich die Kamera mit einem geeigneten Drucker, PC, Smartphone oder Webdienst, letzteres allerdings nur über das Canon Image Gateway. Dieses Nadelöhr ersparen andere Hersteller dem Nutzer. Auch E-Mails kann die G16 nicht schicken, was ohne Touchscreen auch wenig Sinn macht. Die Passworteingabe reicht als Geduldsprobe schon aus, mehr Text muss da nicht sein. Wenn alles klappt, ist die Verbindung mit einem Smartphone oder Tablet zum schnellen Bilderaustausch, zur Fernsteuerung oder zum Hinzufügen von Ortsdaten sehr nützlich und einigermaßen komfortabel. Auch ein direktes Weiterleiten der Bilder an den Rechner erleichtert die Arbeit.
Bildqualität Die G15 hatte im Labor mit soliden und überzeugenden Ergebnissen gepunktet. Die 12-Megapixel Auflösung und die Sensorgröße von 1/1,7 Zoll hat Canon bei der G16 beibehalten. Ob der schnellere Prozessor der G16 einen Unterschied macht, hat unser Testlabor ermittelt. Das Objektiv, das mit seiner Lichtstärke von F1,8 bis F2,8 Pluspunkte sammelt, gibt sich keine Blöße, wenn es um Schärfeabfall von der Bildmitte zum Bildrand oder Verzeichnungen geht. Die Ausschläge der Messkurven sind auch bei der Randabdunklung so minimal, dass mit bloßem Auge keine dieser Objektivfehler erkennbar sind. Auch Farbsäume halten sich in Grenzen. Die chromatischen Aberrationen fallen zwar leicht höher aus als beim Vorgängermodell, dennoch liegen alle Werte maximal im leicht sichtbaren Bereich und sind somit vernachlässigbar. Wie gut ein Objektiv mit Bildprozessor und kamerainterner Bildbearbeitung harmoniert, zeigt ein Blick auf die Auflösung. Wenn sich die G16 mit spiegellosen Systemkameras messen möchte, so zieht sie hier den Kürzeren. Die Auflösung ist gut, schafft aber nie den Sprung über die 40 Linienpaare pro Millimeter. Andere Modelle dieser Preisklasse gehen hier bis 50 Linienpaare hoch. Der Vorteil der G16 ist allerdings ihre Konstanz. Egal ob offene oder geschlossene Blende, die Ergebnisse liegen mehr oder weniger auf einem Niveau. Auch die Unterschiede von der Bildmitte zum Bildrand sind nicht so krass wie bei anderen Kameramodellen. Zurückhaltend und solide – so könnte man auch Canons Software-Eingriffe bei der G16 beschreiben. Nachgeschärft wird natürlich, aber die Artefakte sind bei keiner Blende und bei keiner Brennweite übermäßig störend.
Einen entscheidenden Einblick in Sachen Bildqualität gewährt der Signal-Rauschabstand. Ab einem Messwert von 35 Dezibel überlagert das Rauschsignal das Bildsignal so stark, dass es sichtbar wird. Die G16 durchstößt diese Grenze bereits bei ISO 800 und schneidet damit etwas schlechter ab als ihre Vorgängerin, die das Niveau bis ISO 1.600 halten konnte. So steigt auch die Kurve des Helligkeitsrauschens etwas schneller an. Farbrauschen und Korngröße sind konstant gut in allen Bereichen. Bis ISO 800 schafft die G16 hervorragende 10,3 oder 10,2 Blendenstufen und kann bis einschließlich ISO 3.200 über neun Blendenstufen bleiben. Bis ISO 12.800 sackt die Leistung dann um zwei Blendenstufen ab. Bis ISO 800 kann die G16 immerhin noch die Hälfte der darstellbaren Graustufen differenzieren, hält sich somit gut und liegt bei ISO 1.600 nur ein bisschen schlechter als ihre Vorgängerin. Die oberen ISO-Bereiche liefern nur noch flaue detailarme Ergebnisse und sollten nur im Notfall eingestellt werden.
Der manuelle Weißabgleich der G16 sitzt in der Regel und auch die Farbwiedergabe ist relativ genau, wenn auch leicht in den wärmeren Bereich verschoben. Wie viel der neue Bildprozessor DIGIC 6 tatsächlich leistet, zeigt die Auslöseverzögerung und Autofokusgeschwindigkeit. Hier gewinnt die G16 hinzu und mischt in Zukunft in Sachen Geschwindigkeit weiter vorne im Feld mit. 0,26 und 0,29 Sekunden mit Auslöseverzögerung sind ein guter Wert und die G16 kann guten Gewissens als flotte Begleiterin für den Alltag empfohlen werden.
Fazit Mit der G16 passt Canon sein Flaggschiff der Kompaktklasse an die Gegebenheiten der Zeit an. Die WiFi-Verbindung könnte man noch etwas direkter und komfortabler gestalten, sie ist aber insgesamt schon recht gelungen und verbindet die G16 mit allen anderen Endgeräten, die man als Fotograf heutzutage im Einsatz hat. Mit dem DIGIC 6-Prozessor legt die G16 einen Zahn zu und wird so zu einer schnellen Begleiterin, die jederzeit für Schnappschüsse einsatzbereit ist und auch schwierige Situationen gut einfangen kann. Ausstattungstechnisch bietet sie für Fotografen aller Kenntnisstufen das Richtige und auch die Bildqualität bis ISO 800 stimmt. Um wirklich ganz oben zu stehen, fehlen der G16 eigentlich nur ein frei beweglicher Touchscreen und ein Panoramamodus.
Kurzbewertung
- Schneller Autofokus und Serienbilder mit hoher Geschwindigkeit dank DIGIC 6
- Gute Videofuntion mit einfacher Nachbearbeitung in der Kamera und Superzeitlupenmovies
- Sehr gute Ausstattung, die kaum Wünsche offen lässt
- Solide über alle Blenden gleichermaßen gute Bildergebnisse bis ISO 800
- Robuste Verarbeitung mit edler Haptik
- Monitor nicht dreh- und schwenkbar und ohne Touchfunktion
- Tunnelartiger Sucher, der nur beim Stromsparen und schlechten Lichtverhältnissen hilft
- Für eine Kompaktkamera recht groß und schwer
Technische Daten
Modell |
Canon PowerShot G16 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/1,7" 7,6 x 5,7 mm (Cropfaktor 4,6) 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 24p |
Objektiv |
28-140 mm / F1,8-2,8 (5-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
3,0", 0,922 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Canon, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C) |
GPS |
extern |
Serienaufnahmen |
max. 12,2 Bilder/s und max. 5 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 12.800 |
Abmessungen |
109 x 76 x 40 mm (B x H x T) |
Gewicht |
356 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/CQUWI (mit Preisvergleich) |