Kompaktkamera
Testbericht: Canon PowerShot N100
2014-06-27 Die Canon PowerShot N100 ist für Bilderspaß gleich doppelt gerüstet: die Hauptkamera zeichnet ganz regulär Motive vor der Kamera auf, die Story-Kamera dagegen nimmt den Fotografen selbst aufs Korn und bettet diese Aufnahmen in das eigentliche Foto oder Video ein. So wird jeder Moment mit Emotionen auf beiden Seiten eingefangen. Dass die N100 nicht nur Geschichten von allen Beteiligten eines Fotoshootings erzählen kann, zeigt die technische Ausstattung. Die N100 basiert nämlich auf der PowerShot S120, die in unserem Test durchaus überzeugen konnte. Ob die N100 bei der Bildqualität mithalten kann, zeigt der ausführliche Test der Redaktion. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Das neue ungewöhnliche Kamerakonzept der PowerShot N100 mit Hauptkamera und rückwärtig gerichteter Story-Kamera zeigt sich an den für Kompaktkameras eher ungewöhnlichen Bedientasten. Neben den Knöpfen für Menü und Wiedergabe und der Vierwege-Wippe findet man hier zusätzlich einen Favoritenknopf, eine Taste, mit der man Story-Highlights festlegen kann und einen Modusschalter. Mit letzterem wählt man nicht etwa ein Motivprogramm, sondern reguläre Aufnahme, Hybrid-Aufnahme oder Filmtagebuch. Die Bedienung ist auf die Verwendung der diversen Automatiken ausgerichtet. Ein Moduswahlrad für die direkte Programmwahl, ein Drehrad auf die Vierwege-Wippe herum zum schnellen Scrollen durchs Menü oder gar einen Objektiv-Steuerring sucht man vergebens. Die meisten Einstellungen erreicht man bei der N100 über das Kurzmenü FUNC.
Was an Bedienelementen fehlt, macht sie mit ihrem drei Zoll großen Touchscreen wieder wett. Mit ihm durchsucht man blitzschnell bereits gemachte Aufnahmen, gibt Passwörter schnell ein, stellt scharf oder löst aus. Die Auflösung von 922.000 Bildpunkten gehört bei neueren Kameramodellen zum Standard. Details werden fein dargestellt, und die Sicht ist auch bei grellem Sonnenlicht vorhanden. Ein weiterer Vorteil des Bildschirms ist seine Beweglichkeit. Er kann nach oben geklappt werden und hilft so bei bodennahen Aufnahmen. Leider funktioniert das nicht für Über-Kopf-Aufnahmen. Auch ein seitliches Schwenken oder um 180 Grad nach oben klappen für Selbstporträts ist nicht möglich.
Der Klappmonitor erhöht das Gesamtgewicht der Kamera im Vergleich zu Modellen ohne Klappbildschirm. Mit knapp 290 Gramm wiegt sie 70 Gramm mehr als ihre große Schwester S120. Mit 104,5 x 67,5 x 35,8 Millimeter ist sie gleichzeitig in alle Richtungen größer. Das merkt man im Umgang mit der N100. Trotzdem liegt sie gut in der Hand und ihre rundum raue Oberfläche macht sie griffig. Für den Daumen gibt es auf der Rückseite eine eigene Ablage. Auf der Oberseite befinden sich das Stereo-Mikrofon, der An- und Ausschalter, der Auslöser mit Zoomwippe und der Videoknopf.
Auch der Blitz sitzt oben, er muss über eine Taste aktiviert werden und springt dann nach oben in Bereitschaft. Unter der Blitztaste auf der linken Seite gibt es eine WLAN-Taste, auf der man seine bevorzugte Verbindung, zum Beispiel zum Smartphone, speichern kann. Auch die Kontaktfläche für Verbindungen über NFC (Near Field Communication) ist hier untergebracht. Die Klappen für die Anschlüsse, Akku und Speicherkarte auf der anderen Seite und unten wirken etwas billig. Das Stativgewinde liegt vorbildlich auf der optischen Achse, ein Zugriff auf das Batterie- und Speicherkartenfach ist aber nicht möglich, wenn die N100 auf einem Stativ montiert ist.
Ausstattung Dass Canon die N100 nicht für ambitionierte Fotografen gebaut hat, die gerne selbst ihre Werte bestimmen, wird beim Blick auf die Programme klar. Blenden- und Zeitvorwahl oder gar ein manueller Modus fehlen. Leichte Eingriffe wie eine Belichtungskorrektur oder ein selbstbestimmter ISO-Wert in der Programmautomatik sind das Höchste der Gefühle. Ansonsten verlässt man sich auf die intelligente Automatik, die 58 Aufnahmesituationen unterscheiden kann oder greift auf eines von 15 Motivprogrammen zurück. Auch bei Videoaufnahmen steht eine Auswahl an Motivprogrammen zur Verfügung und die Programmautomatik kann genutzt werden. Belichtungskorrekturen zum Beispiel in Richtung HighKey werden aber von der Kamera nur bei Fotos umgesetzt und bei Filmen gepflegt ignoriert. In der intelligenten Automatik unterscheidet die N100 beim Filmen zwischen 21 Aufnahmesituationen. Es gibt kein eigenes Videomenü für Filmeinstellungen, die Größe lässt sich auf Full-HD, HD oder VGA mit jeweils 30 Bildern pro Sekunde festlegen. Es gibt eine Windgeräuschunterdrückung und der Verwackelschutz greift natürlich auch bei Videos. Die sonstige Ausstattung ist gemischt. Einen Panoramamodus, ein einstellbares HDR-Programm oder Belichtungsreihen sucht man vergebens. Dafür gibt es Touchscreen Touch-AF oder Touch-Auslöser. Canon-typisch stehen diverse Timer-Modi zur Wahl von selbstbestimmter Zeit über Blinzel-Auslöser oder das automatische Auslösen, wenn auf dem Motiv ein Gesicht mehr (das des Fotografen) erkannt wird. Die Serienfunktion gibt es mit und ohne Autofokusnachführung. Drei Bilder pro Sekunde sind möglich und das bis die Karte voll ist. Das macht die N100 nicht zum Ferrari unter den Kompaktkameras, aber der Wert ist gut und es gibt keine Begrenzung der Bilderanzahl.
Das eigentlich Revolutionäre an der N100 ist aber ihre Hybrid-Funktion aus regulärer Front- und Rückkamera. So ist nicht nur das Motiv im Blick, sondern auch der Fotograf und seine Emotionen bei der Aufnahme. Das Bild des Fotografen ist fest eingebettet und kann aus dem Bildergebnis nicht gelöscht werden. Entscheidet man sich für den dualen Modus, hat man immer ein Bild im Bild. Es kann lediglich die Größe des Fotografen-Bildes bestimmt werden und dessen Fenster verschoben werden. Die Funktion ist witzig, hat aber auch Nachteile. Durch die Weitwinkelkamera mit 25 Millimeter Brennweite (F2,8) hat der Fotograf immer eine recht große Nase und wenn man einmal ein echt schönes Foto gemacht hat, wird man das kleine Fenster darin nicht los. Für eine eventuelle N200 wäre es sinnvoll, die beiden Dateien der beiden Kameras zu trennen und automatisch in einer dritten übereinander zu legen. Auch auf Videos lässt sich der Kameramann mit verewigen, was bei Interaktion witziger ist als bei Fotos. Dazu kommt die Fototagebuch-Option, bei der die Kamera vor jedem Auslösen einen kleinen Videoclip mit vier Sekunden Film macht und diese Clips am Ende des Tages zu einem einzigen 720p-Film zusammen schneidet. Das liefert manchmal lustige Einblicke in den Fotoalltag. Auf Wunsch ist diese Funktion mit dualem Bild oder ohne anwählbar.
Entsprechend ihrem Status als Spaßkamera muss die N100 natürlich auch über WLAN verfügen. Sie kann mit einem Drucker, einem PC, einer anderen Kamera und einem Smartphone oder Tablet verbunden werden. Hier verhält sich die N100 nicht anders als die S120. Das Teilen über soziale Netzwerke geht nur über das Nadelöhr Canon Image Gateway. Ein direktes Teilen aus der Kamera heraus oder gar E-Mails verschicken, ist nicht vorgesehen. Trotzdem bietet die N100 viele Möglichkeiten, man muss sie nur erst herausfinden und sich ein wenig einarbeiten. Sehr schnell funktioniert das Schicken auf Smartphones über NFC. Die Kamera stellt dabei mit dem Smartphone eine Direktverbindung ohne Umweg über irgendwelche Netzwerke her. Ein weiterer Pluspunkt der WLAN-Funktionalität ist die Fernsteuerung der N100 über das Smartphone, wenn beide über ein Netzwerk verbunden sind und man die entsprechende App heruntergeladen hat. Canon Camera Window ist einfach strukturiert und leicht zu bedienen. Zoom, Selbstauslöser und Blitz lassen sich einstellen.
Welche Spaßfunktionen die Canon PowerShot N100 noch bietet, hat sich Francesco Noci von unserem Schwestermagazin digitaleyes.de im Detail angeschaut. Sein Artikel ist über die weiterführenden Links zu finden.
Bildqualität Der Schwerpunkt der N100 liegt bei der Ausstattung auf Bildern, die man sofort teilen kann und die Geschichten erzählen. Technisch auf der bei uns im Test sehr gut abgeschnittenen PowerShot S120 basierend, ist die N100 laut Canon auch für erstklassige Bildqualität gut. Wir sind der Sache im Labor (siehe weiterführende Links für das ausführliche, kostenpflichtige Protokoll) und in der Praxis nachgegangen und haben das Zusammenspiel des 1/1,7 Zoll großen CMOS-Sensor mit 12 Megapixeln mit Digic 6-Bildprozessor und optischem Fünffachzoom von 24 bis 120 Millimeter eingehend überprüft.
Das immerhin im Weitwinkelbereich sehr lichtstarke Zoomobjektiv (F1,8 bis F5,7) zeigt zum Bildrand hin keinen nennenswerten Schärfeverlust. Auch eine Randabdunklung ist kaum messbar. Eine erste Verwandtschaft mit der S120 fällt in Sachen Verzeichnung auf. Die Kurven verlaufen nahezu identisch und auch die N100 kämpft mit einer recht ausgeprägten tonnenförmigen Verzeichnung bei 24 und 44 Millimeter. Die Messwerte bei Farbsäumen fallen geringfügig höher aus als bei der S120. Sichtbar sind chromatische Aberrationen aber bestenfalls im Telebereich, wenn überhaupt.
Einen Beweis für ihre Schlagkraft liefert die N100 beim Messen der Auflösung. Sie erreicht in allen Bereichen 40 Linienpaare pro Millimeter – im Telebereich geringfügig darunter – was für Kompaktkameras mit 12 Megapixeln ein respektabler Wert ist. Noch besser ist, dass die Auflösung zum Rand hin nur wenig abfällt. Das ist ein schönes konstantes Ergebnis. Dass die interne Bildbearbeitung hier nachschärfend ihre Finger im Spiel hat, zeigt ein Blick auf die Schärfungsartefakte. Diese zeigen sich besonders im Weitwinkelbereich, wirken sich aber in der Praxis selten störend aus.
Allerdings sollte man ab ISO 1.600 keine feinen Details mehr erwarten. Die Texturschärfe ist danach nicht mehr ausreichend gegeben. Beim Signal-Rauschabstand unterschreitet die N100 erst bei ISO 800 den kritischen Wert von 35 Dezibel. Das bedeutet, dass ab dieser Einstellung das Rauschsignal das Bildsignal so überlagert und Bildrauschen sichtbar wird. Immerhin kann die N100 bis ISO 6.400 über 30 Dezibel bleiben. Die Bilder im hohen ISO-Bereich sind zwar nur im Notfall zu empfehlen, die N100 liefert hier aber trotzdem eine bessere Leistung als so manches Konkurrenzmodell. Farbrauschen stellt zu keiner Zeit ein Problem dar und auch das Luminanz-, sprich Helligkeitsrauschen tritt erst ab ISO 800 vermehrt auf. Die Korngröße hält sich in allen ISO-Bereichen im angenehmen Bereich. Die Weißabgleichsgenauigkeit ist ebenfalls zu jeder Zeit gegeben.
Bei der Eingangsdynamik gibt sich die N100 keine Blöße. Ihre Werte liegen bis einschließlich ISO 1.600 über neun Blendenstufen. Die Tonwertübertragung verläuft in angesteilten Kurven, was für eine knackige Bildaufbereitung steht. Bei einer Kamera dieser Art ist das üblich und Canon hält sich in dieser Hinsicht auch eher dezent zurück. Bis ISO 800 kann die N100 immerhin noch die Hälfte der darstellbaren 256 Graustufen differenzieren. Auch mangelnde Geschwindigkeit lässt sich die N100 nicht vorwerfen. 0,21 und 0,28 Sekunden Auslöseverzögerung inklusive Autofokus sind sehr schnell. Damit eignet sich die N100 ohne weiteres als Schnappschusskamera. Insgesamt hat Canon also nicht zu viel versprochen. Die N100 ist den Leistungen einer S120 durchaus gewachsen und kann, was die Bildqualität betrifft, absolut empfohlen werden.
Fazit Die N100 ist eine Spaßkamera für die Generation Facebook, mit deren dualem Kamerasystem sich Canon zum Pionier in der Branche aufgeschwungen hat. Die Idee, ein Foto oder Video des Fotografen in der eigentlichen Aufnahme zu platzieren, ist witzig, kann aber nicht auf ganzer Linie überzeugen. Die Ausstattung der N100 ist gehoben, lässt aber ein paar Dinge wie HDR oder Panoramamodus vermissen. Auch manuelle Einstellmöglichkeiten gibt es kaum. Wer einfach nur knipsen möchte, ist mit der N100 aber sehr gut gestellt. Sie ist schnell und liefert ein sehr gutes Bildergebnis. Der nach oben klappbare Touchscreen erleichtert die Bedienung.
Kurzbewertung
- Für eine Kompaktkamera insgesamt sehr gutes Bildergebnis
- Mittels Hybrid Auto-Modus kann ein Filmtagebuch erstellt werden, dass die Aufnahmeumstände dokumentiert
- Einfache und schnelle Bedienung mit dem drei Zoll großen Touchscreen
- Doppelter Fotospaß Dank Story-Kamera auf der Rückseite
- WLAN-Funktionalität und Near Field Communication (NFC) für das schnelle Teilen von Bildern
- Im dualen Modus kann das Bild des Fotografen nicht aus der mit der Frontkamera aufgenommenen Datei entfernt werden
- Kaum manuelle Einstellmöglichkeiten, keine Blenden- und Zeitvorwahl, kein manueller Modus
- Für eine Kamera dieser Klasse relativ groß und schwer
Technische Daten
Modell |
Canon PowerShot N100 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/1,7" 7,6 x 5,7 mm (Cropfaktor 4,6) 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektiv |
24-120 mm / F1,8-5,7 (5-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,922 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung, Besonderheiten: Ganzfeldmessung (verbunden mit Gesichtserkennung) |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
GPS |
extern |
Serienaufnahmen |
max. 2,3 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.500 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 6.400 |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/DRK0W (mit Preisvergleich) |