Kompaktkamera
Testbericht: Canon PowerShot S110
2012-12-20 Kennt man die Vorgängerin der PowerShot S110, so hat man hohe Erwartungen: Bereits die S100 hat in Sachen Bildqualität für eine Kompaktkamera sehr gute Ergebnisse erzielt. An der technischen Grundausstattung mit Digic-5-Prozessor, 12,1-Megapixel-CMOS-Sensor und 5-fachem optischen Zoomobjektiv hat sich wenig geändert. Die S110 will vor allem mit ihrer WLAN-Funktion punkten. Damit liegt die schlichte Edel-Kompakte voll im Trend. Ob ihr die Verknüpfung mit dem Zeitalter des Social-Networkings gelingt und ob die Bildqualität weiterhin auf hohem Niveau geblieben ist, klärt der ausführliche Test der Redaktion. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Auf den ersten Blick sieht man der Canon PowerShot S110 nicht an, wie viele Funktionen sich tatsächlich unter der schlichten und eleganten Hülle verbergen – die Kompaktkamera setzt auf Understatement. Das Auffälligste an ihrer äußeren Erscheinung ist der griffige Objektivring, der einen raschen Zugriff auf Funktionen wie Zoom, Blende, Verschlusszeit, Fokussierung oder ISO erlaubt. Dazu hat Canon eine Taste auf der Rückseite vorgesehen, mit der man schnell und einfach dem Steuerring die jeweils benötigte Funktion zuweist. Ein zweiter Steuerring umschließt die Vierwegewippe auf der Rückseite. Damit lässt sich die Verschlusszeit im manuellen Modus einstellen, während der Objektivring die Steuerung der Blende übernimmt. Mittels dieser zwei Drehräder und des Kurzmenüs bedient man recht schnell viele gängige Einstellungen. Der Rest wird im regulären Menü festgelegt, das klar und übersichtlich gegliedert ist und das man mit dem hinteren Drehrad schnell durchsuchen kann.
"Smart Auto" wählt aus 58 Szeneprogrammen die richtige Einstellung und eignet sich hervorragend für Einsteiger. Dann gibt es einige wenige Motivprogramme. Canon beschränkt sich hier auf das Wesentliche, wobei eine Einstellung für Landschaft oder Sport schon noch hätte aufgenommen werden können. Immerhin gibt es Vorgaben für Unterwasser, Schnee und Feuerwerk, sowie einen Stitching-Assistenten für Panoramabilder. Auch Film, Filmtagebuch und HDR haben es aufs Wahlrad geschafft. Dazu kommen der manuelle Modus und die Halbautomatiken und die Funktion Custom, die man sich nach seinen eigenen Gewohnheiten und Vorlieben einrichten kann. Das Wahlrad ist damit gut ausgelastet. Es sitzt ziemlich streng, dafür rastet es gut ein und kann sich so nicht leicht von selbst verstellen. Auf der Kameraoberseite befinden sich neben dem Wahlrad der Auslöser umgeben vom Zoomhebel sowie der Blitz. Dieser klappt automatisch hoch und deaktiviert sich, wenn er sanft aber bestimmt zurückgeschoben wird beziehungsweise die Blitzfunktion ausgeschaltet wird. Bei mehr Lichtbedarf bietet Canon das externe Blitzgerät HF-DC2 an, das über eine Schiene am Stativgewinde befestigt wird und so neben der Kamera sitzt. Der Zoomhebel reagiert im Fotomodus etwas sprunghaft, beim Filmen lässt er sich angemessen langsam steuern.
Die Tasten auf der Rückseite sind von ihrer Größe her angenehm zu bedienen. Auch bietet die S110 ganz oben rechts eine aufgeraute Gummierung mit kleinem Wulst als Ablagefläche für den Daumen, sodass die Kamera auch gut einhändig ausgelöst werden kann. Als Auslöser kann zudem das drei Zoll große Touchdisplay auf der Rückseite verwendet werden. Es löst 461.000 Bildpunkte auf, was nicht unbedingt das Maß aller Dinge ist. Trotzdem lässt es sich gut betrachten und kann auch im Sonnenlicht noch als akzeptabel eingestuft werden. An der rechten Kameraseite gibt es den HDMI-Anschluss und die kombinierte USB-AV-Buchse. Die Klappe dazu muss mit sanfter Gewalt und viel Druck geschlossen werden, bevor sie wieder eben eingerastet ist. Der Verschluss des Akku- und Kartenfaches (SD, SDHC, SDXC) wirkt da schon sehr viel solider. Direkt daneben befindet sich das Stativgewinde aus Metall, das praktischerweise in der optischen Achse liegt. Der Deckel des Akkufaches kann aber nicht geöffnet werden, wenn die Kamera auf einem Stativ montiert ist. Leider muss das Akkufach öfter aufgeklappt werden, als einem lieb ist, denn der Akku reicht nur für rund 200 Aufnahmen. Insgesamt liegt die S110 gut in der Hand und ist dank ihrer klaren Gliederung sehr gut zu bedienen.
Ausstattung Das Herzstück der PowerShot S110 stellt der hochempfindliche 1/1,7 Zoll große CMOS-Sensor dar, der 12,1 Megapixel auflöst und Hand in Hand mit dem bei Canon bereits bewährten Digic-5-Prozessor arbeitet. Als Auge der Kamera dient das fünffache optische Zoom, das einen Brennweitenbereich von 24 bis 120 Millimeter abdeckt. Im Weitwinkelbereich zeichnet es sich durch seine hohe Lichtstärke von F2,0 aus, die dann aber auf F5,9 im Telebereich abfällt. Die technische Grundausstattung hat Canon bei der S110 im Vergleich zur Vorgängerin folglich nicht groß geändert. Gravierender wirkt sich da schon aus, dass die GPS-Funktion weggefallen ist. Dafür reiht sich die S110 im Club der WiFi-Kameras ein. Über diese Funktion können Fotos nach wie vor mit GPS-Daten versehen werden – allerdings nur wenn eine Verbindung zu einem Smartphone hergestellt wird, das Geotagging unterstützt. Neben einem Smartphone können auch eine andere WiFi-fähige Canon-Kameras, der eigene PC, ein geeigneter Drucker und ein direkter Webservice genutzt werden. Dazu muss allerdings erst "Canon Camera Window" auf dem Computer installiert werden, dann die Kamera mit dem Computer verbunden werden, um dann die im Rechner getroffenen Einstellungen auf die Kamera zu übertragen. Das hat Samsung beispielsweise mit der EX2F besser gelöst, die mit schönen App-ähnlichen Symbolen arbeitet und direkt ohne Software- und PC-Umwege die gewünschte Social-Networking-Plattform anwählt. Ähnlich kompliziert gestaltet sich die Verbindung mit einem Computer, wobei für PC quasi nur Windows 7 SP1 kompatibel ist. Auch das einfache Versenden eines oder mehrerer Bilder per E-Mail, wie es die EX2F erlaubt, ist mit der S110 erst nach dem Einrichten der Funktion machbar.
Die sonstige Ausstattung der S110 lässt nicht viele Wünsche offen. Über die Programmautomatik P, die Einstellung Auto oder die Motivprogramme kann die Kamera von jedem leicht für gute Fotos genutzt werden. Die Halbautomatiken Av und Tv sowie der manuelle Modus richten sich dagegen an etwas erfahrenere Fotografen. Im manuellen Modus wird die Bedienung recht rasch über die beiden oben erwähnten Steuerringe eingestellt. Eine Skala an der Seite und die Vorschau auf dem Bildschirm zeigen einem die richtigen Werte an. Über eine MF-Lupe kann auch bei manueller Fokussierung recht gut erkannt werden, wo der Schärfepunkt liegt. Mit SafetyMF kann man die Feinarbeit der Kamera überlassen. Nutzt man den Autofokus, der in der Regel sehr präzise und zuverlässig arbeitet, stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen hilft der Touchscreen bei der Positionierung des AF-Rahmens, zum anderen kann man mit Reihenaufnahmen oder der Gesichtserkennung sicherstellen, dass man scharfe Motive bekommt. Ein AF-Speicher ist ebenfalls vorhanden, er harmoniert aber nicht mit dem Touch-AF oder Touch-Auslöser. Es stellt sich immer wieder das Problem, dass sich viele Funktionen gegenseitig blockieren und man das alles erst einmal herausfinden muss. So klar gegliedert das Menü auch ist, viele Aufnahmefeinheiten müssen tatsächlich erst geübt werden, um das volle Potential der S110 auszuschöpfen.
Bei Filmaufnahmen setzt die S110 auf Full-HD mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten und 24 Bildern pro Sekunde. Autofokus und Zoom stehen voll zur Verfügung, wobei man das Zoomgeräusch je nach Umgebungsgeräusch hören kann. Für Filmaufnahmen lassen sich diverse Einstellungen anpassen wie Weißabgleich oder Belichtungskorrektur. Die S110 bietet iFrame-Filme für kompatible Geräte oder Superzeitlupen-Filme. Im Fotobereich sind verschiedene Reihenaufnahmen möglich, darunter Belichtungs- oder AF-Reihen. Für Sportaufnahmen eignet sich die HQ-Serienaufnahme, wo in voller Auflösung zehn Bilder hintereinander geschossen werden können. Wer diese Reihen nutzt und dies noch mit der HDR-Funktion oder dem Motivprogramm für Nachtaufnahmen ohne Stativ kombiniert, erhält auch bei schwierigen Lichtverhältnissen meist sehr gute Ergebnisse. Des Weiteren bietet die S110 viele Hilfsmittel wie eine elektronische Wasserwaage, ein Live-Histogramm, MF- und AF-Lupe oder einblendbare Gitterlinien, die bei der Bildgestaltung zur Hand gehen.
Bildqualität An der Grundausstattung für gute Bildqualität hat Canon im Vergleich zur S100 wenig geändert. Ob das altbewährte System zusammen mit den Neuerungen der S110 eine so respektable Bildqualität wie die S100 erzielt, hat der ausführliche Labortest ergeben. Das Objektiv zeigt sehr gute Werte. Ein Schärfeabfall von der Bildmitte zum Bildrand ist quasi nicht feststellbar und auch die Randabdunklung ist kaum auszumachen. Die S110 kämpft allerdings nach wie vor mit einer tonnenförmigen Verzeichnung im Weitwinkelbereich und bei 50 Millimeter Brennweite, wo man das schon als störend empfinden kann. Farbsäume fallen erfreulich gering aus und sind bestenfalls am Bildrand zu finden, vor allem im Weitwinkelbereich bei offener Blende F2. Die gemessene Auflösung in der Bildmitte und am Bildrand erfüllt die hohen Erwartungen aus dem Test der S100. Die Nachfolgerin zeichnet sich mit ebenfalls sehr guten Werten aus, wobei die Auflösung zum Rand hin bei offener Blenden um rund zehn Linienpaare pro Millimeter abnimmt und bei geschlossenen Blenden ab F5,9 mit nur rund vier Linienpaaren noch ausgeglichener ist. Bei den Schärfeartefakten bleibt die S110 in der Regel unter den 20 Prozent in der Bildmitte, am Rand sind es meist nur rund zehn Prozent.
Das Bildrauschen liegt bis ISO 1.600 im grünen Bereich. Canon hat es sogar geschafft, die Rauschunterdrückung so abzustimmen, dass die Bilddetails bis ISO 400 gut und bis ISO 1.600 noch akzeptabel (mit leicht sichtbarem Detailverlust) abgebildet werden. Danach ist allerdings Schluss und die Werte von Bildrauschen und Detailverlust gehen in den Keller, so dass eine Empfindlichkeit von ISO 3.200 und höher nur in Extremsituationen empfehlenswert ist. Diese Entwicklung zeigt sich auch beim Helligkeitsrauschen. Die Korngröße liegt über alle ISO-Stufen hinweg im normalen Rahmen. Die Eingangsdynamik hält die S110 bis ISO 800 fast konstant hoch auf bis zu zehn Blendenstufen, danach sinkt der Dynamikumfang gleichmäßig auf 8,1 Blendenstufen bei ISO 12.800. Bei der Tonwertübertragung setzt Canon auf knackige kontrastreiche Bilder, was den Anforderungen einer kompakten Shoot-to-Print-Kamera durchaus entspricht. Die darstellbaren Grautöne können sich bis ISO 1.600 über dem als gut geltenden Wert von 160 von 256 Helligkeitsstufen halten. Beim Weißabgleich arbeitet die S110 sehr präzise und auch die Farben werden in der Regel korrekt wiedergegeben. Ein paar Ausnahmen bestätigen die Regel. Für Profis, die gerne selbst Hand anlegen, bietet die S110 Aufnahmen im Raw-Format. Insgesamt zeigt sich die S110 als würdige Nachfolgerin der S100. Ihre Bildqualität ist für eine Kompaktkamera äußerst gut und die Bildergebnisse machen Spaß.
Fazit Die Canon PowerShot S110 ist eine rundum empfehlenswerte Kamera. In Sachen Bildqualität kann ihr in der Kompaktklasse kaum ein anderes Modell das Wasser reichen. Fotografieren mit der S110 macht Spaß, weil man vieles (manuell) einstellen kann, sich aber auch mal von der Kamera führen lassen kann. Egal wie man sich entscheidet – das Bildergebnis stimmt in der Regel. Die WiFi-Funktion ist zeitgemäß, fällt aber noch etwas umständlich aus. Trotzdem bietet die elegante Kompaktkamera nahezu alles, was man sich von einem Gerät ihrer Klasse verspricht. Kleine Mängel wie Panoramabilder, die nicht gleich in der Kamera zusammengebaut werden, sind da verschmerzbar.
Kurzbewertung
- Sehr gute Bildqualität
- Aufnahmen im Raw-Format
- Vollwertiger manueller Modus, der über zwei Drehräder gesteuert werden kann
- Sehr gute Ausstattung inklusive Reihenaufnahmen, HDR und High-Speed-Serie in voller Auflösung
- WLAN-Funktionalität für drahtlose Anbindung an Smartphones, PCs, Drucker und andere Kameras
- Komplliziertes Einrichten der WLAN-Funktion
- Lichtstark im Weitwinkelbereich, aber mit F5,9 im Telebereich eher unterdurchschnittlich
- Schwache Akkuleistung
Technische Daten
Modell |
Canon PowerShot S110 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/1,7" 7,6 x 5,7 mm (Cropfaktor 4,6) 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 24p |
Objektiv |
24-120 mm / F2,0-5,9 (5-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,461 Mio. Bildpunkte, Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
Drahtlos |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
GPS |
extern |
Serienaufnahmen |
max. 10 Bilder/s und max. 10 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 80 bis 12.800, manuell ISO 80 bis 12.800 |
Abmessungen |
99 x 59 x 27 mm (B x H x T) |
Gewicht |
198 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/2CEWL (mit Preisvergleich) |