Kompaktkamera
Testbericht: Canon PowerShot G3
2002-12-17 Kinder von "Stars" haben es nicht leicht. Die neue Canon PowerShot G3 muss sich nicht nur gegen die erfolgreiche und in allen Tests sehr gut bewertete PowerShot G2 aus der eigenen Familie behaupten, sondern auch noch gegen die mittlerweile immer "aufdringlichere" 5-Megapixel-Konkurrenz. Kann die PowerShot G3 an den Erfolg der PowerShot G2 anknüpfen und kann sie trotz 4-Megapixel-Auflösung so manchen 5-Megapixel-Modellen der Mitbewerber den Rang streitig machen? Dieser Frage gehen wir in diesem digitalkamera.de-Erfahrungsbericht auf den Grund. (Yvan Boeres)
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Neben der nicht ganz optimalen Handlage hat das Design der G3 noch eine nicht
weg diskutierbare Tücke. Der integrierte Miniaturblitz der Kamera, auf den wir
später zurückkommen, ist so unglücklich platziert, dass beim Fotografieren mit
dem Blitz am rechten unteren Bildrand eine dunkle Ecke entsteht, weil der
Objektivtubus dem Blitz bzw. dem Blitzlicht im Weg steht. Dies gilt zumindest,
wenn das Objektiv auf Weitwinkel-Position steht. Das Objektiv steht nicht nur
dem Blitz, sondern auch dem optischen Sucher im Weg; erst wenn man kräftig
zoomt, verschwindet die Linse aus dem Sucher. Hier bezahlt man den Preis für die
Kompaktheit der Kamera. Nichtsdestotrotz hätte die
Abschattung des Blitzes
verhindert werden können, wenn Canon der G3 einen aufklappbaren Blitz spendiert
hätte. Dass dies bei einer kompakten Kamera durchaus möglich ist, beweist die Olympus C-730 Ultra Zoom oder noch winzigere Kameras wie die Kyocera Finecams.
Tadellos ist die Bedienungsfreundlichkeit der G3. Die auf der Kamerarückseite
und Kameraoberseite verstreuten Bedienelemente (Drehräder, Wippen, Tasten,
Schalter und Knöpfe) harmonieren perfekt mit der Menüsteuerung der Kamera. So
genügt zum Beispiel ein Druck auf die Funktionstaste ("Func."), um ein
Schnellmenü auf dem LCD-Farbbildschirm der Kamera aufzurufen, in dem man die
Bildqualitäts-Einstellungen, die Blitzkorrektur-Funktion, die Bracketing-Funktionen für Belichtung und Schärfe, die Spezialeffekte und die
Lichtempfindlichkeitsstufen wählen kann. Die Qualitäts-Einstellungen sind dabei
in zwei Ebenen unterteilt: In der oberen Ebene stellt man die gewünschte
Auflösung ein; durch Betätigen der Belichtungsmesswertspeicherungs-Taste
(Stern-Taste) gelangt man auf die zweite Menüebene, in der man die Kompressionsstufe
auswählen kann. Diese grundlegendsten Kameraeinstellungen machen nicht einmal
Gebrauch vom übrigen Menüsystem der G3 und lassen sich notfalls auch ohne
LCD-Monitor nur über das Monochrom-LC-Display an der Kamera-Oberseite bedienen –
per Monitor geht es allerdings komfortabler. Das Programmwählrad (unterhalb
des Auslösers) versetzt die Kamera in den jeweiligen Belichtungsmodus
(Vollautomatik, P/Av/Tv/M, Motivprogramme, Panorama-Assistent, Videoaufnahme);
einzelne Tasten sind den Blitzmodi, der Belichtungsmessart, den
Schärfe-Einstellungen sowie den Aufnahmemodi (Einzelbild, Serienbild,
Selbstauslöser/Fernauslöser) gewidmet. Ungewöhnlich, aber nach einer kurzen
Gewöhnungszeit als praktisch empfunden, ist der Hauptschalter, der die Kamera
mit einem Dreh nach rechts oder links in den Aufnahme- bzw. Wiedergabe-Modus
ein- bzw. umschaltet und mit einem Knopfdruck ausschaltet. Die Einschaltzeit
beträgt übrigens 4,1 Sekunden. Ein Jog-Dial oben am Handgriff dient zur
Einstellung der Belichtungswerte.
Im Hauptmenü der G3, das mit der
entsprechenden Taste ("Menu") aufgerufen wird, findet man die Grundeinstellungen
der Kamera. Diese lassen sich zusammen mit den anderen Einstellungen abspeichern
und einem der beiden benutzerdefinierten "Programme" auf dem Programmwählrad (C1
und C2) zuordnen. So kann man den augenblicklichen Zustand der Kamera bei
späterem Bedarf mit einem Dreh am Programmwählrad wieder herstellen.
Eines der wohl wichtigsten Bedienelemente ist die Zoom-Wippe, die das
4-fach-Zoom der G3 steuert. Ohne das neue Objektiv wäre die G3 keine G3. Bereits
das 7-21 mm-Objektiv (entspr. 34-102 mm bei KB) der PowerShot G2 bestach durch
eine verhältnismäßig hohe Lichtstärke (F2,0-2,5) und gute optische Leistungen. Kein Wunder, dass diese optische Formel dieser Linse bei etlichen Kameras anderer
Marken (u. a. bei Leica/Panasonic, Casio, Sony und Epson) immer wieder
auftaucht. Bei der PowerShot G3 legt Canon noch eine Zoomstufe hinzu: Der
Brennweitenbereich erstreckt sich jetzt von 7,2 bis 28,8 Millimeter (entspr.
35-140 mm bei KB). Und das bei kaum veränderter Lichtstärke. Die maximale
Blendenöffnung im Weitwinkelbereich (F2,0) bleibt die gleiche wie beim Objektiv der
G2; im Tele-Bereich ist die G3 mit einer maximalen Blendenöffnung von F3,0 nur
um zweidrittel Blendenstufen lichtschwächer als die G2. Eine solche Leistung ist
u. a. der komplexen Architektur des Objektivs (8 Linsen in 7 Gruppen; davon 2 asphärisch) zu verdanken. Leistungsfähig ist das 4-fach-Zoom allemal:
Die
Verzeichnung ist gut korrigiert (wenn auch noch leicht sichtbar), die Vignettierungen quasi nicht vorhanden (jedenfalls nicht sichtbar) und das
Auflösungsvermögen erscheint sehr hoch. Lediglich eine kleine Schwäche bei der
chromatischen Korrektur leistet sich das Objektiv der G3. Bei anderen Kameras
mit größerem Zoomfaktor sind die chromatischen Aberrationen allerdings noch
deutlich ausgeprägter. Hier sieht man, dass es bei größerem Brennweitenbereich
offenbar zunehmend schwieriger wird, die chromatischen Aberrationen in den Griff zu
bekommen. Die G3 durchfährt den gesamten Brennweitenbereich in zirka 2,7
Sekunden; trotz motorgesteuerter Brennweitenverstellung erfolgt die Einstellung
der einzelnen Brennweitenstufen einigermaßen feinfühlig. Eine besondere
Eigenschaft des Objektivs der G3 ist der – ganz ähnlich der Fujifilm MX-2900
Zoom von 1999 – über einen Bajonettverschluss
abnehmbare Tubusring. An dessen Stelle kann man den Objektivadapter LA-DC58B
montieren, der über ein standardisiertes Filtergewinde mit einem Durchmesser von
58 mm verfügt. Anschluss am Objektivadapter findet sowohl das Original-Zubehör
von Canon als auch Fremdzubehör mit 58 mm-Gewindemaß (Filter/Filterhalter,
Nahlinsen u. ä.). Als Original-Zubehör bietet Canon unter anderem den
Weitwinkel-Konverter WC-DC58N (0,7-fach) und den Tele-Konverter TC-DC58N
(1,75-fach) an. Ebenfalls im Canon-Zubehörprogramm für die G3 vertreten ist der
Makrokonverter 250D mit einer Vergrößerungsstärke von +4 Dioptrien und die
beiden Ringblitze MR-14EX und MT-24EX. Die praktischste – und für Canon wohl
lukrativste – Lösung besteht darin, für jeden Vorsatz jeweils einen
Objektivadapter zu kaufen, den man ständig am Vorsatz angeschraubt lässt. Auf
diese Weise bietet die G3 fast den gleichen Komfort wie eine Spiegelreflexkamera
mit Wechselobjektiven. Mit dem Weitwinkelkonverter WC-DC58N wird die Verzerrung
sichtbar tonnenförmig; eigentlich zu viel für einen Konverter mit einem
Brennweiten-Verkürzungsfaktor von lediglich 0,7 und dieser Preisklasse (rund 175
EUR). Der Telekonverter TC-DC58N kämpft da weniger mit Verzeichnungen (die
Verzerrung wird nur sehr geringfügig in den kissenförmigen Bereich verstärkt),
dafür aber umso mehr mit Schärfeverlust an den Bildecken. Außerdem ist – wie bei
vielen Digitalkamera-Telekonverter-Kombinationen – nur rund ein Drittel des
gesamten Brennweitenbereiches vignettierungsfrei nutzbar. Beide Konverter sind
weitgehend frei von chromatischen Aberrationen, verstärken die des
4-fach-Zoom-Objektivs also nicht zusätzlich.
Scharf gestellt wird das Objektiv sowohl automatisch als auch
semi-automatisch (manuelle Eingabe der Entfernung über eine Entfernungsskala).
Bereits bei der automatischen Scharfstellung macht die PowerShot G3 von den
Möglichkeiten des neuen, hauseigenen DIGIC-Signalprozessors Gebrauch. Endlich
verfügt die G3 über das von Canon-Camcordern her bekannte
FlexiZone-Autofokus-System, das einen frei platzierbaren AF-Messpunkt zur
Verfügung stellt. Bei der G3 geschieht dies auf einer Matrix von 23 x 15
möglichen Positionen. Bereits beim digitalkamera.de-Praxistest zur PowerShot G1
haben wir (übrigens als einziges Magazin) gewünscht, dass das FlexiZone-System
bei den PowerShot-Kameras Einzug finden möge. Offenbar wurden unsere Gebete erhört.
Wie schon bei der G2 funktioniert aber die Wahl des AF-Messpunktes nur manuell.
Das scheint – aus welchem Grund auch immer – Absicht zu sein, denn andere Canon PowerShots (u. a. S30, S40 und S45) können auch automatisch den Messpunkt dort
hin setzen, wo sich das vermutete Hauptmotiv im Bild befindet. Ist die G3 so
"elitär", dass man es sich bei Canon nicht vorstellen kann, dass ein Anfänger
die Kamera bedient und das einzig aktive mittlere AF-Feld im Automatik-Modus ins
Leere zielt (beispielsweise auf den Hintergrund zwischen zwei Personen)? Der
DIGIC-Prozessor soll auch für eine höhere AF-Geschwindigkeit bürgen. Tatsächlich
ist die G3 aber nur geringfügig schneller als eine G2. In Weitwinkel-Stellung
stellt die G3 knapp unter einer Sekunde scharf, im Tele-Bereich sind
aber auch schon mal bis zu 1,4 Sekunden fällig. Ein AF-Hilfslicht verhindert,
dass der Autofokus der G3 bei schwachen Lichtverhältnissen nicht komplett zur
Schnecke wird. Angesichts der AF-Leistungen manch anderer Digitalkameras (z. B.
der Minolta Dimage 7i/7Hi und der Fujifilm FinePix S602 Zoom) kann man
jedenfalls beim Geschwindigkeitszuwachs der G3 in Sachen AF noch lange nicht von
Glanzleistung reden. Die G3 bedient sich übrigens des
gleichen "Tricks" wie die
Minolta Dimage 7i/7Hi: Bei der Fokussierung wird die Auffrischungs-Rate des
LCD-Monitors zeitweilig herabgesetzt (für Sekundenbruchteile sogar bis fast auf
Null); die freigegebene Rechenleistung kommt dann der Fokussierung zugute.
Bemerkbar wird dies bei der G3 durch ein kurzes Einfrieren des Monitorbildes
beim Fokussiervorgang.
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Neben den üblichen AF-Funktionen bietet die G3 auch Schärfereihen (mehrere
Bilder mit abweichendem Schärfepunkt), eine Spot-AF-Funktion und eine
Schärfespeicherungs-Funktion an. Das AF-Hilfslicht lässt sich, der Diskretion
zuliebe, ausschalten und die AF-Betriebsart von Einzelbild auf
Schärfenachführung umschalten. Wenn nicht anders eingestellt, fokussiert die G3
in einem Bereich zwischen 50 cm und unendlich. Auf Makro umgeschaltet, reduziert
sich der Mindestabstand auf 5 (WW) bzw. 15 cm (Tele). Fast schon Tradition bei
Canon ist die Einbeziehung der vom Autofokus ermittelten Position des
Hauptmotivs im Bild bei der Gewichtung der Belichtung. Sprich: Die G3 (wie auch
andere PowerShots) berechnet auch dort schwerpunktmäßig die Belichtung, wo scharf
gestellt wird. Da die G3 – wie ja schon erwähnt – aber im vollautoautomatischen
Modus nur in der Bildmitte scharf stellt, werden die Möglichkeiten des
Belichtungssystems nur dann voll ausgereizt, wenn man den Fokussierpunkt manuell
anwählt und/oder diesen mit der Spotmessung verknüpft. Doch bei der G3 geht die
"Intelligenz" des Belichtungsmesssystems über die Korrelation von AF-Messfeld
und Mehrfeld-Belichtungsmessung hinaus. Eine weitere Besonderheit des
DIGIC-Prozessors ist die so genannte iSAPS-Technologie. Anhand der
Motiventfernung, der eingestellten Brennweite, der Ausrichtung der Kamera (dank
Orientierungsensor) und der Motivhelligkeit ist DIGIC bzw. iSAPS in der Lage,
ein "Profil" des Motivs zu erstellen und dieses mit den charakteristischen
Eigenschaften typischer Motiv-Situationen, die in einer kamerainternen
"Datenbank" gespeichert sind, zu vergleichen. Aufgrund dieser Informationen kann
die G3 dann die Bildparameter (Belichtung, Weißabgleich, Farbwiedergabe usw.)
den Gegebenheiten anpassen. Die wohl leichteste Aufgabe dieser Technologie
müsste z. B. das Erkennen von Gegenlicht-Situationen sein; auch andere "Fallen"
wie Schneelandschaften, stark reflektierende Objekte oder allgemein schwierige
Motive sollten für die G3 kein Problem darstellen. Tatsächlich arbeitet das iSAPS-System in der Praxis perfekt: Alle unsere Versuche, mit der G3 im
Automatikbetrieb eine Fehlbelichtung zu provozieren, schlugen fehl.
Bei dem einen oder anderen, und hauptsächlich bei anspruchsvollen und
erfahrenen Fotografen, wird aber mal der Wunsch aufkommen, für ein "kreatives"
Ergebnis
mit Über- bzw. Unterbelichtungen zu spielen oder ganz einfach die Kontrolle über
die Kamera zu übernehmen. Zu diesem Zweck bietet die G3 zahlreiche Möglichkeiten
an. Das geht von der einfachen Vorgabe von Verschlusszeit und/oder Blende
(1/2.000 bis 15 s in 46 Stufen, F2,0 bzw. F3,0 bis F8,0 in 13 bzw. 9 Stufen)
über Belichtungskorrekturen und Belichtungsreihen, der Wahl der
Belichtungsmessart (Mehrfeld, mittenbetont integral, Spot, AF/Spot) bis hin zur
Wahl der Lichtempfindlichkeit (ISO 50, 100, 200 und 400). Eine ISO 800-Einstellung wie bei einigen anderen, neueren Kameras der Konkurrenz ist auf
der G3 leider nicht zu finden. Bei der G3 sind – wie schon bei der G1 und G2 –
nicht alle Zeit/Blenden-Kombinationen möglich. Bis F3,5 kann man als kürzeste
Verschlusszeit 1/1.250 Sekunden einstellen; erst ab F4,0 ist auch 1/2.000 Sek.
erreichbar. Wer lieber mit langen Verschlusszeiten fotografiert, bekommt ab
Verschlusszeiten von 1,3 Sekunden Unterstützung durch einen
Rauschunterdrückungs-Algorithmus von aller erster Güte. Auf einem 20 x 30
cm-Fotoabzug einer Nachtszene mit vier Sekunden Belichtungszeit ist das Rauschen
sehr diskret, das Bild ist "ausstellungstauglich". BULB-Langzeitbelichtungen
sind mit der G3 nicht möglich; dafür verfügt sie als einzige Digitalkamera auf
dem Markt über einen eingebauten ND-Neutraldichte-Filter, der sich auf Kommando
vor den CCD schiebt (mit einem leichten Klicken hörbar) und die Helligkeit um
rund ein Achtel reduziert. So wird z. B. aus 1/25 Sekunde plötzlich 1/4
Sekunde;
Langzeitbelichtungs-Effekte sind auf einmal auch bei gutem Wetter und
ohne Hilfsmittel (wie aufschraubbare ND-Filter) machbar. So kann beispielsweise
mit größerer Blendenöffnung gearbeitet werden, um eine "kreative", geringere
Schärfentiefe zu erhalten. Außer auf die Belichtung kann man auch auf andere
Bildparameter Einfluss nehmen. Zu den "Spezialeffekten" der G3 gehört die
Einstellung der Farbsättigung (neutral/stark), der kamerainternen
Scharfzeichnung (normal/gering) und monochromer Bildeffekte (S/W, Sepia). Aus
den Einzel-"Zutaten" Bildschärfe, Bildkontrast und Farbsättigung kann man sich
auch seinen eigenen Effekt "zusammenbrauen". Allerdings sind da die
Gestaltungsmöglichkeiten ziemlich eingeschränkt, da jedem der drei Parameter
jeweils nur drei Stufen zustehen.
Bevor man durch das Drücken des Auslösers zur eigentlichen Aufnahme übergeht,
kann man sich noch für einen von vielen möglichen Aufnahmemodi entscheiden. Die
Aufnahme kann entweder einzeln, in Serie oder zeitverzögert erfolgen. Zwei
Serienbildmodi stehen zur Auswahl: ein normaler Serienbildmodus mit 1,5 Bildern
pro Sekunde und ein "Hochgeschwindigkeits"-Serienbildmodus mit 2,5 Bildern pro
Sekunde. Beide Werte sind Herstellerangaben; in der Praxis erreichten wir den
niedrigeren Wert durchaus und kamen mit 2,3 Bildern pro Sekunde auch recht nahe
an die schnellere Herstellerangabe heran. Eine niedrig angesetzte Bildbegrenzung
scheint es in beiden Modi nicht zu geben; die G3 macht offenbar erst dann
Schluss, wenn der Pufferspeicher voll ist, d. h. die Bilder nicht in Echtzeit
auf die Speicherkarte geschrieben werden können. Das ist in der Regel (bei
höchster Auflösung) nach ca. 13 Bildern der Fall, und zwar sowohl im normalen
als auch im "Hochgeschwindigkeits"-Serienbildmodus. Die beiden Serienbildmodi
unterscheiden sich also nicht durch die Anzahl der Bilder, die man in Folge
machen kann. Vielmehr bleibt im schnelleren Serienbildmodus die Bildvorschau auf
dem LCD-Farbbildschirm ausgeschaltet. Zeitverzögerte Aufnahmen sind indes mit
dem Selbstauslöser (wahlweise 2 oder 10 Sekunden Vorlaufzeit), mit der
Intervall-Schaltung (von 1 bis 60 Minuten im Minutentakt und mit bis zu 100
Bildern) oder mit der mitgelieferten Infrarot-Fernbedienung WL-DC100 möglich. Im
Menü kann man festlegen, ob die IR-Fernbedienung sofort, mit zwei oder mit zehn
Sekunden Verzögerung auslösen soll. Als "Fernbedienung" kann auch ein Computer
dienen: Mit der mitgelieferten Remote Capture-Software steuert man die Kamera
vom Computer aus; die Entfernung ist allein von der Länge des USB-Kabels
abhängig.
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Der Auslösevorgang selbst nimmt knapp unter 0,1 Sekunden in Anspruch. Hält
man den Auslöser nach der Aufnahme gedrückt, wird das gerade aufgenommene Bild
auf dem Monitor angezeigt. Drückt man jetzt noch die Set-Taste, kann man den
Auslöser wieder loslassen und diverse Möglichkeiten nutzen, da das Bild
weiterhin auch im
Pufferspeicher vorhanden ist. So kann man noch schnell das Bild mit
der Zoom-Taste vergrößern, um die Schärfe zu kontrollieren, die Bildinformationen
einblenden (u. a. auch mit einem Histogramm), um die Belichtungsparameter zu
kontrollieren, dem Bild eine Sprachnotiz von bis zu 60 Sekunden anhängen, das
Aufzeichnungsformat ändern (JPEG/RAW) oder bei Nichtgefallen das Bild löschen.
Erst wenn man den Auslöser noch einmal antippt, beginnt der eigentliche
Speichervorgang. Das Speichern des Bildes wird durch die grüne LED neben dem
optischen Sucher signalisiert und dauert bei JPEG-Bildern
in höchster Auflösung und niedrigster Kompressionsstufe etwa 1,8 Sekunden
(abhängig von der verwendeten Speicherkarte). In der genannten Qualitätsstufe
"wiegen" die JPEG-Bilder rund 2 MByte. Wem die im vorletzten Abschnitt genannten
Kontrollmöglichkeiten nicht reichen, speichert seine Bilder im "jungfräulichen" CCD-Rohdatenformat ab. Die Canon-RAW-Bilddateien (CRW) sind durchschnittlich
3,72 MByte groß und in ca. 3,1 Sekunden (ebenfalls abhängig von der
Speicherkarte) auf der Karte. Als Speichermedium kommen CompactFlash-Wechselspeicherkarten des Typs I und II (Microdrive-Miniaturfestplatten
inbegriffen) zum Einsatz. Beim Entladen der Speicherkarten auf den Computer geht
Canon endlich mit der Zeit. Lange Zeit war es nur möglich, die Bilder über die
mitgelieferte Zoom Browser-Software oder über die TWAIN-Software-Schnittstelle
auf den Computer hoch zu laden. Mit dem TWAIN-Nachfolger WIA (Windows Image
Acquisition) ging schon alles leichter, jedoch war es immer noch nicht möglich,
direkt auf die Bilder zuzugreifen. Andere Kameras mit USB-Mass Storage Class-Kompatibilität konnten bequem als externes Laufwerk angesprochen werden.
Mit der PowerShot G3 unterstützt Canon neuerdings das so genannten
PTP-Bildübertragungsprotokoll (Picture Transfer Protocol). PTP geht noch weiter
als TWAIN, WIA oder USB-Mass Storage Class, da bei einer PTP-Verbindung keine
Treiberinstallation notwendig ist.
Einfach den entsprechenden Menüeintrag
aktivieren, USB-Kabel einstöpseln und schon kann man auf Betriebssystem-Ebene
auf die Bilder zurückgreifen – vorausgesetzt das Betriebssystem unterstützt PTP.
Das ist der Fall für Windows XP, MacOS X und Linux. Unter Windows XP läuft es
folgendermaßen ab: Sobald die Kamera angeschlossen ist, startet XP automatisch
den Windows-Kamera-Assistenten. Der Kamera-Assistent zeigt dann
Miniaturansichten der Bilder an; man markiert die Bilder, die man gern auf den
Rechner übertragen möchte und der Übertragungsvorgang kann beginnen. Nachdem die
Bilder in dem zuvor angegebenen Ordner oder Standardordner (normalerweise
"Eigene Bilder") angekommen sind, bietet der Kamera-Assistent an, die
Bilder als Website anzulegen, zu einem Foto-Belichtungsdienst zu schicken oder
per E-Mail zu versenden. Über die USB-Schnittstelle kann die G3 übrigens auch
einen Drucker (sofern der Canons DirectPrint-Technologie unterstützt) direkt
ansteuern.
Seit der PowerShot G1 macht die PowerShot G-Serie vom Lithiumionen-Akku
BP-511 Gebrauch. Das ist auch bei der G3 der Fall, nur ist im Laufe der Jahre
der Stromverbrauch gesunken. Konnte die G1 damals zirka 250 Bilder aus dem
BP-511 "herauskitzeln", waren es bei der G2 bereits bis zu 330 Bilder. Die G3
schöpft die Kapazität (1.100 mAh) des BP-511 am Besten aus; eine Akkuladung
reicht schon mal für rund 450 Aufnahmen. Neben dem praktischen dreh- und
schwenkbaren (180 Grad nach rechts und nach links sowie um 180 Grad bzw. 90 Grad
nach oben und unten) 1,8 "-LC-Farbdisplay, das von der G2 und G1 übernommen
wurde, ist der eingebaute Blitz der G3 einer der "üblichen Verdächtigen" beim
Stromverbrauch. Dass der eingebaute Blitz vom Objektivtubus abgeschattet wird,
haben wir schon am Anfang dieses Artikels erwähnt.
Über die Funktionsweise und
auf die Vorzüge der E-TTL-Technik wollen wir an dieser Stelle nicht noch einmal
ausführlich eingehen (vergl. hierzu ggf. den digitalkamera.de-Erfahrungsbericht
zur PowerShot G2). Was noch gesagt werden muss, ist, dass wir beim eingebauten
Blitz der G3 eine Leitzahl von 10 ermittelten und dass die G3 die erste PowerShot ist, die offiziell das drahtlose Steuern von E-TTL-Blitzgeräten
unterstützt. Unsere Leitzahl-Messung deckt sich – zumindest im
Weitwinkel-Bereich – mit den Reichweitenangaben von Canon; für die drahtlose
Blitzsteuerung muss ein ST-E2-Transmitter oder ein Speedlite 550 EX-Blitzgerät
her. Der eingebaute Blitz kann jedenfalls nicht als Steuerblitz dienen. Neu bei
der G3 ist die Möglichkeit zu wählen, ob der Blitz am Anfang oder am Ende des
Belichtungsvorganges gezündet wird sowie im manuellen Belichtungsmodus, in dem der
Blitz ebenfalls manuell arbeitet, die Leistung des Blitzes stufenweise
einzustellen. Außerdem lässt sich jetzt die Blitz-Langzeitsynchronisation ein-
und ausschalten.
Was bleibt noch zu erwähnen? Zuerst mal, dass die G3 den gleichen
4-Megapixel-CCD-Sensor wie die G2 besitzt und gleich große/feine Bilder (maximal
2.272 x 1.704 Bildpunkte) liefert. Die Bildqualität hat sich im Vergleich zur G2
nicht verschlechtert – was zu erwarten war. Denn in der 4-Megapixel-Klasse war
die G2 die Referenz. Die G3 macht der G2 diesen Rang nicht streitig; zumindest
was das Auflösungsvermögen und das Bildrauschen betrifft. Wo die G3 aber noch
ein bisschen punkten kann, ist – dank iSAPS-Technologie – bei der Farbtreue und
der Belichtungspräzision. Die G3 besitzt auch alle Weißabgleich-Einstellungen
der G2; ein zweiter Benutzerspeicher für den manuellen Weißabgleich ist noch
hinzugekommen. Angesichts der Leistungen, die iSAPS vollbringt, wird es auch
selten nötig sein, die Weißabgleichs-Automatik zu verlassen. Wenn wir schon bei
den Vergleichen mit der G2 sind: der PanFokus-Modus der G2 (was nichts anderes
als eine Hyperfokal-Schnelleinstellung ist) findet man bei der G3 nicht wieder;
die Histogrammanzeige funktioniert auch bei der G3 immer noch nicht im
Aufnahmemodus (sondern nur während der Wiedergabe). Am Video-Modus ändert sich
ebenfalls kaum etwas:
Die Höchstauflösung bleibt bei 320 x 240 Pixel und die
Bildwiederholrate bei 15 Bildern pro Sekunde; lediglich die maximale
Aufnahmezeit steigt von 128 auf 180 Sekunden. Bestehen bleiben die
Personalisierungsmöglichkeiten der G2 (Begrüßungsbildschirm, Auslösegeräusche, Signaltöne) ebenso wie der umschaltbare PAL/NTSC-Videoausgang, die EXIF 2.2-Unterstützung (die jedoch bei der G2 über ein Firmware-Update nachgerüstet
werden musste) und die DPOF-Bildbestellungsfunktion. Neu ist hingegen die
automatische Bildausrichtung von Hoch- und Querformatbildern im Wiedergabemodus.
Fazit: Grobe Patzer leistet sich die G3 nicht. Lediglich das Designkonzept
ist nicht hundertprozentig so gelungen – weniger was die Ergonomie (die Bedienungsfreundlichkeit der G3 ist vorbildlich), sondern vielmehr die
gegenseitige Behinderung von Objektivtubus und Blitz bzw. Sucher betrifft. Wo
könnte der Hersteller noch optimieren, um den Mitbewerbermodellen keine Vorteile
zu überlassen? Neben einem optimierten Design (zumindest über einen Pop-Up-Blitz
sollte Canon nachdenken) wünschen wir uns noch einen schnelleren Autofokus, ein Histogramm im Aufnahmemodus und eine ISO 800-Einstellung. Toll wäre auch eine
Weitwinkel-Variante der G3, ähnlich der Prima Wide-Serie bei den
Kleinbild-Kompaktkameras von Canon. Aber auch so gibt die heutige Canon
PowerShot G3 ein sehr ausgewogenes Bild ab. Sie wird zweifellos an den Erfolg
der PowerShot G2 anknüpfen, denn sie verbindet deren bewährte Eigenschaften mit einem stärkeren Zoom, neuen Technologien (FlexiZone-AF, iSAPS, PTP) und
einigen neuen Funktionen. Mit diesen ausgewogenen Eigenschaften hält sie auch mit
aktuellen 5-Megapixel-Kameras gut mit.
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Canon PowerShot G3 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm (Cropfaktor 4,8) 4,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
2.272 x 1.704 (4:3) |
Video (max.) |
320 x 240 15p |
Objektiv |
35-140 mm / F2,0-3,0 (4-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
1,8" |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Canon, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 2,5 Bilder/s und max. 14 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
CF (Type I, Type II) Microdrive |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 50 bis 100, manuell ISO 50 bis 400 |
Abmessungen |
121 x 74 x 70 mm (B x H x T) |
Gewicht |
410 g (ohne Akku und Speicherkarte) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/4TZDM (mit Preisvergleich) |