Bridge-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Canon PowerShot Pro1
2004-05-11 Ganze drei Jahre dauert es bei Canon für den Sprung einer PowerShot-Generation der Pro-Serie zur nächsten und nach der PowerShot Pro70 von 1998 sowie der PowerShot Pro90 IS von 2001 musste folglich in diesem Jahr die Nachfolge kommen. Pünktlich für 2004 ist nun die PowerShot Pro1 da und besitzt – um nicht gegenüber der Konkurrenz von Konica Minolta, Nikon, Olympus und Sony in Verlegenheit zu geraten – sowohl eine 8-Megapixel-Auflösung als auch ein 7-fach-Zoom, das in den Weitwinkelbereich hineinragt. Der rote Ring als Erkennungszeichen für Canon-Objektive der prestigeträchtigen L-Serie und die den EF-Objektiven entliehene USM-Technologie sollen die Professionalität der Pro1 weiter unterstreichen; aber ist das nur Augenwischerei oder kommt der berüchtigte "Prosumer" (Mischwort für "Professional Consumer") bei den Kompaktdigitalkameras tatsächlich nicht um die PowerShot Pro1 herum? (Yvan Boeres)
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Nach der Sony DSC-F828 und der Konica Minolta Dimage A2 muss nun die
Canon PowerShot Pro1 als dritte Kamera aus dem Reigen der
8-Megapixel-Prosumer-Kameras ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Unsere
Eindrücke und Beobachtungen zu diesem interessanten Sonderling haben wir
sowohl im nachfolgenden Text als auch im nebenstehenden Steckbrief, in der
Tabelle "Messwerte" am Ende des Tests und in einer aktualisierten Version
unseres digitalkamera.de-Datenblattes zu dieser Kamera festgehalten.
Ergänzend dazu bieten wir das DCTau-Testprotokoll, das diesem Test bei der
Beurteilung der Bildqualität zugrunde lag, zum kostenpflichtigen Abruf (bzw.
im Abo) an.
Ergonomie/Verarbeitung Canon hat es tatsächlich fertig gebracht, ein
optisches 7-fach-Zoomobjektiv in das Gehäuse einer PowerShot G5
hineinzuquetschen. Das ist zumindest der Eindruck, den man beim ersten
Hinsehen gewinnt. Möglich wurde dies durch eine teleskopartige Konstruktion
des aus dem Drehring sehr weit herausfahrenden Objektivtubus – man glaubt
kaum, dass das lange "Ding" in das kleine Gehäuse passt. An der
Verarbeitungsqualität und an der Handlage bzw. Griffigkeit der Pro1 ist kaum
etwas auszusetzen; die L-förmige Konstruktion überzeugt durch ein
ausgewogenes Verhältnis zwischen Gewicht (647 g im betriebsbereiten Zustand
mit aufgesetzter Sonnenblende), Kompaktheit (118 x 72 x 90 mm),
Robustheit/Wertigkeitsgefühl und Bedienbarkeit.
Der Bedienbarkeit ist tatsächlich bei der PowerShot Pro1 angesichts der
Kompaktheit des Gehäuses ziemlich gut. Auch wenn einige Bedienelemente (wie
z. B. das Programmwählrad oder einige Funktionsknöpfe) im Zuge des Wandels
von der G3/G5-Serie zur Pro1 verlegt werden mussten, ist das Bedienkonzept
im großen Ganzen das gleiche geblieben. Eine ausführlichere Beschreibung
dieses Bedienkonzepts finden interessierte Leser im
digitalkamera.de-Erfahrungsbericht zur PowerShot G3 (siehe weiterführende
Links). Wer also schon eine G3 oder G5 sein Eigen genannt hat, wird auch
schnell mit der Pro1 klar kommen; allen anderen kommen um eine kleine
Einarbeitungsphase nicht herum. Allerdings zeigt die Pro1 dem von der G3 und
G5 übernommenen Bedienkonzept auch seine Grenzen.
Noch ist die Pro1
einigermaßen gut und schnell bedienbar – aber auch nur unter Beibehaltung
des bisherigen Funktions- und Einstellungsumfangs. Sollte aber jemals ein
Pro1-Nachfolger mit größerem Funktions-/Einstellungsangebot auf den Markt
kommen, könnte das Bedienkonzept an seine Grenzen stoßen.
Äußerst flexibel zeigt sich die Prosumer-Fraktion innerhalb der
PowerShot-Familie seit jeher durch das charakteristische Dreh- und
Schwenkdisplay. Bei der neuen 8-Megapixel-Riege gibt es nur die Nikon
Coolpix 8700, die eine ähnliche Flexibilität aufweist. Der LC-Farbbildschirm
ist trotz Gelenkigkeit angenehm groß (2") und hoch auflösend (235.000
Bildpunkte); an den Abbildungseigenschaften (Rauschverhalten,
Nachzieheffekte, Kontrastbewältigung, Farbneutralität, Lesbarkeit bei
direkter Sonneneinstrahlung, Bildfeldabdeckung) gibt es auch nichts zu
mäkeln. Er ist dem starr angebrachten LC-Farbsucher vorzuziehen, dessen
Auflösung (ebenfalls 235.000 Bildpunkte) zwar ausreicht, um die Schärfe
einigermaßen gut kontrollieren zu können, aber auflösungstechnisch auch
nicht aus der Menge heraus sticht. Wünschenswert wäre auch, wenn die
Umschaltung zwischen dem LC-Farbbildschirm und dem LC-Farbsucher per
Augensensor
erfolgen würde; da ist man von anderen Kameras (Konica Minolta, HP)
Praktischeres gewohnt. Herausragend gelöst die die Zugänglichkeit des Akku-
und Speicherkartenfachs: Dieses klappt seitlich auf, so dass eine im am
Metall-Stativgewinde festgeschraubte Stativ-Schnellwechselplatte einen
Wechsel des Akkus (oder der Speicherkarte) niemals behindert.
Einwandfrei
ist auch die Zugänglichkeit der Schnittstellen sowie die beleuchtbare
Flüssigkristall-Statusanzeige.
Objektiv Wie es für eine Kompaktdigitalkamera der gehobenen
Preis-/Ausstattungsklasse beinahe schon Pflicht ist, verfügt die PowerShot
Pro1 über ein 7-fach-Zoomobjektiv mit 28-mm-Anfangsbrennweite
(KB-äquivalent). Kurz hochgerechnet und aufgerundet endet also das Zoom bei einer Brennweite
von 200 mm (entspr. KB); bei der Pro1 durchfährt man den entsprechenden
Brennweitenbereich durch einen Dreh am großzügig dimensionierten Zoomring.
Besonderes Merkmal dieses Zoommechanismus ist weniger, dass keine
mechanische Verbindung, sondern ein kleiner Motor die Linsen in Bewegung
setzt, sondern vielmehr die Technologie dieses Motors. Canon hat nämlich der
Pro1 die USM-Technologie (USM = Abk. für Ultra-Schall-Motor) spendiert, die
schon seit Jahren in den Kleinbildobjektiven der hauseigenen EF-Serie für
eine ultraschnelle und flüsterleise Scharfstellung sorgt – nur halt mit dem
Unterschied, dass bei der Pro1 nicht der Fokussiermechanismus, sondern das
Zoom damit angetrieben wird. In der Praxis erweist sich das Zoomen mit der
Pro1 auch als recht schnell (siehe Messwert-Tabelle) und präzise; mit ein
bisschen Fingerspitzengefühl (die Zoomgeschwindigkeit ist zumindest bei
langsamem Drehen proportional zur Drehgeschwindigkeit) lassen sich die
insgesamt 40 Zoomstufen bzw. Zwischenbrennweiten einigermaßen genau
ansteuern.
Nichtsdestotrotz finden wir ein mechanisches Zoom wie bei der Sony
DSC-F828 oder der Konica Minolta Dimage A2 intuitiver bzw. schneller und
präziser als die USM-Lösung von Canon. Auf die gleiche Weise funktioniert
übrigens die manuelle Fokussierung bei der Pro1: Sobald man den MF-Knopf an
der Kamerarückseite betätigt, "verwandelt" sich der Zoomring in einen
Fokussierring;
gleichzeitig wird der mittlere Bildausschnitt vergrößert
dargestellt, um so die manuelle Scharfstellung zu erleichtern. Überlässt man
die Scharfstellung dem Autofokus-System der Pro1, trifft man das altbekannte FlexiZone-AF-System der PowerShot G3 und G5 in einer abgespeckten Version
wieder. Die Scharfstellung findet im automatischen Modus nach wie vor
ausschließlich auf dem mittleren AF-Feld statt (wesentlich preisgünstigere
PowerShot-Modelle können es besser und halten mehr AF-Felder zur
automatischen Auswahl bereit), während die Anzahl der manuell wählbaren
AF-Felder sogar von 345 (23 x 15) auf 209 (19 x 11) Felder sinkt. Es gibt
also in Sachen AF-Technik bei der Pro1 einen Rückschritt statt einen
Fortschritt. Weder Rückschritt noch Fortschritt gibt es in puncto AF-Geschwindigkeit, da die Pro1 trotz Hybrid-Autofokus nicht schneller
fokussiert als eine G3 oder G5 (siehe Messwert-Tabelle) und ein
AF-Hilfslicht immer noch fehlt. Fokussiert wird übrigens in einem Bereich
zwischen 50 cm und unendlich (1 m bis unendlich im Tele-Bereich), wobei
durch Umschalten in den Makro- oder Supermakro-Modus der Mindestabstand zum
Motiv bis auf 3 cm hinunter verringert werden kann. Beide Makro-Modi haben
allerdings eine Einschränkung: Der einfache Makro-Modus funktioniert nur bis
zu einer Brennweite von 90 mm (KB-äquivalent) und der Arbeitsbereich des
Supermakro-Modus beschränkt sich sogar noch weiter auf einen fest
definierten Brennweitenbereich von 42 bis 90 mm (KB-äquivalent).
Blitz Hier ist das Gebiet, in dem Canon seit der PowerShot G2 seine Stärken
am eindruckvollsten ausspielt. Kein anderes Blitzsystem reicht der
E-TTL-Technologie von Canon das Wasser, was die Belichtungspräzision beim
Blitzen betrifft. Alle mit E-TTL "gesegneten" Kameras (so auch die Pro1)
dosieren den Blitz nicht nur so, dass die angeblitzten Motive weder
überstrahlen noch unterbelichtet sind, sondern erreichen auch ein besonders
ausgewogenen Verhältnisses zwischen Blitzlicht und Umgebungslicht. Nur die
E-TTL-II-Technologie aus dem eigenen Hause (die zusätzlich noch die
Entfernung zum Motiv in die Berechnungen mit hineinzieht) und die
i-TTL-Messung von Nikon
mögen noch leistungsfähiger bzw. präziser sein;
jedoch bleiben diese beiden Blitztechniken derzeit digitalen
Spiegelreflexkameras vorbehalten. Eine ausführliche Beschreibung des
E-TTL-Systems finden interessierte Leser sowohl in Kurzform in unserem
Fotolexikon als auch im digitalkamera.de-Erfahrungsbericht zur PowerShot G2
(beides siehe weiterführende Links).
Die E-TTL-Blitzmessung wird sowohl vom eingebauten Miniaturblitz der Pro1
als auch von auf der Kamera montierten Aufsteckblitzen (sofern diese auch
E-TTL-kompatibel sind) unterstützt. Der interne Blitz mit einer von uns
gemessenen Leitzahl von 12 kann entweder per Knopfdruck oder ganz
automatisch (zumindest im Vollautomatik-Betrieb) aktiviert werden; im Menü
kann man dies festlegen und so entscheiden, ob der Blitz auf Benutzerbefehl
oder nach Ermessen der Kameraautomatik herausspringt. Der Abstand zur
optischen Achse ist dann groß genug, um Rote Augen weitgehend zu vermeiden.
Abschattungsphänomene, Farbstiche oder Randabdunkelungen durch
ungleichmäßige Blitzlichtverteilung kennt die Pro1 nicht. Funktionsmäßig
wartet der interne Blitz der Pro1 mit einer
Blitzbelichtungskorrekturfunktion, einer Rote-Augen-Korrekturfunktion (per
Lampe, nicht per Blitzsalve) und einer Langzeitsynchronisationsfunktion auf;
weiterhin gibt es die Möglichkeit zu wählen, ob der Blitz am Anfang oder am
Ende des Belichtungsvorganges gezündet wird sowie die Möglichkeit im
manuellen Belichtungsmodus, in dem der Blitz ebenfalls manuell arbeitet, die
Leistung des Blitzes stufenweise einzustellen. Eine eng ans E-TTL-System
gebundene Fähigkeit beherrscht der integrierte Blitz der Pro1 allerdings
nicht: nämlich die drahtlose Ansteuerung einer oder mehrerer externer
E-TTL-Blitzgeräte. Dafür ist allerdings nach wie vor ein ST-E2-Transmitter
oder ein E-TTL-Blitzgerät mit Master-Funktion
(z. B. Canon Speedlite EX550)
nötig. Sonstige Sonderfunktionen im Zusammenspiel mit einem externen
E-TTL-kompatiblen Blitzgerät bietet die Pro1 u. a. in Form der
Blitzbelichtungs-Messwertspeicherung (FE-Lock) und der automatischen
Anpassung der Reflektorstellung an die eingestellte Brennweite; das
AF-Hilfslicht, das Blitz-Bracketing (automatische Belichtungsreihen) und die
Highspeed-Blitzsynchronisation (die allerdings bei Kompaktdigitalkameras
auch überflüssig ist) werden blitzgeräteseitig nicht unterstützt.
Bildqualität Ob es bei einer Digitalkamera, die vom Namen her
professionellen Ansprüchen gerecht sein will, angebracht ist, elektronisch
stark aufbereitete Bilder zu liefern, ist eine Glaubensfrage. Den Profis und
anspruchsvollen Amateuren, die Wert auf "gebrauchsfertige" Bilder (d. h. fit
für den Druck oder den Versand an den Kunden/Auftraggeber) legen, kommt die PowerShot Pro1 eher entgegen als denjenigen, die stundenlang am Computer
sitzen, um ihren Bildern den letzten "Feinschliff" zu geben bzw. die
"Aufpolierungsarbeiten" gerne selbst steuern. Ein deutliches Anzeichen für
die aggressive Bildverarbeitung innerhalb der Pro1 ist die
Richtungsabhängigkeit der Auflösung. Damit ist weniger die Verteilung der
Auflösung über das Bild (Bildmitte/Bildränder) gemeint, als Linien bzw.
Strukturen, die in eine bestimmte Richtung verlaufen, stärker zu betonen als
andere. Die Pro1 liefert jedenfalls Bilder mit hoher bis sehr hoher
Auflösung, Detailgenauigkeit und Schärfe, die sowohl auf dem
Kamera/Computer-Bildschirm als auch auf Ausdrucken bzw. Ausbelichtungen
"knackig" wirken und dem Auge schmeicheln.
Da aber diese künstliche
Knackigkeit und die Rauschfreiheit im umgekehrten Verhältnis zueinander
stehen (je stärker das eine, desto schwächer das andere), ist das
Bildrauschen bei der Pro1 auch etwas ausgeprägter als z. B. bei der Olympus
C-8080 Wide Zoom oder der Minolta Dimage A2. Das Rauschen zeigt sich bei der
Pro1 vor allem in mittleren bis dunklen Bildbereichen in Form von
feinkörnigem "Salz-und-Pfeffer-Rauschen" (feine schwarze und weiße Pixel).
Eine mehr oder weniger direkte Auswirkung hat die starke kamerainterne
Aufbereitung auch auf die Unanfälligkeit gegenüber Moiré. Während sich das
Farb-Moiré noch diskret gibt, tritt das Helligkeits-Moiré umso stärker
in Erscheinung. Sonstige Bildfehler zeigt die Pro1 in Form von leichten
Farbsäumen an kontrastreichen Kanten, die laut unserem Testlabor auf die
Tiefpass-Filterung zurückzuführen sind. Sehr gut hat die Pro1 die
Motivkontraste im Griff: Die Kameraelektronik verkraftet Kontrastumfänge von
bis zu 9,2 Blendenstufen und ist auch durchaus in der Lage, diese auf den
Bildern zu reproduzieren. Komprimierungsartefakte sieht man zumindest im
Fein- und Superfein-Modus nicht, dafür aber einen leicht rötlichen
Farbstich. An der Verlässlichkeit der Belichtungsautomatik gibt es
erwartungsgemäß nichts auszusetzen. Das bewährte iSAPS-System (mehr dazu in
unserem digitalkamera.de-Erfahrungsbericht zur PowerShot G3) weiß nach wie
vor unterschiedlichste Informationen (Motiventfernung, Bildausrichtung,
Motivposition, Helligkeitsverteilung im Bild usw.) auszuwerten und lässt
sich auch von schwierigen Motiven bzw. Lichtsituationen nicht so leicht
"austricksen".
Sehr hohe Erwartungen gehen an die optische Bildqualität, ziert doch ein
roter Ring das Zoomobjektiv der Pro1. Damit will das Objektiv seine
Zugehörigkeit zur L-Serie von Canon bekunden – der höchsten Güteklasse bei
Canon-Objektiven. Charakteristisch für diese Prestigelinie ist eine
üblicherweise kompromisslose Abbildungsqualität, die durch den Einsatz von
Fluorit- und UD-Glas (UD steht für "Ultra-low Dispersion") gewährleistet
werden soll. Ist dies bei den Kleinbild-Wechselobjektiven nahezu ausnahmslos
der Fall, kann man das nicht unbedingt im Falle des fest eingebauten Zooms
der Pro1 behaupten. Jedenfalls spricht es nicht gerade für höchste optische
Leistungen, wenn im Weitwinkel- und vor allem im Tele-Bereich eine mit
bloßem Auge deutlich sichtbare Vignettierung von bis zu fast 1 Blendenwert
auf den Bildern in Erscheinung tritt (hauptsächlich in den linken
Bildecken). Im mittleren Brennweitenbereich ist dann wieder alles in
Ordnung; alternativ hilft Abblenden. Sehr stark ausgeprägt ist auch die
Verzeichnung in Weitwinkel-Position. In den mittleren und langen Brennweiten ist das
Objektiv wiederum gut korrigiert – und das teilweise sogar besser als bei
den Linsen der Konkurrenz. Nichtsdestotrotz verdient das Zoom der Pro1 das
L-Prädikat wohl nur von der Schärfe her oder wenn man ausschließlich den
mittleren Brennweitenbereich betrachtet; ansonsten sind die alles andere als
homogenen Leistungen dem guten Ruf der L-Serie eher abträglich.
Sonstiges/besondere Funktionen Im Gegensatz zur kleinen Schwester
PowerShot S1 IS verfügt die PowerShot Pro1 weder über einen eingebauten
Bildstabilisator noch kann sie flüssige Videos ohne Zeitbegrenzung
aufzeichnen. So ist die Pro1 zwar in der Lage, Videoclips in VGA-Auflösung
und mit Ton aufzunehmen, aber auch nur 30 Sekunden lang und mit einer
Bildwiederholrate von nur 15 Bildern pro Sekunde. Eine Schärfenachführung
findet im Videomodus auch nicht statt und zoomen ist während der
Video-Aufnahme ebenfalls nicht möglich. Schaltet man die Videoauflösung eine
oder zwei Stufen herunter (320 x 240 oder 160 x 120 Pixel), darf man dann
wenigstens 3 Minuten lang filmen. Ganz glücklich macht auch der
Serienbildmodus nicht. Zwar erlaubt Canon die Wahl zwischen einem
Standard-Serienbildmodus (Herstellerangabe: 1 Bild/s) und einem Highspeed-Serienbildmodus (Herstellerangabe: 2,5 Bilder/s), doch diese Werte
muss man relativieren, da die hohe Bildfrequenz von 2,5 Bildern/s nur
während der ersten Bilder einer Serie gehalten wird. Lange bevor im Highspeed-Modus der Pufferspeicher nach ca. 8 Bildern voll ist, sinkt die
Bildfolgerate; am Ende kommt eine durchschnittliche Geschwindigkeit von ca.
1,8 Bildern pro Sekunde heraus. Erfreulich ist hingegen die Anzahl der
Bilder, die man im Standard-Serienbildmodus in Folge machen kann: Zirka 16
Aufnahmen sind im Kasten, bevor die Kamera eine Zwangspause einlegt und hier
hält sie in der Praxis auch die Geschwindigkeitsangabe von Canon ein. Beide
Serienbildmodi unterscheiden sich übrigens dadurch, dass im schnelleren
Modus der LC-Bildschirm zwischen den einzelnen Aufnahmen dunkel bleibt.
Sonstige nützliche Sonderfunktionen bietet die PowerShot Pro1 u. a. in
Form von zwei Einstellungsspeichern, eines Panorama-Assistenten, einer Histogrammanzeige (nur im Wiedergabemodus) und eines per Menüaufruf
zuschaltbaren eingebauten ND-Neutraldichtefilters, der die Helligkeit um
rund ein Achtel reduziert. Außerdem besitzt die Pro1 eine Intervallfunktion,
einen Selbstauslöser mit wählbarer Vorlaufzeit (2 oder 10 s),
eine
Fernauslösemöglichkeit (bis zu 5 Meter mit der mitgelieferten
IR-Fernbedienung WL-DC100), wählbare Farbräume (RGB und Adobe-RGB),
automatische Belichtungs- und Schärfereihen sowie eine Funktion zum Spiegeln
des Bildes auf dem LC-Farbbildschirm (praktisch bei Selbstporträts).
Außerdem lassen sich noch z. B. Startbildschirm und Kameratöne
personalisieren und Bilder automatisch ausrichten. Den PictBridge- und den
PTP-Standard sowie die mehrsprachige Menüführung beherrscht die Pro1
selbstverständlich auch; die Steuerung der Kamera von einem Computer aus ist
mit der mitgelieferten Software ebenfalls möglich. Ein paar weitere, nicht
ganz so wichtige Funktionen und Einstellungen runden das Ganze ab, wobei die
Pro1 mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Funktions/Einstellungs-Vielfalt
und Übersichtlichkeit überzeugt.
Fazit Kein Leistungsschub durch DiGIC II, kein Übertrumpfen in Sachen
Blitztechnik durch E-TTL II, allgemein kein signifikanter Fortschritt
(abgesehen von der Auflösung) im Vergleich zur letzten PowerShot-Generation
– und eine Optik, die der prestigeträchtigen L-Serie von Canon nicht in
jeder Hinsicht alle Ehre macht: Von einer Kamera, die von Canon stammt und
sich "Pro1" nennt, hätte man etwas mehr erwarten können. Die Canon PowerShot Pro1 vermag zwar in
puncto Funktion und Ausstattungsumfang durchaus auch so
manchen anspruchsvolleren Fotografen zufrieden stellen, aber wo Pro drauf
steht, sollte auch Pro drin sein. Und da ist Bescheidenheit (optische
Abbildungsleistungen, AF-Geschwindigkeit, fehlender Bildstabilisator etc.)
fehl am Platz. Die PowerShot Pro1 bringt es jedenfalls nicht fertig, aus der
"Masse" der 8-Megapixel-Kameras heraus zu stechen – und zeitweise kann man
sich des Eindrucks nicht erwehren, dass (ähnlich wie bei Nikon) Canons ganze
Liebe bzw. Aufmerksamkeit derzeit den digitalen Spiegelreflexkameras gilt.
Ungeachtet dessen wird die PowerShot Pro1 zweifelsohne ihre Käufer und
Anhänger finden – sie ist ja beileibe keine schlechte Kamera. Aber sie wird
mit ziemlicher Sicherheit nicht als Canons Meisterstück in die Annalen der
Digitalfotografie eingehen.
Messwerte |
Einschaltzeit |
ca. 2,9 s |
Brennweitenverstellung
Anzahl Stufen
Zeit Weitwinkel bis Tele |
motorisch über Drehring
40
ca. 1,7 s |
Autofokus-Geschwindigkeit |
ca. 0,9 s/ max. 1,4 s (abhängig von
Motiv, Aufnahmebedingungen und Zoomstellung) |
Auslöseverzögerung |
< 0,1 s |
Blitz
gemessene Leitzahl |
12 |
Batterielaufzeit |
ca. 210 Aufnahmen |
Speicherzeiten
RAW
JPEG
TIFF |
ca. 8,4 s (7,5 MByte)
ca. 2,6 s (2,8 MByte)
–
Auslösung während Speicherung möglich |
Serienbilder
Verwendete Auflösung
Geschwindigkeit
Anzahl
mit Blitz |
3.264 x 2.448
1,8 Bilder/s im Highspeed-Modus, 1 Bild/s im Standard-Serienbildmodus
ca. 8 Bilder im Highspeed-Modus, ca. 16 Bilder im
Standard-Serienbildmodus
ja |
Kurzbewertung
- eingebauter ND-Neutraldichtefilter
- dreh- und schwenkbarer LC-Farbbildschirm
- schmeichelhafte Bildqualität (Auflösung/Detailschärfe)
- konkurrenzlos präzise E-TTL-Blitzmessung
- nicht zeitgemäßer Videomodus
- Histogramm nur im Wiedergabemodus
- enttäuschende Autofokus-Leistung, fehlendes
AF-Hilfslicht
- deutlich sichtbare Vignettierungen
Technische Daten
Modell |
Canon PowerShot Pro1 |
Sensor |
CCD-Sensor 2/3" 8,8 x 6,6 mm (Cropfaktor 3,9) 8,3 Megapixel (physikalisch), 8,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.264 x 2.448 (4:3) |
Video (max.) |
640 x 480 15p |
Objektiv |
28-200 mm / F2,4-3,5 (7,1-fach Zoom) |
Sucher |
elektronischer Sucher |
Monitor |
2,0", 0,235 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung, AF-AE-Kopplung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Canon, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 1 Bilder/s und max. 18 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
CF (Type I, Type II) Microdrive |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 50 bis 400 |
Abmessungen |
118 x 72 x 90 mm (B x H x T) |
Gewicht |
647 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/VGH3F (mit Preisvergleich) |