Kompaktkamera
Testbericht: Canon PowerShot S100
2011-12-24 Im Sommer 2009 ließ Canon die kompakte PowerShot-S-Serie mit der S90 wieder aufleben, die den Spagat zwischen kompaktem Gehäuse, hoher Bildqualität und den Ansprüchen ambitionierter Fotografen meisterte. Nun schickt sich mit der PowerShot S100 die jüngste Kandidatin an, diesen Weg fortzusetzen. Dabei bietet sie einen neuen, etwas höher auflösenden Sensor und ein zoomstärkeres Objektiv mit mehr Weitwinkel, als Krönung verpackt in ein vier Millimeter flacheres Gehäuse. Ob die S100 unter diesen Voraussetzungen die hohe Bildqualität der Vorgängerin halten oder sogar noch steigern kann, soll der digitalkamera.de-Test zeigen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Canon hat es trotz erweitertem Zoombereich geschafft, die Abmessungen der PowerShot S100 gegenüber den Vorgängermodellen nochmals zu schrumpfen. Mit 100 x 60 x 27 Millimeter passt sie sogar in eine Hemdtasche, zieht diese mit rund 200 Gramm Gewicht allerdings etwas herunter. Das mattschwarze Gehäuse besteht aus Metall, ist aber so mit einer aufgerauten Beschichtung versehen, dass man es nur an der Temperatur merkt. Angenehmer Nebeneffekt: Für Fingerabdrücke ist die Beschichtung völlig unempfindlich. Alternativ gibt es die S100 auch in Silber.
Canon hat ein Händchen dafür, schlichtes, modernes Design mit guter Bedienung zu vereinigen. Ein Handgriff wäre bei der S100 einfach fehl am Platz. Die Bedienelemente beziehungsweise Knöpfchen indes fallen angenehm groß aus, einzig der Auslöser dürfte gerne etwas großflächiger sein. Er wird von einer ringförmigen Zoomwippe umschlossen, so dass man mit dem Zeigefinger vor dem Auslösen intuitiv die Zoomeinstellung ändern kann. Alternativ dient dazu der satt rastende Ring um das Objektiv, der neben vielen anderen zuweisbaren Funktionen auch bestimmte Zoomstufen anfahren kann.
An der Kameraunterseite befindet sich das Metallstativgewinde vorbildlich in der optischen Achse, allerdings liegt das Akku- und Speicherkartenfach so dicht daneben, dass man es auf einem Stativ nicht mehr öffnen kann. Wahlweise nimmt die S100 eine SD-, SDHC- oder SDXC-Speicherkarte auf, der Lithium-Ionen-Akku reicht jedoch nur für gut 200 Aufnahmen, was etwas mager ist. Bei den aktuellen Temeraturen um 5 °C sinkt die Akkulebensdauer weiter , so dass man die rot blinkende Akkuwarnung auf dem Bildschirm schneller zu Gesicht bekommt, als einem lieb sein kann. Alternativ kann ein Akku-Dummy mit Netzteilanschluss eingeschoben werden.
Auf der rechten Kameraseite verbergen sich hinter einer Plastikkappe die Anschlüsse für USB/AV, ein AV-Kabel liegt der Kamera nicht bei, und HDMI-Mini. Auf der Rückseite befindet sich der drei Zoll große Bildschirm mit 461.000 Bildpunkten Auflösung. Für den edlen Anspruch der PowerShot S100 dürften es gerne 921.000 Bildpunkte sein, jedenfalls wären dann mehr Feinheiten sichtbar. Der Bildschirm ist schön an der Gehäuserückseite eingelassen und zeigt ein helles, brillantes Bild, das auch bei Sonneneinstrahlung passabel ablesbar ist. Die Menüs sind durch die große Schrift und hohen Kontraste sehr gut zu lesen. Sie sind in drei Registerkarten geteilt, wobei in jedem Register vertikal gescrollt wird. An der Unterseite werden kleine Erklärungstexte eingeblendet, so dass die wenigsten Menüpunkte bei aktivierter Hilfe Rätsel aufgeben. Sehr praktisch ist auch das individuell konfigurierbare Menü auf der dritten Registerkarte, wo man seine bevorzugten Einstellungen ablegen kann. Überhaupt zeigt sich die S100 trotz der wenigen Bedienelemente sehr einstellfreudig. Sie verfügt über zwei Einstellringe, eine Vierwegewippe, deren Richtungstasten ebenfalls mit Funktionen belegt sind und ein Funktionsmenü, das Zugriff auf weitere wichtige Aufnahmeparameter bietet. Zudem ist die Objektivringfunktion genauso frei belegbar wie die Ringfunktionstaste. Darüber hinaus bietet das Programmwählrad der PowerShot einen freien Programmspeicherplatz.
Ausstattung Das Programmwählrad zeigt mit seinen überwiegend kreativen Programmen für fortgeschrittene Benutzer zwar, für wen die S100 gemacht ist, aber auch wer einfach nur mal ein Foto aufnehmen möchte, kommt voll auf seine Kosten. Am einfachsten funktioniert das im grünen Automatikmodus, in dem die Kamera die Wahl des Motivprogramms zuverlässig selbst übernimmt. Motiv anvisieren, auf den Auslöser drücken und Foto im Kasten haben lautet hier die Devise. Genauso ist es aber möglich, das Motivprogramm in der Stellung SCN selbst zu wählen. Die PowerShot überfordert den Fotografen dabei nicht mit dutzenden von Motivprogrammen, sondern bietet eine sinnvollen Auswahl. Dazu gehört auch das Nachtprogramm, das mehrere Aufnahmen kombiniert, um Rauschen und Verwackelungsunschärfe zu vermeiden. Darüber hinaus besitzt die Canon ein HDR-Programm, das einen eigenen Platz auf dem Programmwählrad spendiert bekommen hat. Hier werden drei unterschiedlich belichtete Aufnahmen zu einem HDR mit höherem Dynamikumfang kombiniert. Dem Bildschirmhinweis ein Stativ zu verwenden sollte man Folge leisten, denn die Aufnahmen werden nicht automatisch ausgerichtet. Aus der Hand gibt das auch bei viel Umgebungslicht Doppelkonturen.
In den Kreativprogrammen kann der Anwender mehr Einstellungen selbst vornehmen und damit die Belichtung und Schärfentiefe direkt beeinflussen. Im manuellen Modus verfügt die S100 über eine realitätsnahe Belichtungsvorschau auf dem Bildschirm, so dass man bereits vor der Aufnahme gut beurteilen kann, wie das Endergebnis aussehen wird. Ein Live-Histogramm ist ebenfalls zuschaltbar. Wer bei hellem Umgebungslicht gerne mit offener Blende fotografieren möchte, kann nicht nur ISO 80 verwenden, sondern auch einen ND-Filter zuschalten, der drei Blendenstufen Licht schluckt. Entsprechend abgeblendet bekommt man sogar je nach Situation gezielte Bewegungsunschärfe auf das Bild; selbstverständlich ist hierzu ein Stativ oder eine feste Unterlage erforderlich.
Der kleine Bordblitz der Canon PowerShot S100 fährt auf Wunsch automatisch aus. Einen Knopf zum Ausfahren sucht man vergeblich, schaltet man den Blitz aber über die Kamerafunktion ein, fährt er sofort aus. Man sollte darauf achten, ihn nicht mit dem Finger zu blockieren. Soll der Blitz wieder verschwinden, muss man ihn gegen einen kleinen Widerstand herunter drücken. Bei diesem Verfahren wechselt die Blitzfunktion automatisch auf "aus". Schaltet man die Kamera aus oder deaktiviert die Blitzfunktion über die entsprechende Taste, fährt der Blitz automatisch wieder ein. Leider ist der Blitz nicht besonders leistungsstark, lässt aber eine Langzeitsynchronisation, eine Synchronisation auf den zweiten Vorhang, einen Vorblitz zur Reduktion roter Augen und eine Blitzbelichtungskorrektur zu. Die Blitzausleuchtung ist im Weitwinkel etwas ungleichmäßig und äußert sich in sichtbar dunklen Ecken. Ab 28 bis 35 Millimeter verschwinden aber die dunklen Ecken.
Das Objektiv deckt einen fünffachen Zoombereich von 24 bis 120 Millimeter entsprechend Kleinbild ab. Im Weitwinkel ist es mit F2,0 besonders lichtstark, fällt im Telebereich aber um mehr als drei Blendenstufen auf F5,9 ab. Außerdem besitzt es einen effektiven optischen Bildstabilisator, der Verwackelungen durch den Fotografen reduziert. Während einer Videoaufnahme, die maximal in FullHD beziehungsweise 1.920 x 1.080 Pixeln mit 24 Bildern pro Sekunde erfolgt, bleiben sowohl Fokus als auch Zoom benutzbar. Während der Fokus sehr sanft und leise nachgeführt wird, ist das Zoomgeräusch leise auf der Stereotonspur zu hören. Das Zoomen wird dabei ebenfalls deutlich verlangsamt durchgeführt. Der Videoaufnahmeknopf erlaubt jederzeit den Start einer Filmaufnahme, wobei man das 16:9-Format berücksichtigen sollte, das dann gegenüber der 4:3-Bildschirmanzeige vor der Aufnahme die Bildränder oben und unten beschneidet, was man erst nach dem Aufnahmestart sieht. Dreht man den Programmwähler vorher auf den Videomodus, so hat man diesen Formatunterschied nicht zu beklagen. Übrigens nimmt die Canon Fotos nicht nur in 4:3, sondern wahlweise mit entsprechendem Auflösungsverlust auch in 3:2, 16:9, 1:1 und 4:5 auf. Die Belichtung während der Videodrehs wird automatisch nachgeführt, die S100 speichert im Quicktime-Format (MOV) mit moderner H.264-Komprimierung.
Der Autofokus der PowerShot arbeitet sehr präzise, eine optional hinzuschaltbare Vergrößerung des fokussierten Bereichs beziehungsweise des fokussierten Gesichts erlaubt eine gute Schärfekontrolle. Dabei benötigt die Fokussierung inklusive Auslösung um die 0,5 Sekunden. Das ist ein guter, wenn auch nicht herausragender Wert. Etwas schneller könnte die Canon nach dem Fokussieren auslösen, 0,13 Sekunden sollte man bei Schnappschüssen berücksichtigen, denn sie können das Verpassen des entscheidenden Augenblicks bedeuten. Neu in der PowerShot S100 ist das eingebaute GPS. Es bietet guten und recht schnellen Empfang, nagt aber an der sowieso schon knappen Akkulaufzeit. Optional läuft das GPS als Logger auch bei ausgeschalteter Kamera mit, einen geladenen Ersatzakku sollte man dann auf jeden Fall in der Tasche haben. Wer möchte, kann die Kamerauhr vom GPS-Signal einstellen lassen.
Bildqualität In der Canon PowerShot S100 steckt ein neuer 1/1,8" Sensor mit nun zwölf statt zehn Megapixeln Auflösung. Um herauszufinden, wie gut der neue Sensor und das neue Objektiv sind, haben wir die S100 ausgiebig im eigenen Testlabor sowie in der Praxis erprobt. Der Labortest mit detaillierten Diagrammen ist gegen ein kleines Entgelt erhältlich (siehe weiterführende Links). Das neue Fünffachzoom ist Canon gut gelungen. Eine Randabdunklung ist kaum auszumachen. Die tonnenförmige Verzeichnung erreicht sowohl bei 24 als auch bei 50 Millimeter (jeweils entsprechend Kleinbild) etwa 1,5 Prozent – was bei 24 Millimeter noch verschmerzbar ist, bei 50 Millimeter Brennweite hingegen nicht mehr. Bei 120 Millimeter hingegen ist das Objektiv praktisch verzeichnungsfrei. Auch die Auflösung der Canon ist äußerst gut, im Bildzentrum werden bis zur Blende F5,6 Werte von 40 bis 43 Linienpaaren pro Millimeter (bezogen auf Kleinbild) erreicht, in Telestellung und bei noch kleineren Blenden sinkt die Auflösung durch Beugungseffekte stärker ab. Am Bildrand nimmt die Auflösung konstant um gut ein Viertel ab, egal ob bei Offenblende oder abgeblendet. Sichtbar sind bei der hohen Auflösung Schärfeartefakte von bis zu über 20 Prozent, die S100 ist in JPEG als Shoot-to-Print-Kamera mit knackiger Wiedergabe abgestimmt. Wer gerne Bilder nachbearbeitet, sollte daher auf das RAW-Format zurück greifen. Farbsäume sind im Mittel gering, können aber am Bildrand leicht in Erscheinung treten.
Das Bildrauschen zeigt sich äußerst gering, wobei die Rauschunterdrückung so abgestimmt wurde, dass die Bilddetails bis zu ISO 800 gut erhalten bleiben. Hier ist die kleine S100 auf einem Niveau mit der kürzlich getesteten Fujifilm FinePix X10, die mit ihren größeren Pixeln eigentlich einen Vorteil haben sollte. Der Signal-Rauschabstand der Canon ist sogar deutlich besser als bei der X10 – das gilt sogar für deren EXR-Modus "geringes Rauschen", in dem die X10 Pixel zusammenschaltet und dementsprechend nur noch sechs Megapixel auflöst. Schaut man sich die Messwerte genau an, so greift die Kameraelektronik bei ISO 80 kaum in die Bildaufbereitung ein, bereits bei ISO 100 aber setzt sie sanft ein. Deutlich stärker wird die Rauschunterdrückung dann ab ISO 1.600, wodurch die Kamera hier nochmal respektabel geringe Rauschwerte erreicht. Auch die Texturschärfe ist hier nur minimal schlechter als bei ISO 800, so dass man die Canon bei dieser ISO-Stufe noch gut verwenden kann. Ab ISO 3.200 wird die S100 spürbar schlechter, das Helligkeitsrauschen wird deutlicher. Die Eingangsdynamik bewegt sich bis ISO 800 auf einem hohen Niveau um die zehn Blendenstufen, nur bei ISO 6.400 ist sie mit etwas über sieben Blendenstufen spürbar schlechter.
Auch die Farbwiedergabe ist insgesamt sehr gut, der manuelle Weißabgleich präzise. Sichtbare Abweichungen gibt es nur bei Mittelblau, das deutlich Richtung leuchtendem Cyan verschoben ist. Cyan und Violett wiederum weisen eine erhöhte Sättigung auf, Gelb ist leicht Richtung Grüngelb verschoben und Hauttöne werden minimal zu blass wieder gegeben. Auch in der Praxis zeigt sich die Bildqualität der Canon PowerShot S100 äußerst gut, die besten Ergebnisse erzielt man bei ISO 80 und 100, bis ISO 400 sind sie immer noch sehr gut und bis ISO 1.600 noch gut. Darüber werden die Bilder allerdings unansehnlich, hier zeigt sich die Grenze der aktuellen Sensor- und Bildaufbereitungstechnik.
Fazit Die Canon PowerShot S100 weiß nicht nur mit ihrem soliden und schlicht designten Metallgehäuse zu überzeugen, sondern auch mit ihrem Funktionsumfang, der durch ein ausgereiftes Bedienkonzept gut zur Geltung kommt. Die Kamera leistet sich vor allem keine gravierenden Schwächen und bietet sowohl dem Automatikknipser als auch dem anspruchsvollen Amateur, der gerne die Kontrolle über die Kamera behält, alle nötigen Funktionen, die es zum Fotografieren und sogar zum Filmen braucht. Am beeindruckendsten ist aber die ausgesprochen gute Bildqualität, die Canon aus dem neuen Zwölfmegapixelsensor im Formfaktor 1/1,8" heraus holt. Sowohl bei der Rauschfreiheit als auch beim Detailerhalt setzt die S100 neue Maßstäbe und kann sogar die Fujifilm FinePix X10, die einen etwas größeren Sensor besitzt, in dieser Disziplin minimal übertrumpfen. Die Canon PowerShot S100 ist die ideale Kompaktkamera zum Einstecken mit einer für diese Größe ausgesprochen guten Bildqualität – eine Kombination, die nach wie vor ihresgleichen sucht.
Kurzbewertung
- Durchdachte Bedienung
- Kompaktes, gut Designtes und robustes Gehäuse
- Großer Ausstattungsumfang inklusive HDR-Funktion und GPS mit Logger
- Sehr gute Bildqualität, Spitzenklasse unter den Kompaktkameras
- HDR-Funktion ohne automatische Bildausrichtung erfordert Stativ
- Knappe Akkulaufzeit, besonders bei Temperaturen unter 5 °C
- Keine Fernauslösemöglichkeit
- Am Teleende etwas lichtschwaches Objektiv
Technische Daten
Modell |
Canon PowerShot S100 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/1,7" 7,6 x 5,7 mm (Cropfaktor 4,6) 13,3 Megapixel (physikalisch), 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 24p |
Objektiv |
24-120 mm / F2,0-5,9 (5-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,461 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
GPS |
intern |
Serienaufnahmen |
max. 2,3 Bilder/s und max. 8 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 6.400 |
Abmessungen |
100 x 60 x 27 mm (B x H x T) |
Gewicht |
193 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/XV4TT (mit Preisvergleich) |